Theehäusern etc. Von den fünf öffentlichen Gärten und Parkanlagen Asakusa, Uyneo, Shiba, Fukagawa, Hachiman und Asukayama, steht Uyeno oben an. Der stolzeste Tempel dieses reizenden Flecks, der Toyeizan, wurde während der Kämpfe 1868 ein Raub der Flammen, doch gibt es noch manches andere sehenswerthe Heiligthum, so den Tempel des Gongen-sama mit dem grossen Kampferbaum im Hinter- grunde, die Shogungräber mit ihren Reihen Steinlaternen, die grossen Cryptomerien. Asakusa zieht sich weit am rechten Ufer des Sumida hin und ist besonders seiner Tempel wegen bekannt, von denen namentlich zwei, der Kwannon (3) und Higashi Honguwanji (2) hohen Ruf haben. Um den ersteren sammelt sich Alles, was die schau- lustige Menge anziehen und zu Geldopfern veranlassen kann, Spiel- waarenhändler, Theebuden, Gaukler aller Art; es ist hier ein continuier- licher Jahrmarkt. Das lange, schraffierte Gebäude (1) am Flussufer soll die Lage der grossen Reismagazine andeuten.
Auf der linken Seite des Sumida-gawa liegen zwei Stadttheile: Honjio und Fukagawa. Jener, Asakusa gegenüber, bietet längs des Flusses in dem Theile, welcher Mukojima heisst, im Frühling einen aussergewöhnlichen Anziehungspunkt, wenn Alt und Jung, Hoch und Niedrig hinauswandern, um die Blüthen der Sakurabäume (Prunus pseudo-cerasus) zu bewundern. In Fukagawa haben namentlich mehrere Tempel hohen Ruf, so der des Hachiman (2), Reiganji (1), Eko-in (3). Links vor der Mündung war die alte Batterie.
Fünf grosse Holzbrücken überspannen den Sumida-gawa und verbinden die linken Stadttheile mit der Altstadt, nämlich Yeita- bashi (1), Shino-bashi (2), Riogoku-bashi (3), Mumaya-bashi (4) und Azuma-bashi (5). Von ihnen ist Riogoku-bashi die wichtigste, welche den Hauptverkehr vermittelt. Ihr Name bedeutet "Zwei-Länder- Brücke", weil sie Shimosa, dem das linke Ufer des Flusses früher zugehörte, mit Musashi verbindet.
Tokio ist eine neue Stadt. Die Geschichte der Tokugawa ist auch die ihrige. Iyeyasu, gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch Besiegung der Hojo zum Herrn des Kuwanto geworden, machte den damals noch unbedeutenden Ort Yedo (Bai-Pforte) auf Anrathen seines Freundes Hideyoshi zur Residenz (1598) und begann alsbald mit der ihm eigenen Energie, seinen Aufenthalt angenehm zu gestalten. Doch erst der dann folgende Sieg bei Sekigahara und seine weit- reichenden Resultate sicherten dem neuen Unternehmen seine glänzende Zukunft. Insbesondere wurde der Umstand, dass alle Fürsten des Landes sich hier ihre Yashiki bauen und einen grossen Theil ihres Lebens mit zahlreichem Gefolge zubringen mussten, ein Hauptgrund
III. Topographie.
Theehäusern etc. Von den fünf öffentlichen Gärten und Parkanlagen Asakusa, Uyneo, Shiba, Fukagawa, Hachiman und Asukayama, steht Uyeno oben an. Der stolzeste Tempel dieses reizenden Flecks, der Tôyeizan, wurde während der Kämpfe 1868 ein Raub der Flammen, doch gibt es noch manches andere sehenswerthe Heiligthum, so den Tempel des Gongen-sama mit dem grossen Kampferbaum im Hinter- grunde, die Shôgungräber mit ihren Reihen Steinlaternen, die grossen Cryptomerien. Asakusa zieht sich weit am rechten Ufer des Sumida hin und ist besonders seiner Tempel wegen bekannt, von denen namentlich zwei, der Kwannon (3) und Higashi Honguwanji (2) hohen Ruf haben. Um den ersteren sammelt sich Alles, was die schau- lustige Menge anziehen und zu Geldopfern veranlassen kann, Spiel- waarenhändler, Theebuden, Gaukler aller Art; es ist hier ein continuier- licher Jahrmarkt. Das lange, schraffierte Gebäude (1) am Flussufer soll die Lage der grossen Reismagazine andeuten.
Auf der linken Seite des Sumida-gawa liegen zwei Stadttheile: Honjio und Fukagawa. Jener, Asakusa gegenüber, bietet längs des Flusses in dem Theile, welcher Mukojima heisst, im Frühling einen aussergewöhnlichen Anziehungspunkt, wenn Alt und Jung, Hoch und Niedrig hinauswandern, um die Blüthen der Sakurabäume (Prunus pseudo-cerasus) zu bewundern. In Fukagawa haben namentlich mehrere Tempel hohen Ruf, so der des Hachiman (2), Reiganji (1), Eko-in (3). Links vor der Mündung war die alte Batterie.
