Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.III. Topographie. Landzungen, welche dem südlichen Schiefergebirge angehören, in dieBungo-nada nach Osten vor. Hohe Berge begrenzen es gegen Hiuga und Higo. Den westlichen Theil durchfliesst der Chikugo-gawa; unter den nach Nordwest gerichteten Flussläufen ist der des Shirataki- gawa der bedeutendste. Wohlcultivirte Ebenen begleiten diese Flüsse. Bungo gilt neben Chikuzen und Higo für die fruchtbarste Provinz der Insel. Sie liefert ausser den gewöhnlichen Feldfrüchten Thee, Tabak, Pflanzenwachs, grosse Pompelmusen und andere Orangen, ferner Alaun, Kupfer, Eisen, Antimonglanz, Blei. Die Provinz bildet jetzt mit 2 kori von Buzen den Oita-ken. Die Hauptstadt Oita, bekannter unter dem früheren Namen Funai, liegt an einer Bucht von Bungo- und Suwo-nada und hat jetzt nur 7000 Einwohner. In der letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es eine viel bedeutendere, blühende Stadt, die Residenz von Owotomo Bungo no Kami, dem mächtigsten Feudalherrn auf Kiushiu, dessen Herrschaft bis zur Strasse von Shimonoseki und südwärts bis an das Gebiet der Fürsten von Satsuma reichte. In Funai war es, wo die Portugiesen 1543 landeten, wo sie freundliche Aufnahme und in der Folge ihre Hauptstütze fanden. Owotomo, von den Jesuiten König Franciscus genannt, war der erste Daimio von Japan, welcher zum Christenthum übertrat. Bei der denkwürdigen Gesandtschaft nach Rom, Portugal und Spanien im Jahre 1585, liess er sich durch seinen Schwestersohn, Sohn des Königs von Hiuga, den die Jesuiten Hieronymus nennen, ver- treten *). Als am Anfang des 17. Jahrhunderts unter den Tokugawa die Funai (Matsudaira, 21200 koku), Oka (Nakagawa, 70000 koku), *) "Dann Franciscus, ein mächtiger König in Japonia, so billig under den
fürnembsten derselben Landen gezehlt würdet, ist wol newlich nach angenom- menem Glaube mit dem h. Tauff gereinigt worden. Er hat aber lange Jahr zuvor die Christlich Religion und Glauben, als sie der zeit erst in seinen Landen zu wachsen angefangen, und noch zart und schwach war, dermassen underhalten, dass alles, was in Religionssachen in Japonia ausgerichtet worden, billig seinem Fleiss und gutwilligkeit, nach Gott, zugeschrieben wurdt." Newe wahrhafte aussführliche Beschreibung von J. Mayer, pag. · 115 und 116. III. Topographie. Landzungen, welche dem südlichen Schiefergebirge angehören, in dieBungo-nada nach Osten vor. Hohe Berge begrenzen es gegen Hiuga und Higo. Den westlichen Theil durchfliesst der Chikugo-gawa; unter den nach Nordwest gerichteten Flussläufen ist der des Shirataki- gawa der bedeutendste. Wohlcultivirte Ebenen begleiten diese Flüsse. Bungo gilt neben Chikuzen und Higo für die fruchtbarste Provinz der Insel. Sie liefert ausser den gewöhnlichen Feldfrüchten Thee, Tabak, Pflanzenwachs, grosse Pompelmusen und andere Orangen, ferner Alaun, Kupfer, Eisen, Antimonglanz, Blei. Die Provinz bildet jetzt mit 2 kori von Buzen den Oita-ken. Die Hauptstadt Oita, bekannter unter dem früheren Namen Funai, liegt an einer Bucht von Bungo- und Suwo-nada und hat jetzt nur 7000 Einwohner. In der letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es eine viel bedeutendere, blühende Stadt, die Residenz von Owotomo Bungo no Kami, dem mächtigsten Feudalherrn auf Kiushiu, dessen Herrschaft bis zur Strasse von Shimonoseki und südwärts bis an das Gebiet der Fürsten von Satsuma reichte. In Funai war es, wo die Portugiesen 1543 landeten, wo sie freundliche Aufnahme und in der Folge ihre Hauptstütze fanden. Owotomo, von den Jesuiten König Franciscus genannt, war der erste Daimio von Japan, welcher zum Christenthum übertrat. Bei der denkwürdigen Gesandtschaft nach Rom, Portugal und Spanien im Jahre 1585, liess er sich durch seinen Schwestersohn, Sohn des Königs von Hiuga, den die Jesuiten Hieronymus nennen, ver- treten *). Als am Anfang des 17. Jahrhunderts unter den Tokugawa die Funai (Matsudaira, 21200 koku), Oka (Nakagawa, 70000 koku), *) »Dann Franciscus, ein mächtiger König in Japonia, so billig under den
