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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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VI. Klima.
ersterem, der seine Winter milder, die Sommermonate aber kühler
macht, trotz der geringen räumlichen Entfernung beider Städte.

Bei Niigata überrascht, dass die mittlere Jahreswärme daselbst
mit 13,1° derjenigen von Tokio nur wenig nachsteht und auch in den
einzelnen Monaten die Differenzen nicht so gross sind, wie man dies
bei der nördlicheren Lage und der grösseren Annäherung an den
Continent erwarten sollte. Offenbar bewirken hier das Japanische
Meer, die häufige Bewölkung des Himmels und der reiche Schneefall
während des Winters den bedeutenden Ausgleich und sind die Ur-
sache, wesshalb in dem ganzen westlichen Küstenlande Japans keine
hohen Kältegrade vorkommen und Camellie und Theestrauch noch so
weit nach Norden reichen. Aus demselben Grunde hat selbst das
westliche und südliche Yezo noch milde Winter, in denen eine Kälte
von --16°C. nur selten vorkommt.

Vergleicht man hiermit die Temperaturerscheinungen der be-
nachbarten Festlandsküste, so ergeben sich auffällige Differenzen zu
Gunsten Japans. Der südliche Theil des letzteren ist um etwa 2°
wärmer als die chinesische Küste unter gleicher Breite, aber zwischen
Sapporo an der Westküste von Yezo und Wladiwostok unter gleichem
Parallel ist der Unterschied noch viel beträchtlicher und beträgt 5,2°
aufs Jahr und sogar 20,3° für die drei Wintermonate. So sind auch
die Westküsten von Yezo und Sachalin um mehrere Grad wärmer als
die Ostküsten. Hier thaut der zwei Fuss tief gefrorene Boden nach
Capt. John erst Ende Mai auf und verschwindet der Schnee erst
vollständig unter dem Einflusse der hochstehenden Junisonne. Häufige
Nebel schwächen überdies den Einfluss der Insolation während des
kurzen Sommers auf den Boden, so dass hier eine Cultur desselben
wohl für immer ausgeschlossen ist. Das Klima von Yezo und Sachalin
ist im Vergleich zu anderen Gebieten der Erde unter gleicher Breite
sehr kalt, ebenso das des Amurlandes; der übrige Theil des nord-
östlichen Monsungebietes aber hat im Winter negative, im Sommer
positive thermische Anomalien. Im eigentlichen Japan (Oyashima)
sind also ebenfalls die Winter kälter, die Sommer aber wärmer als
sonst in Ländern unter gleicher Breite. Die mittlere Jahreswärme von
Tokio ist 13,8°C. Im Winter sinkt das Quecksilber im Thermometer
ausnahmsweise auf --9°C., im Durchschnitt auf --5 bis --6,5°C., im
Sommer steigt es auf 35,5°C., so dass die grösste Amplitude 44,3°C.
beträgt. Von diesen Extremen kommt jedoch die angeführte Kälte
in fünf Jahren kaum einmal vor, während die Sommerhitze eben-
falls nur ausnahmsweise und nur an wenigen Tagen 34°C. übersteigt.
Von Orten unter annähernd gleicher Breite mit Tokio (351/2° N.)

VI. Klima.
ersterem, der seine Winter milder, die Sommermonate aber kühler
macht, trotz der geringen räumlichen Entfernung beider Städte.

Bei Niigata überrascht, dass die mittlere Jahreswärme daselbst
mit 13,1° derjenigen von Tôkio nur wenig nachsteht und auch in den
einzelnen Monaten die Differenzen nicht so gross sind, wie man dies
bei der nördlicheren Lage und der grösseren Annäherung an den
Continent erwarten sollte. Offenbar bewirken hier das Japanische
Meer, die häufige Bewölkung des Himmels und der reiche Schneefall
während des Winters den bedeutenden Ausgleich und sind die Ur-
sache, wesshalb in dem ganzen westlichen Küstenlande Japans keine
hohen Kältegrade vorkommen und Camellie und Theestrauch noch so
weit nach Norden reichen. Aus demselben Grunde hat selbst das
westliche und südliche Yezo noch milde Winter, in denen eine Kälte
von —16°C. nur selten vorkommt.

