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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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6. Periode. Das Shogunat der Tokugawa etc.
dieselben bewogen, sich in ihren Bewegungen Gefangenen gleich be-
schränken und in ihrer nationalen und individuellen Würde aufs tiefste
demüthigen zu lassen.

Am 11. Mai 1641 erschien von Yedo aus der Befehl, die Hol-
länder sollten ihre Factorei zu Hirado aufgeben, nach Nagasaki über-
siedeln und dort das früher für die Portugiesen bestimmte Deshima
einnehmen. Die Abreise fand schon zehn Tage darauf statt.

Das kleine Deshima (De-shima, Vorinsel) von nur 600 Fuss
(185 Meter) Länge und 240 Fuss (74 Meter) Breite liegt dicht bei
Nagasaki und ist eine künstliche Bildung, die der seichten Bucht ab-
genommen, von einer Mauer gegen den Hafen und einem Graben
nach der Stadt zu umgeben wurde. Sie hat die Gestalt eines aus-
gebreiteten Fächers und erhebt sich nur 2 Meter über den höchsten
Wasserstand. Mit der Stadt verbindet sie eine kleine steinerne
Brücke, an deren Ende sich ein Thor befand zur strengen Ueber-
wachung des Verkehres. Auf diesem kleinen Inselchen, Gefangenen
gleich bewacht und beschränkt, lebten 16--20 Holländer im Dienste
der Ostindischen Compagnie, um mit Japan den Handel zu vermitteln.
Der Chef führte den Titel Resident. Deshima trug die Wohnungen
der Beamten, die Magazine, einen kleinen botanischen Garten und
einen die Insel durchschneidenden Weg, woran der freie Platz stiess,
auf welchem die holländische Flagge aufgehisst wurde. Anfangs
empfing man den Abmachungen gemäss jährlich nur ein Schiff von
Batavia, später deren acht. Ihre Ankunft war stets ein aufregendes
Ereigniss für diese von der Welt abgeschlossene kleine Colonie. Man
schätzt den durchschnittlichen Werth des jährlichen Verkehres auf
£ 660000. Der Gewinn an den Exportartikeln Silber (dessen Aus-
fuhr später verboten wurde), Gold, Kupfer, Seide, Kampfer, Porzellan,
Bronze *) war ein sehr grosser, so dass die Gesellschaft trotz der sehr
hohen Gagen, welche sie ihren Beamten zahlen musste, und sonstiger
belangreicher Unkosten, darunter allein 20000 Thaler für die jähr-
liche Reise des Residenten an den Hof und die bei der Gelegenheit
zu überbringenden Geschenke, doch glänzende Geschäfte machte.
Kaempfer bemerkt in Bezug hierauf und auf die erniedrigende
Stellung im Gefängniss Deshima Folgendes:

"In dieser Dienstbarkeit haben wir uns viele beschimpfende Ein-
schränkungen von diesen stolzen Heiden müssen gefallen lassen. Wir

*) Nach einer ziemlich zuverlässigen Zusammenstellung führten die Holländer
in der Zeit von 1609--1858 aus Japan 206253 Tonnen Kupfer, für £ 28 Millionen
Silber und für £ 151/2 Millionen Gold.
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6. Periode. Das Shôgunat der Tokugawa etc.
dieselben bewogen, sich in ihren Bewegungen Gefangenen gleich be-
schränken und in ihrer nationalen und individuellen Würde aufs tiefste
demüthigen zu lassen.

Am 11. Mai 1641 erschien von Yedo aus der Befehl, die Hol-
länder sollten ihre Factorei zu Hirado aufgeben, nach Nagasaki über-
siedeln und dort das früher für die Portugiesen bestimmte Deshima
einnehmen. Die Abreise fand schon zehn Tage darauf statt.

