Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.I. Geschichte des japanischen Volkes. zu landen, wie der Führer des Schiffes beabsichtigt hatte. Nacheiner mühseligen Irrfahrt von 23 Tagen im offenen Meere gewahrten sie dann eine fremde Insel, der sie zusteuerten. Es war Tanega- shima (Tanixumah bei Pinto) im Süden von Kiushiu, und Kura der Ort, wo sie landeten. Sie fanden freundliche Aufnahme, wurden aber mit ihrem Boote nach der Hafenstadt Akaoki (Miaygimah bei Pinto) verwiesen. Bald nach ihrer Ankunft kam der Statthalter mit Gefolge an Bord, der sie gründlich ausfragte. Eine alte Frau von den Lekios-Inseln (Liukiu oder Riukiu), welche die Sprache des chinesischen Capitäns verstand, diente als Dolmetsch. Die Geschichte der Portugiesen und was sie von ihrer fernen Heimath erzählten interessierte im höchsten Grade; auch erregten ihre Waffen und Bärte nicht geringes Aufsehen. Hierauf lud sie der Statthalter zum nächsten Tage alle zu sich ein, damit sie ihm noch weiter erzählen sollten, denn dies interessierte ihn weit mehr als die Waaren, welche der Necoda (so nennt Pinto seinen Capitän) mitgebracht hatte. Nachdem er sich verabschiedet hatte, kam eine Barke und brachte ihnen in seinem Auftrage allerlei Erfrischungen, worunter Weintrauben, Me- lonen und Birnen. Am folgenden Tage begab man sich zum Nanta- quin (dem Statthalter) und hatte sich der herzlichsten Aufnahme zu erfreuen. Der Necoda wurde veranlasst, in einem besonderen Ge- bäude seine Waaren vor den herbeigerufenen einheimischen Kaufleuten auszubreiten, und verkaufte sie bald mit hohem Gewinn. Die Portu- giesen aber, welche offenbar nach der Landesanschauung einer höheren Gesellschaftsklasse zugerechnet wurden, erhielten ein eigenes Haus in der Nähe des Gouverneurs überwiesen und konnten sich mit Jagd und anderen Dingen vergnügen. Die Glaubwürdigkeit dieses Berichtes wird noch erhöht durch Das grösste Aufsehen erregte Zaimoto, ein guter Schütze, mit I. Geschichte des japanischen Volkes. zu landen, wie der Führer des Schiffes beabsichtigt hatte. Nacheiner mühseligen Irrfahrt von 23 Tagen im offenen Meere gewahrten sie dann eine fremde Insel, der sie zusteuerten. Es war Tanega- shima (Tanixumah bei Pinto) im Süden von Kiushiu, und Kura der Ort, wo sie landeten. Sie fanden freundliche Aufnahme, wurden aber mit ihrem Boote nach der Hafenstadt Akaoki (Miaygimah bei Pinto) verwiesen. Bald nach ihrer Ankunft kam der Statthalter mit Gefolge an Bord, der sie gründlich ausfragte. Eine alte Frau von den Lekios-Inseln (Liukiu oder Riukiu), welche die Sprache des chinesischen Capitäns verstand, diente als Dolmetsch. Die Geschichte der Portugiesen und was sie von ihrer fernen Heimath erzählten interessierte im höchsten Grade; auch erregten ihre Waffen und Bärte nicht geringes Aufsehen. Hierauf lud sie der Statthalter zum nächsten Tage alle zu sich ein, damit sie ihm noch weiter erzählen sollten, denn dies interessierte ihn weit mehr als die Waaren, welche der Necoda (so nennt Pinto seinen Capitän) mitgebracht hatte. Nachdem er sich verabschiedet hatte, kam eine Barke und brachte ihnen in seinem Auftrage allerlei Erfrischungen, worunter Weintrauben, Me- lonen und Birnen. Am folgenden Tage begab man sich zum Nanta- quin (dem Statthalter) und hatte sich der herzlichsten Aufnahme zu erfreuen. Der Necoda wurde veranlasst, in einem besonderen Ge- bäude seine Waaren vor den herbeigerufenen einheimischen Kaufleuten auszubreiten, und verkaufte sie bald mit hohem Gewinn. Die Portu- giesen aber, welche offenbar nach der Landesanschauung einer höheren Gesellschaftsklasse zugerechnet wurden, erhielten ein eigenes Haus in der Nähe des Gouverneurs überwiesen und konnten sich mit Jagd und anderen Dingen vergnügen. 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I. Geschichte des japanischen Volkes.
