18) Citrus nobilis Lour., jap. Mikan, die Mandarinorange. Ihr Vaterland scheint China und Cochinchina zu sein. Noch im Anfang dieses Jahrhunderts war sie in den Orangengärten der Mittelmeerländer eine neue Erscheinung. Durch ihren kleineren Wuchs (mehr Strauch, als Baum), Blätter und Blüthen ist sie eben so leicht unterscheidbar, wie durch die bekannten Früchte. In Japan wird sie schon seit vielen Jahrhunderten angebaut. In Hondo erreicht die erfolgreiche Cultur der schönen und vortrefflichen Frucht auf der Halbinsel Yamato ihre Nordgrenze. Das Gebirge derselben und seine südlichen Ausläufer schützen hier die Thäler vor rauhen Winden, während sie unter dem Einfluss warmer südlicher Strömungen stehen. Es sind also vornehm- lich die Thäler von Kishiu, insbesondere des Kreises Arita (Arita-gori) nord- östlich von Wakayama, sowie von Ise, in denen Mikan gewonnen werden. Die Blüthezeit ist hier Ende Mai und Anfang Juni, während ich in Malaga schon am 7. April Büsche in voller Blüthe fand. Dieses Ge- biet liefert auch den drei Fu oder Hauptstädten, insbesondere Tokio ihren Bedarf. Die Mandarinorangen kommen hier den Winter über in Menge und billig zum Verkauf. Im südlichen Japan gedeihen sie an vielen Orten; doch bin ich ausgedehnten Pflanzungen nie begegnet.
19) Citrus aurantium L.
a. C. a. Bigaradia Brandis & Hooker (C. vulgaris Risso), jap. Daidai, die Pomeranze oder bittere Orange, von den Engländern Seville-Orange genannt.
b. C. a. sinense Galesco (C. aurantium Risso), jap. Kunembo, die Apfelsine, dickschalig und wenig geschätzt.
20) Citrus decumana L., jap. Zabon. Die Pompelmuse (engl. Shaddock) traf ich u. A. aus verschiedenen Theilen von Bungo auf einer Ausstellung zu Funai. Sie wichen in Gestalt und Grösse von denen Südeuropas wesentlich ab und standen namentlich den präch- tigen Shaddocks westindischer Inseln weit nach. In diesen erreicht die Familie der Aurantiaceen unstreitig ihre grössten Früchte. Häufiger als sie sind die kleinsten derselben in Japan, nämlich die Kinkan od. Früchte von
21) Citrus japonica Thunb., welche als Uebergang zu den Li- monen und Citronen betrachtet werden können. Sie reifen im De- cember und Januar und kommen in Tokio viel auf den Markt (man kauft 12--15 Stück für 10 Pf.). Dass sie "valde dulces, grati et edules" sind, wie Thunberg angibt, kann ich nicht behaupten. Sie be- sitzen viel Citronensäure und erinnerten mich immer an Citrus Li-
2. Nährpflanzen.
Oben an steht:
18) Citrus nobilis Lour., jap. Mikan, die Mandarinorange. Ihr Vaterland scheint China und Cochinchina zu sein. Noch im Anfang dieses Jahrhunderts war sie in den Orangengärten der Mittelmeerländer eine neue Erscheinung. Durch ihren kleineren Wuchs (mehr Strauch, als Baum), Blätter und Blüthen ist sie eben so leicht unterscheidbar, wie durch die bekannten Früchte. In Japan wird sie schon seit vielen Jahrhunderten angebaut. In Hondo erreicht die erfolgreiche Cultur der schönen und vortrefflichen Frucht auf der Halbinsel Yamato ihre Nordgrenze. Das Gebirge derselben und seine südlichen Ausläufer schützen hier die Thäler vor rauhen Winden, während sie unter dem Einfluss warmer südlicher Strömungen stehen. Es sind also vornehm- lich die Thäler von Kishiu, insbesondere des Kreises Arita (Arita-gori) nord- östlich von Wakayama, sowie von Ise, in denen Mikan gewonnen werden. Die Blüthezeit ist hier Ende Mai und Anfang Juni, während ich in Malaga schon am 7. April Büsche in voller Blüthe fand. Dieses Ge- biet liefert auch den drei Fu oder Hauptstädten, insbesondere Tôkio ihren Bedarf. Die Mandarinorangen kommen hier den Winter über in Menge und billig zum Verkauf. Im südlichen Japan gedeihen sie an vielen Orten; doch bin ich ausgedehnten Pflanzungen nie begegnet.
