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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Hydrometeore.
Meere hin verhüllt. Dort scheint noch der Sommer zu weilen, hier
ist bereits der lange Winter eingezogen.

Im oberen Thale des Tetori-gawa der Provinz Kaga sind 700--
800 Meter über der See 6 Meter Schnee die Regel und 2 Meter eine
seltene Ausnahme. Dort bezieht man im Winter die oberen Räume
der Häuser, um das Tageslicht zu geniessen, und schnallt plumpe
Schneeschuhe an, um mühsam von Ort zu Ort gelangen zu können.
Aehnliche Verhältnisse findet man in manchem anderen Gebirgsthale
dieser Seite des Landes, während östlich von dem Gebirgskamme viel
bedeutendere Höhen kaum 25--36 cm Schnee haben.

In Echigo wird im November der Winter durch Gewitter und
Hagelstürme eingeleitet, das Gebirge aber schon vorher in sein Winter-
kleid gehüllt. Dann bringen im December N.- und NW.-Winde auch
der Ebene reichen Schneefall. Auf Niigata kommen im Winter 32
Schneetage. Der Schnee bedeckt auf dem freien Lande 1--21/2 Meter
hoch den Boden und ist unstreitig für manches Gewächs, so für Camellie
und Theestrauch, ein wirksamer Schutz gegen die Winterkälte. Diese
erreicht ihr Maximum von etwa --9°C. Ende Januar oder zeitig im
Februar. Dass der Winter in diesem Gebiete nicht strenger auftritt,
dürfen wir zum grossen Theile ebenfalls dem reichen Niederschlage,
bedeckten Himmel und der dadurch frei werdenden Wärme, be-
ziehungsweise dem verminderten Ausstrahlungsvermögen der Erde zu-
schreiben.

Ganz anders gestaltet sich der Winter auf der Westseite des
Japanischen Meeres, z. B. zu Wladiwostok. Hier weist er nur 15--20
Schneetage auf, zeichnet sich aber sonst durch fast beständig klaren
Himmel ohne Wolken aus.

Die Erklärung der erwähnten Eigenthümlichkeiten des Winters
in den japanischen Landschaften längs des Japanischen Meeres ist
leicht. Wenn der kalte, trockene Nordwestwind des Continents über
das Japanische Meer streicht, vermischt er sich mit den feuchteren,
wärmeren Luftschichten daselbst und gelangt endlich mit höherer
Temperatur und feuchter nach Japan, dessen Temperatur um diese
Zeit bedeutend niedriger ist, als die des Meeres. Je nach dem Feuch-
tigkeitsgehalte der Luft und dem Maasse der nun folgenden Abküh-
lung findet dann eine Ausscheidung von Schnee schon in der Ebene
statt oder erst, wenn der Wind am östlichen Grenzgebirge derselben
anlangt und nun beim Emporsteigen an demselben seine Temperatur
ansehnlich verringern muss. Hat er endlich die Kammhöhe erreicht
und senkt sich jenseits derselben wieder, so nimmt hiermit und mit
seiner Verdichtung auch seine Wärme zu; er wird mehr und mehr

Hydrometeore.
Meere hin verhüllt. Dort scheint noch der Sommer zu weilen, hier
ist bereits der lange Winter eingezogen.

Im oberen Thale des Tetori-gawa der Provinz Kaga sind 700—
800 Meter über der See 6 Meter Schnee die Regel und 2 Meter eine
seltene Ausnahme. Dort bezieht man im Winter die oberen Räume
der Häuser, um das Tageslicht zu geniessen, und schnallt plumpe
Schneeschuhe an, um mühsam von Ort zu Ort gelangen zu können.
Aehnliche Verhältnisse findet man in manchem anderen Gebirgsthale
dieser Seite des Landes, während östlich von dem Gebirgskamme viel
bedeutendere Höhen kaum 25—36 cm Schnee haben.

In Echigo wird im November der Winter durch Gewitter und
Hagelstürme eingeleitet, das Gebirge aber schon vorher in sein Winter-
kleid gehüllt. Dann bringen im December N.- und NW.-Winde auch
der Ebene reichen Schneefall. Auf Niigata kommen im Winter 32
Schneetage. Der Schnee bedeckt auf dem freien Lande 1—2½ Meter
hoch den Boden und ist unstreitig für manches Gewächs, so für Camellie
und Theestrauch, ein wirksamer Schutz gegen die Winterkälte. Diese
erreicht ihr Maximum von etwa —9°C. Ende Januar oder zeitig im
Februar. Dass der Winter in diesem Gebiete nicht strenger auftritt,
dürfen wir zum grossen Theile ebenfalls dem reichen Niederschlage,
bedeckten Himmel und der dadurch frei werdenden Wärme, be-
ziehungsweise dem verminderten Ausstrahlungsvermögen der Erde zu-
schreiben.

