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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
grenzten Ehrgeize entgegentreten konnten. Hierzu gehörten vor allem
die Minamoto. Yoshitomo, der einzige unter ihnen, welcher Kiyomori
bisher zur Seite gestanden hatte, wandte sich, als er sah, mit wel-
cher Herrschsucht und unversöhnlichen Grausamkeit derselbe gegen
viele Glieder seiner Familie verfuhr, nun ebenfalls von ihm ab.
Seit der Verbannung seines Bruders Tameyoshi war er das Haupt
der Minamoto, die er nun alle gegen ihren erklärten Feind sammelte.
Auch verband er sich insgeheim mit den Fujiwara zum Sturze des
Tyrannen. Kiyomori kam ihm zuvor. Mit seinen beiden Söhnen
und seinem Gefolge fiel er rasch über den Feind her und schlug ihn
vollständig. Diese Vorgänge spielten sich 1159 innerhalb der Thore
von Kioto ab. Yoshitomo entfloh, wurde aber in Owari im Bade
durch einen von Kiyomori bestochenen Vasallen ermordet. Shigemori,
der älteste Sohn des Dictators, vermochte allein noch die tyrannischen
Gelüste seines Vaters zu mässigen. Derselbe fühlte schmerzlich die
wachsende Unbeliebtheit desselben. Er starb zwei Jahre früher,
nämlich 1179. Nun wurde der Exmikado, Go-Shirakawa, Schwieger-
sohn von Kiyomori, weil er im Einverständniss mit den Feinden ge-
standen hatte, verbannt, die Minamoto aber sollten ganz vernichtet
werden. Auch dauerte es nicht lange, so fing Kiyomori an, diesen
Vorsatz auszuführen, und liess tödten, wer von der Familie ihm nur
in die Hände fiel.

Yoshitomo hinterliess eine zahlreiche Familie. Von den sieben
Söhnen aus legitimer Ehe waren bereits drei aus ihren Verstecken
vor Kiyomori gebracht worden und dem Tode verfallen, einem vierten
drohte dasselbe Schicksal. Es war der drittälteste, Namens Yori-
tomo
, damals ein 13jähriger Knabe. Seiner erbarmten sich die
Söhne des Tyrannen, verhinderten die schon befohlene Enthauptung,
bewirkten die Fürsprache der einflussreichen Schwiegermutter des
Kiyomori und dadurch die Verbannung des jungen Minamoto nach
der Insel Hiruga-Kojima im Süden von Idzu. Dort wurde er zwei
ergebenen Vasallen der Taira, Namens Ito-Sukechita und Hogo-
Tokimasa
, zur strengen Beaufsichtigung übergeben.

Yoshitomo hatte ausser seinen Söhnen aus erster Ehe auch drei
andere hinterlassen, welche ihm Tokiwa, seine Concubine *), ge-
boren hatte. Diese stammte aus einem Bauernhause. Sie zeichnete
sich durch grosse Schönheit aus und war dabei eine gute Mutter und
treue Gattin. Um sich und ihre Kinder zu retten, floh sie mit den-

*) Concubiuen waren in Japan gesetzlich zulässige Nebenfrauen, deren Kinder
mit den übrigen gleiche Rechte genossen.

I. Geschichte des japanischen Volkes.
grenzten Ehrgeize entgegentreten konnten. Hierzu gehörten vor allem
die Minamoto. Yoshitomo, der einzige unter ihnen, welcher Kiyomori
bisher zur Seite gestanden hatte, wandte sich, als er sah, mit wel-
cher Herrschsucht und unversöhnlichen Grausamkeit derselbe gegen
viele Glieder seiner Familie verfuhr, nun ebenfalls von ihm ab.
Seit der Verbannung seines Bruders Tameyoshi war er das Haupt
der Minamoto, die er nun alle gegen ihren erklärten Feind sammelte.
Auch verband er sich insgeheim mit den Fujiwara zum Sturze des
Tyrannen. Kiyomori kam ihm zuvor. Mit seinen beiden Söhnen
und seinem Gefolge fiel er rasch über den Feind her und schlug ihn
vollständig. Diese Vorgänge spielten sich 1159 innerhalb der Thore
von Kiôto ab. Yoshitomo entfloh, wurde aber in Owari im Bade
durch einen von Kiyomori bestochenen Vasallen ermordet. Shigemori,
der älteste Sohn des Dictators, vermochte allein noch die tyrannischen
Gelüste seines Vaters zu mässigen. Derselbe fühlte schmerzlich die
wachsende Unbeliebtheit desselben. Er starb zwei Jahre früher,
nämlich 1179. Nun wurde der Exmikado, Go-Shirakawa, Schwieger-
sohn von Kiyomori, weil er im Einverständniss mit den Feinden ge-
standen hatte, verbannt, die Minamoto aber sollten ganz vernichtet
werden. Auch dauerte es nicht lange, so fing Kiyomori an, diesen
Vorsatz auszuführen, und liess tödten, wer von der Familie ihm nur
in die Hände fiel.

