Es war, bevor es Dampfschiffe gab, fast der einzige Verkehrsweg dieser Insel mit Hondo, auf welchem die Daimiozüge nach Kioto und Yedo stattfanden und auch die holländischen Gesandtschaften all- jährlich zum Hofe des Shogun reisten.
1. Harima (Banshiu), jetzt einen Theil von Kobe-ken aus- machend, grenzt an Setsu, Tamba, Tajima, Inaba, Mimasaki, Bizen und das Meer. Es ist eine grosse, fruchtbare, volkreiche und wohl- habende Provinz mit manchem blühenden Ort und vielen geschicht- lichen Erinnerungen. Reis und Baumwolle sind ihre Hauptprodukte. Die ehemaligen Daimio-Residenzen heissen:
Himeji, die Hauptstadt von Harima, am rechten Ufer der unteren Ichikawa in fruchtbarer Ebene gelegen, hat 25000 Einwohner und einen lebhaften Verkehr, denn es ist Knotenpunkt dreier Haupt- strassen: des Sanyodo, welcher von hier nach Shimonoseki führt, einer Strasse nach Mimasaki, Hoki und Idzumo und einer dritten das Thal des Ichikawa hinauf nach Ikuno, Toyoöka und zum Japanischen Meer. Akashi, die zweitgrösste Stadt der Provinz, hat 14500 Ein- wohner. Sie liegt der Insel Awaji gegenüber an einer nach ihr ge- nannten Meerenge und hat hohen Ruf der prächtigen Aussicht wegen, welche man von ihr aus auf die Bucht von Osaka und Umgebung bei klarem Wetter geniesst *). Tatsimo mit 5200 Einwohnern am rechten Ufer des Shiso-gawa landeinwärts von der Heerstrasse; Ako mit 7150 Einwohnern, zur Rechten der Mündung des Osaki-gawa in's Binnenmeer gelegen, liefert gutes Seesalz. Hier residierte einst Asano Takumi no kami, dessen unglückliches Ende die That der berühmten "siebenundvierzig Getreuen" hervorrief. Mikadzuki ist ein kleines Städtchen zur Linken des oberen Osaki, der hier Ku- mami-gawa heisst. Yamazaki, wie Tatsuno zur Rechten des Shiso- gawa, doch höher hinauf gelegen. Am linken Ufer, etwas oberhalb Tatsuno liegt Hayachida und weiter aufwärts Anshi, Ono und Mikusa liegen landeinwärts nach der Grenze von Setsu hin; Fu- kumoto befindet sich nördlich von Himeji an der Strasse nach Ikuno. Von sonstigen Städten sind noch hervorzuheben: Shika-
*) Zur Zeit des Taiko-sama gehörte die Herrschaft dem Takayama (Justo Ukondo der Jesuiten).
V. Sanyôdô.
Es war, bevor es Dampfschiffe gab, fast der einzige Verkehrsweg dieser Insel mit Hondo, auf welchem die Daimiozüge nach Kiôto und Yedo stattfanden und auch die holländischen Gesandtschaften all- jährlich zum Hofe des Shôgun reisten.
1. Harima (Banshiu), jetzt einen Theil von Kobe-ken aus- machend, grenzt an Setsu, Tamba, Tajima, Inaba, Mimasaki, Bizen und das Meer. Es ist eine grosse, fruchtbare, volkreiche und wohl- habende Provinz mit manchem blühenden Ort und vielen geschicht- lichen Erinnerungen. Reis und Baumwolle sind ihre Hauptprodukte. Die ehemaligen Daimio-Residenzen heissen:
Himeji, die Hauptstadt von Harima, am rechten Ufer der unteren Ichikawa in fruchtbarer Ebene gelegen, hat 25000 Einwohner und einen lebhaften Verkehr, denn es ist Knotenpunkt dreier Haupt- strassen: des Sanyôdô, welcher von hier nach Shimonoséki führt, einer Strasse nach Mimasaki, Hoki und Idzumo und einer dritten das Thal des Ichikawa hinauf nach Ikuno, Toyoöka und zum Japanischen Meer. Akashi, die zweitgrösste Stadt der Provinz, hat 14500 Ein- wohner. Sie liegt der Insel Awaji gegenüber an einer nach ihr ge- nannten Meerenge und hat hohen Ruf der prächtigen Aussicht wegen, welche man von ihr aus auf die Bucht von Ôsaka und Umgebung bei klarem Wetter geniesst *). Tatsimo mit 5200 Einwohnern am rechten Ufer des Shisô-gawa landeinwärts von der Heerstrasse; Akô mit 7150 Einwohnern, zur Rechten der Mündung des Osaki-gawa in’s Binnenmeer gelegen, liefert gutes Seesalz. Hier residierte einst Asano Takumi no kami, dessen unglückliches Ende die That der berühmten „siebenundvierzig Getreuen“ hervorrief. Mikadzuki ist ein kleines Städtchen zur Linken des oberen Osaki, der hier Ku- mami-gawa heisst. Yamazaki, wie Tatsuno zur Rechten des Shisô- gawa, doch höher hinauf gelegen. Am linken Ufer, etwas oberhalb Tatsuno liegt Hayachida und weiter aufwärts Anshi, Ôno und Mikusa liegen landeinwärts nach der Grenze von Setsu hin; Fu- kumoto befindet sich nördlich von Himeji an der Strasse nach Ikuno. Von sonstigen Städten sind noch hervorzuheben: Shika-
*) Zur Zeit des Taikô-sama gehörte die Herrschaft dem Takayama (Justo Ukondo der Jesuiten).