Vergleicht man hiermit die Temperaturerscheinungen der be-
nachbarten Festlandsküste, so ergeben sich auffällige Differenzen zu
Gunsten Japans. Der südliche Theil des letzteren ist um etwa 2°
wärmer als die chinesische Küste unter gleicher Breite, aber zwischen
Sapporo an der Westküste von Yezo und Wladiwostok unter gleichem
Parallel ist der Unterschied noch viel beträchtlicher und beträgt 5,2°
aufs Jahr und sogar 20,3° für die drei Wintermonate. So sind auch
die Westküsten von Yezo und Sachalin um mehrere Grad wärmer als
die Ostküsten. Hier thaut der zwei Fuss tief gefrorene Boden nach
Capt. John erst Ende Mai auf und verschwindet der Schnee erst
vollständig unter dem Einflusse der hochstehenden Junisonne. Häufige
Nebel schwächen überdies den Einfluss der Insolation während des
kurzen Sommers auf den Boden, so dass hier eine Cultur desselben
wohl für immer ausgeschlossen ist. Das Klima von Yezo und Sachalin
ist im Vergleich zu anderen Gebieten der Erde unter gleicher Breite
sehr kalt, ebenso das des Amurlandes; der übrige Theil des nord-
östlichen Monsungebietes aber hat im Winter negative, im Sommer
positive thermische Anomalien. Im eigentlichen Japan (Oyashima)
sind also ebenfalls die Winter kälter, die Sommer aber wärmer als
sonst in Ländern unter gleicher Breite. Die mittlere Jahreswärme von
Tôkio ist 13,8°C. Im Winter sinkt das Quecksilber im Thermometer
ausnahmsweise auf —9°C., im Durchschnitt auf —5 bis —6,5°C., im
Sommer steigt es auf 35,5°C., so dass die grösste Amplitude 44,3°C.
beträgt. Von diesen Extremen kommt jedoch die angeführte Kälte
in fünf Jahren kaum einmal vor, während die Sommerhitze eben-
falls nur ausnahmsweise und nur an wenigen Tagen 34°C. übersteigt.
Von Orten unter annähernd gleicher Breite mit Tôkio (35½° N.)

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[126/0148] VI. Klima. ersterem, der seine Winter milder, die Sommermonate aber kühler macht, trotz der geringen räumlichen Entfernung beider Städte. Bei Niigata überrascht, dass die mittlere Jahreswärme daselbst mit 13,1° derjenigen von Tôkio nur wenig nachsteht und auch in den einzelnen Monaten die Differenzen nicht so gross sind, wie man dies bei der nördlicheren Lage und der grösseren Annäherung an den Continent erwarten sollte. Offenbar bewirken hier das Japanische Meer, die häufige Bewölkung des Himmels und der reiche Schneefall während des Winters den bedeutenden Ausgleich und sind die Ur- sache, wesshalb in dem ganzen westlichen Küstenlande Japans keine hohen Kältegrade vorkommen und Camellie und Theestrauch noch so weit nach Norden reichen. Aus demselben Grunde hat selbst das westliche und südliche Yezo noch milde Winter, in denen eine Kälte von —16°C. nur selten vorkommt. Vergleicht man hiermit die Temperaturerscheinungen der be- nachbarten Festlandsküste, so ergeben sich auffällige Differenzen zu Gunsten Japans. Der südliche Theil des letzteren ist um etwa 2° wärmer als die chinesische Küste unter gleicher Breite, aber zwischen Sapporo an der Westküste von Yezo und Wladiwostok unter gleichem Parallel ist der Unterschied noch viel beträchtlicher und beträgt 5,2° aufs Jahr und sogar 20,3° für die drei Wintermonate. So sind auch die Westküsten von Yezo und Sachalin um mehrere Grad wärmer als die Ostküsten. Hier thaut der zwei Fuss tief gefrorene Boden nach Capt. John erst Ende Mai auf und verschwindet der Schnee erst vollständig unter dem Einflusse der hochstehenden Junisonne. Häufige Nebel schwächen überdies den Einfluss der Insolation während des kurzen Sommers auf den Boden, so dass hier eine Cultur desselben wohl für immer ausgeschlossen ist. Das Klima von Yezo und Sachalin ist im Vergleich zu anderen Gebieten der Erde unter gleicher Breite sehr kalt, ebenso das des Amurlandes; der übrige Theil des nord- östlichen Monsungebietes aber hat im Winter negative, im Sommer positive thermische Anomalien. Im eigentlichen Japan (Oyashima) sind also ebenfalls die Winter kälter, die Sommer aber wärmer als sonst in Ländern unter gleicher Breite. Die mittlere Jahreswärme von Tôkio ist 13,8°C. Im Winter sinkt das Quecksilber im Thermometer ausnahmsweise auf —9°C., im Durchschnitt auf —5 bis —6,5°C., im Sommer steigt es auf 35,5°C., so dass die grösste Amplitude 44,3°C. beträgt. Von diesen Extremen kommt jedoch die angeführte Kälte in fünf Jahren kaum einmal vor, während die Sommerhitze eben- falls nur ausnahmsweise und nur an wenigen Tagen 34°C. übersteigt. Von Orten unter annähernd gleicher Breite mit Tôkio (35½° N.)

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/148>, abgerufen am 24.11.2024.