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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
schem Alkali tiefgelb und gibt mit basisch-essigsaurem Blei ein licht-
gelbes Präcipitat. Wenn die wässerige Lösung mit etwas Schwefel-
säure oder Salzsäure vermischt und ruhig stehen gelassen wird, so
scheidet sich nach einiger Zeit Indigo auf dem Boden und als Haut
an der Oberfläche aus, wie bei Indican aus Isatis tinctoria auch.

Schunk lieferte durch diese Untersuchungen den Beweis, dass in
dem Färberknöterig weder fertiger Indigo, noch dessen Hydrat (Indi-
goweiss), sondern nur Indican vorhanden sei und widerlegte damit
die Annahme Joly's vom Gegentheil.

2) Carthamus tinctorius L., jap. Beni, Beni-no-hana, die
Färbedistel oder der Saflor. Dieses einjährige Gewächs, das nach
seinem steifen, nach oben sich verästelnden Stengel und den grossen,
radförmigen, gelben Blüthen an Inula, nach seinen sitzenden, stache-
ligen Blättern an Disteln erinnert, gehört wie beide zur grossen Fa-
milie der Compositen und folgt im System auf Centaurea. Die Pflanze
erreicht 50--100 cm Höhe und liefert in den vom Kelch getrennten
Blüthen neben einem gelben Farbstoff das bekannte Saflor- oder Spa-
nisch-Roth. Indien, welches man als ihre Urheimat ansieht, sowie
Persien und Aegypten haben sich von Alters her durch ihren Anbau
ausgezeichnet und bringen auch noch heute den meisten Saflor in den
Handel. Wir wissen jetzt auf das bestimmteste, dass die Färbedistel
schon vor mehr als 3500 Jahren in Aegypten angebaut wurde, da
Schweinfurth sie in der Guirlande erkannte, welche 1881 Brugsch und
Maspero in den neuentdeckten Pharaonengräbern bei Theben auf der
Brust von Ahmes II., dem Sieger von Hycsos, fanden.

Von den genannten drei Ländern aus verbreitete sich ihre Cultur
über viele Gebiete mit tropischem und gemässigtem Klima, selbst nach
Deutschland, ist aber in diesem Jahrhundert fast allenthalben zurück-
und vielfach ganz eingegangen. Insbesondere haben Cochenille und
Lac Dye, dann in der Neuzeit in noch viel höherem Maasse die Ani-
linfarben den Saflor zurückgedrängt.

Japan erhielt ihn durch die Chinesen. Seitdem aber Südchina
und Indien eine bessere Waare, als die im Land erzeugte, zu billigen
Preisen auf den Markt brachten, sank der Anbau der Pflanze mehr
und mehr und ist jetzt kaum noch erwähnenswerth. Ich bin bei all
meinen Kreuz- und Querreisen durch das Land ihm nur 2--3-mal be-
gegnet. Die Pflanze bedeckte kleine Beete und war bestimmt, das
beliebte Cosmeticum Beni für die japanischen Mädchen zu liefern.
Es ist dies reines Carthamin (C14H16O7), dessen Darstellungsweise ana-
log der unsrigen sich aus meinen Notizen über das Färben mit Saflor
am Ende dieses Kapitels ergibt. Die metallisch glänzende, goldgrüne

I. Land- und Forstwirthschaft.
schem Alkali tiefgelb und gibt mit basisch-essigsaurem Blei ein licht-
gelbes Präcipitat. Wenn die wässerige Lösung mit etwas Schwefel-
säure oder Salzsäure vermischt und ruhig stehen gelassen wird, so
scheidet sich nach einiger Zeit Indigo auf dem Boden und als Haut
an der Oberfläche aus, wie bei Indican aus Isatis tinctoria auch.

Schunk lieferte durch diese Untersuchungen den Beweis, dass in
dem Färberknöterig weder fertiger Indigo, noch dessen Hydrat (Indi-
goweiss), sondern nur Indican vorhanden sei und widerlegte damit
die Annahme Joly’s vom Gegentheil.

2) Carthamus tinctorius L., jap. Beni, Beni-no-hana, die
Färbedistel oder der Saflor. Dieses einjährige Gewächs, das nach
seinem steifen, nach oben sich verästelnden Stengel und den grossen,
radförmigen, gelben Blüthen an Inula, nach seinen sitzenden, stache-
ligen Blättern an Disteln erinnert, gehört wie beide zur grossen Fa-
milie der Compositen und folgt im System auf Centaurea. Die Pflanze
erreicht 50—100 cm Höhe und liefert in den vom Kelch getrennten
Blüthen neben einem gelben Farbstoff das bekannte Saflor- oder Spa-
nisch-Roth. Indien, welches man als ihre Urheimat ansieht, sowie
Persien und Aegypten haben sich von Alters her durch ihren Anbau
ausgezeichnet und bringen auch noch heute den meisten Saflor in den
Handel. Wir wissen jetzt auf das bestimmteste, dass die Färbedistel
schon vor mehr als 3500 Jahren in Aegypten angebaut wurde, da
Schweinfurth sie in der Guirlande erkannte, welche 1881 Brugsch und
Maspero in den neuentdeckten Pharaonengräbern bei Theben auf der
Brust von Ahmes II., dem Sieger von Hycsos, fanden.

