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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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VI. Klima.
wärmung. Die grossen Temperatur-Minima folgen fast ohne Aus-
nahme, wie bei uns, hellen Tagen und geringem Feuchtigkeitsgehalte
der Luft, wie sie im Winter während der Herrschaft nördlicher Winde
häufig sind. Nicht selten kommt die grösste Differenz zwischen der
Tageswärme und Nachtkühle während einer Woche innerhalb 18 Stun-
den vor. Ueberhaupt aber sind die monatlichen Extreme gegenüber
den Monatsmitteln sehr beträchtliche, wie dies aus den Tabellen ge-
nügend ersichtlich ist.

Nur im Gebiete des Kampferbaumes, auf den Goto, im südlichen
Kiushiu und in Tosa, sind Winter mit Schneefall die Ausnahme und
Frostnächte wenig zahlreich. Doch gefriert selbst in Kagoshima unter
311/2° N. das Wasser in den Tuschschalen während des Winters ziem-
lich häufig, wobei freilich auch der leichte, luftige Bau der Häuser
in Betracht kommt, und nicht weit davon, ebenfalls an der Kagoshima-
bucht, pflegt man noch im April die jungen Tabakspflanzen Nachts
gegen eine zu starke Abkühlung des Bodens durch Strohdächer zu
schützen. Nach den Beobachtungen in Tokio kommen dort im Jahre
durchschnittlich 67 Frostnächte vor, in Sapporo 148, denen sich 35
Frosttage anschliessen. Ihre Vertheilung auf die einzelnen Monate
ist folgende:

[Tabelle]

Eine solche Zusammenstellung gewährt zugleich ein gutes Bild
von der Länge und Stetigkeit des Winters, wie er der Insel Yezo zu
Theil wird.

Unseren Betrachtungen über den jährlichen Gang der Temperatur
in Japan schicken wir nachstehende Vergleichstabelle für eine Reihe
Orte des nordöstlichen Monsungebietes voran.

Wenn Osaka, wie wir hieraus ersehen, obgleich es um 2 1/3 °
nördlicher liegt als Nagasaki, nicht bloss dieselbe mittlere Jahres-
temperatur von 16°C. hat, sondern auch einen nahezu gleichen Gang
der Wärme durch die einzelnen Monate, so erklärt dies seine geschützte
Lage. Ebenso müssen wir es als eine Folge der Lage ansehen, dass
in Nagasaki der Frühling, in Osaka der Herbst etwas wärmer ist;
denn dort machen sich die Monsunwechsel eher fühlbar als hier.

Bei einem Vergleich der Temperaturen von Yokohama und Tokio,
mit annähernd gleichen Jahresmitteln von 14,3, beziehungsweise 13,8
Grad, zeigt sich durchweg der grössere Einfluss des Meeres bei

VI. Klima.
wärmung. Die grossen Temperatur-Minima folgen fast ohne Aus-
nahme, wie bei uns, hellen Tagen und geringem Feuchtigkeitsgehalte
der Luft, wie sie im Winter während der Herrschaft nördlicher Winde
häufig sind. Nicht selten kommt die grösste Differenz zwischen der
Tageswärme und Nachtkühle während einer Woche innerhalb 18 Stun-
den vor. Ueberhaupt aber sind die monatlichen Extreme gegenüber
den Monatsmitteln sehr beträchtliche, wie dies aus den Tabellen ge-
nügend ersichtlich ist.

Nur im Gebiete des Kampferbaumes, auf den Gôtô, im südlichen
Kiushiu und in Tosa, sind Winter mit Schneefall die Ausnahme und
Frostnächte wenig zahlreich. Doch gefriert selbst in Kagoshima unter
31½° N. das Wasser in den Tuschschalen während des Winters ziem-
lich häufig, wobei freilich auch der leichte, luftige Bau der Häuser
in Betracht kommt, und nicht weit davon, ebenfalls an der Kagoshima-
bucht, pflegt man noch im April die jungen Tabakspflanzen Nachts
gegen eine zu starke Abkühlung des Bodens durch Strohdächer zu
schützen. Nach den Beobachtungen in Tôkio kommen dort im Jahre
durchschnittlich 67 Frostnächte vor, in Sapporo 148, denen sich 35
Frosttage anschliessen. Ihre Vertheilung auf die einzelnen Monate
ist folgende:

[Tabelle]

Eine solche Zusammenstellung gewährt zugleich ein gutes Bild
von der Länge und Stetigkeit des Winters, wie er der Insel Yezo zu
Theil wird.

