10. Hidaka bildet den südöstlichsten Vorsprung der Insel, das Yerimo-saki. Die Hauptstadt heisst Saru und liegt nicht weit von der Grenze von Iburi. Andere nennenswerthe Orte der Küste sind Shidzunai, Urakawa und Horoidzumi.
11. Chishima (Tausend Inseln) oder die Kurilen.
Durch Vertrag vom Jahre 1875 endeten Japan und Russland einen langen diplomatischen Streit um den Besitz der Insel Sachalin oder Karafto, indem ersteres seinen Ansprüchen auf den südlichen Theil derselben zu Gunsten Russlands entsagte, wogegen ihm dieses seine bisherigen Kurilen, 18 unbewohnbare Inseln, beginnend mit Urup an der de Vries-Strasse bis zur Kurilenstrasse am Cap Lopatka, abtrat. Der Tausch fiel zu Gunsten Russlands aus, denn ausser dem Fang von Seeottern und etwas Robbenschlag bieten die nordöstlichen Kurilen bis jetzt nichts Verlockendes. Anderseits waren die Ansprüche Japans auf Sachalin von keinem älteren Datum und nicht besser begründet als diejenigen Russlands. Die beiden grössten und wichtigsten der Chishima, nämlich Kunashiri und Etorofu gehörten schon früher zu Japan, ebenso die kleinere Shikotan (sprich Schkotang), woselbst noch eine Art Bambusrohr wächst, genannt Shikotan chiku (chiku, take, Bambusrohr), die sich durch dunkelbraune Flecken am Rohre, eine schön aussehende und geschätzte Marmorierung, auszeichnet. Der Hauptort an der Südküste von Kunashiri heisst Tomari. Auf Etorofu sind die Fischerstationen Furubetsu, Atoya, Naipo und andere.
Die Riukiu oder Liukiu-Inseln*). 38 Quadratmeilen mit 170000 Bewohnern.
Das frühere Königreich Riukiu, jetzt das 36. Departement Ja- pans, unter dem Namen Okinawa-ken, umfast 36 bewohnte Inseln, welche von der Colnetstrasse bis gegen Formosa hinziehen und ausser den Linschoten-Inseln drei grössere Gruppen bilden. Einzelne, namentlich die kleineren, wie im Norden die Sieben Geschwister sind vulkanisch und erheben sich steil aus dem Meer, andere scheinen Korallenbildungen zu sein, die Mehrzahl aber ist geologisch und bo- tanisch noch ganz unbekannt. Das Klima geht vom subtropischen Charakter im Norden in den tropischen nach Süden über und gilt
*) Die Hauptquellen, welche dem Verfasser bezüglich der Riukiu-Inseln zu Gebote standen, sind: Satow, "Notes on Loochoo" in den Transactions of the Asiatic Society of Japan 1873, die Berichte der Schiffscapitäne Basil Hall, Beechey und Perry, sowie die Mittheilungen in der Japan Weekly Mail.
IX. Der Hokkaidô. Die Riukiu-Inseln.
10. Hidaka bildet den südöstlichsten Vorsprung der Insel, das Yerimo-saki. Die Hauptstadt heisst Saru und liegt nicht weit von der Grenze von Iburi. Andere nennenswerthe Orte der Küste sind Shidzunai, Urakawa und Horoidzumi.
11. Chishima (Tausend Inseln) oder die Kurilen.
Durch Vertrag vom Jahre 1875 endeten Japan und Russland einen langen diplomatischen Streit um den Besitz der Insel Sachalin oder Karafto, indem ersteres seinen Ansprüchen auf den südlichen Theil derselben zu Gunsten Russlands entsagte, wogegen ihm dieses seine bisherigen Kurilen, 18 unbewohnbare Inseln, beginnend mit Urup an der de Vries-Strasse bis zur Kurilenstrasse am Cap Lopatka, abtrat. Der Tausch fiel zu Gunsten Russlands aus, denn ausser dem Fang von Seeottern und etwas Robbenschlag bieten die nordöstlichen Kurilen bis jetzt nichts Verlockendes. Anderseits waren die Ansprüche Japans auf Sachalin von keinem älteren Datum und nicht besser begründet als diejenigen Russlands. Die beiden grössten und wichtigsten der Chishima, nämlich Kunashiri und Etorófu gehörten schon früher zu Japan, ebenso die kleinere Shikótan (sprich Schkotang), woselbst noch eine Art Bambusrohr wächst, genannt Shikotan chiku (chiku, take, Bambusrohr), die sich durch dunkelbraune Flecken am Rohre, eine schön aussehende und geschätzte Marmorierung, auszeichnet. Der Hauptort an der Südküste von Kunashiri heisst Tomari. Auf Etorófu sind die Fischerstationen Furubetsu, Atoya, Naipo und andere.
