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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.

Etwa fünf Minuten Weges von Sekigahara führt vom Nakasendo
aus eine Kiefernallee nach einem alten Erdaufwurf am Fusse von
Aikawa-toge. Ein Steinpflaster über demselben und die moosbedeckte
Einfriedigung deuten die Stelle an, von wo Iyeyasu während der
Schlacht seine Befehle ertheilte. Auf der Kioto zugekehrten Seite
des Dorfes aber erinnert ein Erdhügel mit dem ihn krönenden Ge-
denkstein daran, dass hier ein Kubi-dzuka, d. h. Kopfhaufen, ist.
Die Stelle befindet sich unweit eines dem Kriegsgotte Hachiman ge-
weihten Tempels. Solcher Hügel, wo die Köpfe der erschlagenen
Feinde beerdigt wurden, gibt es jedenfalls noch viele ringsum, denn
es sollen in der Schlacht von Sekigahara gegen 10000 Mann der
besiegten Armee ihr Leben verloren haben. Von ihren Führern ge-
riethen Ishida Mitsunari, Konishi Yukinaga und Otani Yekei in Ge-
fangenschaft, weil sie als Christen es verschmäht hatten, der Sitte
des Landes zu folgen und selbst Hand an ihr Leben zu legen. So
erlitten sie nach Ansicht der Japaner einen schmählichen Tod, indem
sie in Kioto enthauptet und ihre Köpfe auf Pfählen im Bette des
Kamo-gawa öffentlich ausgestellt wurden. Bei dem Intriguanten Mitsu-
nari war dies begreiflich, während betreffs des Konishi, dessen Sohn
eine Enkelin des Iyeyasu geheirathet und vor dessen Talent und
Charakter der Daifu-sama stets die höchste Achtung bekundet hatte,
wohl seine Freundschaft zu Mitsunari und der Einfluss seines Tod-
feindes Kato das gleiche Ende bewirkte. Sicher fiel keiner seines
Glaubens wegen. Gegen seine meisten übrigen Gegner bewies sich
Iyeyasu mild und versöhnlich.

In Kusatsu erreichte Hidetada mit seinem Corps das Hauptheer
und marschierte mit demselben nach Otsu am Biwasee. Hier trennte
er sich wieder von demselben und wandte sich nach Kioto, während
Iyeyasu direct südlich nach Fushimi und Osaka zog. Der Mikado
sandte diesem nach Otsu seine Glückwünsche, und auch die meisten
Barone beeilten sich, Iyeyasu zu dem grossen Erfolge zu gratulieren
oder ihre Unterwerfung anzubieten. Zu letzteren gehörten auch Mori
Terumoto und Masuda Nagamori. Dieselben erhielten zunächst noch
keine bestimmte Antwort. Nachdem Iyeyasu jedoch in Osaka einge-
zogen war, wurde ihre Submission angenommen. Damals besass das
mächtige Haus Mori noch acht Provinzen. Es verlor sechs derselben
und musste sich fortan mit zweien, Choshiu und Suwo, begnügen *).

*) Mori Terumoto war in Osaka mit einem Observationscorps von 40000
Mann zurückgeblieben. Nach der Schlacht von Sekigahara und dem Ende von
Konishi hatte er geglaubt, des Siegers grössere Gunst damit zu gewinnen, dass
5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.

Etwa fünf Minuten Weges von Sekigahara führt vom Nakasendô
aus eine Kiefernallee nach einem alten Erdaufwurf am Fusse von
Aikawa-tôge. Ein Steinpflaster über demselben und die moosbedeckte
Einfriedigung deuten die Stelle an, von wo Iyeyasu während der
Schlacht seine Befehle ertheilte. Auf der Kiôto zugekehrten Seite
des Dorfes aber erinnert ein Erdhügel mit dem ihn krönenden Ge-
denkstein daran, dass hier ein Kubi-dzuka, d. h. Kopfhaufen, ist.
Die Stelle befindet sich unweit eines dem Kriegsgotte Hachiman ge-
weihten Tempels. Solcher Hügel, wo die Köpfe der erschlagenen
Feinde beerdigt wurden, gibt es jedenfalls noch viele ringsum, denn
es sollen in der Schlacht von Sekigahara gegen 10000 Mann der
besiegten Armee ihr Leben verloren haben. Von ihren Führern ge-
riethen Ishida Mitsunari, Konishi Yukinaga und Otani Yekei in Ge-
fangenschaft, weil sie als Christen es verschmäht hatten, der Sitte
des Landes zu folgen und selbst Hand an ihr Leben zu legen. So
erlitten sie nach Ansicht der Japaner einen schmählichen Tod, indem
sie in Kiôto enthauptet und ihre Köpfe auf Pfählen im Bette des
Kamo-gawa öffentlich ausgestellt wurden. Bei dem Intriguanten Mitsu-
nari war dies begreiflich, während betreffs des Konishi, dessen Sohn
eine Enkelin des Iyeyasu geheirathet und vor dessen Talent und
Charakter der Daifu-sama stets die höchste Achtung bekundet hatte,
wohl seine Freundschaft zu Mitsunari und der Einfluss seines Tod-
feindes Katô das gleiche Ende bewirkte. Sicher fiel keiner seines
Glaubens wegen. Gegen seine meisten übrigen Gegner bewies sich
Iyeyasu mild und versöhnlich.

