geschlossene Kübel gefüllt und bedarf später bei nahendem warmen Wetter nur noch des Erwärmens, um ihn haltbar zu machen, wie das bereits im Eingang angedeutet wurde.
2) Shochau (Shochiu). Sake enthält, wie die nachfolgende Tabelle von Analysen zeigt, 11--14 % Alkohol. Aus den Press- rückständen, welche vornehmlich aus Stärke und Cellulose bestehen und 6 % Alkohol haben, wird durch eine einfache Vorrichtung ein Destillat bereitet, das den Namen Shochau führt und 20--50 % Al- kohol aufweist, so dass es darin mehr dem Schnaps, als dem Wein- geist entspricht, obwohl man das Wort gewöhnlich mit Alkohol über- setzt. Shochau wird vornehmlich zu Mirin verwandt. Eine in Kiushiu, besonders Satsuma bereitete Sorte Shochau führt den Namen Awamori.
3) Shiro-sake, weisser Sake, ist ein weisses, süsses Getränk, vom Aussehen der Milch, das man dadurch bereitet, dass man Kleb- reis (Oryza glutinosa) in Mehl verwandelt, mit Wasser mischt und etwas Sake zusetzt. Beim Hina-matsuri oder Sangatsu-no-sekku, dem Puppenfeste*), wird es den Puppen und deren Freundinnen vor- gesetzt.
4) Mirin ist ein gelb bis braun gefärbter, ölig dickflüssiger, süsser Liqueur vom Alkoholgehalt des Sake oder darüber, und einem eigenartigen, oder durch fremde Beimischungen erzeugten Aroma. Derselbe hält sich viele Jahre hindurch und wird mit dem Alter -- Komirin, alter Mirin -- dunkler, dickflüssiger und geschätzter. Unter dem Namen Toso-shau oder Toso wird Mirin besonders viel zu Neujahr getrunken, nicht blos in jedem Hause nach der ersten Be- glückwünschung vom jüngsten bis zum ältesten Familiengliede, die dabei alle im Kreise sitzen, sondern auch bei den gegenseitigen Be- suchen.
Seine fabrikmässige Darstellung ist gewöhnlich mit der des Sake verbunden. Eine grosse und ihres Mirin's wegen berühmte Fabrik ist diejenige zu Nagare-yama am Yedo-gawa, 5 deutsche Meilen nörd- lich von Tokio. Zur Mirinbereitung werden gedämpfter Mochi-gome oder Klebreis, Koji und Shochau angewandt, doch nicht immer in glei- chem Verhältniss. Zu Itami z. B. mengt man 9 Koku Mochi-gome mit 3,3 k. Koji und 14 k. Shochau, zu Nagare-yama dagegen 13 Theile Mochi-gome mit 4 1/2 Theilen Koji und 10 Theilen Shochau. Das Ge- misch wird in grossen Fässern jeden zweiten Tag einmal umgerührt, sonst aber bedeckt gehalten. Es kommt des vielen Alkohols wegen
*) Siehe Rein, Japan I pag. 506 und 509.
2. Nährpflanzen.
geschlossene Kübel gefüllt und bedarf später bei nahendem warmen Wetter nur noch des Erwärmens, um ihn haltbar zu machen, wie das bereits im Eingang angedeutet wurde.
2) Shôchû (Shôchiu). Sake enthält, wie die nachfolgende Tabelle von Analysen zeigt, 11—14 % Alkohol. Aus den Press- rückständen, welche vornehmlich aus Stärke und Cellulose bestehen und 6 % Alkohol haben, wird durch eine einfache Vorrichtung ein Destillat bereitet, das den Namen Shôchû führt und 20—50 % Al- kohol aufweist, so dass es darin mehr dem Schnaps, als dem Wein- geist entspricht, obwohl man das Wort gewöhnlich mit Alkohol über- setzt. Shôchû wird vornehmlich zu Mirin verwandt. Eine in Kiushiu, besonders Satsuma bereitete Sorte Shôchû führt den Namen Awamori.
3) Shiro-sake, weisser Sake, ist ein weisses, süsses Getränk, vom Aussehen der Milch, das man dadurch bereitet, dass man Kleb- reis (Oryza glutinosa) in Mehl verwandelt, mit Wasser mischt und etwas Sake zusetzt. Beim Hina-matsuri oder Sangatsu-no-sekku, dem Puppenfeste*), wird es den Puppen und deren Freundinnen vor- gesetzt.