19) Citrus aurantium L.
α. C. a. Bigaradia Brandis & Hooker (C. vulgaris Risso), jap. Daidai, die Pomeranze oder bittere Orange, von den Engländern Seville-Orange genannt.
β. C. a. sinense Galesco (C. aurantium Risso), jap. Kunembo, die Apfelsine, dickschalig und wenig geschätzt.
20) Citrus decumana L., jap. Zabon. Die Pompelmuse (engl. Shaddock) traf ich u. A. aus verschiedenen Theilen von Bungo auf einer Ausstellung zu Funai. Sie wichen in Gestalt und Grösse von denen Südeuropas wesentlich ab und standen namentlich den präch- tigen Shaddocks westindischer Inseln weit nach. In diesen erreicht die Familie der Aurantiaceen unstreitig ihre grössten Früchte. Häufiger als sie sind die kleinsten derselben in Japan, nämlich die Kinkan od. Früchte von
21) Citrus japonica Thunb., welche als Uebergang zu den Li- monen und Citronen betrachtet werden können. Sie reifen im De- cember und Januar und kommen in Tôkio viel auf den Markt (man kauft 12—15 Stück für 10 Pf.). Dass sie »valde dulces, grati et edules« sind, wie Thunberg angibt, kann ich nicht behaupten. Sie be- sitzen viel Citronensäure und erinnerten mich immer an Citrus Li-
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2. Nährpflanzen.
Oben an steht:
18) Citrus nobilis Lour., jap. Mikan, die Mandarinorange. Ihr
Vaterland scheint China und Cochinchina zu sein. Noch im Anfang
dieses Jahrhunderts war sie in den Orangengärten der Mittelmeerländer
eine neue Erscheinung. Durch ihren kleineren Wuchs (mehr Strauch,
als Baum), Blätter und Blüthen ist sie eben so leicht unterscheidbar,
wie durch die bekannten Früchte. In Japan wird sie schon seit vielen
Jahrhunderten angebaut. In Hondo erreicht die erfolgreiche Cultur
der schönen und vortrefflichen Frucht auf der Halbinsel Yamato ihre
Nordgrenze. Das Gebirge derselben und seine südlichen Ausläufer
schützen hier die Thäler vor rauhen Winden, während sie unter dem
Einfluss warmer südlicher Strömungen stehen. Es sind also vornehm-
lich die Thäler von Kishiu, insbesondere des Kreises Arita (Arita-gori) nord-
östlich von Wakayama, sowie von Ise, in denen Mikan gewonnen werden.
Die Blüthezeit ist hier Ende Mai und Anfang Juni, während ich in
Malaga schon am 7. April Büsche in voller Blüthe fand. Dieses Ge-
biet liefert auch den drei Fu oder Hauptstädten, insbesondere Tôkio
ihren Bedarf. Die Mandarinorangen kommen hier den Winter über in
Menge und billig zum Verkauf. Im südlichen Japan gedeihen sie an
vielen Orten; doch bin ich ausgedehnten Pflanzungen nie begegnet.
19) Citrus aurantium L.
α. C. a. Bigaradia Brandis & Hooker (C. vulgaris Risso), jap.
Daidai, die Pomeranze oder bittere Orange, von den Engländern
Seville-Orange genannt.
β. C. a. sinense Galesco (C. aurantium Risso), jap. Kunembo,
die Apfelsine, dickschalig und wenig geschätzt.
20) Citrus decumana L., jap. Zabon. Die Pompelmuse (engl.
Shaddock) traf ich u. A. aus verschiedenen Theilen von Bungo auf
einer Ausstellung zu Funai. Sie wichen in Gestalt und Grösse von
denen Südeuropas wesentlich ab und standen namentlich den präch-
tigen Shaddocks westindischer Inseln weit nach. In diesen erreicht
die Familie der Aurantiaceen unstreitig ihre grössten Früchte. Häufiger
als sie sind die kleinsten derselben in Japan, nämlich die Kinkan
od. Früchte von
21) Citrus japonica Thunb., welche als Uebergang zu den Li-
monen und Citronen betrachtet werden können. Sie reifen im De-
cember und Januar und kommen in Tôkio viel auf den Markt (man
kauft 12—15 Stück für 10 Pf.). Dass sie »valde dulces, grati et
edules« sind, wie Thunberg angibt, kann ich nicht behaupten. Sie be-
sitzen viel Citronensäure und erinnerten mich immer an Citrus Li-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/125>, abgerufen am 16.02.2025.
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