man in China und Japan Zwischenculturen von Hülsenfrüchten, Ge- müsen, Tabak oder auch Maulbeerbüschen. Auf dem Wege von Nara nach Fushimi in Japan sah ich Reihen von Theesträuchern in etwa 4--5 Meter Abstand abwechseln mit Reihen von Obstbäumen (Diospyros Kaki). Die Pflanzung erinnerte mich aus einiger Entfernung an solche meiner deutschen Heimat, wo Reihen Beerensträucher mit Kirschbäumen abwechseln. Solche gemischte Anlagen sind jedoch Ausnahmen; in der Regel dient der meist freiliegende Theegarten keinem Nebenzweck.
In Japan, besonders auf Kiushiu, findet man die Theesträucher nicht selten vereinzelt an den Rändern der Terrassen, Felder und Wege, zuweilen auch in Hecken vereinigt. Es liefern solche An- lagen aber nur untergeordnete Waare und sind nichts weniger als Regel und mustergültige Culturen zu betrachten.
Offenbar hatte E. Kaempfer, der die Landestheile mit ausge- dehnterer, sorgfältigerer Theecultur nicht kennen lernte, solche Ver- hältnisse auf Kiushiu im Auge, als er schrieb, dass man dem Tsja (Tscha) no ki oder Theebaum keinen andern Platz vergönne, als die Ränder der Aecker und andere zur Benutzung unbequeme Oerter*). In gleicher Weise und auf dieselbe Art irre geleitet, bemerkt Maron: "Die Theestaude wird überhaupt wenig und dann nur in Hecken und Umgrenzungen des Gartens gezogen und ich glaube kaum, dass ihre Cultur irgendwo in das Feld verlegt ist"**).
In China sind die Theegärten meist kleine Flecken Landes, wie sie der Kleinbauer mit seiner eigenen Familie bearbeiten kann; doch erwähnt Fortune auch solcher, welche 4--5 acres umfassen. In Japan begegnet man solchen grösseren Pflanzungen gar nicht selten. Oft schliessen sich viele an einander an, wie bei uns die Weinberge ver- schiedener Besitzer. Ueber sanft gewelltes, schwach ansteigendes Land, oft zur Seite des gelbgrünen Reisfeldes ausgebreitet, gewähren diese Theegärten mit ihrer dunkelgrünen Belaubung im Sommer einen überaus angenehmen Anblick, zumal, wenn das Bild noch weiter be- lebt wird durch bunt und sauber gekleidete Frauen und Kinder, welche emsig der Blattlese obliegen.
Das zweckmässige Beschneiden des Theestrauchs ist eine der wichtigsten und am meisten Geschick und Verständniss erfordernden Arbeiten in der Bewirthschaftung eines Theegartens; denn es soll da- mit ja der Pflanzung nicht blos ein gefälliges Aussehen verliehen, son- dern vor allen Dingen der Ertrag und die Qualität der Ernte erhöht
*) E. Kaempfer: Geschichte und Beschreibung von Japan pag. 131, und E. Kaempfer: Amoen. exot. pag. 612.
**)Salviati: Annalen der Landwirthschaft 1862 pag. 71.
3. Handelsgewächse.
man in China und Japan Zwischenculturen von Hülsenfrüchten, Ge- müsen, Tabak oder auch Maulbeerbüschen. Auf dem Wege von Nara nach Fushimi in Japan sah ich Reihen von Theesträuchern in etwa 4—5 Meter Abstand abwechseln mit Reihen von Obstbäumen (Diospyros Kaki). Die Pflanzung erinnerte mich aus einiger Entfernung an solche meiner deutschen Heimat, wo Reihen Beerensträucher mit Kirschbäumen abwechseln. Solche gemischte Anlagen sind jedoch Ausnahmen; in der Regel dient der meist freiliegende Theegarten keinem Nebenzweck.
In Japan, besonders auf Kiushiu, findet man die Theesträucher nicht selten vereinzelt an den Rändern der Terrassen, Felder und Wege, zuweilen auch in Hecken vereinigt. Es liefern solche An- lagen aber nur untergeordnete Waare und sind nichts weniger als Regel und mustergültige Culturen zu betrachten.
Offenbar hatte E. Kaempfer, der die Landestheile mit ausge- dehnterer, sorgfältigerer Theecultur nicht kennen lernte, solche Ver- hältnisse auf Kiushiu im Auge, als er schrieb, dass man dem Tsja (Tscha) no ki oder Theebaum keinen andern Platz vergönne, als die Ränder der Aecker und andere zur Benutzung unbequeme Oerter*). In gleicher Weise und auf dieselbe Art irre geleitet, bemerkt Maron: »Die Theestaude wird überhaupt wenig und dann nur in Hecken und Umgrenzungen des Gartens gezogen und ich glaube kaum, dass ihre Cultur irgendwo in das Feld verlegt ist«**).
