die Zwiebeln der in vielen Species auf der Hara (Waldwiese) und in der Waldregion verbreiteten Lilien (Yuri) vielfach als Nahrung ge- sucht, insbesondere von der ärmeren Bevölkerung und den Ainos auf Yezo. Es kommen hier, wie es scheint, vornehmlich die drei folgen- den in Betracht.
15) Lilium auratum Lindl., japanisch Horaiji-yuri, welche auf den grasigen Bergabhängen ausserordentlich häufig zu finden ist.
16) L. Thunbergianum Roem. & Schult. (L. nodosum Thunb.), ja- panisch Hirata-yuri und Natsu-sukushi-yuri, deren essbare Zwiebeln schon Thunberg ausdrücklich erwähnt. Ihretwegen wird diese Art nach L. Boehmer in der Nachbarschaft von Hakodate auch viel angebaut *).
17) Lilium cordifolium Thunb., japanisch Uba-yuri und Kawa- yuri. Nach Scheube stellen die Ainos aus den Zwiebeln eine Art Stärke dar, welche mit Hirse oder anderm Getreide gekocht wird **).
18) Der Adlerfarn (Pteris aquilina L.), japanisch Warabi. Die- ses Gewächs, unter allen Landpflanzen der Erde wohl die verbrei- tetste, findet sich auch auf den japanischen Inseln in ihrer ganzen Erstreckung von Formosa bis nach Kamtschatka. Aber es ist hier nicht so missachtet und unnütz für Mensch und Vieh, wie bei uns ***). Im April und Mai pflegt man seine jungen, noch eingerollten Wedel zu sammeln und theils frisch in Suppe oder als Gemüse zu essen, theils getrocknet zu gleichen Zwecken aufzubewahren. Wenn aber im Herbst die oberirdischen Theile absterben, werden die horizontal sich verzweigenden Rhizome ausgegraben und zur Darstellung von Farnstärke, Warabi-no-ko, d. h. Adlerfarnmehl, benutzt. Das Verfahren dabei ist einfach und gleich dem bei der Gewinnung an- derer Stärkesorten. Man trocknet, zerstückelt und pulverisiert die Rhizome, mengt mit Wasser, presst durch grobe hanfleinene Beutel, um die Stärke von den Fasern zu trennen, und decantiert weiter, bis das Mehl eine genügende Reinheit erlangt hat. In diesem Zustande ist es von lichtgrauer Farbe und überall käuflich zu haben. Man mischt es mit Hirse, Weizen- oder Reismehl und benutzt es vielfach im Haushalte, namentlich der Armen, z. B. im nördlichen Honshiu und auf Yezo, wo Hirse und Adlerfarn Hauptnährpflanzen sind.
*) Report to the Kaitakushi 1875 pag. 202.
**) Mittheilungen der deutschen Gesellschaft Ostasiens. III. Bd. Yokohama 1880--84. pag. 223.
***) In Shikoku sah ich 1875 Strecken Bergwald niederbrennen, damit Warabi besser gedeihe (siehe Rein, Japan I. pag. 93).
I. Land- und Forstwirthschaft.
die Zwiebeln der in vielen Species auf der Hara (Waldwiese) und in der Waldregion verbreiteten Lilien (Yuri) vielfach als Nahrung ge- sucht, insbesondere von der ärmeren Bevölkerung und den Ainos auf Yezo. Es kommen hier, wie es scheint, vornehmlich die drei folgen- den in Betracht.
15) Lilium auratum Lindl., japanisch Horaiji-yuri, welche auf den grasigen Bergabhängen ausserordentlich häufig zu finden ist.
16) L. Thunbergianum Roem. & Schult. (L. nodosum Thunb.), ja- panisch Hirata-yuri und Natsu-sukushi-yuri, deren essbare Zwiebeln schon Thunberg ausdrücklich erwähnt. Ihretwegen wird diese Art nach L. Boehmer in der Nachbarschaft von Hakodate auch viel angebaut *).
17) Lilium cordifolium Thunb., japanisch Uba-yuri und Kawa- yuri. Nach Scheube stellen die Ainos aus den Zwiebeln eine Art Stärke dar, welche mit Hirse oder anderm Getreide gekocht wird **).
