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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.

Martin Gerritszoon van Vries, der unternehmendste hollän-
dische Seefahrer in den japanischen Gewässern, führte auf Befehl
des Generalstatthalters Van Diemen zu Batavia die Schiffe Castricom
und Breskes gemeinsam mit H. C. Schaep, dem Capitän des letzteren,
im Jahre 1643, also genau hundert Jahre nach der Landung Pinto's
in Bungo, nordwärts und entdeckte die Shichito, deren eine (Oshima)
seinen Namen erhielt, die Insel Yezo und eine Anzahl Kurilen, sowie
die Durchfahrt zwischen zweien derselben, Iturup und Urup, welche
noch den Namen de Vries-Strasse trägt. Ihm folgte der berühmte
Franzose La Perouse. Derselbe zeigte 1787, dass Yezo und Sa-
chalin kein zusammenhängendes Land, sondern zwei verschiedene
Inseln seien, indem er die nach ihm benannte Meerenge durchfuhr
und so als erster Europäer aus dem Tatarischen in das Ochotskische
Meer gelangte. Die Conturen von Yezo lernte er nicht genau kennen,
daher auch die Karte, welche der berühmte englische Kartograph
Arrowsmith im Jahre 1803 nach seinen Angaben anfertigte, noch ein
Zerrbild der richtigen Verhältnisse ist und namentlich die Breite der
Tsugarustrasse viel zu gross angibt. Eine genauere Vermessung dieser
Meerenge und der Süd- und Westküste von Yezo nahm zehn Jahre
später der englische Schiffscapitän W. R. Broughton vor, welcher
im Herbst 1796 mit der Corvette Providence, von den Sandwich-Inseln
kommend, an der Küste von Nambu anlief und sich dann nordwärts
gen Yezo wandte. Er gibt in seinem Berichte eine gute Beschrei-
bung der Ainos und des Landes um die Volcano-bay, die er
entdeckte und benannte. Nachdem er noch den Kurilen einen Besuch
abgestattet und der starken Strömung wegen vergeblich durch die
Tsugaru-Strasse zu dringen suchte, wandte er sich südwärts der Ost-
küste von Hondo entlang zur Yedobucht, in welche er jedoch un-
günstigen Windes wegen nicht einsegeln konnte; er nahm desshalb
seinen Cours südwestlich und gelangte an den Riukiu-Inseln und
Formosa vorbei nach Macao. Bald darauf, im Mai 1797 verliess er
diesen Hafen wieder, um seine vorjährigen Entdeckungen fortzusetzen,
scheiterte aber auf einem Corallenriffe bei den Miyake-shima (südlichen
Riukiu) und kehrte mit einem kleinen Schooner, den er sich vorher
zugesellt hatte, nach Macao zurück, doch nur um einen Theil der
Mannschaft auszuschiffen, neue Vorräthe einzunehmen und in dem
kleinen Fahrzeug seine Unternehmungen fortzusetzen. Im Verlaufe
derselben besuchte er Nafa auf der grossen Riukiu-Insel Okinawa-
schima, und liess den freundlichen Bewohnern derselben zwei Paar Gänse
zurück, wandte dann seinen Cours an den grossen japanischen Inseln
vorbei und gelangte abermals in die Volcano-bay bei Yezo. Das heraus-

