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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kioto etc.
freier Herrscher direct mit seinem Volke zu verkehren und dessen
wahre Lage und Bedürfnisse kennen zu lernen. So ging es dem
wohlgesinnten 62. Herrscher, Murakami-Tenno, und vor allem
auch dem 71., Go-Sanjo-Tenno, dessen Intelligenz und Energie
den Fujiwara sehr unwillkommen waren. Nach nur dreijähriger
Regierungszeit machte seine Abdankung (nach einer anderen Dar-
stellung ein früher Tod) den auf ihn gesetzten Hoffnungen des Volkes
ein Ende.

Von bemerkenswerthen Ereignissen aus dieser Zeit sind noch die
Mission des Bonzen Tonen nach China, ein Einfall der Koreaner in
Kiushiu, Aufstände der Emishi und Japaner in Mutsu und die Macht-
entfaltung und Insolenz der Bonzen des Hiyesan hervorzuheben.

Tonen, ein Fujiwara, gehörte dem Convent des Hiyesan an. Mit
Geschenken seines Hofes (einigen Bronzevasen und einem Abriss der
japanischen Geschichte) an den Kaiser von China versehen, begab
sich dieser gelehrte Priester 984 unter der Regierung des 64. Mikado
zu längerem Aufenthalte nach Peking. Im Jahre 984 kehrte er zurück,
starb 1016 und wurde dann als Koji-Daishi deificiert. Das erwähnte
Geschichtswerk übersetzte Matuanlin ins Chinesische.

Der Einfall der Koreaner in Kiushiu fällt in die Zeit des 67. Mi-
kado (1012--1017). Der Kuwambaku sandte einen Minamoto und
einen Taira gegen den Feind. Es gelang denselben, die Koreaner
völlig zu schlagen und zur Rückkehr zu zwingen. Auch bei ver-
schiedenen anderen Gelegenheiten sind die Generale aus den Familien
der Minamoto und Taira noch die gefügigen Werkzeuge der Fujiwara,
mit denen erstere durch Heirath auch vielfach in Verwandtschaftsbe-
ziehungen traten.

Zu den gefeiertsten Thaten der Minamoto gehören die Expedi-
tionen von Minamoto-Yoriyoshi gegen die Rebellen im Norden
von Hondo. Dort, in der Provinz Mutsu, hatten sich Emishi und
Japaner, geführt von Abe-Yoritoki, zur Zeit des 70. Mikado um
die Mitte des 11. Jahrhunderts empört und den Aufstand weit ver-
breitet. Yoriyoshi wurde zum Shogun ernannt und zur Bewältigung
des Aufstandes ausgesandt. Yoriyoshi und sein Sohn Sadasumi
stellten den Frieden wieder her und wurden dafür hochgeehrt. Unter
Horikawa-Tenno, dem 73. Mikado (1087--1107), brach in Mutsu
eine neue Empörung aus, bei deren Unterdrückung der greise Mina-
moto-Yoriyoshi abermals mitwirkte. Diesmal fiel der Hauptantheil des
Ruhmes in den dreijährigen Kämpfen jedoch seinem Sohne Yoshiiye
zu, der damals als Gouverneur der nördlichen Provinzen fungierte.
Yoshiiye entwickelte bei dieser Gelegenheit eine bewundernswerthe

2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kiôto etc.
freier Herrscher direct mit seinem Volke zu verkehren und dessen
wahre Lage und Bedürfnisse kennen zu lernen. So ging es dem
wohlgesinnten 62. Herrscher, Murakami-Tennô, und vor allem
auch dem 71., Go-Sanjô-Tennô, dessen Intelligenz und Energie
den Fujiwara sehr unwillkommen waren. Nach nur dreijähriger
Regierungszeit machte seine Abdankung (nach einer anderen Dar-
stellung ein früher Tod) den auf ihn gesetzten Hoffnungen des Volkes
ein Ende.

Von bemerkenswerthen Ereignissen aus dieser Zeit sind noch die
Mission des Bonzen Tônen nach China, ein Einfall der Koreaner in
Kiushiu, Aufstände der Emishi und Japaner in Mutsu und die Macht-
entfaltung und Insolenz der Bonzen des Hiyesan hervorzuheben.

Tônen, ein Fujiwara, gehörte dem Convent des Hiyesan an. Mit
Geschenken seines Hofes (einigen Bronzevasen und einem Abriss der
japanischen Geschichte) an den Kaiser von China versehen, begab
sich dieser gelehrte Priester 984 unter der Regierung des 64. Mikado
zu längerem Aufenthalte nach Peking. Im Jahre 984 kehrte er zurück,
starb 1016 und wurde dann als Kôji-Daishi deïficiert. Das erwähnte
Geschichtswerk übersetzte Matuanlin ins Chinesische.