18) Der Adlerfarn (Pteris aquilina L.), japanisch Warabi. Die- ses Gewächs, unter allen Landpflanzen der Erde wohl die verbrei- tetste, findet sich auch auf den japanischen Inseln in ihrer ganzen Erstreckung von Formosa bis nach Kamtschatka. Aber es ist hier nicht so missachtet und unnütz für Mensch und Vieh, wie bei uns ***). Im April und Mai pflegt man seine jungen, noch eingerollten Wedel zu sammeln und theils frisch in Suppe oder als Gemüse zu essen, theils getrocknet zu gleichen Zwecken aufzubewahren. Wenn aber im Herbst die oberirdischen Theile absterben, werden die horizontal sich verzweigenden Rhizome ausgegraben und zur Darstellung von Farnstärke, Warabi-no-ko, d. h. Adlerfarnmehl, benutzt. Das Verfahren dabei ist einfach und gleich dem bei der Gewinnung an- derer Stärkesorten. Man trocknet, zerstückelt und pulverisiert die Rhizome, mengt mit Wasser, presst durch grobe hanfleinene Beutel, um die Stärke von den Fasern zu trennen, und decantiert weiter, bis das Mehl eine genügende Reinheit erlangt hat. In diesem Zustande ist es von lichtgrauer Farbe und überall käuflich zu haben. Man mischt es mit Hirse, Weizen- oder Reismehl und benutzt es vielfach im Haushalte, namentlich der Armen, z. B. im nördlichen Honshiu und auf Yezo, wo Hirse und Adlerfarn Hauptnährpflanzen sind.
*) Report to the Kaitakushi 1875 pag. 202.
**) Mittheilungen der deutschen Gesellschaft Ostasiens. III. Bd. Yokohama 1880—84. pag. 223.
***) In Shikoku sah ich 1875 Strecken Bergwald niederbrennen, damit Warabi besser gedeihe (siehe Rein, Japan I. pag. 93).
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I. Land- und Forstwirthschaft.
die Zwiebeln der in vielen Species auf der Hara (Waldwiese) und in
der Waldregion verbreiteten Lilien (Yuri) vielfach als Nahrung ge-
sucht, insbesondere von der ärmeren Bevölkerung und den Ainos auf
Yezo. Es kommen hier, wie es scheint, vornehmlich die drei folgen-
den in Betracht.
15) Lilium auratum Lindl., japanisch Horaiji-yuri, welche auf
den grasigen Bergabhängen ausserordentlich häufig zu finden ist.
16) L. Thunbergianum Roem. & Schult. (L. nodosum Thunb.), ja-
panisch Hirata-yuri und Natsu-sukushi-yuri, deren essbare
Zwiebeln schon Thunberg ausdrücklich erwähnt. Ihretwegen wird
diese Art nach L. Boehmer in der Nachbarschaft von Hakodate
auch viel angebaut *).
17) Lilium cordifolium Thunb., japanisch Uba-yuri und Kawa-
yuri. Nach Scheube stellen die Ainos aus den Zwiebeln eine Art
Stärke dar, welche mit Hirse oder anderm Getreide gekocht wird **).
18) Der Adlerfarn (Pteris aquilina L.), japanisch Warabi. Die-
ses Gewächs, unter allen Landpflanzen der Erde wohl die verbrei-
tetste, findet sich auch auf den japanischen Inseln in ihrer ganzen
Erstreckung von Formosa bis nach Kamtschatka. Aber es ist hier
nicht so missachtet und unnütz für Mensch und Vieh, wie bei uns ***).
Im April und Mai pflegt man seine jungen, noch eingerollten Wedel
zu sammeln und theils frisch in Suppe oder als Gemüse zu essen,
theils getrocknet zu gleichen Zwecken aufzubewahren. Wenn aber
im Herbst die oberirdischen Theile absterben, werden die horizontal
sich verzweigenden Rhizome ausgegraben und zur Darstellung von
Farnstärke, Warabi-no-ko, d. h. Adlerfarnmehl, benutzt. Das
Verfahren dabei ist einfach und gleich dem bei der Gewinnung an-
derer Stärkesorten. Man trocknet, zerstückelt und pulverisiert die
Rhizome, mengt mit Wasser, presst durch grobe hanfleinene Beutel,
um die Stärke von den Fasern zu trennen, und decantiert weiter, bis
das Mehl eine genügende Reinheit erlangt hat. In diesem Zustande
ist es von lichtgrauer Farbe und überall käuflich zu haben. Man
mischt es mit Hirse, Weizen- oder Reismehl und benutzt es vielfach
im Haushalte, namentlich der Armen, z. B. im nördlichen Honshiu
und auf Yezo, wo Hirse und Adlerfarn Hauptnährpflanzen sind.
*) Report to the Kaitakushi 1875 pag. 202.
**) Mittheilungen der deutschen Gesellschaft Ostasiens. III. Bd. Yokohama
1880—84. pag. 223.
***) In Shikoku sah ich 1875 Strecken Bergwald niederbrennen, damit Warabi
besser gedeihe (siehe Rein, Japan I. pag. 93).
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/100>, abgerufen am 21.11.2024.
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