Die Riukiu oder Liukiu-Inseln*). 38 Quadratmeilen mit 170000 Bewohnern.
Das frühere Königreich Riukiu, jetzt das 36. Departement Ja- pans, unter dem Namen Okinawa-ken, umfast 36 bewohnte Inseln, welche von der Colnetstrasse bis gegen Formosa hinziehen und ausser den Linschoten-Inseln drei grössere Gruppen bilden. Einzelne, namentlich die kleineren, wie im Norden die Sieben Geschwister sind vulkanisch und erheben sich steil aus dem Meer, andere scheinen Korallenbildungen zu sein, die Mehrzahl aber ist geologisch und bo- tanisch noch ganz unbekannt. Das Klima geht vom subtropischen Charakter im Norden in den tropischen nach Süden über und gilt
*) Die Hauptquellen, welche dem Verfasser bezüglich der Riukiu-Inseln zu Gebote standen, sind: Satow, »Notes on Loochoo« in den Transactions of the Asiatic Society of Japan 1873, die Berichte der Schiffscapitäne Basil Hall, Beechey und Perry, sowie die Mittheilungen in der Japan Weekly Mail.
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IX. Der Hokkaidô. Die Riukiu-Inseln.
10. Hidaka bildet den südöstlichsten Vorsprung der Insel, das
Yerimo-saki. Die Hauptstadt heisst Saru und liegt nicht weit von
der Grenze von Iburi. Andere nennenswerthe Orte der Küste sind
Shidzunai, Urakawa und Horoidzumi.
11. Chishima (Tausend Inseln) oder die Kurilen.
Durch Vertrag vom Jahre 1875 endeten Japan und Russland einen
langen diplomatischen Streit um den Besitz der Insel Sachalin oder
Karafto, indem ersteres seinen Ansprüchen auf den südlichen Theil
derselben zu Gunsten Russlands entsagte, wogegen ihm dieses seine
bisherigen Kurilen, 18 unbewohnbare Inseln, beginnend mit Urup an
der de Vries-Strasse bis zur Kurilenstrasse am Cap Lopatka, abtrat.
Der Tausch fiel zu Gunsten Russlands aus, denn ausser dem Fang
von Seeottern und etwas Robbenschlag bieten die nordöstlichen Kurilen
bis jetzt nichts Verlockendes. Anderseits waren die Ansprüche Japans
auf Sachalin von keinem älteren Datum und nicht besser begründet
als diejenigen Russlands. Die beiden grössten und wichtigsten der
Chishima, nämlich Kunashiri und Etorófu gehörten schon früher
zu Japan, ebenso die kleinere Shikótan (sprich Schkotang), woselbst
noch eine Art Bambusrohr wächst, genannt Shikotan chiku (chiku,
take, Bambusrohr), die sich durch dunkelbraune Flecken am Rohre,
eine schön aussehende und geschätzte Marmorierung, auszeichnet.
Der Hauptort an der Südküste von Kunashiri heisst Tomari. Auf
Etorófu sind die Fischerstationen Furubetsu, Atoya, Naipo und
andere.
Die Riukiu oder Liukiu-Inseln *). 38 Quadratmeilen mit
170000 Bewohnern.
Das frühere Königreich Riukiu, jetzt das 36. Departement Ja-
pans, unter dem Namen Okinawa-ken, umfast 36 bewohnte Inseln,
welche von der Colnetstrasse bis gegen Formosa hinziehen und ausser
den Linschoten-Inseln drei grössere Gruppen bilden. Einzelne,
namentlich die kleineren, wie im Norden die Sieben Geschwister sind
vulkanisch und erheben sich steil aus dem Meer, andere scheinen
Korallenbildungen zu sein, die Mehrzahl aber ist geologisch und bo-
tanisch noch ganz unbekannt. Das Klima geht vom subtropischen
Charakter im Norden in den tropischen nach Süden über und gilt
*) Die Hauptquellen, welche dem Verfasser bezüglich der Riukiu-Inseln zu
Gebote standen, sind: Satow, »Notes on Loochoo« in den Transactions of the
Asiatic Society of Japan 1873, die Berichte der Schiffscapitäne Basil Hall, Beechey
und Perry, sowie die Mittheilungen in der Japan Weekly Mail.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/661>, abgerufen am 27.11.2024.
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