asien bisher umsoweniger die Rede sein, als fast alle Lösungsmittel des Oeles, die bei uns in Anwendung kommen, fehlen.
Bezüglich der einzelnen vorerwähnten Fette und ihrer Lieferanten ist hier noch folgendes zu erwähnen:
1) Tane-abura, das Oel des Rapssamens (Na-tane), wird vor- nehmlich auf Lampen gebrannt. Des kratzenden Geschmackes wegen, welchen es den Speisen verleiht, bleibt seine Verwendung in der Küche auf unbemitteltere Kreise beschränkt. Dieser Raps (Brassica chinen- sis L.), Na, Abura-na oder To-na genannt, wird in Japan -- und wohl auch in China -- in ausgedehnterem Maasse, als alle anderen Oelgewächse cultiviert, und zwar stets, soweit ich beobachten konnte, als Winterfrucht. Die Aussaat fällt in den September oder October, die Blüthezeit ist der April, die Ernte im Juni. Oft wechselt sein Anbau ab mit dem des Reis. Er wird dann häufig auf Saatbeeten angezogen und neben dem Reis in Reihen verpflanzt. Wird Tane-na vor dem Pressen erhitzt, so erhält man das gewöhnliche Tane-abura, bei kaltem Pressen dagegen das hellere und bessere Shira-shime oder Shira-shibori, welches vornehmlich zum Oelen von Werk- zeugen und Maschinen verwendet wird.
2) Karashi-no-abura, fettes Senföl. Es wird aus dem Samen von Sinapis cernua Thunb. (Karashi oder Karashi-na), sowie von S. integrifolia Wild., dem O-garashi (grosser Senf) und Taka-na (hoher Raps) der Japaner gewonnen, ist heller und milder, als das Rapsöl und wird diesem desshalb zu Speisen vorgezogen. Ich fand beide Arten namentlich häufig auf Kiushiu, z. B. in der Provinz Higo, und konnte mich überzeugen, dass die Benennung Taka-na (hoher Raps) für die eine wohl begründet ist. Die Stengel erreichen gegen 2 m Höhe und überragen somit diejenigen des ähnlichen Raps bei weitem. Sie wer- den in 15--25 cm Abstand in Reihen gezogen, die ungefähr 85 cm weit von einander sind. Mitte April standen bei Kumamoto die Senf- felder in voller Blüthe, während der Raps zur Seite in seiner Ent- wickelung schon weiter vorgeschritten war. Obgleich man in Japan, wie bei uns, den Senf auch als eine Art Gewürz benutzt und das äthe- rische Oel in bekannter Weise dabei entwickelt, wird er doch vor- nehmlich zu ähnlichen Zwecken wie der Raps angebaut.
3) Tsubaki-no-abura, Sasank'wa-no-abura, Cha-no- abura. Unter diesen Namen kennt und verwendet man in Japan, namentlich um die Haare geschmeidiger zu machen, die dickflüssigen Oele aus den nussartigen Samen der Camellia japonica L., jap. Tsu-
I. Land- und Forstwirthschaft.
asien bisher umsoweniger die Rede sein, als fast alle Lösungsmittel des Oeles, die bei uns in Anwendung kommen, fehlen.
Bezüglich der einzelnen vorerwähnten Fette und ihrer Lieferanten ist hier noch folgendes zu erwähnen:
1) Tane-abura, das Oel des Rapssamens (Na-tane), wird vor- nehmlich auf Lampen gebrannt. Des kratzenden Geschmackes wegen, welchen es den Speisen verleiht, bleibt seine Verwendung in der Küche auf unbemitteltere Kreise beschränkt. Dieser Raps (Brassica chinen- sis L.), Na, Abura-na oder Tô-na genannt, wird in Japan — und wohl auch in China — in ausgedehnterem Maasse, als alle anderen Oelgewächse cultiviert, und zwar stets, soweit ich beobachten konnte, als Winterfrucht. Die Aussaat fällt in den September oder October, die Blüthezeit ist der April, die Ernte im Juni. Oft wechselt sein Anbau ab mit dem des Reis. Er wird dann häufig auf Saatbeeten angezogen und neben dem Reis in Reihen verpflanzt. Wird Tane-na vor dem Pressen erhitzt, so erhält man das gewöhnliche Tane-abura, bei kaltem Pressen dagegen das hellere und bessere Shira-shime oder Shira-shibori, welches vornehmlich zum Oelen von Werk- zeugen und Maschinen verwendet wird.