4) Mirin ist ein gelb bis braun gefärbter, ölig dickflüssiger, süsser Liqueur vom Alkoholgehalt des Sake oder darüber, und einem eigenartigen, oder durch fremde Beimischungen erzeugten Aroma. Derselbe hält sich viele Jahre hindurch und wird mit dem Alter — Komirin, alter Mirin — dunkler, dickflüssiger und geschätzter. Unter dem Namen Toso-shû oder Toso wird Mirin besonders viel zu Neujahr getrunken, nicht blos in jedem Hause nach der ersten Be- glückwünschung vom jüngsten bis zum ältesten Familiengliede, die dabei alle im Kreise sitzen, sondern auch bei den gegenseitigen Be- suchen.
Seine fabrikmässige Darstellung ist gewöhnlich mit der des Sake verbunden. Eine grosse und ihres Mirin’s wegen berühmte Fabrik ist diejenige zu Nagare-yama am Yedo-gawa, 5 deutsche Meilen nörd- lich von Tôkio. Zur Mirinbereitung werden gedämpfter Mochi-gome oder Klebreis, Kôji und Shôchû angewandt, doch nicht immer in glei- chem Verhältniss. Zu Itami z. B. mengt man 9 Koku Mochi-gome mit 3,3 k. Kôji und 14 k. Shôchû, zu Nagare-yama dagegen 13 Theile Mochi-gome mit 4 ½ Theilen Kôji und 10 Theilen Shôchû. Das Ge- misch wird in grossen Fässern jeden zweiten Tag einmal umgerührt, sonst aber bedeckt gehalten. Es kommt des vielen Alkohols wegen
*) Siehe Rein, Japan I pag. 506 und 509.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0139"n="119"/><fwplace="top"type="header">2. Nährpflanzen.</fw><lb/>
geschlossene Kübel gefüllt und bedarf später bei nahendem warmen<lb/>
Wetter nur noch des Erwärmens, um ihn haltbar zu machen, wie das<lb/>
bereits im Eingang angedeutet wurde.</p><lb/><p>2) <hirendition="#g">Shôchû</hi> (<hirendition="#g">Shôchiu</hi>). Sake enthält, wie die nachfolgende<lb/>
Tabelle von Analysen zeigt, 11—14 % Alkohol. Aus den Press-<lb/>
rückständen, welche vornehmlich aus Stärke und Cellulose bestehen<lb/>
und 6 % Alkohol haben, wird durch eine einfache Vorrichtung ein<lb/>
Destillat bereitet, das den Namen Shôchû führt und 20—50 % Al-<lb/>
kohol aufweist, so dass es darin mehr dem Schnaps, als dem Wein-<lb/>
geist entspricht, obwohl man das Wort gewöhnlich mit Alkohol über-<lb/>
setzt. <hirendition="#g">Shôchû</hi> wird vornehmlich zu <hirendition="#g">Mirin</hi> verwandt. Eine in<lb/>
Kiushiu, besonders Satsuma bereitete Sorte Shôchû führt den Namen<lb/><hirendition="#g">Awamori</hi>.</p><lb/><p>3) <hirendition="#g">Shiro-sake</hi>, weisser Sake, ist ein weisses, süsses Getränk,<lb/>
vom Aussehen der Milch, das man dadurch bereitet, dass man Kleb-<lb/>
reis (Oryza glutinosa) in Mehl verwandelt, mit Wasser mischt und<lb/>
etwas Sake zusetzt. Beim Hina-matsuri oder Sangatsu-no-sekku,<lb/>
dem Puppenfeste<noteplace="foot"n="*)">Siehe <hirendition="#g">Rein</hi>, Japan I pag. 506 und 509.</note>, wird es den Puppen und deren Freundinnen vor-<lb/>
gesetzt.</p><lb/><p>4) <hirendition="#g">Mirin</hi> ist ein gelb bis braun gefärbter, ölig dickflüssiger,<lb/>
süsser Liqueur vom Alkoholgehalt des Sake oder darüber, und einem<lb/>
eigenartigen, oder durch fremde Beimischungen erzeugten Aroma.<lb/>
Derselbe hält sich viele Jahre hindurch und wird mit dem Alter —<lb/><hirendition="#g">Komirin</hi>, alter Mirin — dunkler, dickflüssiger und geschätzter. Unter<lb/>
dem Namen <hirendition="#g">Toso-shû</hi> oder <hirendition="#g">Toso</hi> wird Mirin besonders viel zu<lb/>
Neujahr getrunken, nicht blos in jedem Hause nach der ersten Be-<lb/>
glückwünschung vom jüngsten bis zum ältesten Familiengliede, die<lb/>
dabei alle im Kreise sitzen, sondern auch bei den gegenseitigen Be-<lb/>
suchen.</p><lb/><p>Seine fabrikmässige Darstellung ist gewöhnlich mit der des Sake<lb/>
verbunden. Eine grosse und ihres Mirin’s wegen berühmte Fabrik ist<lb/>
diejenige zu <hirendition="#g">Nagare-yama</hi> am Yedo-gawa, 5 deutsche Meilen nörd-<lb/>
lich von Tôkio. Zur Mirinbereitung werden gedämpfter Mochi-gome<lb/>
oder Klebreis, Kôji und Shôchû angewandt, doch nicht immer in glei-<lb/>
chem Verhältniss. Zu Itami z. B. mengt man 9 Koku Mochi-gome<lb/>
mit 3,3 k. Kôji und 14 k. Shôchû, zu Nagare-yama dagegen 13 Theile<lb/>
Mochi-gome mit 4 ½ Theilen Kôji und 10 Theilen Shôchû. Das Ge-<lb/>
misch wird in grossen Fässern jeden zweiten Tag einmal umgerührt,<lb/>
sonst aber bedeckt gehalten. Es kommt des vielen Alkohols wegen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[119/0139]