Von den genannten drei Ländern aus verbreitete sich ihre Cultur
über viele Gebiete mit tropischem und gemässigtem Klima, selbst nach
Deutschland, ist aber in diesem Jahrhundert fast allenthalben zurück-
und vielfach ganz eingegangen. Insbesondere haben Cochenille und
Lac Dye, dann in der Neuzeit in noch viel höherem Maasse die Ani-
linfarben den Saflor zurückgedrängt.

Japan erhielt ihn durch die Chinesen. Seitdem aber Südchina
und Indien eine bessere Waare, als die im Land erzeugte, zu billigen
Preisen auf den Markt brachten, sank der Anbau der Pflanze mehr
und mehr und ist jetzt kaum noch erwähnenswerth. Ich bin bei all
meinen Kreuz- und Querreisen durch das Land ihm nur 2—3-mal be-
gegnet. Die Pflanze bedeckte kleine Beete und war bestimmt, das
beliebte Cosmeticum Beni für die japanischen Mädchen zu liefern.
Es ist dies reines Carthamin (C14H16O7), dessen Darstellungsweise ana-
log der unsrigen sich aus meinen Notizen über das Färben mit Saflor
am Ende dieses Kapitels ergibt. Die metallisch glänzende, goldgrüne

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[208/0230] I. Land- und Forstwirthschaft. schem Alkali tiefgelb und gibt mit basisch-essigsaurem Blei ein licht- gelbes Präcipitat. Wenn die wässerige Lösung mit etwas Schwefel- säure oder Salzsäure vermischt und ruhig stehen gelassen wird, so scheidet sich nach einiger Zeit Indigo auf dem Boden und als Haut an der Oberfläche aus, wie bei Indican aus Isatis tinctoria auch. Schunk lieferte durch diese Untersuchungen den Beweis, dass in dem Färberknöterig weder fertiger Indigo, noch dessen Hydrat (Indi- goweiss), sondern nur Indican vorhanden sei und widerlegte damit die Annahme Joly’s vom Gegentheil. 2) Carthamus tinctorius L., jap. Beni, Beni-no-hana, die Färbedistel oder der Saflor. Dieses einjährige Gewächs, das nach seinem steifen, nach oben sich verästelnden Stengel und den grossen, radförmigen, gelben Blüthen an Inula, nach seinen sitzenden, stache- ligen Blättern an Disteln erinnert, gehört wie beide zur grossen Fa- milie der Compositen und folgt im System auf Centaurea. Die Pflanze erreicht 50—100 cm Höhe und liefert in den vom Kelch getrennten Blüthen neben einem gelben Farbstoff das bekannte Saflor- oder Spa- nisch-Roth. Indien, welches man als ihre Urheimat ansieht, sowie Persien und Aegypten haben sich von Alters her durch ihren Anbau ausgezeichnet und bringen auch noch heute den meisten Saflor in den Handel. Wir wissen jetzt auf das bestimmteste, dass die Färbedistel schon vor mehr als 3500 Jahren in Aegypten angebaut wurde, da Schweinfurth sie in der Guirlande erkannte, welche 1881 Brugsch und Maspero in den neuentdeckten Pharaonengräbern bei Theben auf der Brust von Ahmes II., dem Sieger von Hycsos, fanden. Von den genannten drei Ländern aus verbreitete sich ihre Cultur über viele Gebiete mit tropischem und gemässigtem Klima, selbst nach Deutschland, ist aber in diesem Jahrhundert fast allenthalben zurück- und vielfach ganz eingegangen. Insbesondere haben Cochenille und Lac Dye, dann in der Neuzeit in noch viel höherem Maasse die Ani- linfarben den Saflor zurückgedrängt. Japan erhielt ihn durch die Chinesen. Seitdem aber Südchina und Indien eine bessere Waare, als die im Land erzeugte, zu billigen Preisen auf den Markt brachten, sank der Anbau der Pflanze mehr und mehr und ist jetzt kaum noch erwähnenswerth. Ich bin bei all meinen Kreuz- und Querreisen durch das Land ihm nur 2—3-mal be- gegnet. Die Pflanze bedeckte kleine Beete und war bestimmt, das beliebte Cosmeticum Beni für die japanischen Mädchen zu liefern. Es ist dies reines Carthamin (C14H16O7), dessen Darstellungsweise ana- log der unsrigen sich aus meinen Notizen über das Färben mit Saflor am Ende dieses Kapitels ergibt. Die metallisch glänzende, goldgrüne

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/230>, abgerufen am 21.11.2024.