I. Geschichte des japanischen Volkes.

Martin Gerritszoon van Vries, der unternehmendste hollän-
dische Seefahrer in den japanischen Gewässern, führte auf Befehl
des Generalstatthalters Van Diemen zu Batavia die Schiffe Castricom
und Breskes gemeinsam mit H. C. Schaep, dem Capitän des letzteren,
im Jahre 1643, also genau hundert Jahre nach der Landung Pinto’s
in Bungo, nordwärts und entdeckte die Shichitô, deren eine (Ôshima)
seinen Namen erhielt, die Insel Yezo und eine Anzahl Kurilen, sowie
die Durchfahrt zwischen zweien derselben, Iturup und Urup, welche
noch den Namen de Vries-Strasse trägt. Ihm folgte der berühmte
Franzose La Pérouse. Derselbe zeigte 1787, dass Yezo und Sa-
chalin kein zusammenhängendes Land, sondern zwei verschiedene
Inseln seien, indem er die nach ihm benannte Meerenge durchfuhr
und so als erster Europäer aus dem Tatarischen in das Ochotskische
Meer gelangte. Die Conturen von Yezo lernte er nicht genau kennen,
daher auch die Karte, welche der berühmte englische Kartograph
Arrowsmith im Jahre 1803 nach seinen Angaben anfertigte, noch ein
Zerrbild der richtigen Verhältnisse ist und namentlich die Breite der
Tsugarustrasse viel zu gross angibt. Eine genauere Vermessung dieser
Meerenge und der Süd- und Westküste von Yezo nahm zehn Jahre
später der englische Schiffscapitän W. R. Broughton vor, welcher
im Herbst 1796 mit der Corvette Providence, von den Sandwich-Inseln
kommend, an der Küste von Nambu anlief und sich dann nordwärts
gen Yezo wandte. Er gibt in seinem Berichte eine gute Beschrei-
bung der Ainos und des Landes um die Volcano-bay, die er
entdeckte und benannte. Nachdem er noch den Kurilen einen Besuch
abgestattet und der starken Strömung wegen vergeblich durch die
Tsugaru-Strasse zu dringen suchte, wandte er sich südwärts der Ost-
küste von Hondo entlang zur Yedobucht, in welche er jedoch un-
günstigen Windes wegen nicht einsegeln konnte; er nahm desshalb
seinen Cours südwestlich und gelangte an den Riukiu-Inseln und
Formosa vorbei nach Macao. Bald darauf, im Mai 1797 verliess er
diesen Hafen wieder, um seine vorjährigen Entdeckungen fortzusetzen,
scheiterte aber auf einem Corallenriffe bei den Miyake-shima (südlichen
Riukiu) und kehrte mit einem kleinen Schooner, den er sich vorher
zugesellt hatte, nach Macao zurück, doch nur um einen Theil der
Mannschaft auszuschiffen, neue Vorräthe einzunehmen und in dem
kleinen Fahrzeug seine Unternehmungen fortzusetzen. Im Verlaufe
derselben besuchte er Nafa auf der grossen Riukiu-Insel Okinawa-
schima, und liess den freundlichen Bewohnern derselben zwei Paar Gänse
zurück, wandte dann seinen Cours an den grossen japanischen Inseln
vorbei und gelangte abermals in die Volcano-bay bei Yezo. Das heraus-

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[384/0412] I. Geschichte des japanischen Volkes. Martin Gerritszoon van Vries, der unternehmendste hollän- dische Seefahrer in den japanischen Gewässern, führte auf Befehl des Generalstatthalters Van Diemen zu Batavia die Schiffe Castricom und Breskes gemeinsam mit H. C. Schaep, dem Capitän des letzteren, im Jahre 1643, also genau hundert Jahre nach der Landung Pinto’s in Bungo, nordwärts und entdeckte die Shichitô, deren eine (Ôshima) seinen Namen erhielt, die Insel Yezo und eine Anzahl Kurilen, sowie die Durchfahrt zwischen zweien derselben, Iturup und Urup, welche noch den Namen de Vries-Strasse trägt. Ihm folgte der berühmte Franzose La Pérouse. Derselbe zeigte 1787, dass Yezo und Sa- chalin kein zusammenhängendes Land, sondern zwei verschiedene Inseln seien, indem er die nach ihm benannte Meerenge durchfuhr und so als erster Europäer aus dem Tatarischen in das Ochotskische Meer gelangte. Die Conturen von Yezo lernte er nicht genau kennen, daher auch die Karte, welche der berühmte englische Kartograph Arrowsmith im Jahre 1803 nach seinen Angaben anfertigte, noch ein Zerrbild der richtigen Verhältnisse ist und namentlich die Breite der Tsugarustrasse viel zu gross angibt. Eine genauere Vermessung dieser Meerenge und der Süd- und Westküste von Yezo nahm zehn Jahre später der englische Schiffscapitän W. R. Broughton vor, welcher im Herbst 1796 mit der Corvette Providence, von den Sandwich-Inseln kommend, an der Küste von Nambu anlief und sich dann nordwärts gen Yezo wandte. Er gibt in seinem Berichte eine gute Beschrei- bung der Ainos und des Landes um die Volcano-bay, die er entdeckte und benannte. Nachdem er noch den Kurilen einen Besuch abgestattet und der starken Strömung wegen vergeblich durch die Tsugaru-Strasse zu dringen suchte, wandte er sich südwärts der Ost- küste von Hondo entlang zur Yedobucht, in welche er jedoch un- günstigen Windes wegen nicht einsegeln konnte; er nahm desshalb seinen Cours südwestlich und gelangte an den Riukiu-Inseln und Formosa vorbei nach Macao. Bald darauf, im Mai 1797 verliess er diesen Hafen wieder, um seine vorjährigen Entdeckungen fortzusetzen, scheiterte aber auf einem Corallenriffe bei den Miyake-shima (südlichen Riukiu) und kehrte mit einem kleinen Schooner, den er sich vorher zugesellt hatte, nach Macao zurück, doch nur um einen Theil der Mannschaft auszuschiffen, neue Vorräthe einzunehmen und in dem kleinen Fahrzeug seine Unternehmungen fortzusetzen. Im Verlaufe derselben besuchte er Nafa auf der grossen Riukiu-Insel Okinawa- schima, und liess den freundlichen Bewohnern derselben zwei Paar Gänse zurück, wandte dann seinen Cours an den grossen japanischen Inseln vorbei und gelangte abermals in die Volcano-bay bei Yezo. Das heraus-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/412>, abgerufen am 22.11.2024.