In China sind die Theegärten meist kleine Flecken Landes, wie sie der Kleinbauer mit seiner eigenen Familie bearbeiten kann; doch erwähnt Fortune auch solcher, welche 4—5 acres umfassen. In Japan begegnet man solchen grösseren Pflanzungen gar nicht selten. Oft schliessen sich viele an einander an, wie bei uns die Weinberge ver- schiedener Besitzer. Ueber sanft gewelltes, schwach ansteigendes Land, oft zur Seite des gelbgrünen Reisfeldes ausgebreitet, gewähren diese Theegärten mit ihrer dunkelgrünen Belaubung im Sommer einen überaus angenehmen Anblick, zumal, wenn das Bild noch weiter be- lebt wird durch bunt und sauber gekleidete Frauen und Kinder, welche emsig der Blattlese obliegen.
Das zweckmässige Beschneiden des Theestrauchs ist eine der wichtigsten und am meisten Geschick und Verständniss erfordernden Arbeiten in der Bewirthschaftung eines Theegartens; denn es soll da- mit ja der Pflanzung nicht blos ein gefälliges Aussehen verliehen, son- dern vor allen Dingen der Ertrag und die Qualität der Ernte erhöht
*) E. Kaempfer: Geschichte und Beschreibung von Japan pag. 131, und E. Kaempfer: Amoen. exot. pag. 612.
**)Salviati: Annalen der Landwirthschaft 1862 pag. 71.
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man in China und Japan Zwischenculturen von Hülsenfrüchten, Ge-
müsen, Tabak oder auch Maulbeerbüschen. Auf dem Wege von Nara
nach Fushimi in Japan sah ich Reihen von Theesträuchern in etwa
4—5 Meter Abstand abwechseln mit Reihen von Obstbäumen (Diospyros
Kaki). Die Pflanzung erinnerte mich aus einiger Entfernung an solche
meiner deutschen Heimat, wo Reihen Beerensträucher mit Kirschbäumen
abwechseln. Solche gemischte Anlagen sind jedoch Ausnahmen; in der
Regel dient der meist freiliegende Theegarten keinem Nebenzweck.
In Japan, besonders auf Kiushiu, findet man die Theesträucher
nicht selten vereinzelt an den Rändern der Terrassen, Felder und
Wege, zuweilen auch in Hecken vereinigt. Es liefern solche An-
lagen aber nur untergeordnete Waare und sind nichts weniger als
Regel und mustergültige Culturen zu betrachten.
Offenbar hatte E. Kaempfer, der die Landestheile mit ausge-
dehnterer, sorgfältigerer Theecultur nicht kennen lernte, solche Ver-
hältnisse auf Kiushiu im Auge, als er schrieb, dass man dem Tsja
(Tscha) no ki oder Theebaum keinen andern Platz vergönne, als die
Ränder der Aecker und andere zur Benutzung unbequeme Oerter *).
In gleicher Weise und auf dieselbe Art irre geleitet, bemerkt Maron:
»Die Theestaude wird überhaupt wenig und dann nur in Hecken und
Umgrenzungen des Gartens gezogen und ich glaube kaum, dass ihre
Cultur irgendwo in das Feld verlegt ist« **).
In China sind die Theegärten meist kleine Flecken Landes, wie
sie der Kleinbauer mit seiner eigenen Familie bearbeiten kann; doch
erwähnt Fortune auch solcher, welche 4—5 acres umfassen. In Japan
begegnet man solchen grösseren Pflanzungen gar nicht selten. Oft
schliessen sich viele an einander an, wie bei uns die Weinberge ver-
schiedener Besitzer. Ueber sanft gewelltes, schwach ansteigendes
Land, oft zur Seite des gelbgrünen Reisfeldes ausgebreitet, gewähren
diese Theegärten mit ihrer dunkelgrünen Belaubung im Sommer einen
überaus angenehmen Anblick, zumal, wenn das Bild noch weiter be-
lebt wird durch bunt und sauber gekleidete Frauen und Kinder, welche
emsig der Blattlese obliegen.
Das zweckmässige Beschneiden des Theestrauchs ist eine der
wichtigsten und am meisten Geschick und Verständniss erfordernden
Arbeiten in der Bewirthschaftung eines Theegartens; denn es soll da-
mit ja der Pflanzung nicht blos ein gefälliges Aussehen verliehen, son-
dern vor allen Dingen der Ertrag und die Qualität der Ernte erhöht
*) E. Kaempfer: Geschichte und Beschreibung von Japan pag. 131, und
E. Kaempfer: Amoen. exot. pag. 612.
**) Salviati: Annalen der Landwirthschaft 1862 pag. 71.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/157>, abgerufen am 21.11.2024.
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