Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 23.

Um also die Sache noch einmal kurz vorzu-
stellen und verschiedenen Einwürfen zu begegnen,
muß ich nur erinnern, daß das anlocken, auf-

fan-
gezogen, wieder Sonnenschein gewesen sey, daß
der Wind sich kurz vorher und gleich nachher
gedrehet habe, und daß Leute auf der Gasse
durch eben diesen Schlag erschüttert, ja einige
umgeworfen worden. Verschiedene andere
Umstände scheinen auch die plötzliche Gewalt
eines Blitzes anzuzeigen, zumal da der metal-
lene Drath dabey zerrissen und geschmolzen
worden, so, daß die eingebrannten Striemen
auf Hrn. Sokolows Kleide zu erkennen gewe-
sen. Dergleichen wird man von blosser Aus-
lockung eines Funkens ohne Zuschuß durchfah-
render Materie nicht aufweisen können. An
Hrn. de Romas dünnem Drathe war die Ge-
wittermaterie sehr überhäuft, dennoch, wenn
die stärksten Funken daraus gezogen wurden,
zerriß der Drath nicht, obwohl dieser noch aus
der nahen Wolke einen schnellen Zuschuß hätte
bekommen können. Indessen könnte die nach-
gerade aus der Luft bey diesen Anstalten, wie
an Hrn. de Romas Drachenschnur, gesammlete
Materie auch ohne einen plötzlichen Zuschuß
von einem Blitze, schon zureichen, einen Men-
schen, der sich dem donnervollen Metalle na-
hete, zu erschlagen. So hätte es bey der Er-
fahrung mit der Gewitterstange zu Potsdam,
(davon im Hamb. Magaz. XV. B. p. 602.) ge-
hen können, wenn der Beobachter dabey gewe-
sen, als durch einen daraus entsprungenen
Schlag die angenagelten Latten ausgerissen und
ein Loch in einen Dachziegel, welcher eine
Spanne
§. 23.

Um alſo die Sache noch einmal kurz vorzu-
ſtellen und verſchiedenen Einwuͤrfen zu begegnen,
muß ich nur erinnern, daß das anlocken, auf-

