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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kioto etc.
Amt des Daijo-Daijin (Ministerpräsidenten) ist ebenfalls an hohe Kuge
des Fujiwara-Geschlechtes gebunden. Der jetzige Inhaber desselben,
Sanjo-Saneyoshi, gehört dem Range nach der achten Kuge-
familie an.

Die Fujiwara hatten viele Jahrhunderte hindurch fast alle höheren
Civilämter inne. Hier und in der Hofintrigue entwickelten sie ihre
Hauptthätigkeit. Viele Verwandtschaftsbande verknüpften sie mit
dem Herrscherhause. Die Mütter und die Frauen der Mikado waren
alle Fujiwara und die Prinzessinnen von Blut fast alle an Glieder
dieser Familie verheirathet.

Heizei-Tenno (806--809), der älteste Sohn und Nachfolger
von Kuwammu, dankte schon nach drei Jahren zu Gunsten seines
Bruders Saga-Tenno (810--823) ab, conspirierte jedoch später gegen
diesen. Derartige Vorkommnisse weist die Geschichte in der Folge
noch viele auf. Bisher hatten viele Emishi zerstreut im Lande als
Kriegsgefangene gelebt. Saga-Tenno liess Ländereien zur Bebauung
unter sie vertheilen und gab ihnen dieselben bürgerlichen Freiheiten,
wie seinen übrigen Unterthanen. Auch führte er die Cultur des
Theestrauches ein. Am Hofe hielt er viel auf strenge Befolgung des
chinesischen Ceremoniels; der Ausartung des Priesterthums suchte er
durch strenge Edicte gegen die Unmoralität desselben und den Miss-
brauch der Leichtgläubigkeit des Volkes entgegenzuwirken. Erdbeben
und Erdbebenfluthen suchten das Land heim und gaben dem Mikado
Veranlassung, die Reichen zur Mitwirkung bei der Linderung der
Noth heranzuziehen und auf die Hebung des Getreidebaues Bedacht
zu nehmen.

Während der Regierung seines Bruders Junna-Tenno (824--
833) litt das Land weiter in Folge von Dürre und ansteckenden Krank-
heiten.

Der 54. Mikado, Ninmio-Tenno (834--851), der Sohn von Saga
Tenno, wird als eifriger Beförderer des Ackerbaues gerühmt und als
Fürsorger und Wohlthäter der Armen und Kranken, für die er Asyle
bauen liess. Um dazu die nöthigen Mittel zu beschaffen, führte er
einen sparsamen Haushalt bei Hofe ein und reducierte die Einkünfte
seiner Functionäre um 25 Procent. Er wurde dabei berathen und
beeinflusst von Gliedern der Fujiwarafamilie, welche bald allmächtig
wurden und zwar schon unter dem 56. Mikado, Seiwa-Tenno
(859--876), den sie als neunjährigen Knaben zum Herrscher procla-
mierten, während der Daijo-Daijin Fujiwara-no-Yoshinisa das
Land regierte. Als dieser dann starb und der Mikado selbst die
Zügel der Regierung ergreifen wollte, wurde er zur Abdankung

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2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kiôto etc.
Amt des Daijô-Daijin (Ministerpräsidenten) ist ebenfalls an hohe Kuge
des Fujiwara-Geschlechtes gebunden. Der jetzige Inhaber desselben,
Sanjô-Saneyoshi, gehört dem Range nach der achten Kuge-
familie an.

Die Fujiwara hatten viele Jahrhunderte hindurch fast alle höheren
Civilämter inne. Hier und in der Hofintrigue entwickelten sie ihre
Hauptthätigkeit. Viele Verwandtschaftsbande verknüpften sie mit
dem Herrscherhause. Die Mütter und die Frauen der Mikado waren
alle Fujiwara und die Prinzessinnen von Blut fast alle an Glieder
dieser Familie verheirathet.

Heizei-Tennô (806—809), der älteste Sohn und Nachfolger
von Kuwammu, dankte schon nach drei Jahren zu Gunsten seines
Bruders Saga-Tennô (810—823) ab, conspirierte jedoch später gegen
diesen. Derartige Vorkommnisse weist die Geschichte in der Folge
noch viele auf. Bisher hatten viele Emishi zerstreut im Lande als
Kriegsgefangene gelebt. Saga-Tennô liess Ländereien zur Bebauung
unter sie vertheilen und gab ihnen dieselben bürgerlichen Freiheiten,
wie seinen übrigen Unterthanen. Auch führte er die Cultur des
Theestrauches ein. Am Hofe hielt er viel auf strenge Befolgung des
chinesischen Ceremoniels; der Ausartung des Priesterthums suchte er
durch strenge Edicte gegen die Unmoralität desselben und den Miss-
brauch der Leichtgläubigkeit des Volkes entgegenzuwirken. Erdbeben
und Erdbebenfluthen suchten das Land heim und gaben dem Mikado
Veranlassung, die Reichen zur Mitwirkung bei der Linderung der
Noth heranzuziehen und auf die Hebung des Getreidebaues Bedacht
zu nehmen.

