In Japan ist der Kampferbaum der wichtigste und verbreitetste Repräsentant der immergrünen Laurineengattung Cinnamomum, deren Arten sich alle durch den Geruch nach ätherischen Oelen, die sich in ihren verschiedensten Theilen entwickeln, sowie durch langgestielte eilanzettliche, ganzrandige, lederartige, glänzend dunkelgrüne Blätter auszeichnen. Dieselben stehen meist abwechselnd und sind weiter durch eine charakteristische dreinervige Beaderung gekennzeichnet. Im April findet, wie bei den meisten immergrünen Pflanzen, der Blatt- wechsel statt, bei dem das junge, zarte, gelbgrüne Laub die alten dunkelgrünen Blätter verdrängt, nachdem ihr Glanz erloschen ist. Die jungen Zweige des Kusunoki brechen sehr leicht ab, so dass man nach jedem stärkeren Winde eine grössere Zahl derselben auf dem Boden findet. Daher bildet der Kampferbaum selten eine symmetrisch gebaute volle Krone. Aber was ihm in dieser Beziehung an Schön- heit abgeht, ersetzt die mächtige Gestalt. Sieht man dabei von der Verschiedenheit der Belaubung, Blüthen- und Fruchtbildung ab, so gleicht ein alter Kampferlorbeer am meisten einer stattlichen Eiche in der Dicke des Stammes, der Symmetrielosigkeit seiner Krone, den mächtigen, auffallend knorrigen und gebogenen Aesten und der rauhen, zerrissenen Borke. Dies gilt namentlich von den zum Theil sehr alten Exemplaren, welche man bei Tempeln und in den alten Park- anlagen der südlichen Schlossstädte findet. Fortune erwähnt, dass er in China nie so alte und grosse Kampferbäume sah, wie bei den Tempeln in Nagasaki. *) Aber auch in andern und mehr nördlichen Theilen Japans kommen noch überraschend starke Exemplare vor. So sah ich im Frühjahr 1875 in der Provinz Kii auf dem Wege von Wakayama nach der berühmten Klosterstadt Koyasan (etwa 341/2° N. und 135° 20' O. Gr.) bei Kaseda-mura ein solches mit 11,5 Meter Stamm- umfang. In 11/2 Meter Höhe theilt sich der Riese in eine Anzahl mächtiger, weit ausgebreiteter Aeste. Im nördlichen Theile von To- kio, dem Park von Uyeno, befindet sich nahe dem Tempel des Gon- gensama ein Baum, dessen hoher Stamm 1874 in Brusthöhe 5,88 Meter Umfang hatte und mit seinen starken Aesten die schlanken Nadel- hölzer ringsum (Cryptomerien und Tannen) noch theilweise überragte, in einer Höhe von 40--50 Meter. Ein zweites grosses Exemplar ge- wahrt man in Hon-jo, auf der linken Seite des Sumidagawa. Diese Bäume haben hier, in der Hauptstadt, einen Winter mit 70--80 Frost- nächten auszuhalten, in denen die Temperatur zuweilen auf --7° C.
*)Kaempfer sah 1691 einen Kampferbaum in Kiushiu, welcher seiner Dicke wegen berühmt war. Im Jahr 1826 fand ihn v. Siebold noch gesund und reich belaubt. Der hohle Stamm hatte 16,884 m Umfang.
3. Handelsgewächse.
In Japan ist der Kampferbaum der wichtigste und verbreitetste Repräsentant der immergrünen Laurineengattung Cinnamomum, deren Arten sich alle durch den Geruch nach ätherischen Oelen, die sich in ihren verschiedensten Theilen entwickeln, sowie durch langgestielte eilanzettliche, ganzrandige, lederartige, glänzend dunkelgrüne Blätter auszeichnen. Dieselben stehen meist abwechselnd und sind weiter durch eine charakteristische dreinervige Beaderung gekennzeichnet. Im April findet, wie bei den meisten immergrünen Pflanzen, der Blatt- wechsel statt, bei dem das junge, zarte, gelbgrüne Laub die alten dunkelgrünen Blätter verdrängt, nachdem ihr Glanz erloschen ist. Die jungen Zweige des Kusunoki brechen sehr leicht ab, so dass man nach jedem stärkeren Winde eine grössere Zahl derselben auf dem Boden findet. Daher bildet der Kampferbaum selten eine symmetrisch gebaute volle Krone. Aber was ihm in dieser Beziehung an Schön- heit abgeht, ersetzt die mächtige Gestalt. Sieht man dabei von der Verschiedenheit der Belaubung, Blüthen- und Fruchtbildung ab, so gleicht ein alter Kampferlorbeer am meisten einer stattlichen Eiche in der Dicke des Stammes, der Symmetrielosigkeit seiner Krone, den mächtigen, auffallend knorrigen und gebogenen Aesten und der rauhen, zerrissenen Borke. Dies gilt namentlich von den zum Theil sehr alten Exemplaren, welche man bei Tempeln und in den alten Park- anlagen der südlichen Schlossstädte findet. Fortune erwähnt, dass er in China nie so alte und grosse Kampferbäume sah, wie bei den Tempeln in Nagasȧki. *) Aber auch in andern und mehr nördlichen Theilen Japans kommen noch überraschend starke Exemplare vor. So sah ich im Frühjahr 1875 in der Provinz Kii auf dem Wege von Wakayama nach der berühmten Klosterstadt Koyasan (etwa 34½° N. und 135° 20' O. Gr.) bei Kaseda-mura ein solches mit 11,5 Meter Stamm- umfang. In 1½ Meter Höhe theilt sich der Riese in eine Anzahl mächtiger, weit ausgebreiteter Aeste. Im nördlichen Theile von Tô- kio, dem Park von Uyeno, befindet sich nahe dem Tempel des Gon- gensama ein Baum, dessen hoher Stamm 1874 in Brusthöhe 5,88 Meter Umfang hatte und mit seinen starken Aesten die schlanken Nadel- hölzer ringsum (Cryptomerien und Tannen) noch theilweise überragte, in einer Höhe von 40—50 Meter. Ein zweites grosses Exemplar ge- wahrt man in Hon-jô, auf der linken Seite des Sumidagawa. Diese Bäume haben hier, in der Hauptstadt, einen Winter mit 70—80 Frost- nächten auszuhalten, in denen die Temperatur zuweilen auf —7° C.