Fünf grosse Holzbrücken überspannen den Sumida-gawa und verbinden die linken Stadttheile mit der Altstadt, nämlich Yeita- bashi (1), Shino-bashi (2), Riogoku-bashi (3), Mumaya-bashi (4) und Azuma-bashi (5). Von ihnen ist Riogoku-bashi die wichtigste, welche den Hauptverkehr vermittelt. Ihr Name bedeutet »Zwei-Länder- Brücke«, weil sie Shimosa, dem das linke Ufer des Flusses früher zugehörte, mit Musashi verbindet.
Tôkio ist eine neue Stadt. Die Geschichte der Tokugawa ist auch die ihrige. Iyeyasu, gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch Besiegung der Hôjô zum Herrn des Kuwantô geworden, machte den damals noch unbedeutenden Ort Yedo (Bai-Pforte) auf Anrathen seines Freundes Hideyoshi zur Residenz (1598) und begann alsbald mit der ihm eigenen Energie, seinen Aufenthalt angenehm zu gestalten. Doch erst der dann folgende Sieg bei Sekigahara und seine weit- reichenden Resultate sicherten dem neuen Unternehmen seine glänzende Zukunft. Insbesondere wurde der Umstand, dass alle Fürsten des Landes sich hier ihre Yashiki bauen und einen grossen Theil ihres Lebens mit zahlreichem Gefolge zubringen mussten, ein Hauptgrund
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III. Topographie.
Theehäusern etc. Von den fünf öffentlichen Gärten und Parkanlagen
Asakusa, Uyneo, Shiba, Fukagawa, Hachiman und Asukayama, steht
Uyeno oben an. Der stolzeste Tempel dieses reizenden Flecks, der
Tôyeizan, wurde während der Kämpfe 1868 ein Raub der Flammen,
doch gibt es noch manches andere sehenswerthe Heiligthum, so den
Tempel des Gongen-sama mit dem grossen Kampferbaum im Hinter-
grunde, die Shôgungräber mit ihren Reihen Steinlaternen, die grossen
Cryptomerien. Asakusa zieht sich weit am rechten Ufer des Sumida
hin und ist besonders seiner Tempel wegen bekannt, von denen
namentlich zwei, der Kwannon (3) und Higashi Honguwanji (2) hohen
Ruf haben. Um den ersteren sammelt sich Alles, was die schau-
lustige Menge anziehen und zu Geldopfern veranlassen kann, Spiel-
waarenhändler, Theebuden, Gaukler aller Art; es ist hier ein continuier-
licher Jahrmarkt. Das lange, schraffierte Gebäude (1) am Flussufer
soll die Lage der grossen Reismagazine andeuten.
Auf der linken Seite des Sumida-gawa liegen zwei Stadttheile:
Honjio und Fukagawa. Jener, Asakusa gegenüber, bietet längs des
Flusses in dem Theile, welcher Mukojima heisst, im Frühling einen
aussergewöhnlichen Anziehungspunkt, wenn Alt und Jung, Hoch und
Niedrig hinauswandern, um die Blüthen der Sakurabäume (Prunus
pseudo-cerasus) zu bewundern. In Fukagawa haben namentlich
mehrere Tempel hohen Ruf, so der des Hachiman (2), Reiganji (1),
Eko-in (3). Links vor der Mündung war die alte Batterie.
Fünf grosse Holzbrücken überspannen den Sumida-gawa und
verbinden die linken Stadttheile mit der Altstadt, nämlich Yeita-
bashi (1), Shino-bashi (2), Riogoku-bashi (3), Mumaya-bashi (4) und
Azuma-bashi (5). Von ihnen ist Riogoku-bashi die wichtigste, welche
den Hauptverkehr vermittelt. Ihr Name bedeutet »Zwei-Länder-
Brücke«, weil sie Shimosa, dem das linke Ufer des Flusses früher
zugehörte, mit Musashi verbindet.
Tôkio ist eine neue Stadt. Die Geschichte der Tokugawa ist
auch die ihrige. Iyeyasu, gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch
Besiegung der Hôjô zum Herrn des Kuwantô geworden, machte den
damals noch unbedeutenden Ort Yedo (Bai-Pforte) auf Anrathen
seines Freundes Hideyoshi zur Residenz (1598) und begann alsbald
mit der ihm eigenen Energie, seinen Aufenthalt angenehm zu gestalten.
Doch erst der dann folgende Sieg bei Sekigahara und seine weit-
reichenden Resultate sicherten dem neuen Unternehmen seine glänzende
Zukunft. Insbesondere wurde der Umstand, dass alle Fürsten des
Landes sich hier ihre Yashiki bauen und einen grossen Theil ihres
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/596>, abgerufen am 01.11.2024.
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