In Gifu wurden uns gut erhaltene Blattabdrücke und andere Tertiärversteinerungen auch von verschiedenen Orten des Kreises Kamo (im Norden von Tsukiyoshi) vorgezeigt.
Aus erwähntem Diluvialgeröll, das zuweilen eisenschüssig gelb oder geröthet ist, bestehen im nordöstlichen Owari bei Seto ganze Hügel. Sie bergen hier Nester eines Quarzconglomerates, dessen Bindemittel auffälliger Weise Asbolan (schwarzer Erdkobalt) ist. Er lieferte die älteste Kobaltfarbe, welche man in der Keramik Japans anwandte und die noch jetzt dem Seto-mono (der Seto-Waare) ihren hervorragendsten Charakter verleiht. Noch jetzt, wo das Land Kobalt- oxyd und andere Kobaltfarben aus Europa einführt, wird dieser Erdkobalt ebenfalls benutzt. Man gräbt seinen Conglomeraten bei Seto nach und gewinnt die Kobaltfarbe durch einen Process, der in dem Abschnitt über Keramik eines späteren Bandes erläutert werden wird.
In den benachbarten Tokaido-Provinzen Mikawa und Totomi kommen ebenfalls Tertiärschichten vor, wie sich aus Blattabdrücken von dort, welche man auf Ausstellungen in Nagoya und anderwärts zeigte, erkennen liess.
Trachyttuffe und sandige Conglomerate bilden die steilen Klippen längs der Halbinseln Sagami und Katsusa-Awa. Zuweilen wechseln die grauen Schichten mit Streifen eines schwarzen, magneteisenreichen Conglomerates bis zu 1/2 Meter Mächtigkeit ab. Es sind ebenfalls jungtertiäre und recente Schichten, wie sich sowohl aus Steinkernen, als auch den anderwärts gut erhaltenen Lagen mariner Mollusken ergibt. Hier und da findet man auch eine Thonsandsteinlage voll von Blattabdrücken. Reich an Versteinerungen sind namentlich die Klippen bei Yokohama, sowie die Ablagerungen am Eisenbahndurch- schnitt bei Shinagawa. Die Schichten streichen auch in diesem Ge- biete von Ost nach West und fallen gen Norden unter etwa 20° ein, so dass man, aus der Ebene von Kuwanto südwärts gehend, mit ihnen an- steigt. Sie überlagern Serpentin und Diorit, der sowohl in Kadsusa- Awa als auch in Sagami ansteht.
Auch die bemerkenswerthe Inselgruppe am Westrande der Sendai- Bucht, nach einem Orte daselbst Matsushima (Kiefern-Inseln) benannt, sowie das benachbarte Hügelland muss als jungtertiär bezeichnet werden. Es liegen über dieselben Mittheilungen dreier Besucher vor, nämlich von Capt. St. John, mir und Lyman, wenn ich sie nach der Zeit ordne. Im 7. Heft der Mittheilungen der deutschen Gesell- schaft habe ich darüber Folgendes veröffentlicht: "Matsushima heisst nicht blos ein Dorf an der Küste dieser Bai (von Sendai), sondern es
III. Geologische Verhältnisse.
In Gifu wurden uns gut erhaltene Blattabdrücke und andere Tertiärversteinerungen auch von verschiedenen Orten des Kreises Kamo (im Norden von Tsukiyoshi) vorgezeigt.
Aus erwähntem Diluvialgeröll, das zuweilen eisenschüssig gelb oder geröthet ist, bestehen im nordöstlichen Owari bei Seto ganze Hügel. Sie bergen hier Nester eines Quarzconglomerates, dessen Bindemittel auffälliger Weise Asbolan (schwarzer Erdkobalt) ist. Er lieferte die älteste Kobaltfarbe, welche man in der Keramik Japans anwandte und die noch jetzt dem Seto-mono (der Seto-Waare) ihren hervorragendsten Charakter verleiht. Noch jetzt, wo das Land Kobalt- oxyd und andere Kobaltfarben aus Europa einführt, wird dieser Erdkobalt ebenfalls benutzt. Man gräbt seinen Conglomeraten bei Seto nach und gewinnt die Kobaltfarbe durch einen Process, der in dem Abschnitt über Keramik eines späteren Bandes erläutert werden wird.
In den benachbarten Tokaidô-Provinzen Mikawa und Tôtomi kommen ebenfalls Tertiärschichten vor, wie sich aus Blattabdrücken von dort, welche man auf Ausstellungen in Nagoya und anderwärts zeigte, erkennen liess.