In Kusatsu erreichte Hidetada mit seinem Corps das Hauptheer
und marschierte mit demselben nach Ôtsu am Biwasee. Hier trennte
er sich wieder von demselben und wandte sich nach Kiôto, während
Iyeyasu direct südlich nach Fushimi und Ôsaka zog. Der Mikado
sandte diesem nach Ôtsu seine Glückwünsche, und auch die meisten
Barone beeilten sich, Iyeyasu zu dem grossen Erfolge zu gratulieren
oder ihre Unterwerfung anzubieten. Zu letzteren gehörten auch Môri
Terumoto und Masuda Nagamori. Dieselben erhielten zunächst noch
keine bestimmte Antwort. Nachdem Iyeyasu jedoch in Ôsaka einge-
zogen war, wurde ihre Submission angenommen. Damals besass das
mächtige Haus Môri noch acht Provinzen. Es verlor sechs derselben
und musste sich fortan mit zweien, Chôshiu und Suwo, begnügen *).

*) Môri Terumoto war in Ôsaka mit einem Observationscorps von 40000
Mann zurückgeblieben. Nach der Schlacht von Sekigahara und dem Ende von
Konishi hatte er geglaubt, des Siegers grössere Gunst damit zu gewinnen, dass
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[345/0371] 5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc. Etwa fünf Minuten Weges von Sekigahara führt vom Nakasendô aus eine Kiefernallee nach einem alten Erdaufwurf am Fusse von Aikawa-tôge. Ein Steinpflaster über demselben und die moosbedeckte Einfriedigung deuten die Stelle an, von wo Iyeyasu während der Schlacht seine Befehle ertheilte. Auf der Kiôto zugekehrten Seite des Dorfes aber erinnert ein Erdhügel mit dem ihn krönenden Ge- denkstein daran, dass hier ein Kubi-dzuka, d. h. Kopfhaufen, ist. Die Stelle befindet sich unweit eines dem Kriegsgotte Hachiman ge- weihten Tempels. Solcher Hügel, wo die Köpfe der erschlagenen Feinde beerdigt wurden, gibt es jedenfalls noch viele ringsum, denn es sollen in der Schlacht von Sekigahara gegen 10000 Mann der besiegten Armee ihr Leben verloren haben. Von ihren Führern ge- riethen Ishida Mitsunari, Konishi Yukinaga und Otani Yekei in Ge- fangenschaft, weil sie als Christen es verschmäht hatten, der Sitte des Landes zu folgen und selbst Hand an ihr Leben zu legen. So erlitten sie nach Ansicht der Japaner einen schmählichen Tod, indem sie in Kiôto enthauptet und ihre Köpfe auf Pfählen im Bette des Kamo-gawa öffentlich ausgestellt wurden. Bei dem Intriguanten Mitsu- nari war dies begreiflich, während betreffs des Konishi, dessen Sohn eine Enkelin des Iyeyasu geheirathet und vor dessen Talent und Charakter der Daifu-sama stets die höchste Achtung bekundet hatte, wohl seine Freundschaft zu Mitsunari und der Einfluss seines Tod- feindes Katô das gleiche Ende bewirkte. Sicher fiel keiner seines Glaubens wegen. Gegen seine meisten übrigen Gegner bewies sich Iyeyasu mild und versöhnlich. In Kusatsu erreichte Hidetada mit seinem Corps das Hauptheer und marschierte mit demselben nach Ôtsu am Biwasee. Hier trennte er sich wieder von demselben und wandte sich nach Kiôto, während Iyeyasu direct südlich nach Fushimi und Ôsaka zog. Der Mikado sandte diesem nach Ôtsu seine Glückwünsche, und auch die meisten Barone beeilten sich, Iyeyasu zu dem grossen Erfolge zu gratulieren oder ihre Unterwerfung anzubieten. Zu letzteren gehörten auch Môri Terumoto und Masuda Nagamori. Dieselben erhielten zunächst noch keine bestimmte Antwort. Nachdem Iyeyasu jedoch in Ôsaka einge- zogen war, wurde ihre Submission angenommen. Damals besass das mächtige Haus Môri noch acht Provinzen. Es verlor sechs derselben und musste sich fortan mit zweien, Chôshiu und Suwo, begnügen *). *) Môri Terumoto war in Ôsaka mit einem Observationscorps von 40000 Mann zurückgeblieben. Nach der Schlacht von Sekigahara und dem Ende von Konishi hatte er geglaubt, des Siegers grössere Gunst damit zu gewinnen, dass

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/371>, abgerufen am 22.11.2024.