zu landen, wie der Führer des Schiffes beabsichtigt hatte. Nach
einer mühseligen Irrfahrt von 23 Tagen im offenen Meere gewahrten
sie dann eine fremde Insel, der sie zusteuerten. Es war Tanega-
shima (Tanixumah bei Pinto) im Süden von Kiushiu, und Kura
der Ort, wo sie landeten. Sie fanden freundliche Aufnahme, wurden
aber mit ihrem Boote nach der Hafenstadt Akaoki (Miaygimah bei
Pinto) verwiesen. Bald nach ihrer Ankunft kam der Statthalter mit
Gefolge an Bord, der sie gründlich ausfragte. Eine alte Frau von
den Lekios-Inseln (Liukiu oder Riukiu), welche die Sprache des
chinesischen Capitäns verstand, diente als Dolmetsch. Die Geschichte
der Portugiesen und was sie von ihrer fernen Heimath erzählten
interessierte im höchsten Grade; auch erregten ihre Waffen und Bärte
nicht geringes Aufsehen. Hierauf lud sie der Statthalter zum nächsten
Tage alle zu sich ein, damit sie ihm noch weiter erzählen sollten,
denn dies interessierte ihn weit mehr als die Waaren, welche der
Necoda (so nennt Pinto seinen Capitän) mitgebracht hatte. Nachdem
er sich verabschiedet hatte, kam eine Barke und brachte ihnen in
seinem Auftrage allerlei Erfrischungen, worunter Weintrauben, Me-
lonen und Birnen. Am folgenden Tage begab man sich zum Nanta-
quin (dem Statthalter) und hatte sich der herzlichsten Aufnahme zu
erfreuen. Der Necoda wurde veranlasst, in einem besonderen Ge-
bäude seine Waaren vor den herbeigerufenen einheimischen Kaufleuten
auszubreiten, und verkaufte sie bald mit hohem Gewinn. Die Portu-
giesen aber, welche offenbar nach der Landesanschauung einer höheren
Gesellschaftsklasse zugerechnet wurden, erhielten ein eigenes Haus in
der Nähe des Gouverneurs überwiesen und konnten sich mit Jagd
und anderen Dingen vergnügen.
Die Glaubwürdigkeit dieses Berichtes wird noch erhöht durch
die sonstigen Bemerkungen über die Schönheit der Tempel und das
freundliche Entgegenkommen ihrer Priester, der Bonzen. Ausdrück-
lich betont Pinto, dass Freundlichkeit ein sehr angenehmer Zug des
japanischen Charakters sei.
Das grösste Aufsehen erregte Zaimoto, ein guter Schütze, mit
seiner Flinte. Als er die ersten paar Enten mit ihr erlegt hatte,
eilten die Zuschauer, welche keinen Begriff von der Beschaffenheit
und Wirkung der Schusswaffen hatten, zum Statthalter Tokitaka und
erzählten ihm das grosse Wunder. Dieser aber liess sich die Arke-
buse zeigen und war davon so entzückt, dass er Zaimoto als Sohn
adoptierte und mit Ehren überhäufte, die theilweise auch seinen Ge-
fährten zu Gute kamen. Zaimoto machte die Flinte dem Nantaquin
zum Geschenk und lehrte die Japaner die Bereitung des Schiess-
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