*)Kaempfer sah 1691 einen Kampferbaum in Kiushiu, welcher seiner Dicke wegen berühmt war. Im Jahr 1826 fand ihn v. Siebold noch gesund und reich belaubt. Der hohle Stamm hatte 16,884 m Umfang.
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3. Handelsgewächse.
In Japan ist der Kampferbaum der wichtigste und verbreitetste
Repräsentant der immergrünen Laurineengattung Cinnamomum, deren
Arten sich alle durch den Geruch nach ätherischen Oelen, die sich
in ihren verschiedensten Theilen entwickeln, sowie durch langgestielte
eilanzettliche, ganzrandige, lederartige, glänzend dunkelgrüne Blätter
auszeichnen. Dieselben stehen meist abwechselnd und sind weiter
durch eine charakteristische dreinervige Beaderung gekennzeichnet.
Im April findet, wie bei den meisten immergrünen Pflanzen, der Blatt-
wechsel statt, bei dem das junge, zarte, gelbgrüne Laub die alten
dunkelgrünen Blätter verdrängt, nachdem ihr Glanz erloschen ist.
Die jungen Zweige des Kusunoki brechen sehr leicht ab, so dass man
nach jedem stärkeren Winde eine grössere Zahl derselben auf dem
Boden findet. Daher bildet der Kampferbaum selten eine symmetrisch
gebaute volle Krone. Aber was ihm in dieser Beziehung an Schön-
heit abgeht, ersetzt die mächtige Gestalt. Sieht man dabei von der
Verschiedenheit der Belaubung, Blüthen- und Fruchtbildung ab, so
gleicht ein alter Kampferlorbeer am meisten einer stattlichen Eiche in
der Dicke des Stammes, der Symmetrielosigkeit seiner Krone, den
mächtigen, auffallend knorrigen und gebogenen Aesten und der rauhen,
zerrissenen Borke. Dies gilt namentlich von den zum Theil sehr
alten Exemplaren, welche man bei Tempeln und in den alten Park-
anlagen der südlichen Schlossstädte findet. Fortune erwähnt, dass er
in China nie so alte und grosse Kampferbäume sah, wie bei den
Tempeln in Nagasȧki. *) Aber auch in andern und mehr nördlichen
Theilen Japans kommen noch überraschend starke Exemplare vor.
So sah ich im Frühjahr 1875 in der Provinz Kii auf dem Wege von
Wakayama nach der berühmten Klosterstadt Koyasan (etwa 34½° N.
und 135° 20' O. Gr.) bei Kaseda-mura ein solches mit 11,5 Meter Stamm-
umfang. In 1½ Meter Höhe theilt sich der Riese in eine Anzahl
mächtiger, weit ausgebreiteter Aeste. Im nördlichen Theile von Tô-
kio, dem Park von Uyeno, befindet sich nahe dem Tempel des Gon-
gensama ein Baum, dessen hoher Stamm 1874 in Brusthöhe 5,88 Meter
Umfang hatte und mit seinen starken Aesten die schlanken Nadel-
hölzer ringsum (Cryptomerien und Tannen) noch theilweise überragte,
in einer Höhe von 40—50 Meter. Ein zweites grosses Exemplar ge-
wahrt man in Hon-jô, auf der linken Seite des Sumidagawa. Diese
Bäume haben hier, in der Hauptstadt, einen Winter mit 70—80 Frost-
nächten auszuhalten, in denen die Temperatur zuweilen auf —7° C.
*) Kaempfer sah 1691 einen Kampferbaum in Kiushiu, welcher seiner Dicke
wegen berühmt war. Im Jahr 1826 fand ihn v. Siebold noch gesund und reich
belaubt. Der hohle Stamm hatte 16,884 m Umfang.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/191>, abgerufen am 21.11.2024.
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