2. Nährpflanzen.
geschlossene Kübel gefüllt und bedarf später bei nahendem warmen
Wetter nur noch des Erwärmens, um ihn haltbar zu machen, wie das
bereits im Eingang angedeutet wurde.
2) Shôchû (Shôchiu). Sake enthält, wie die nachfolgende
Tabelle von Analysen zeigt, 11—14 % Alkohol. Aus den Press-
rückständen, welche vornehmlich aus Stärke und Cellulose bestehen
und 6 % Alkohol haben, wird durch eine einfache Vorrichtung ein
Destillat bereitet, das den Namen Shôchû führt und 20—50 % Al-
kohol aufweist, so dass es darin mehr dem Schnaps, als dem Wein-
geist entspricht, obwohl man das Wort gewöhnlich mit Alkohol über-
setzt. Shôchû wird vornehmlich zu Mirin verwandt. Eine in
Kiushiu, besonders Satsuma bereitete Sorte Shôchû führt den Namen
Awamori.
3) Shiro-sake, weisser Sake, ist ein weisses, süsses Getränk,
vom Aussehen der Milch, das man dadurch bereitet, dass man Kleb-
reis (Oryza glutinosa) in Mehl verwandelt, mit Wasser mischt und
etwas Sake zusetzt. Beim Hina-matsuri oder Sangatsu-no-sekku,
dem Puppenfeste *), wird es den Puppen und deren Freundinnen vor-
gesetzt.
4) Mirin ist ein gelb bis braun gefärbter, ölig dickflüssiger,
süsser Liqueur vom Alkoholgehalt des Sake oder darüber, und einem
eigenartigen, oder durch fremde Beimischungen erzeugten Aroma.
Derselbe hält sich viele Jahre hindurch und wird mit dem Alter —
Komirin, alter Mirin — dunkler, dickflüssiger und geschätzter. Unter
dem Namen Toso-shû oder Toso wird Mirin besonders viel zu
Neujahr getrunken, nicht blos in jedem Hause nach der ersten Be-
glückwünschung vom jüngsten bis zum ältesten Familiengliede, die
dabei alle im Kreise sitzen, sondern auch bei den gegenseitigen Be-
suchen.
Seine fabrikmässige Darstellung ist gewöhnlich mit der des Sake
verbunden. Eine grosse und ihres Mirin’s wegen berühmte Fabrik ist
diejenige zu Nagare-yama am Yedo-gawa, 5 deutsche Meilen nörd-
lich von Tôkio. Zur Mirinbereitung werden gedämpfter Mochi-gome
oder Klebreis, Kôji und Shôchû angewandt, doch nicht immer in glei-
chem Verhältniss. Zu Itami z. B. mengt man 9 Koku Mochi-gome
mit 3,3 k. Kôji und 14 k. Shôchû, zu Nagare-yama dagegen 13 Theile
Mochi-gome mit 4 ½ Theilen Kôji und 10 Theilen Shôchû. Das Ge-
misch wird in grossen Fässern jeden zweiten Tag einmal umgerührt,
sonst aber bedeckt gehalten. Es kommt des vielen Alkohols wegen
*) Siehe Rein, Japan I pag. 506 und 509.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/139>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.