Yoshitomo hinterliess eine zahlreiche Familie. Von den sieben
Söhnen aus legitimer Ehe waren bereits drei aus ihren Verstecken
vor Kiyomori gebracht worden und dem Tode verfallen, einem vierten
drohte dasselbe Schicksal. Es war der drittälteste, Namens Yori-
tomo
, damals ein 13jähriger Knabe. Seiner erbarmten sich die
Söhne des Tyrannen, verhinderten die schon befohlene Enthauptung,
bewirkten die Fürsprache der einflussreichen Schwiegermutter des
Kiyomori und dadurch die Verbannung des jungen Minamoto nach
der Insel Hiruga-Kojima im Süden von Idzu. Dort wurde er zwei
ergebenen Vasallen der Taira, Namens Ito-Sukechita und Hôgô-
Tokimasa
, zur strengen Beaufsichtigung übergeben.

Yoshitomo hatte ausser seinen Söhnen aus erster Ehe auch drei
andere hinterlassen, welche ihm Tokiwa, seine Concubine *), ge-
boren hatte. Diese stammte aus einem Bauernhause. Sie zeichnete
sich durch grosse Schönheit aus und war dabei eine gute Mutter und
treue Gattin. Um sich und ihre Kinder zu retten, floh sie mit den-

*) Concubiuen waren in Japan gesetzlich zulässige Nebenfrauen, deren Kinder
mit den übrigen gleiche Rechte genossen.
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[268/0294] I. Geschichte des japanischen Volkes. grenzten Ehrgeize entgegentreten konnten. Hierzu gehörten vor allem die Minamoto. Yoshitomo, der einzige unter ihnen, welcher Kiyomori bisher zur Seite gestanden hatte, wandte sich, als er sah, mit wel- cher Herrschsucht und unversöhnlichen Grausamkeit derselbe gegen viele Glieder seiner Familie verfuhr, nun ebenfalls von ihm ab. Seit der Verbannung seines Bruders Tameyoshi war er das Haupt der Minamoto, die er nun alle gegen ihren erklärten Feind sammelte. Auch verband er sich insgeheim mit den Fujiwara zum Sturze des Tyrannen. Kiyomori kam ihm zuvor. Mit seinen beiden Söhnen und seinem Gefolge fiel er rasch über den Feind her und schlug ihn vollständig. Diese Vorgänge spielten sich 1159 innerhalb der Thore von Kiôto ab. Yoshitomo entfloh, wurde aber in Owari im Bade durch einen von Kiyomori bestochenen Vasallen ermordet. Shigemori, der älteste Sohn des Dictators, vermochte allein noch die tyrannischen Gelüste seines Vaters zu mässigen. Derselbe fühlte schmerzlich die wachsende Unbeliebtheit desselben. Er starb zwei Jahre früher, nämlich 1179. Nun wurde der Exmikado, Go-Shirakawa, Schwieger- sohn von Kiyomori, weil er im Einverständniss mit den Feinden ge- standen hatte, verbannt, die Minamoto aber sollten ganz vernichtet werden. Auch dauerte es nicht lange, so fing Kiyomori an, diesen Vorsatz auszuführen, und liess tödten, wer von der Familie ihm nur in die Hände fiel. Yoshitomo hinterliess eine zahlreiche Familie. Von den sieben Söhnen aus legitimer Ehe waren bereits drei aus ihren Verstecken vor Kiyomori gebracht worden und dem Tode verfallen, einem vierten drohte dasselbe Schicksal. Es war der drittälteste, Namens Yori- tomo, damals ein 13jähriger Knabe. Seiner erbarmten sich die Söhne des Tyrannen, verhinderten die schon befohlene Enthauptung, bewirkten die Fürsprache der einflussreichen Schwiegermutter des Kiyomori und dadurch die Verbannung des jungen Minamoto nach der Insel Hiruga-Kojima im Süden von Idzu. Dort wurde er zwei ergebenen Vasallen der Taira, Namens Ito-Sukechita und Hôgô- Tokimasa, zur strengen Beaufsichtigung übergeben. Yoshitomo hatte ausser seinen Söhnen aus erster Ehe auch drei andere hinterlassen, welche ihm Tokiwa, seine Concubine *), ge- boren hatte. Diese stammte aus einem Bauernhause. Sie zeichnete sich durch grosse Schönheit aus und war dabei eine gute Mutter und treue Gattin. Um sich und ihre Kinder zu retten, floh sie mit den- *) Concubiuen waren in Japan gesetzlich zulässige Nebenfrauen, deren Kinder mit den übrigen gleiche Rechte genossen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/294>, abgerufen am 23.11.2024.