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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Handelsgewächse.
Baumwolle bestehenden weit vorgezogen; sie bilden einen der wich-
tigsten Handelsartikel der Liu-kiu-Inseln und werden besonders in
grosser Menge nach Satsuma importiert, von wo sie ihren Weg weiter
durch Japan finden mögen."*) Letzteres ist nun nur in sehr beschränk-
tem Maasse der Fall. Die Gewebe bleiben im südlichen Japan und
kommen heutzutage in den übrigen Landestheilen kaum noch zur Ver-
wendung.

5) Corchorus capsularis L., jap. Ichibi, Tsunaso und Ka-
nabi-kiyo.
Dieser Lieferant der so wichtig gewordenen Jutefaser
ist an verschiedenen Stellen Japans gefunden worden. Ob man aber
die Pflanze auch cultiviert und ihren Bast zu Seilen und groben Ge-
weben verarbeitet, wie von einer Seite angegeben wurde**), scheint
mir zweifelhaft. -- Die vier nun folgenden Bastpflanzen werden nicht
cultiviert. Als Lieferanten von Bekleidungsmaterial spielten sie in
alten Zeiten wahrscheinlich eine viel wichtigere Rolle, wie jetzt.

6) Wistaria chinensis S. & Z., jap. Fuji (siehe Zierpflanzen).
Der zubereitete Bast dieser Pflanze, sowie Gewebe daraus, Fuji-
nuno
oder Wistaria-Leinwand genannt, waren 1877 auf der Ausstel-
lung in Tokio von Iwate-ken, Fukushima-ken, Shimane-ken und Hi-
roshima-ken zu sehen, also sowohl aus dem Norden, als auch dem
Südwesten der Hauptinsel Honshiu.

7) Pueraria Thunbergiana Benth., jap. Kudzu. Die jungen
Triebe dieser häufigen Pflanze (siehe Knollengewächse) pflegt man in
Stücken von 1 m Länge in einem eisernen Kessel eine zeitlang mit
Wasser zu kochen und dann einer längeren Maceration in fliessendem
Wasser auszusetzen, bis der Bast sich leicht loslöst. Derselbe wird
alsdann mit den Händen abgestreift. Die weitere Behandlung mit
Wasser, das Klopfen und andere Manipulationen haben das Bleichen,
Weichmachen und Theilen der Faser zum Zweck. Dieselbe ist im
fertigen Zustande ziemlich fest und weiss, wie Hanfbast. Sie wird als
Einschlag bei verschiedenen Geweben benutzt, doch nur in sehr be-
schränktem Maasse. Die Ainosfrauen stellen daraus Fäden her, mit
denen sie ihre Kleider nähen.

8) Ulmus montana Sm. ist nach den Zeugnissen von Böhmer***)
und Scheube+) auf Yezo der Baum, welchen die Ainos At, die Japa-
ner Ohio-no-ki nennen. Jene bereiten aus seinem Baste das braun-

*) Die Liu-kiu-Insel Amami Oshima. Zeitschrift d. deutsch. Ges. Ostasiens.
3. Bd. pg. 141.
**) Le Japon a l'Exposition Universelle de 1878. Paris. pg. 152.
***) Report to the Kaitakushi 1875.
+) Die Ainos. Mitth. d. deutsch. Ges. Ostasiens. 26. Heft 1882.

3. Handelsgewächse.
Baumwolle bestehenden weit vorgezogen; sie bilden einen der wich-
tigsten Handelsartikel der Liu-kiu-Inseln und werden besonders in
grosser Menge nach Satsuma importiert, von wo sie ihren Weg weiter
durch Japan finden mögen.«*) Letzteres ist nun nur in sehr beschränk-
tem Maasse der Fall. Die Gewebe bleiben im südlichen Japan und
kommen heutzutage in den übrigen Landestheilen kaum noch zur Ver-
wendung.

5) Corchorus capsularis L., jap. Ichibi, Tsunaso und Ka-
nabi-kiyo.
Dieser Lieferant der so wichtig gewordenen Jutefaser
ist an verschiedenen Stellen Japans gefunden worden. Ob man aber
die Pflanze auch cultiviert und ihren Bast zu Seilen und groben Ge-
weben verarbeitet, wie von einer Seite angegeben wurde**), scheint
mir zweifelhaft. — Die vier nun folgenden Bastpflanzen werden nicht
cultiviert. Als Lieferanten von Bekleidungsmaterial spielten sie in
alten Zeiten wahrscheinlich eine viel wichtigere Rolle, wie jetzt.

6) Wistaria chinensis S. & Z., jap. Fuji (siehe Zierpflanzen).
Der zubereitete Bast dieser Pflanze, sowie Gewebe daraus, Fuji-
nuno
oder Wistaria-Leinwand genannt, waren 1877 auf der Ausstel-
lung in Tôkio von Iwate-ken, Fukushima-ken, Shimane-ken und Hi-
roshima-ken zu sehen, also sowohl aus dem Norden, als auch dem
Südwesten der Hauptinsel Honshiu.