Unseren Betrachtungen über den jährlichen Gang der Temperatur
in Japan schicken wir nachstehende Vergleichstabelle für eine Reihe
Orte des nordöstlichen Monsungebietes voran.

Wenn Ôsaka, wie wir hieraus ersehen, obgleich es um 2⅓°
nördlicher liegt als Nagasaki, nicht bloss dieselbe mittlere Jahres-
temperatur von 16°C. hat, sondern auch einen nahezu gleichen Gang
der Wärme durch die einzelnen Monate, so erklärt dies seine geschützte
Lage. Ebenso müssen wir es als eine Folge der Lage ansehen, dass
in Nagasaki der Frühling, in Ôsaka der Herbst etwas wärmer ist;
denn dort machen sich die Monsunwechsel eher fühlbar als hier.

Bei einem Vergleich der Temperaturen von Yokohama und Tôkio,
mit annähernd gleichen Jahresmitteln von 14,3, beziehungsweise 13,8
Grad, zeigt sich durchweg der grössere Einfluss des Meeres bei

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[124/0146] VI. Klima. wärmung. Die grossen Temperatur-Minima folgen fast ohne Aus- nahme, wie bei uns, hellen Tagen und geringem Feuchtigkeitsgehalte der Luft, wie sie im Winter während der Herrschaft nördlicher Winde häufig sind. Nicht selten kommt die grösste Differenz zwischen der Tageswärme und Nachtkühle während einer Woche innerhalb 18 Stun- den vor. Ueberhaupt aber sind die monatlichen Extreme gegenüber den Monatsmitteln sehr beträchtliche, wie dies aus den Tabellen ge- nügend ersichtlich ist. Nur im Gebiete des Kampferbaumes, auf den Gôtô, im südlichen Kiushiu und in Tosa, sind Winter mit Schneefall die Ausnahme und Frostnächte wenig zahlreich. Doch gefriert selbst in Kagoshima unter 31½° N. das Wasser in den Tuschschalen während des Winters ziem- lich häufig, wobei freilich auch der leichte, luftige Bau der Häuser in Betracht kommt, und nicht weit davon, ebenfalls an der Kagoshima- bucht, pflegt man noch im April die jungen Tabakspflanzen Nachts gegen eine zu starke Abkühlung des Bodens durch Strohdächer zu schützen. Nach den Beobachtungen in Tôkio kommen dort im Jahre durchschnittlich 67 Frostnächte vor, in Sapporo 148, denen sich 35 Frosttage anschliessen. Ihre Vertheilung auf die einzelnen Monate ist folgende: Eine solche Zusammenstellung gewährt zugleich ein gutes Bild von der Länge und Stetigkeit des Winters, wie er der Insel Yezo zu Theil wird. Unseren Betrachtungen über den jährlichen Gang der Temperatur in Japan schicken wir nachstehende Vergleichstabelle für eine Reihe Orte des nordöstlichen Monsungebietes voran. Wenn Ôsaka, wie wir hieraus ersehen, obgleich es um 2⅓° nördlicher liegt als Nagasaki, nicht bloss dieselbe mittlere Jahres- temperatur von 16°C. hat, sondern auch einen nahezu gleichen Gang der Wärme durch die einzelnen Monate, so erklärt dies seine geschützte Lage. Ebenso müssen wir es als eine Folge der Lage ansehen, dass in Nagasaki der Frühling, in Ôsaka der Herbst etwas wärmer ist; denn dort machen sich die Monsunwechsel eher fühlbar als hier. Bei einem Vergleich der Temperaturen von Yokohama und Tôkio, mit annähernd gleichen Jahresmitteln von 14,3, beziehungsweise 13,8 Grad, zeigt sich durchweg der grössere Einfluss des Meeres bei

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/146>, abgerufen am 24.11.2024.