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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
thaten, deren Werth die Summen für viele unnützen Experimente
mehr als aufwiegt.

Wir wollen den hier erwähnten Vortheilen des modernen Ver-
kehres der Japaner gegenüber nicht lange versuchen, dessen Schatten-
seiten ebenfalls hervorzuheben, und nur noch der Finanzverwaltung,
Rechtspflege und der damit zusammenhängenden Fragen eine kurze
Betrachtung widmen. Zu den wachsenden Sorgen der neuen japa-
nischen Staatsmänner gehören ohne Zweifel die schlechten Finanzver-
hältnisse und die Frage der Jurisdiction über die Fremden.

Da der Import den Export während der letzten 15 Jahre an
Werth stets weit überstieg und die Differenz in Form von Edelmetall
ins Ausland ging, ist der Baarvorrath an Geld mehr und mehr ge-
schwunden und Kinsatsu (Papiergeld) an seine Stelle getreten. Dieses
wurde in den letzten Jahren in erschreckender Weise vermehrt und
zwar nicht blos von der Regierung, um z. B. die enormen Kosten
des Aufstandes von 1877 zu decken, sondern auch von mehr als
6 Dutzend sogenannter nationaler Banken, die wie Pilze aus der
Erde schossen. Die grossen hierdurch begangenen Fehler vermehrte
die Regierung noch dadurch, dass sie Adel und Samurai gestattete,
die Schuldscheine, welche dieselben zur Ablösung ihrer Jahresrenten
erhalten hatten, wie Waare zu übertragen. Grosse Beträge kamen
hierdurch zu erheblichem Disconto auf den Markt und wurden gegen
Papiergeld umgesetzt. Noch vor sechs Jahren stand dieses Kinsatsu
al pari und wurde von den Eingeborenen der Silber- und Gold-
währung sogar vorgezogen; jetzt zahlt man 40--45 % agio. So ist
das Papiergeld zur Plage des Landes geworden, indem es den Handel
beeinträchtigt, den Credit schädigt und den Staat an den Rand des
Bankerotts bringt, wenn nicht bald Mittel ergriffen werden, das Uebel
zu beschwören. Verminderung der Ausgaben, Erhöhung des Credits
hierdurch, sowie durch eine andere und weniger feuergefährliche
Bauart der Häuser, Einführung einer rationellen Viehzucht und Forst-
wirthschaft wären solche Gegenmittel, vor allem und zunächst aber
eine geeignete Controle der Finanzen und des Papiergeldes durch
das Volk.

Seit Jahren haben die Kaufleute in den japanischen Vertrags-
häfen, sowie die Vertreter ihrer Regierungen den japanischen Ministern
den Wunsch nach Eröffnung weiterer Häfen (z. B. von Tsugaru am

und sich eines Besseren belehren lassen; er möge sich in Japan die vielen blatter-
narbigen Gesichter unter den Erwachsenen und die glatten des heranwachsenden
Geschlechtes ansehen und auch die zahlreichen Blinden, welche durch die Pocken-
krankheit auf immer ihr Gesicht verloren.

I. Geschichte des japanischen Volkes.
thaten, deren Werth die Summen für viele unnützen Experimente
mehr als aufwiegt.

Wir wollen den hier erwähnten Vortheilen des modernen Ver-
kehres der Japaner gegenüber nicht lange versuchen, dessen Schatten-
seiten ebenfalls hervorzuheben, und nur noch der Finanzverwaltung,
Rechtspflege und der damit zusammenhängenden Fragen eine kurze
Betrachtung widmen. Zu den wachsenden Sorgen der neuen japa-
nischen Staatsmänner gehören ohne Zweifel die schlechten Finanzver-
hältnisse und die Frage der Jurisdiction über die Fremden.