Der Einfall der Koreaner in Kiushiu fällt in die Zeit des 67. Mi-
kado (1012—1017). Der Kuwambaku sandte einen Minamoto und
einen Taira gegen den Feind. Es gelang denselben, die Koreaner
völlig zu schlagen und zur Rückkehr zu zwingen. Auch bei ver-
schiedenen anderen Gelegenheiten sind die Generale aus den Familien
der Minamoto und Taira noch die gefügigen Werkzeuge der Fujiwara,
mit denen erstere durch Heirath auch vielfach in Verwandtschaftsbe-
ziehungen traten.

Zu den gefeiertsten Thaten der Minamoto gehören die Expedi-
tionen von Minamoto-Yoriyoshi gegen die Rebellen im Norden
von Hondo. Dort, in der Provinz Mutsu, hatten sich Emishi und
Japaner, geführt von Abe-Yoritoki, zur Zeit des 70. Mikado um
die Mitte des 11. Jahrhunderts empört und den Aufstand weit ver-
breitet. Yoriyoshi wurde zum Shôgun ernannt und zur Bewältigung
des Aufstandes ausgesandt. Yoriyoshi und sein Sohn Sadasumi
stellten den Frieden wieder her und wurden dafür hochgeehrt. Unter
Horikawa-Tennô, dem 73. Mikado (1087—1107), brach in Mutsu
eine neue Empörung aus, bei deren Unterdrückung der greise Mina-
moto-Yoriyoshi abermals mitwirkte. Diesmal fiel der Hauptantheil des
Ruhmes in den dreijährigen Kämpfen jedoch seinem Sohne Yoshiiye
zu, der damals als Gouverneur der nördlichen Provinzen fungierte.
Yoshiiye entwickelte bei dieser Gelegenheit eine bewundernswerthe

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[263/0289] 2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kiôto etc. freier Herrscher direct mit seinem Volke zu verkehren und dessen wahre Lage und Bedürfnisse kennen zu lernen. So ging es dem wohlgesinnten 62. Herrscher, Murakami-Tennô, und vor allem auch dem 71., Go-Sanjô-Tennô, dessen Intelligenz und Energie den Fujiwara sehr unwillkommen waren. Nach nur dreijähriger Regierungszeit machte seine Abdankung (nach einer anderen Dar- stellung ein früher Tod) den auf ihn gesetzten Hoffnungen des Volkes ein Ende. Von bemerkenswerthen Ereignissen aus dieser Zeit sind noch die Mission des Bonzen Tônen nach China, ein Einfall der Koreaner in Kiushiu, Aufstände der Emishi und Japaner in Mutsu und die Macht- entfaltung und Insolenz der Bonzen des Hiyesan hervorzuheben. Tônen, ein Fujiwara, gehörte dem Convent des Hiyesan an. Mit Geschenken seines Hofes (einigen Bronzevasen und einem Abriss der japanischen Geschichte) an den Kaiser von China versehen, begab sich dieser gelehrte Priester 984 unter der Regierung des 64. Mikado zu längerem Aufenthalte nach Peking. Im Jahre 984 kehrte er zurück, starb 1016 und wurde dann als Kôji-Daishi deïficiert. Das erwähnte Geschichtswerk übersetzte Matuanlin ins Chinesische. Der Einfall der Koreaner in Kiushiu fällt in die Zeit des 67. Mi- kado (1012—1017). Der Kuwambaku sandte einen Minamoto und einen Taira gegen den Feind. Es gelang denselben, die Koreaner völlig zu schlagen und zur Rückkehr zu zwingen. Auch bei ver- schiedenen anderen Gelegenheiten sind die Generale aus den Familien der Minamoto und Taira noch die gefügigen Werkzeuge der Fujiwara, mit denen erstere durch Heirath auch vielfach in Verwandtschaftsbe- ziehungen traten. Zu den gefeiertsten Thaten der Minamoto gehören die Expedi- tionen von Minamoto-Yoriyoshi gegen die Rebellen im Norden von Hondo. Dort, in der Provinz Mutsu, hatten sich Emishi und Japaner, geführt von Abe-Yoritoki, zur Zeit des 70. Mikado um die Mitte des 11. Jahrhunderts empört und den Aufstand weit ver- breitet. Yoriyoshi wurde zum Shôgun ernannt und zur Bewältigung des Aufstandes ausgesandt. Yoriyoshi und sein Sohn Sadasumi stellten den Frieden wieder her und wurden dafür hochgeehrt. Unter Horikawa-Tennô, dem 73. Mikado (1087—1107), brach in Mutsu eine neue Empörung aus, bei deren Unterdrückung der greise Mina- moto-Yoriyoshi abermals mitwirkte. Diesmal fiel der Hauptantheil des Ruhmes in den dreijährigen Kämpfen jedoch seinem Sohne Yoshiiye zu, der damals als Gouverneur der nördlichen Provinzen fungierte. Yoshiiye entwickelte bei dieser Gelegenheit eine bewundernswerthe

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/289>, abgerufen am 24.11.2024.