Trachyttuffe und sandige Conglomerate bilden die steilen Klippen längs der Halbinseln Sagami und Katsusa-Awa. Zuweilen wechseln die grauen Schichten mit Streifen eines schwarzen, magneteisenreichen Conglomerates bis zu ½ Meter Mächtigkeit ab. Es sind ebenfalls jungtertiäre und recente Schichten, wie sich sowohl aus Steinkernen, als auch den anderwärts gut erhaltenen Lagen mariner Mollusken ergibt. Hier und da findet man auch eine Thonsandsteinlage voll von Blattabdrücken. Reich an Versteinerungen sind namentlich die Klippen bei Yokohama, sowie die Ablagerungen am Eisenbahndurch- schnitt bei Shinagawa. Die Schichten streichen auch in diesem Ge- biete von Ost nach West und fallen gen Norden unter etwa 20° ein, so dass man, aus der Ebene von Kuwanto südwärts gehend, mit ihnen an- steigt. Sie überlagern Serpentin und Diorit, der sowohl in Kadsusa- Awa als auch in Sagami ansteht.
Auch die bemerkenswerthe Inselgruppe am Westrande der Sendai- Bucht, nach einem Orte daselbst Matsushima (Kiefern-Inseln) benannt, sowie das benachbarte Hügelland muss als jungtertiär bezeichnet werden. Es liegen über dieselben Mittheilungen dreier Besucher vor, nämlich von Capt. St. John, mir und Lyman, wenn ich sie nach der Zeit ordne. Im 7. Heft der Mittheilungen der deutschen Gesell- schaft habe ich darüber Folgendes veröffentlicht: »Matsushima heisst nicht blos ein Dorf an der Küste dieser Bai (von Sendai), sondern es
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III. Geologische Verhältnisse.
In Gifu wurden uns gut erhaltene Blattabdrücke und andere
Tertiärversteinerungen auch von verschiedenen Orten des Kreises Kamo
(im Norden von Tsukiyoshi) vorgezeigt.
Aus erwähntem Diluvialgeröll, das zuweilen eisenschüssig gelb
oder geröthet ist, bestehen im nordöstlichen Owari bei Seto ganze
Hügel. Sie bergen hier Nester eines Quarzconglomerates, dessen
Bindemittel auffälliger Weise Asbolan (schwarzer Erdkobalt) ist.
Er lieferte die älteste Kobaltfarbe, welche man in der Keramik Japans
anwandte und die noch jetzt dem Seto-mono (der Seto-Waare) ihren
hervorragendsten Charakter verleiht. Noch jetzt, wo das Land Kobalt-
oxyd und andere Kobaltfarben aus Europa einführt, wird dieser
Erdkobalt ebenfalls benutzt. Man gräbt seinen Conglomeraten bei
Seto nach und gewinnt die Kobaltfarbe durch einen Process, der
in dem Abschnitt über Keramik eines späteren Bandes erläutert
werden wird.
In den benachbarten Tokaidô-Provinzen Mikawa und Tôtomi
kommen ebenfalls Tertiärschichten vor, wie sich aus Blattabdrücken
von dort, welche man auf Ausstellungen in Nagoya und anderwärts
zeigte, erkennen liess.
Trachyttuffe und sandige Conglomerate bilden die steilen Klippen
längs der Halbinseln Sagami und Katsusa-Awa. Zuweilen wechseln
die grauen Schichten mit Streifen eines schwarzen, magneteisenreichen
Conglomerates bis zu ½ Meter Mächtigkeit ab. Es sind ebenfalls
jungtertiäre und recente Schichten, wie sich sowohl aus Steinkernen,
als auch den anderwärts gut erhaltenen Lagen mariner Mollusken
ergibt. Hier und da findet man auch eine Thonsandsteinlage voll
von Blattabdrücken. Reich an Versteinerungen sind namentlich die
Klippen bei Yokohama, sowie die Ablagerungen am Eisenbahndurch-
schnitt bei Shinagawa. Die Schichten streichen auch in diesem Ge-
biete von Ost nach West und fallen gen Norden unter etwa 20° ein, so
dass man, aus der Ebene von Kuwanto südwärts gehend, mit ihnen an-
steigt. Sie überlagern Serpentin und Diorit, der sowohl in Kadsusa-
Awa als auch in Sagami ansteht.
Auch die bemerkenswerthe Inselgruppe am Westrande der Sendai-
Bucht, nach einem Orte daselbst Matsushima (Kiefern-Inseln) benannt,
sowie das benachbarte Hügelland muss als jungtertiär bezeichnet
werden. Es liegen über dieselben Mittheilungen dreier Besucher vor,
nämlich von Capt. St. John, mir und Lyman, wenn ich sie nach
der Zeit ordne. Im 7. Heft der Mittheilungen der deutschen Gesell-
schaft habe ich darüber Folgendes veröffentlicht: »Matsushima heisst
nicht blos ein Dorf an der Küste dieser Bai (von Sendai), sondern es
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/62>, abgerufen am 24.11.2024.
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