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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
seine Feinde besiegte, dem Lande weithin den Frieden sicherte und
für die Entwickelung friedlicher Arbeit, insbesondere des Ackerbaues
besorgt war. Er liess Cerealien pflanzen, heisst es, und Hanf, sowie
Knoblauch und Ingwer.

Der 10. Mikado, Saujin-Tenno (97--30 v. Chr.), dessen Name
bereits genannt wurde, war ein bemerkenswerther Civilisator seines
Volkes. Er ermuthigte die Landwirthschaft und liess unter anderem
die ersten Reservoire anlegen zur Bewässerung der Reisfelder in
regenarmen Sommern. Als ein weiteres Zeichen seiner grossen Für-
sorge wird hervorgehoben, dass er auf eine gerechtere Besteuerung
bedacht war und Bestimmungen zum Unterhalt der Priester traf.
Nachdem er einen Aufstand unterdrückt hatte, kam Japan zum ersten
Male, soweit die Geschichte darüber berichtet, in Beziehung zu Korea.

Der nordwestliche Theil dieser Halbinsel gehörte damals zu
China, während das Uebrige in eine Anzahl kleiner selbständiger
Staaten zerfiel, welche in der Folge viel erwähnt werden *). Nun
ereignete sich der in der Geschichte so oft wiederkehrende Fall, dass
einer derselben durch einen mächtigen Nachbar bedrückt wurde und
fremde Hilfe anrief. Hier war es Mimana an der Südküste Koreas,
das sich an Japan um Schutz gegen seinen nördlichen Nachbar Shiraki
wandte und dafür Tribut zu zahlen versprach. Hieraus und aus dem
ferneren Umstande, dass die Entsendung eines japanischen Gesandten
nach Shiraki genügte, um dieses zum Nachgeben zu bewegen, dürfen
wir auf das Ansehen schliessen, in welchem um diese Zeit Japan
bereits bei seinen westlichen Nachbarn stand. Mimana hielt sein
Versprechen, sandte Geschenke und Tribut an Saujin-Tenno (32 v. Chr.)

*) Wie die beifolgende Kartenskizze von Korea zeigt, lag auf der Ostseite
der Halbinsel, bespült von den Wellen der Broughton-Bucht, der Staat Koma
oder Korai. Ihm folgte im Süden Shiraki oder Shinra, dann an der Broughton-
Strasse das kleine Mimana oder Kara und endlich längs der Westküste der
Halbinsel Kudara oder Hiyakusai. Mimana wurde später eine japanische Colonie,
Kudara war lange Zeit hindurch Schutzstaat, während die Abhängigkeit der
beiden anderen von Japan jedenfalls eine viel geringere, ja sogar zweifelhafte war.
In späterer Zeit, als die Person des Mikado in den Hintergrund trat und lange
Bürgerkriege die Kräfte und Mittel in Japan selbst in Anspruch nahmen, ging
jener überseeische Besitz verloren. Auf Kosten von Mimana und einem Theile
von Kudara erweiterten sich Shinra und Korai, und bildeten sich drei selbstän-
dige Königreiche heraus, die Sankan, wie sie in der japanischen Geschichte ge-
nannt werden, nämlich Korai, woraus der Name Korea entstanden ist, Shinra
und Hiyakusai. Diesen folgt noch später (1391 n. Chr.) die Verschmelzung
dieser drei Länder in ein Königreich Chozen oder Korea, das seine Geschichte
von diesem Zeitabschnitte zählt und jetzt (1880) im 489. Jahre seit seiner Grün-
dung steht.

I. Geschichte des japanischen Volkes.
seine Feinde besiegte, dem Lande weithin den Frieden sicherte und
für die Entwickelung friedlicher Arbeit, insbesondere des Ackerbaues
besorgt war. Er liess Cerealien pflanzen, heisst es, und Hanf, sowie
Knoblauch und Ingwer.

Der 10. Mikado, Sûjin-Tennô (97—30 v. Chr.), dessen Name
bereits genannt wurde, war ein bemerkenswerther Civilisator seines
Volkes. Er ermuthigte die Landwirthschaft und liess unter anderem
die ersten Reservoire anlegen zur Bewässerung der Reisfelder in
regenarmen Sommern. Als ein weiteres Zeichen seiner grossen Für-
sorge wird hervorgehoben, dass er auf eine gerechtere Besteuerung
bedacht war und Bestimmungen zum Unterhalt der Priester traf.
Nachdem er einen Aufstand unterdrückt hatte, kam Japan zum ersten
Male, soweit die Geschichte darüber berichtet, in Beziehung zu Korea.

Der nordwestliche Theil dieser Halbinsel gehörte damals zu
China, während das Uebrige in eine Anzahl kleiner selbständiger
Staaten zerfiel, welche in der Folge viel erwähnt werden *). Nun
ereignete sich der in der Geschichte so oft wiederkehrende Fall, dass
einer derselben durch einen mächtigen Nachbar bedrückt wurde und
fremde Hilfe anrief. Hier war es Mimana an der Südküste Koreas,
das sich an Japan um Schutz gegen seinen nördlichen Nachbar Shiraki
wandte und dafür Tribut zu zahlen versprach. Hieraus und aus dem
ferneren Umstande, dass die Entsendung eines japanischen Gesandten
nach Shiraki genügte, um dieses zum Nachgeben zu bewegen, dürfen
wir auf das Ansehen schliessen, in welchem um diese Zeit Japan
bereits bei seinen westlichen Nachbarn stand. Mimana hielt sein
Versprechen, sandte Geschenke und Tribut an Sûjin-Tennô (32 v. Chr.)