2) Karashi-no-abura, fettes Senföl. Es wird aus dem Samen von Sinapis cernua Thunb. (Karashi oder Karashi-na), sowie von S. integrifolia Wild., dem Ô-garashi (grosser Senf) und Taka-na (hoher Raps) der Japaner gewonnen, ist heller und milder, als das Rapsöl und wird diesem desshalb zu Speisen vorgezogen. Ich fand beide Arten namentlich häufig auf Kiushiu, z. B. in der Provinz Higo, und konnte mich überzeugen, dass die Benennung Taka-na (hoher Raps) für die eine wohl begründet ist. Die Stengel erreichen gegen 2 m Höhe und überragen somit diejenigen des ähnlichen Raps bei weitem. Sie wer- den in 15—25 cm Abstand in Reihen gezogen, die ungefähr 85 cm weit von einander sind. Mitte April standen bei Kumamoto die Senf- felder in voller Blüthe, während der Raps zur Seite in seiner Ent- wickelung schon weiter vorgeschritten war. Obgleich man in Japan, wie bei uns, den Senf auch als eine Art Gewürz benutzt und das äthe- rische Oel in bekannter Weise dabei entwickelt, wird er doch vor- nehmlich zu ähnlichen Zwecken wie der Raps angebaut.
3) Tsubaki-no-abura, Sasank’wa-no-abura, Cha-no- abura. Unter diesen Namen kennt und verwendet man in Japan, namentlich um die Haare geschmeidiger zu machen, die dickflüssigen Oele aus den nussartigen Samen der Camellia japonica L., jap. Tsu-
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[178/0200]
I. Land- und Forstwirthschaft.
asien bisher umsoweniger die Rede sein, als fast alle Lösungsmittel
des Oeles, die bei uns in Anwendung kommen, fehlen.
Bezüglich der einzelnen vorerwähnten Fette und ihrer Lieferanten
ist hier noch folgendes zu erwähnen:
1) Tane-abura, das Oel des Rapssamens (Na-tane), wird vor-
nehmlich auf Lampen gebrannt. Des kratzenden Geschmackes wegen,
welchen es den Speisen verleiht, bleibt seine Verwendung in der Küche
auf unbemitteltere Kreise beschränkt. Dieser Raps (Brassica chinen-
sis L.), Na, Abura-na oder Tô-na genannt, wird in Japan — und
wohl auch in China — in ausgedehnterem Maasse, als alle anderen
Oelgewächse cultiviert, und zwar stets, soweit ich beobachten konnte,
als Winterfrucht. Die Aussaat fällt in den September oder October,
die Blüthezeit ist der April, die Ernte im Juni. Oft wechselt sein
Anbau ab mit dem des Reis. Er wird dann häufig auf Saatbeeten
angezogen und neben dem Reis in Reihen verpflanzt. Wird Tane-na
vor dem Pressen erhitzt, so erhält man das gewöhnliche Tane-abura,
bei kaltem Pressen dagegen das hellere und bessere Shira-shime
oder Shira-shibori, welches vornehmlich zum Oelen von Werk-
zeugen und Maschinen verwendet wird.
2) Karashi-no-abura, fettes Senföl. Es wird aus dem Samen
von Sinapis cernua Thunb. (Karashi oder Karashi-na), sowie von S.
integrifolia Wild., dem Ô-garashi (grosser Senf) und Taka-na (hoher
Raps) der Japaner gewonnen, ist heller und milder, als das Rapsöl und
wird diesem desshalb zu Speisen vorgezogen. Ich fand beide Arten
namentlich häufig auf Kiushiu, z. B. in der Provinz Higo, und konnte
mich überzeugen, dass die Benennung Taka-na (hoher Raps) für die
eine wohl begründet ist. Die Stengel erreichen gegen 2 m Höhe und
überragen somit diejenigen des ähnlichen Raps bei weitem. Sie wer-
den in 15—25 cm Abstand in Reihen gezogen, die ungefähr 85 cm
weit von einander sind. Mitte April standen bei Kumamoto die Senf-
felder in voller Blüthe, während der Raps zur Seite in seiner Ent-
wickelung schon weiter vorgeschritten war. Obgleich man in Japan,
wie bei uns, den Senf auch als eine Art Gewürz benutzt und das äthe-
rische Oel in bekannter Weise dabei entwickelt, wird er doch vor-
nehmlich zu ähnlichen Zwecken wie der Raps angebaut.
3) Tsubaki-no-abura, Sasank’wa-no-abura, Cha-no-
abura. Unter diesen Namen kennt und verwendet man in Japan,
namentlich um die Haare geschmeidiger zu machen, die dickflüssigen
Oele aus den nussartigen Samen der Camellia japonica L., jap. Tsu-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/200>, abgerufen am 21.11.2024.
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