Das kleine Deshima (De-shima, Vorinsel) von nur 600 Fuss
(185 Meter) Länge und 240 Fuss (74 Meter) Breite liegt dicht bei
Nagasaki und ist eine künstliche Bildung, die der seichten Bucht ab-
genommen, von einer Mauer gegen den Hafen und einem Graben
nach der Stadt zu umgeben wurde. Sie hat die Gestalt eines aus-
gebreiteten Fächers und erhebt sich nur 2 Meter über den höchsten
Wasserstand. Mit der Stadt verbindet sie eine kleine steinerne
Brücke, an deren Ende sich ein Thor befand zur strengen Ueber-
wachung des Verkehres. Auf diesem kleinen Inselchen, Gefangenen
gleich bewacht und beschränkt, lebten 16—20 Holländer im Dienste
der Ostindischen Compagnie, um mit Japan den Handel zu vermitteln.
Der Chef führte den Titel Resident. Deshima trug die Wohnungen
der Beamten, die Magazine, einen kleinen botanischen Garten und
einen die Insel durchschneidenden Weg, woran der freie Platz stiess,
auf welchem die holländische Flagge aufgehisst wurde. Anfangs
empfing man den Abmachungen gemäss jährlich nur ein Schiff von
Batavia, später deren acht. Ihre Ankunft war stets ein aufregendes
Ereigniss für diese von der Welt abgeschlossene kleine Colonie. Man
schätzt den durchschnittlichen Werth des jährlichen Verkehres auf
£ 660000. Der Gewinn an den Exportartikeln Silber (dessen Aus-
fuhr später verboten wurde), Gold, Kupfer, Seide, Kampfer, Porzellan,
Bronze *) war ein sehr grosser, so dass die Gesellschaft trotz der sehr
hohen Gagen, welche sie ihren Beamten zahlen musste, und sonstiger
belangreicher Unkosten, darunter allein 20000 Thaler für die jähr-
liche Reise des Residenten an den Hof und die bei der Gelegenheit
zu überbringenden Geschenke, doch glänzende Geschäfte machte.
Kaempfer bemerkt in Bezug hierauf und auf die erniedrigende
Stellung im Gefängniss Deshima Folgendes:

»In dieser Dienstbarkeit haben wir uns viele beschimpfende Ein-
schränkungen von diesen stolzen Heiden müssen gefallen lassen. Wir

*) Nach einer ziemlich zuverlässigen Zusammenstellung führten die Holländer
in der Zeit von 1609—1858 aus Japan 206253 Tonnen Kupfer, für £ 28 Millionen
Silber und für £ 15½ Millionen Gold.
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[387/0415] 6. Periode. Das Shôgunat der Tokugawa etc. dieselben bewogen, sich in ihren Bewegungen Gefangenen gleich be- schränken und in ihrer nationalen und individuellen Würde aufs tiefste demüthigen zu lassen. Am 11. Mai 1641 erschien von Yedo aus der Befehl, die Hol- länder sollten ihre Factorei zu Hirado aufgeben, nach Nagasaki über- siedeln und dort das früher für die Portugiesen bestimmte Deshima einnehmen. Die Abreise fand schon zehn Tage darauf statt. Das kleine Deshima (De-shima, Vorinsel) von nur 600 Fuss (185 Meter) Länge und 240 Fuss (74 Meter) Breite liegt dicht bei Nagasaki und ist eine künstliche Bildung, die der seichten Bucht ab- genommen, von einer Mauer gegen den Hafen und einem Graben nach der Stadt zu umgeben wurde. Sie hat die Gestalt eines aus- gebreiteten Fächers und erhebt sich nur 2 Meter über den höchsten Wasserstand. Mit der Stadt verbindet sie eine kleine steinerne Brücke, an deren Ende sich ein Thor befand zur strengen Ueber- wachung des Verkehres. Auf diesem kleinen Inselchen, Gefangenen gleich bewacht und beschränkt, lebten 16—20 Holländer im Dienste der Ostindischen Compagnie, um mit Japan den Handel zu vermitteln. Der Chef führte den Titel Resident. Deshima trug die Wohnungen der Beamten, die Magazine, einen kleinen botanischen Garten und einen die Insel durchschneidenden Weg, woran der freie Platz stiess, auf welchem die holländische Flagge aufgehisst wurde. Anfangs empfing man den Abmachungen gemäss jährlich nur ein Schiff von Batavia, später deren acht. Ihre Ankunft war stets ein aufregendes Ereigniss für diese von der Welt abgeschlossene kleine Colonie. Man schätzt den durchschnittlichen Werth des jährlichen Verkehres auf £ 660000. Der Gewinn an den Exportartikeln Silber (dessen Aus- fuhr später verboten wurde), Gold, Kupfer, Seide, Kampfer, Porzellan, Bronze *) war ein sehr grosser, so dass die Gesellschaft trotz der sehr hohen Gagen, welche sie ihren Beamten zahlen musste, und sonstiger belangreicher Unkosten, darunter allein 20000 Thaler für die jähr- liche Reise des Residenten an den Hof und die bei der Gelegenheit zu überbringenden Geschenke, doch glänzende Geschäfte machte. Kaempfer bemerkt in Bezug hierauf und auf die erniedrigende Stellung im Gefängniss Deshima Folgendes: »In dieser Dienstbarkeit haben wir uns viele beschimpfende Ein- schränkungen von diesen stolzen Heiden müssen gefallen lassen. Wir *) Nach einer ziemlich zuverlässigen Zusammenstellung führten die Holländer in der Zeit von 1609—1858 aus Japan 206253 Tonnen Kupfer, für £ 28 Millionen Silber und für £ 15½ Millionen Gold. 25*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/415>, abgerufen am 24.11.2024.