Ganz anders gestaltet sich der Winter auf der Westseite des
Japanischen Meeres, z. B. zu Wladiwostok. Hier weist er nur 15—20
Schneetage auf, zeichnet sich aber sonst durch fast beständig klaren
Himmel ohne Wolken aus.

Die Erklärung der erwähnten Eigenthümlichkeiten des Winters
in den japanischen Landschaften längs des Japanischen Meeres ist
leicht. Wenn der kalte, trockene Nordwestwind des Continents über
das Japanische Meer streicht, vermischt er sich mit den feuchteren,
wärmeren Luftschichten daselbst und gelangt endlich mit höherer
Temperatur und feuchter nach Japan, dessen Temperatur um diese
Zeit bedeutend niedriger ist, als die des Meeres. Je nach dem Feuch-
tigkeitsgehalte der Luft und dem Maasse der nun folgenden Abküh-
lung findet dann eine Ausscheidung von Schnee schon in der Ebene
statt oder erst, wenn der Wind am östlichen Grenzgebirge derselben
anlangt und nun beim Emporsteigen an demselben seine Temperatur
ansehnlich verringern muss. Hat er endlich die Kammhöhe erreicht
und senkt sich jenseits derselben wieder, so nimmt hiermit und mit
seiner Verdichtung auch seine Wärme zu; er wird mehr und mehr

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[141/0163] Hydrometeore. Meere hin verhüllt. Dort scheint noch der Sommer zu weilen, hier ist bereits der lange Winter eingezogen. Im oberen Thale des Tetori-gawa der Provinz Kaga sind 700— 800 Meter über der See 6 Meter Schnee die Regel und 2 Meter eine seltene Ausnahme. Dort bezieht man im Winter die oberen Räume der Häuser, um das Tageslicht zu geniessen, und schnallt plumpe Schneeschuhe an, um mühsam von Ort zu Ort gelangen zu können. Aehnliche Verhältnisse findet man in manchem anderen Gebirgsthale dieser Seite des Landes, während östlich von dem Gebirgskamme viel bedeutendere Höhen kaum 25—36 cm Schnee haben. In Echigo wird im November der Winter durch Gewitter und Hagelstürme eingeleitet, das Gebirge aber schon vorher in sein Winter- kleid gehüllt. Dann bringen im December N.- und NW.-Winde auch der Ebene reichen Schneefall. Auf Niigata kommen im Winter 32 Schneetage. Der Schnee bedeckt auf dem freien Lande 1—2½ Meter hoch den Boden und ist unstreitig für manches Gewächs, so für Camellie und Theestrauch, ein wirksamer Schutz gegen die Winterkälte. Diese erreicht ihr Maximum von etwa —9°C. Ende Januar oder zeitig im Februar. Dass der Winter in diesem Gebiete nicht strenger auftritt, dürfen wir zum grossen Theile ebenfalls dem reichen Niederschlage, bedeckten Himmel und der dadurch frei werdenden Wärme, be- ziehungsweise dem verminderten Ausstrahlungsvermögen der Erde zu- schreiben. Ganz anders gestaltet sich der Winter auf der Westseite des Japanischen Meeres, z. B. zu Wladiwostok. Hier weist er nur 15—20 Schneetage auf, zeichnet sich aber sonst durch fast beständig klaren Himmel ohne Wolken aus. Die Erklärung der erwähnten Eigenthümlichkeiten des Winters in den japanischen Landschaften längs des Japanischen Meeres ist leicht. Wenn der kalte, trockene Nordwestwind des Continents über das Japanische Meer streicht, vermischt er sich mit den feuchteren, wärmeren Luftschichten daselbst und gelangt endlich mit höherer Temperatur und feuchter nach Japan, dessen Temperatur um diese Zeit bedeutend niedriger ist, als die des Meeres. Je nach dem Feuch- tigkeitsgehalte der Luft und dem Maasse der nun folgenden Abküh- lung findet dann eine Ausscheidung von Schnee schon in der Ebene statt oder erst, wenn der Wind am östlichen Grenzgebirge derselben anlangt und nun beim Emporsteigen an demselben seine Temperatur ansehnlich verringern muss. Hat er endlich die Kammhöhe erreicht und senkt sich jenseits derselben wieder, so nimmt hiermit und mit seiner Verdichtung auch seine Wärme zu; er wird mehr und mehr

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/163>, abgerufen am 24.11.2024.