fürnembsten derselben Landen gezehlt würdet, ist wol newlich nach angenom- menem Glaube mit dem h. Tauff gereinigt worden. Er hat aber lange Jahr zuvor die Christlich Religion und Glauben, als sie der zeit erst in seinen Landen zu wachsen angefangen, und noch zart und schwach war, dermassen underhalten, dass alles, was in Religionssachen in Japonia ausgerichtet worden, billig seinem Fleiss und gutwilligkeit, nach Gott, zugeschrieben wurdt.« Newe wahrhafte aussführliche Beschreibung von J. Mayer, pag. · 115 und 116. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0646" n="600"/><fw place="top" type="header">III. Topographie.</fw><lb/> Landzungen, welche dem südlichen Schiefergebirge angehören, in die<lb/> Bungo-nada nach Osten vor. Hohe Berge begrenzen es gegen Hiuga<lb/> und Higo. Den westlichen Theil durchfliesst der Chikugo-gawa;<lb/> unter den nach Nordwest gerichteten Flussläufen ist der des Shirataki-<lb/> gawa der bedeutendste. Wohlcultivirte Ebenen begleiten diese Flüsse.<lb/> Bungo gilt neben Chikuzen und Higo für die fruchtbarste Provinz<lb/> der Insel. Sie liefert ausser den gewöhnlichen Feldfrüchten Thee,<lb/> Tabak, Pflanzenwachs, grosse Pompelmusen und andere Orangen,<lb/> ferner Alaun, Kupfer, Eisen, Antimonglanz, Blei. Die Provinz bildet<lb/> jetzt mit 2 kori von Buzen den Oita-ken. Die Hauptstadt <hi rendition="#g">Oita</hi>,<lb/> bekannter unter dem früheren Namen <hi rendition="#g">Funai</hi>, liegt an einer Bucht<lb/> von Bungo- und Suwo-nada und hat jetzt nur 7000 Einwohner. In der<lb/> letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es eine viel bedeutendere,<lb/> blühende Stadt, die Residenz von Owotomo Bungo no Kami, dem<lb/> mächtigsten Feudalherrn auf Kiushiu, dessen Herrschaft bis zur Strasse<lb/> von Shimonoseki und südwärts bis an das Gebiet der Fürsten von<lb/> Satsuma reichte. In Funai war es, wo die Portugiesen 1543 landeten,<lb/> wo sie freundliche Aufnahme und in der Folge ihre Hauptstütze<lb/> fanden. Owotomo, von den Jesuiten König Franciscus genannt, war<lb/> der erste Daimio von Japan, welcher zum Christenthum übertrat. Bei<lb/> der denkwürdigen Gesandtschaft nach Rom, Portugal und Spanien<lb/> im Jahre 1585, liess er sich durch seinen Schwestersohn, Sohn<lb/> des Königs von Hiuga, den die Jesuiten Hieronymus nennen, ver-<lb/> treten <note place="foot" n="*)">»Dann Franciscus, ein mächtiger König in Japonia, so billig under den<lb/> fürnembsten derselben Landen gezehlt würdet, ist wol newlich nach angenom-<lb/> menem Glaube mit dem h. Tauff gereinigt worden. Er hat aber lange Jahr<lb/> zuvor die Christlich Religion und Glauben, als sie der zeit erst in seinen<lb/> Landen zu wachsen angefangen, und noch zart und schwach war, dermassen<lb/> underhalten, dass alles, was in Religionssachen in Japonia ausgerichtet worden,<lb/> billig seinem Fleiss und gutwilligkeit, nach Gott, zugeschrieben wurdt.«<lb/> Newe wahrhafte aussführliche Beschreibung von J. Mayer, pag. · 115 und 116.</note>.</p><lb/> <p>Als am Anfang des 17. Jahrhunderts unter den Tokugawa die<lb/> Reaction hereinbrach, wurde die Familie Owotomo ihres ganzen Be-<lb/> sitzthums beraubt und dasselbe unter Anhänger des Iyeyasu vertheilt.<lb/> Bungo allein zerfiel von da an in sieben kleinere Herrschaften. Die<lb/> Hauptstädte derselben waren folgende:</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Funai</hi> (Matsudaira, 21200 koku), <hi rendition="#g">Oka</hi> (Nakagawa, 70000 koku),<lb/><hi rendition="#g">Usuki</hi> (Inaba, 56000 koku), <hi rendition="#g">Kitsuki</hi> (Matsudaira, 32000 koku),<lb/><hi rendition="#g">Hiji</hi> (Kinoshita, 25000 koku), <hi rendition="#g">Sayeki</hi> (Môri, 20000 koku), <hi rendition="#g">Môri</hi><lb/> (Kurushima, 12900 koku).</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [600/0646]