Da der Import den Export während der letzten 15 Jahre an
Werth stets weit überstieg und die Differenz in Form von Edelmetall
ins Ausland ging, ist der Baarvorrath an Geld mehr und mehr ge-
schwunden und Kinsatsu (Papiergeld) an seine Stelle getreten. Dieses
wurde in den letzten Jahren in erschreckender Weise vermehrt und
zwar nicht blos von der Regierung, um z. B. die enormen Kosten
des Aufstandes von 1877 zu decken, sondern auch von mehr als
6 Dutzend sogenannter nationaler Banken, die wie Pilze aus der
Erde schossen. Die grossen hierdurch begangenen Fehler vermehrte
die Regierung noch dadurch, dass sie Adel und Samurai gestattete,
die Schuldscheine, welche dieselben zur Ablösung ihrer Jahresrenten
erhalten hatten, wie Waare zu übertragen. Grosse Beträge kamen
hierdurch zu erheblichem Disconto auf den Markt und wurden gegen
Papiergeld umgesetzt. Noch vor sechs Jahren stand dieses Kinsatsu
al pari und wurde von den Eingeborenen der Silber- und Gold-
währung sogar vorgezogen; jetzt zahlt man 40—45 % agio. So ist
das Papiergeld zur Plage des Landes geworden, indem es den Handel
beeinträchtigt, den Credit schädigt und den Staat an den Rand des
Bankerotts bringt, wenn nicht bald Mittel ergriffen werden, das Uebel
zu beschwören. Verminderung der Ausgaben, Erhöhung des Credits
hierdurch, sowie durch eine andere und weniger feuergefährliche
Bauart der Häuser, Einführung einer rationellen Viehzucht und Forst-
wirthschaft wären solche Gegenmittel, vor allem und zunächst aber
eine geeignete Controle der Finanzen und des Papiergeldes durch
das Volk.

Seit Jahren haben die Kaufleute in den japanischen Vertrags-
häfen, sowie die Vertreter ihrer Regierungen den japanischen Ministern
den Wunsch nach Eröffnung weiterer Häfen (z. B. von Tsugaru am

und sich eines Besseren belehren lassen; er möge sich in Japan die vielen blatter-
narbigen Gesichter unter den Erwachsenen und die glatten des heranwachsenden
Geschlechtes ansehen und auch die zahlreichen Blinden, welche durch die Pocken-
krankheit auf immer ihr Gesicht verloren.
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[442/0470] I. Geschichte des japanischen Volkes. thaten, deren Werth die Summen für viele unnützen Experimente mehr als aufwiegt. Wir wollen den hier erwähnten Vortheilen des modernen Ver- kehres der Japaner gegenüber nicht lange versuchen, dessen Schatten- seiten ebenfalls hervorzuheben, und nur noch der Finanzverwaltung, Rechtspflege und der damit zusammenhängenden Fragen eine kurze Betrachtung widmen. Zu den wachsenden Sorgen der neuen japa- nischen Staatsmänner gehören ohne Zweifel die schlechten Finanzver- hältnisse und die Frage der Jurisdiction über die Fremden. Da der Import den Export während der letzten 15 Jahre an Werth stets weit überstieg und die Differenz in Form von Edelmetall ins Ausland ging, ist der Baarvorrath an Geld mehr und mehr ge- schwunden und Kinsatsu (Papiergeld) an seine Stelle getreten. Dieses wurde in den letzten Jahren in erschreckender Weise vermehrt und zwar nicht blos von der Regierung, um z. B. die enormen Kosten des Aufstandes von 1877 zu decken, sondern auch von mehr als 6 Dutzend sogenannter nationaler Banken, die wie Pilze aus der Erde schossen. Die grossen hierdurch begangenen Fehler vermehrte die Regierung noch dadurch, dass sie Adel und Samurai gestattete, die Schuldscheine, welche dieselben zur Ablösung ihrer Jahresrenten erhalten hatten, wie Waare zu übertragen. Grosse Beträge kamen hierdurch zu erheblichem Disconto auf den Markt und wurden gegen Papiergeld umgesetzt. Noch vor sechs Jahren stand dieses Kinsatsu al pari und wurde von den Eingeborenen der Silber- und Gold- währung sogar vorgezogen; jetzt zahlt man 40—45 % agio. So ist das Papiergeld zur Plage des Landes geworden, indem es den Handel beeinträchtigt, den Credit schädigt und den Staat an den Rand des Bankerotts bringt, wenn nicht bald Mittel ergriffen werden, das Uebel zu beschwören. Verminderung der Ausgaben, Erhöhung des Credits hierdurch, sowie durch eine andere und weniger feuergefährliche Bauart der Häuser, Einführung einer rationellen Viehzucht und Forst- wirthschaft wären solche Gegenmittel, vor allem und zunächst aber eine geeignete Controle der Finanzen und des Papiergeldes durch das Volk. Seit Jahren haben die Kaufleute in den japanischen Vertrags- häfen, sowie die Vertreter ihrer Regierungen den japanischen Ministern den Wunsch nach Eröffnung weiterer Häfen (z. B. von Tsugaru am *) *) und sich eines Besseren belehren lassen; er möge sich in Japan die vielen blatter- narbigen Gesichter unter den Erwachsenen und die glatten des heranwachsenden Geschlechtes ansehen und auch die zahlreichen Blinden, welche durch die Pocken- krankheit auf immer ihr Gesicht verloren.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/470>, abgerufen am 22.11.2024.