Während der Regierung seines Bruders Junna-Tennô (824—
833) litt das Land weiter in Folge von Dürre und ansteckenden Krank-
heiten.

Der 54. Mikado, Ninmio-Tennô (834—851), der Sohn von Saga
Tennô, wird als eifriger Beförderer des Ackerbaues gerühmt und als
Fürsorger und Wohlthäter der Armen und Kranken, für die er Asyle
bauen liess. Um dazu die nöthigen Mittel zu beschaffen, führte er
einen sparsamen Haushalt bei Hofe ein und reducierte die Einkünfte
seiner Functionäre um 25 Procent. Er wurde dabei berathen und
beeinflusst von Gliedern der Fujiwarafamilie, welche bald allmächtig
wurden und zwar schon unter dem 56. Mikado, Seiwa-Tennô
(859—876), den sie als neunjährigen Knaben zum Herrscher procla-
mierten, während der Daijô-Daijin Fujiwara-no-Yoshinisa das
Land regierte. Als dieser dann starb und der Mikado selbst die
Zügel der Regierung ergreifen wollte, wurde er zur Abdankung

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[259/0285] 2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kiôto etc. Amt des Daijô-Daijin (Ministerpräsidenten) ist ebenfalls an hohe Kuge des Fujiwara-Geschlechtes gebunden. Der jetzige Inhaber desselben, Sanjô-Saneyoshi, gehört dem Range nach der achten Kuge- familie an. Die Fujiwara hatten viele Jahrhunderte hindurch fast alle höheren Civilämter inne. Hier und in der Hofintrigue entwickelten sie ihre Hauptthätigkeit. Viele Verwandtschaftsbande verknüpften sie mit dem Herrscherhause. Die Mütter und die Frauen der Mikado waren alle Fujiwara und die Prinzessinnen von Blut fast alle an Glieder dieser Familie verheirathet. Heizei-Tennô (806—809), der älteste Sohn und Nachfolger von Kuwammu, dankte schon nach drei Jahren zu Gunsten seines Bruders Saga-Tennô (810—823) ab, conspirierte jedoch später gegen diesen. Derartige Vorkommnisse weist die Geschichte in der Folge noch viele auf. Bisher hatten viele Emishi zerstreut im Lande als Kriegsgefangene gelebt. Saga-Tennô liess Ländereien zur Bebauung unter sie vertheilen und gab ihnen dieselben bürgerlichen Freiheiten, wie seinen übrigen Unterthanen. Auch führte er die Cultur des Theestrauches ein. Am Hofe hielt er viel auf strenge Befolgung des chinesischen Ceremoniels; der Ausartung des Priesterthums suchte er durch strenge Edicte gegen die Unmoralität desselben und den Miss- brauch der Leichtgläubigkeit des Volkes entgegenzuwirken. Erdbeben und Erdbebenfluthen suchten das Land heim und gaben dem Mikado Veranlassung, die Reichen zur Mitwirkung bei der Linderung der Noth heranzuziehen und auf die Hebung des Getreidebaues Bedacht zu nehmen. Während der Regierung seines Bruders Junna-Tennô (824— 833) litt das Land weiter in Folge von Dürre und ansteckenden Krank- heiten. Der 54. Mikado, Ninmio-Tennô (834—851), der Sohn von Saga Tennô, wird als eifriger Beförderer des Ackerbaues gerühmt und als Fürsorger und Wohlthäter der Armen und Kranken, für die er Asyle bauen liess. Um dazu die nöthigen Mittel zu beschaffen, führte er einen sparsamen Haushalt bei Hofe ein und reducierte die Einkünfte seiner Functionäre um 25 Procent. Er wurde dabei berathen und beeinflusst von Gliedern der Fujiwarafamilie, welche bald allmächtig wurden und zwar schon unter dem 56. Mikado, Seiwa-Tennô (859—876), den sie als neunjährigen Knaben zum Herrscher procla- mierten, während der Daijô-Daijin Fujiwara-no-Yoshinisa das Land regierte. Als dieser dann starb und der Mikado selbst die Zügel der Regierung ergreifen wollte, wurde er zur Abdankung 17*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/285>, abgerufen am 24.11.2024.