III. Topographie.
Landzungen, welche dem südlichen Schiefergebirge angehören, in die
Bungo-nada nach Osten vor. Hohe Berge begrenzen es gegen Hiuga
und Higo. Den westlichen Theil durchfliesst der Chikugo-gawa;
unter den nach Nordwest gerichteten Flussläufen ist der des Shirataki-
gawa der bedeutendste. Wohlcultivirte Ebenen begleiten diese Flüsse.
Bungo gilt neben Chikuzen und Higo für die fruchtbarste Provinz
der Insel. Sie liefert ausser den gewöhnlichen Feldfrüchten Thee,
Tabak, Pflanzenwachs, grosse Pompelmusen und andere Orangen,
ferner Alaun, Kupfer, Eisen, Antimonglanz, Blei. Die Provinz bildet
jetzt mit 2 kori von Buzen den Oita-ken. Die Hauptstadt Oita,
bekannter unter dem früheren Namen Funai, liegt an einer Bucht
von Bungo- und Suwo-nada und hat jetzt nur 7000 Einwohner. In der
letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es eine viel bedeutendere,
blühende Stadt, die Residenz von Owotomo Bungo no Kami, dem
mächtigsten Feudalherrn auf Kiushiu, dessen Herrschaft bis zur Strasse
von Shimonoseki und südwärts bis an das Gebiet der Fürsten von
Satsuma reichte. In Funai war es, wo die Portugiesen 1543 landeten,
wo sie freundliche Aufnahme und in der Folge ihre Hauptstütze
fanden. Owotomo, von den Jesuiten König Franciscus genannt, war
der erste Daimio von Japan, welcher zum Christenthum übertrat. Bei
der denkwürdigen Gesandtschaft nach Rom, Portugal und Spanien
im Jahre 1585, liess er sich durch seinen Schwestersohn, Sohn
des Königs von Hiuga, den die Jesuiten Hieronymus nennen, ver-
treten *).
Als am Anfang des 17. Jahrhunderts unter den Tokugawa die
Reaction hereinbrach, wurde die Familie Owotomo ihres ganzen Be-
sitzthums beraubt und dasselbe unter Anhänger des Iyeyasu vertheilt.
Bungo allein zerfiel von da an in sieben kleinere Herrschaften. Die
Hauptstädte derselben waren folgende:
Funai (Matsudaira, 21200 koku), Oka (Nakagawa, 70000 koku),
Usuki (Inaba, 56000 koku), Kitsuki (Matsudaira, 32000 koku),
Hiji (Kinoshita, 25000 koku), Sayeki (Môri, 20000 koku), Môri
(Kurushima, 12900 koku).
*) »Dann Franciscus, ein mächtiger König in Japonia, so billig under den
fürnembsten derselben Landen gezehlt würdet, ist wol newlich nach angenom-
menem Glaube mit dem h. Tauff gereinigt worden. Er hat aber lange Jahr
zuvor die Christlich Religion und Glauben, als sie der zeit erst in seinen
Landen zu wachsen angefangen, und noch zart und schwach war, dermassen
underhalten, dass alles, was in Religionssachen in Japonia ausgerichtet worden,
billig seinem Fleiss und gutwilligkeit, nach Gott, zugeschrieben wurdt.«
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