fan-
gezogen, wieder Sonnenſchein geweſen ſey, daß
der Wind ſich kurz vorher und gleich nachher
gedrehet habe, und daß Leute auf der Gaſſe
durch eben dieſen Schlag erſchuͤttert, ja einige
umgeworfen worden. Verſchiedene andere
Umſtaͤnde ſcheinen auch die ploͤtzliche Gewalt
eines Blitzes anzuzeigen, zumal da der metal-
lene Drath dabey zerriſſen und geſchmolzen
worden, ſo, daß die eingebrannten Striemen
auf Hrn. Sokolows Kleide zu erkennen gewe-
ſen. Dergleichen wird man von bloſſer Aus-
lockung eines Funkens ohne Zuſchuß durchfah-
render Materie nicht aufweiſen koͤnnen. An
Hrn. de Romas duͤnnem Drathe war die Ge-
wittermaterie ſehr uͤberhaͤuft, dennoch, wenn
die ſtaͤrkſten Funken daraus gezogen wurden,
zerriß der Drath nicht, obwohl dieſer noch aus
der nahen Wolke einen ſchnellen Zuſchuß haͤtte
bekommen koͤnnen. Indeſſen koͤnnte die nach-
gerade aus der Luft bey dieſen Anſtalten, wie
an Hrn. de Romas Drachenſchnur, geſammlete
Materie auch ohne einen ploͤtzlichen Zuſchuß
von einem Blitze, ſchon zureichen, einen Men-
ſchen, der ſich dem donnervollen Metalle na-
hete, zu erſchlagen. So haͤtte es bey der Er-
fahrung mit der Gewitterſtange zu Potsdam,
(davon im Hamb. Magaz. XV. B. p. 602.) ge-
hen koͤnnen, wenn der Beobachter dabey gewe-
ſen, als durch einen daraus entſprungenen
Schlag die angenagelten Latten ausgeriſſen und
ein Loch in einen Dachziegel, welcher eine
Spanne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0095" n="95"/>
      <div n="1">
        <head>§. 23.</head><lb/>
        <p>Um al&#x017F;o die Sache noch einmal kurz vorzu-<lb/>
&#x017F;tellen und ver&#x017F;chiedenen Einwu&#x0364;rfen zu begegnen,<lb/>
muß ich nur erinnern, daß das <hi rendition="#fr">anlocken, auf-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">fan-</hi></fw><lb/><note next="#seg2pn_32_3" xml:id="seg2pn_32_2" prev="#seg2pn_32_1" place="foot" n="*)">gezogen, wieder Sonnen&#x017F;chein gewe&#x017F;en &#x017F;ey, daß<lb/>
der Wind &#x017F;ich kurz vorher und gleich nachher<lb/>
gedrehet habe, und daß Leute auf der Ga&#x017F;&#x017F;e<lb/>
durch eben die&#x017F;en Schlag er&#x017F;chu&#x0364;ttert, ja einige<lb/>
umgeworfen worden. Ver&#x017F;chiedene andere<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;cheinen auch die plo&#x0364;tzliche Gewalt<lb/>
eines Blitzes anzuzeigen, zumal da der metal-<lb/>
lene Drath dabey zerri&#x017F;&#x017F;en und ge&#x017F;chmolzen<lb/>
worden, &#x017F;o, daß die eingebrannten Striemen<lb/>
auf Hrn. Sokolows Kleide zu erkennen gewe-<lb/>
&#x017F;en. Dergleichen wird man von blo&#x017F;&#x017F;er Aus-<lb/>
lockung eines Funkens ohne Zu&#x017F;chuß durchfah-<lb/>
render Materie nicht aufwei&#x017F;en ko&#x0364;nnen. An<lb/>
Hrn. <hi rendition="#fr">de Romas</hi> du&#x0364;nnem Drathe war die Ge-<lb/>
wittermaterie &#x017F;ehr u&#x0364;berha&#x0364;uft, dennoch, wenn<lb/>
die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Funken daraus gezogen wurden,<lb/>
zerriß der Drath nicht, obwohl die&#x017F;er noch aus<lb/>
der nahen Wolke einen &#x017F;chnellen Zu&#x017F;chuß ha&#x0364;tte<lb/>
bekommen ko&#x0364;nnen. Inde&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte die nach-<lb/>
gerade aus der Luft bey die&#x017F;en An&#x017F;talten, wie<lb/>
an Hrn. <hi rendition="#fr">de Romas</hi> Drachen&#x017F;chnur, ge&#x017F;ammlete<lb/>
Materie auch ohne einen plo&#x0364;tzlichen Zu&#x017F;chuß<lb/>
von einem Blitze, &#x017F;chon zureichen, einen Men-<lb/>
&#x017F;chen, der &#x017F;ich dem donnervollen Metalle na-<lb/>
hete, zu er&#x017F;chlagen. So ha&#x0364;tte es bey der Er-<lb/>
fahrung mit der Gewitter&#x017F;tange zu Potsdam,<lb/>
(davon im Hamb. Magaz. <hi rendition="#aq">XV.</hi> B. <hi rendition="#aq">p.</hi> 602.) ge-<lb/>
hen ko&#x0364;nnen, wenn der Beobachter dabey gewe-<lb/>
&#x017F;en, als durch einen daraus ent&#x017F;prungenen<lb/>
Schlag die angenagelten Latten ausgeri&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
ein Loch in einen Dachziegel, welcher eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Spanne</fw></note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0095] §. 23. Um alſo die Sache noch einmal kurz vorzu- ſtellen und verſchiedenen Einwuͤrfen zu begegnen, muß ich nur erinnern, daß das anlocken, auf- fan- *) *) gezogen, wieder Sonnenſchein geweſen ſey, daß der Wind ſich kurz vorher und gleich nachher gedrehet habe, und daß Leute auf der Gaſſe durch eben dieſen Schlag erſchuͤttert, ja einige umgeworfen worden. Verſchiedene andere Umſtaͤnde ſcheinen auch die ploͤtzliche Gewalt eines Blitzes anzuzeigen, zumal da der metal- lene Drath dabey zerriſſen und geſchmolzen worden, ſo, daß die eingebrannten Striemen auf Hrn. Sokolows Kleide zu erkennen gewe- ſen. Dergleichen wird man von bloſſer Aus- lockung eines Funkens ohne Zuſchuß durchfah- render Materie nicht aufweiſen koͤnnen. An Hrn. de Romas duͤnnem Drathe war die Ge- wittermaterie ſehr uͤberhaͤuft, dennoch, wenn die ſtaͤrkſten Funken daraus gezogen wurden, zerriß der Drath nicht, obwohl dieſer noch aus der nahen Wolke einen ſchnellen Zuſchuß haͤtte bekommen koͤnnen. Indeſſen koͤnnte die nach- gerade aus der Luft bey dieſen Anſtalten, wie an Hrn. de Romas Drachenſchnur, geſammlete Materie auch ohne einen ploͤtzlichen Zuſchuß von einem Blitze, ſchon zureichen, einen Men- ſchen, der ſich dem donnervollen Metalle na- hete, zu erſchlagen. So haͤtte es bey der Er- fahrung mit der Gewitterſtange zu Potsdam, (davon im Hamb. Magaz. XV. B. p. 602.) ge- hen koͤnnen, wenn der Beobachter dabey gewe- ſen, als durch einen daraus entſprungenen Schlag die angenagelten Latten ausgeriſſen und ein Loch in einen Dachziegel, welcher eine Spanne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die zweiten Auflage, … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/95
Zitationshilfe: Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/95>, abgerufen am 21.11.2024.