7) Pueraria Thunbergiana Benth., jap. Kudzu. Die jungen
Triebe dieser häufigen Pflanze (siehe Knollengewächse) pflegt man in
Stücken von 1 m Länge in einem eisernen Kessel eine zeitlang mit
Wasser zu kochen und dann einer längeren Maceration in fliessendem
Wasser auszusetzen, bis der Bast sich leicht loslöst. Derselbe wird
alsdann mit den Händen abgestreift. Die weitere Behandlung mit
Wasser, das Klopfen und andere Manipulationen haben das Bleichen,
Weichmachen und Theilen der Faser zum Zweck. Dieselbe ist im
fertigen Zustande ziemlich fest und weiss, wie Hanfbast. Sie wird als
Einschlag bei verschiedenen Geweben benutzt, doch nur in sehr be-
schränktem Maasse. Die Ainosfrauen stellen daraus Fäden her, mit
denen sie ihre Kleider nähen.

8) Ulmus montana Sm. ist nach den Zeugnissen von Böhmer***)
und Scheube†) auf Yezo der Baum, welchen die Ainos At, die Japa-
ner Ohio-no-ki nennen. Jene bereiten aus seinem Baste das braun-

*) Die Liu-kiu-Insel Amami Oshima. Zeitschrift d. deutsch. Ges. Ostasiens.
3. Bd. pg. 141.
**) Le Japon à l’Exposition Universelle de 1878. Paris. pg. 152.
***) Report to the Kaitakushi 1875.
†) Die Ainos. Mitth. d. deutsch. Ges. Ostasiens. 26. Heft 1882.
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[199/0221] 3. Handelsgewächse. Baumwolle bestehenden weit vorgezogen; sie bilden einen der wich- tigsten Handelsartikel der Liu-kiu-Inseln und werden besonders in grosser Menge nach Satsuma importiert, von wo sie ihren Weg weiter durch Japan finden mögen.« *) Letzteres ist nun nur in sehr beschränk- tem Maasse der Fall. Die Gewebe bleiben im südlichen Japan und kommen heutzutage in den übrigen Landestheilen kaum noch zur Ver- wendung. 5) Corchorus capsularis L., jap. Ichibi, Tsunaso und Ka- nabi-kiyo. Dieser Lieferant der so wichtig gewordenen Jutefaser ist an verschiedenen Stellen Japans gefunden worden. Ob man aber die Pflanze auch cultiviert und ihren Bast zu Seilen und groben Ge- weben verarbeitet, wie von einer Seite angegeben wurde **), scheint mir zweifelhaft. — Die vier nun folgenden Bastpflanzen werden nicht cultiviert. Als Lieferanten von Bekleidungsmaterial spielten sie in alten Zeiten wahrscheinlich eine viel wichtigere Rolle, wie jetzt. 6) Wistaria chinensis S. & Z., jap. Fuji (siehe Zierpflanzen). Der zubereitete Bast dieser Pflanze, sowie Gewebe daraus, Fuji- nuno oder Wistaria-Leinwand genannt, waren 1877 auf der Ausstel- lung in Tôkio von Iwate-ken, Fukushima-ken, Shimane-ken und Hi- roshima-ken zu sehen, also sowohl aus dem Norden, als auch dem Südwesten der Hauptinsel Honshiu. 7) Pueraria Thunbergiana Benth., jap. Kudzu. Die jungen Triebe dieser häufigen Pflanze (siehe Knollengewächse) pflegt man in Stücken von 1 m Länge in einem eisernen Kessel eine zeitlang mit Wasser zu kochen und dann einer längeren Maceration in fliessendem Wasser auszusetzen, bis der Bast sich leicht loslöst. Derselbe wird alsdann mit den Händen abgestreift. Die weitere Behandlung mit Wasser, das Klopfen und andere Manipulationen haben das Bleichen, Weichmachen und Theilen der Faser zum Zweck. Dieselbe ist im fertigen Zustande ziemlich fest und weiss, wie Hanfbast. Sie wird als Einschlag bei verschiedenen Geweben benutzt, doch nur in sehr be- schränktem Maasse. Die Ainosfrauen stellen daraus Fäden her, mit denen sie ihre Kleider nähen. 8) Ulmus montana Sm. ist nach den Zeugnissen von Böhmer ***) und Scheube †) auf Yezo der Baum, welchen die Ainos At, die Japa- ner Ohio-no-ki nennen. Jene bereiten aus seinem Baste das braun- *) Die Liu-kiu-Insel Amami Oshima. Zeitschrift d. deutsch. Ges. Ostasiens. 3. Bd. pg. 141. **) Le Japon à l’Exposition Universelle de 1878. Paris. pg. 152. ***) Report to the Kaitakushi 1875. †) Die Ainos. Mitth. d. deutsch. Ges. Ostasiens. 26. Heft 1882.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/221>, abgerufen am 24.11.2024.