stark geneigten Schichten quarzreicher Thonglimmerschiefer und Sericit- schiefer, ganz wie sie im Taunus vorkommen, bestehen. Tiefer und näher bei Saganoseki steht dunkler schieferiger Kalk, dann Talk- schiefer von geringer Mächtigkeit, endlich schöner dunkler Serpentin an, auf dem auch ein Theil des Städtchens ruht, das sich über den engen Hals der Landzunge von Bungo-nada bis an die Suwo-nada ausbreitet und somit trotz seiner geringen Bedeutung über zwei Häfen verfügt. Eine den intelligenten Bewohnern auffallende Erscheinung, auf welche man mich aufmerksam machte, dass nämlich von zwei benachbarten kleinen Buchten das Strandgeröll der einen nur schwarze, das der anderen nur weisse Steine zeige, konnte ihnen erklärt werden. Dort steht nämlich der dunkle Serpentin und Kieselschiefer an, hier tritt Quarzit auf und bleibt nach Zerstörung des weicheren Schiefers als Geröll zurück. Die Strömung aber verhindert, dass Geröll aus der einen Bai in die andere gelangen könnte.
Die erwähnten Gesteine treten auch auf der Saganoseki gegen- über liegenden Landzunge von Shikoku in derselben Lagerung auf, vermehrt durch mächtige Schichten Grauwackenschiefer und Grau- wackensandsteine, welche auch auf Kiushiu stark entwickelt sind, wie sie denn überhaupt im Japanischen Schiefergebirge eine hervor- ragende Rolle spielen. Alle hier erwähnten Felsarten kann man auch, mit Ausnahme des Talkschiefers, am Molo des Hafens Yawata- hama auf Shikoku, welcher mit Saganoseki correspondiert, vertreten finden. Gneiss kommt beiderseits nicht vor. Grüne Sericitschiefer stehen auch am Wege von Nagasaki nach dem 3 ri südlicher gelegenen Orte Mogi an, von welchem die Ueberfahrt nach Amakusa stattfindet. Auch in unmittelbarer Nähe von Nagasaki scheinen aufgerichtete meta- morphische Schiefer überall das Skelet der Berge zu bilden, von vulkanischen und theilweise auch neptunischen Bildungen überlagert.
Ein weiteres bemerkenswerthes Profil im südlichen Schieferge- birge bot sich in Shikoku auf dem Wege von Matsuyama in Iyo nach Kochi in Tosa zwischen den Orten Kumamachi und Higashigawa. Mitten im Walde (Urwald kann man wohl sagen) steigen hier auf beiden Seiten des Weges auffallend gestaltete und zerrissene Fels- wände 50--80 Meter hoch senkrecht empor, welche aus einem Con- glomerat von Grauwacke, Sericitschiefer, Quarz und Eisenkiesel be- stehen, dessen einzelne Bestandtheile oft faust- bis kopfgross sind.
Vom Strande der Insel Awaji kenne ich Glimmergneiss und Diorit, vom Gipfel des Omine-san in Yamato Quarzit, beides nach Proben, welche auf meinen Wunsch Bekannte von dort mitbrachten. Der Weg durch die Halbinsel Yamato von Wakayama über Yoshino nach Yamata
III. Geologische Verhältnisse.
stark geneigten Schichten quarzreicher Thonglimmerschiefer und Sericit- schiefer, ganz wie sie im Taunus vorkommen, bestehen. Tiefer und näher bei Saganoseki steht dunkler schieferiger Kalk, dann Talk- schiefer von geringer Mächtigkeit, endlich schöner dunkler Serpentin an, auf dem auch ein Theil des Städtchens ruht, das sich über den engen Hals der Landzunge von Bungo-nada bis an die Suwo-nada ausbreitet und somit trotz seiner geringen Bedeutung über zwei Häfen verfügt. Eine den intelligenten Bewohnern auffallende Erscheinung, auf welche man mich aufmerksam machte, dass nämlich von zwei benachbarten kleinen Buchten das Strandgeröll der einen nur schwarze, das der anderen nur weisse Steine zeige, konnte ihnen erklärt werden. Dort steht nämlich der dunkle Serpentin und Kieselschiefer an, hier tritt Quarzit auf und bleibt nach Zerstörung des weicheren Schiefers als Geröll zurück. Die Strömung aber verhindert, dass Geröll aus der einen Bai in die andere gelangen könnte.