*) Wie die beifolgende Kartenskizze von Korea zeigt, lag auf der Ostseite
der Halbinsel, bespült von den Wellen der Broughton-Bucht, der Staat Koma
oder Korai. Ihm folgte im Süden Shiraki oder Shinra, dann an der Broughton-
Strasse das kleine Mimana oder Kara und endlich längs der Westküste der
Halbinsel Kudara oder Hiyakusai. Mimana wurde später eine japanische Colonie,
Kudara war lange Zeit hindurch Schutzstaat, während die Abhängigkeit der
beiden anderen von Japan jedenfalls eine viel geringere, ja sogar zweifelhafte war.
In späterer Zeit, als die Person des Mikado in den Hintergrund trat und lange
Bürgerkriege die Kräfte und Mittel in Japan selbst in Anspruch nahmen, ging
jener überseeische Besitz verloren. Auf Kosten von Mimana und einem Theile
von Kudara erweiterten sich Shinra und Korai, und bildeten sich drei selbstän-
dige Königreiche heraus, die Sankan, wie sie in der japanischen Geschichte ge-
nannt werden, nämlich Korai, woraus der Name Korea entstanden ist, Shinra
und Hiyakusai. Diesen folgt noch später (1391 n. Chr.) die Verschmelzung
dieser drei Länder in ein Königreich Chôzen oder Korea, das seine Geschichte
von diesem Zeitabschnitte zählt und jetzt (1880) im 489. Jahre seit seiner Grün-
dung steht.
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[246/0270] I. Geschichte des japanischen Volkes. seine Feinde besiegte, dem Lande weithin den Frieden sicherte und für die Entwickelung friedlicher Arbeit, insbesondere des Ackerbaues besorgt war. Er liess Cerealien pflanzen, heisst es, und Hanf, sowie Knoblauch und Ingwer. Der 10. Mikado, Sûjin-Tennô (97—30 v. Chr.), dessen Name bereits genannt wurde, war ein bemerkenswerther Civilisator seines Volkes. Er ermuthigte die Landwirthschaft und liess unter anderem die ersten Reservoire anlegen zur Bewässerung der Reisfelder in regenarmen Sommern. Als ein weiteres Zeichen seiner grossen Für- sorge wird hervorgehoben, dass er auf eine gerechtere Besteuerung bedacht war und Bestimmungen zum Unterhalt der Priester traf. Nachdem er einen Aufstand unterdrückt hatte, kam Japan zum ersten Male, soweit die Geschichte darüber berichtet, in Beziehung zu Korea. Der nordwestliche Theil dieser Halbinsel gehörte damals zu China, während das Uebrige in eine Anzahl kleiner selbständiger Staaten zerfiel, welche in der Folge viel erwähnt werden *). Nun ereignete sich der in der Geschichte so oft wiederkehrende Fall, dass einer derselben durch einen mächtigen Nachbar bedrückt wurde und fremde Hilfe anrief. Hier war es Mimana an der Südküste Koreas, das sich an Japan um Schutz gegen seinen nördlichen Nachbar Shiraki wandte und dafür Tribut zu zahlen versprach. Hieraus und aus dem ferneren Umstande, dass die Entsendung eines japanischen Gesandten nach Shiraki genügte, um dieses zum Nachgeben zu bewegen, dürfen wir auf das Ansehen schliessen, in welchem um diese Zeit Japan bereits bei seinen westlichen Nachbarn stand. Mimana hielt sein Versprechen, sandte Geschenke und Tribut an Sûjin-Tennô (32 v. Chr.) *) Wie die beifolgende Kartenskizze von Korea zeigt, lag auf der Ostseite der Halbinsel, bespült von den Wellen der Broughton-Bucht, der Staat Koma oder Korai. Ihm folgte im Süden Shiraki oder Shinra, dann an der Broughton- Strasse das kleine Mimana oder Kara und endlich längs der Westküste der Halbinsel Kudara oder Hiyakusai. Mimana wurde später eine japanische Colonie, Kudara war lange Zeit hindurch Schutzstaat, während die Abhängigkeit der beiden anderen von Japan jedenfalls eine viel geringere, ja sogar zweifelhafte war. In späterer Zeit, als die Person des Mikado in den Hintergrund trat und lange Bürgerkriege die Kräfte und Mittel in Japan selbst in Anspruch nahmen, ging jener überseeische Besitz verloren. Auf Kosten von Mimana und einem Theile von Kudara erweiterten sich Shinra und Korai, und bildeten sich drei selbstän- dige Königreiche heraus, die Sankan, wie sie in der japanischen Geschichte ge- nannt werden, nämlich Korai, woraus der Name Korea entstanden ist, Shinra und Hiyakusai. Diesen folgt noch später (1391 n. Chr.) die Verschmelzung dieser drei Länder in ein Königreich Chôzen oder Korea, das seine Geschichte von diesem Zeitabschnitte zählt und jetzt (1880) im 489. Jahre seit seiner Grün- dung steht.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/270>, abgerufen am 24.11.2024.