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V. Sanyôdô.
Es war, bevor es Dampfschiffe gab, fast der einzige Verkehrsweg
dieser Insel mit Hondo, auf welchem die Daimiozüge nach Kiôto und
Yedo stattfanden und auch die holländischen Gesandtschaften all-
jährlich zum Hofe des Shôgun reisten.
1. Harima (Banshiu), jetzt einen Theil von Kobe-ken aus-
machend, grenzt an Setsu, Tamba, Tajima, Inaba, Mimasaki, Bizen
und das Meer. Es ist eine grosse, fruchtbare, volkreiche und wohl-
habende Provinz mit manchem blühenden Ort und vielen geschicht-
lichen Erinnerungen. Reis und Baumwolle sind ihre Hauptprodukte.
Die ehemaligen Daimio-Residenzen heissen:
Himeji, (Sakai, 150000 koku), Akashi, (Matsudaira, 100000
koku), Tatsuno (Wakisaka, 51000 koku), Akô (Môri, 20000 koku),
Mikadzuki (Môri, 15000 koku), Yamazaki (Honda 10000 koku),
Hayashida (Tatebe, 10000 koku), Ono (Hitotsuyanagi, 10000 koku),
Anshi (Ogasawara, 10000 koku), Mikusa (Niwa 10000 koku).
Himeji, die Hauptstadt von Harima, am rechten Ufer der
unteren Ichikawa in fruchtbarer Ebene gelegen, hat 25000 Einwohner
und einen lebhaften Verkehr, denn es ist Knotenpunkt dreier Haupt-
strassen: des Sanyôdô, welcher von hier nach Shimonoséki führt,
einer Strasse nach Mimasaki, Hoki und Idzumo und einer dritten das
Thal des Ichikawa hinauf nach Ikuno, Toyoöka und zum Japanischen
Meer. Akashi, die zweitgrösste Stadt der Provinz, hat 14500 Ein-
wohner. Sie liegt der Insel Awaji gegenüber an einer nach ihr ge-
nannten Meerenge und hat hohen Ruf der prächtigen Aussicht wegen,
welche man von ihr aus auf die Bucht von Ôsaka und Umgebung
bei klarem Wetter geniesst *). Tatsimo mit 5200 Einwohnern am
rechten Ufer des Shisô-gawa landeinwärts von der Heerstrasse; Akô
mit 7150 Einwohnern, zur Rechten der Mündung des Osaki-gawa in’s
Binnenmeer gelegen, liefert gutes Seesalz. Hier residierte einst
Asano Takumi no kami, dessen unglückliches Ende die That der
berühmten „siebenundvierzig Getreuen“ hervorrief. Mikadzuki
ist ein kleines Städtchen zur Linken des oberen Osaki, der hier Ku-
mami-gawa heisst. Yamazaki, wie Tatsuno zur Rechten des Shisô-
gawa, doch höher hinauf gelegen. Am linken Ufer, etwas oberhalb
Tatsuno liegt Hayachida und weiter aufwärts Anshi, Ôno und
Mikusa liegen landeinwärts nach der Grenze von Setsu hin; Fu-
kumoto befindet sich nördlich von Himeji an der Strasse nach
Ikuno. Von sonstigen Städten sind noch hervorzuheben: Shika-
*) Zur Zeit des Taikô-sama gehörte die Herrschaft dem Takayama (Justo
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/629>, abgerufen am 01.11.2024.
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