Die erwähnten Gesteine treten auch auf der Saganoseki gegen- über liegenden Landzunge von Shikoku in derselben Lagerung auf, vermehrt durch mächtige Schichten Grauwackenschiefer und Grau- wackensandsteine, welche auch auf Kiushiu stark entwickelt sind, wie sie denn überhaupt im Japanischen Schiefergebirge eine hervor- ragende Rolle spielen. Alle hier erwähnten Felsarten kann man auch, mit Ausnahme des Talkschiefers, am Molo des Hafens Yawata- hama auf Shikoku, welcher mit Saganoseki correspondiert, vertreten finden. Gneiss kommt beiderseits nicht vor. Grüne Sericitschiefer stehen auch am Wege von Nagasaki nach dem 3 ri südlicher gelegenen Orte Mogi an, von welchem die Ueberfahrt nach Amakusa stattfindet. Auch in unmittelbarer Nähe von Nagasaki scheinen aufgerichtete meta- morphische Schiefer überall das Skelet der Berge zu bilden, von vulkanischen und theilweise auch neptunischen Bildungen überlagert.
Ein weiteres bemerkenswerthes Profil im südlichen Schieferge- birge bot sich in Shikoku auf dem Wege von Matsuyama in Iyo nach Kochi in Tosa zwischen den Orten Kumamachi und Higashigawa. Mitten im Walde (Urwald kann man wohl sagen) steigen hier auf beiden Seiten des Weges auffallend gestaltete und zerrissene Fels- wände 50—80 Meter hoch senkrecht empor, welche aus einem Con- glomerat von Grauwacke, Sericitschiefer, Quarz und Eisenkiesel be- stehen, dessen einzelne Bestandtheile oft faust- bis kopfgross sind.
Vom Strande der Insel Awaji kenne ich Glimmergneiss und Diorit, vom Gipfel des Omine-san in Yamato Quarzit, beides nach Proben, welche auf meinen Wunsch Bekannte von dort mitbrachten. Der Weg durch die Halbinsel Yamato von Wakayama über Yoshino nach Yamata
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III. Geologische Verhältnisse.
stark geneigten Schichten quarzreicher Thonglimmerschiefer und Sericit-
schiefer, ganz wie sie im Taunus vorkommen, bestehen. Tiefer und
näher bei Saganoseki steht dunkler schieferiger Kalk, dann Talk-
schiefer von geringer Mächtigkeit, endlich schöner dunkler Serpentin
an, auf dem auch ein Theil des Städtchens ruht, das sich über den
engen Hals der Landzunge von Bungo-nada bis an die Suwo-nada
ausbreitet und somit trotz seiner geringen Bedeutung über zwei Häfen
verfügt. Eine den intelligenten Bewohnern auffallende Erscheinung,
auf welche man mich aufmerksam machte, dass nämlich von zwei
benachbarten kleinen Buchten das Strandgeröll der einen nur schwarze,
das der anderen nur weisse Steine zeige, konnte ihnen erklärt werden.
Dort steht nämlich der dunkle Serpentin und Kieselschiefer an, hier
tritt Quarzit auf und bleibt nach Zerstörung des weicheren Schiefers
als Geröll zurück. Die Strömung aber verhindert, dass Geröll aus
der einen Bai in die andere gelangen könnte.
Die erwähnten Gesteine treten auch auf der Saganoseki gegen-
über liegenden Landzunge von Shikoku in derselben Lagerung auf,
vermehrt durch mächtige Schichten Grauwackenschiefer und Grau-
wackensandsteine, welche auch auf Kiushiu stark entwickelt sind,
wie sie denn überhaupt im Japanischen Schiefergebirge eine hervor-
ragende Rolle spielen. Alle hier erwähnten Felsarten kann man
auch, mit Ausnahme des Talkschiefers, am Molo des Hafens Yawata-
hama auf Shikoku, welcher mit Saganoseki correspondiert, vertreten
finden. Gneiss kommt beiderseits nicht vor. Grüne Sericitschiefer
stehen auch am Wege von Nagasaki nach dem 3 ri südlicher gelegenen
Orte Mogi an, von welchem die Ueberfahrt nach Amakusa stattfindet.
Auch in unmittelbarer Nähe von Nagasaki scheinen aufgerichtete meta-
morphische Schiefer überall das Skelet der Berge zu bilden, von
vulkanischen und theilweise auch neptunischen Bildungen überlagert.
Ein weiteres bemerkenswerthes Profil im südlichen Schieferge-
birge bot sich in Shikoku auf dem Wege von Matsuyama in Iyo nach
Kochi in Tosa zwischen den Orten Kumamachi und Higashigawa.
Mitten im Walde (Urwald kann man wohl sagen) steigen hier auf
beiden Seiten des Weges auffallend gestaltete und zerrissene Fels-
wände 50—80 Meter hoch senkrecht empor, welche aus einem Con-
glomerat von Grauwacke, Sericitschiefer, Quarz und Eisenkiesel be-
stehen, dessen einzelne Bestandtheile oft faust- bis kopfgross sind.
Vom Strande der Insel Awaji kenne ich Glimmergneiss und Diorit,
vom Gipfel des Omine-san in Yamato Quarzit, beides nach Proben,
welche auf meinen Wunsch Bekannte von dort mitbrachten. Der Weg
durch die Halbinsel Yamato von Wakayama über Yoshino nach Yamata
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/56>, abgerufen am 16.02.2025.
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