unter Krümmen und Biegen des sich verkürzenden Körpers den Cocon, der aus einem einzigen Faden von durchschnittlich 400--500 Meter Länge besteht, nach innen übrigens dünner und schwächer wird (im Verhältniss von 3:4). Das äussere, lockere Gespinnst, die Flockseide, jap. Noshi und Mawata, engl. Floss-silk, franz. Bourre, besteht aus viel dünneren und darum schon viel weniger werthvollen Fäden. Ein Querschnitt einer Coconswand zeigt, wenn vergrössert, 5--10 Seidenschichten, die fest oder locker zusammenhängen. Der Faden, welcher sie bildet, wurde von der Raupe in continuirlichen Achtertouren aneinander- geschichtet und klebt an den benachbarten fest. Liegen die Faden- schichten dicht zusammen, so erscheint die Coconwand pergamentartig und hat kaum 0,3 mm Dicke, im andern Fall ist die Structur eine blättrige, filzartig aufgetriebene und die Wandung bis 1 mm dick. Die Grammgewichte von Flockseide, festem Seidengespinnst und Puppe stellen sich nach Haberland bei 100 jap. Cocons italienischer Zucht, wie folgt zu einander:
[Tabelle]
woraus sich ergibt, dass Grünspinner 13,26 % und Weissspinner 12,69 % Seide vom Gesammtgewicht des Cocons haben.
7--9 Tage nach dem Einspinnen der Raupen werden die Cocons von ihren Trägern genommen und von der sie umgebenden Flock- seide getrennt. Man wählt die besten zur Zucht aus und tödtet die Puppen der andern, indem man sie der Sonne aussetzt, aber auch durch Wasserdampf oder geheitzte Luft, trocknet sie hierauf und be- wahrt sie zum Abhaspeln auf oder verkauft sie an fabrikmässig ein- gerichtete grössere Haspelanstalten oder Filanda's. Ein Cocon ist normal oder gut gebildet, wenn er bei scharf ausgeprägter Form volle Wände, ein feines dichtes Gewebe und Festigkeit, namentlich an den beiden Enden zeigt. Die Form ist in der Regel ellipsoidisch, doch haben die männlichen Cocons in der Mitte fast immer eine sattel- förmige Einschnürung und sind kleiner, aber fester als die weiblichen. Die sogenannten Doppelcocons, jap. Tama-ito, franz. Douppions, sind weder zum Abhaspeln, noch zur Zucht geeignet. Sie entstehen dadurch, dass zwei oder wohl gar drei Raupen denselben Winkel aufsuchen und ihre Fäden beim Einspinnen kreuzen und verstricken. Dieselben sind viel grösser und in der Regel auch etwas anders ge- staltet, als die einfachen, normalen; doch ist ihre Seidenmenge ge- ringer, als wie dieselbe sein würde, wenn die Raupen sich einzeln versponnen hätten. In der Regel entwickelt sich keine der ein-
4. Viehzucht und Seidenzucht.
unter Krümmen und Biegen des sich verkürzenden Körpers den Cocon, der aus einem einzigen Faden von durchschnittlich 400—500 Meter Länge besteht, nach innen übrigens dünner und schwächer wird (im Verhältniss von 3:4). Das äussere, lockere Gespinnst, die Flockseide, jap. Noshi und Mawata, engl. Floss-silk, franz. Bourre, besteht aus viel dünneren und darum schon viel weniger werthvollen Fäden. Ein Querschnitt einer Coconswand zeigt, wenn vergrössert, 5—10 Seidenschichten, die fest oder locker zusammenhängen. Der Faden, welcher sie bildet, wurde von der Raupe in continuirlichen Achtertouren aneinander- geschichtet und klebt an den benachbarten fest. Liegen die Faden- schichten dicht zusammen, so erscheint die Coconwand pergamentartig und hat kaum 0,3 mm Dicke, im andern Fall ist die Structur eine blättrige, filzartig aufgetriebene und die Wandung bis 1 mm dick. Die Grammgewichte von Flockseide, festem Seidengespinnst und Puppe stellen sich nach Haberland bei 100 jap. Cocons italienischer Zucht, wie folgt zu einander:
[Tabelle]
woraus sich ergibt, dass Grünspinner 13,26 % und Weissspinner 12,69 % Seide vom Gesammtgewicht des Cocons haben.
7—9 Tage nach dem Einspinnen der Raupen werden die Cocons von ihren Trägern genommen und von der sie umgebenden Flock- seide getrennt. Man wählt die besten zur Zucht aus und tödtet die Puppen der andern, indem man sie der Sonne aussetzt, aber auch durch Wasserdampf oder geheitzte Luft, trocknet sie hierauf und be- wahrt sie zum Abhaspeln auf oder verkauft sie an fabrikmässig ein- gerichtete grössere Haspelanstalten oder Filanda’s. Ein Cocon ist normal oder gut gebildet, wenn er bei scharf ausgeprägter Form volle Wände, ein feines dichtes Gewebe und Festigkeit, namentlich an den beiden Enden zeigt. Die Form ist in der Regel ellipsoidisch, doch haben die männlichen Cocons in der Mitte fast immer eine sattel- förmige Einschnürung und sind kleiner, aber fester als die weiblichen. Die sogenannten Doppelcocons, jap. Tama-ito, franz. Douppions, sind weder zum Abhaspeln, noch zur Zucht geeignet. Sie entstehen dadurch, dass zwei oder wohl gar drei Raupen denselben Winkel aufsuchen und ihre Fäden beim Einspinnen kreuzen und verstricken. Dieselben sind viel grösser und in der Regel auch etwas anders ge- staltet, als die einfachen, normalen; doch ist ihre Seidenmenge ge- ringer, als wie dieselbe sein würde, wenn die Raupen sich einzeln versponnen hätten. In der Regel entwickelt sich keine der ein-
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4. Viehzucht und Seidenzucht.
unter Krümmen und Biegen des sich verkürzenden Körpers den Cocon,
der aus einem einzigen Faden von durchschnittlich 400—500 Meter Länge
besteht, nach innen übrigens dünner und schwächer wird (im Verhältniss
von 3:4). Das äussere, lockere Gespinnst, die Flockseide, jap. Noshi
und Mawata, engl. Floss-silk, franz. Bourre, besteht aus viel dünneren
und darum schon viel weniger werthvollen Fäden. Ein Querschnitt
einer Coconswand zeigt, wenn vergrössert, 5—10 Seidenschichten, die
fest oder locker zusammenhängen. Der Faden, welcher sie bildet,
wurde von der Raupe in continuirlichen Achtertouren aneinander-
geschichtet und klebt an den benachbarten fest. Liegen die Faden-
schichten dicht zusammen, so erscheint die Coconwand pergamentartig
und hat kaum 0,3 mm Dicke, im andern Fall ist die Structur eine
blättrige, filzartig aufgetriebene und die Wandung bis 1 mm dick.
Die Grammgewichte von Flockseide, festem Seidengespinnst und Puppe
stellen sich nach Haberland bei 100 jap. Cocons italienischer Zucht,
wie folgt zu einander:
woraus sich ergibt, dass Grünspinner 13,26 % und Weissspinner 12,69 %
Seide vom Gesammtgewicht des Cocons haben.
7—9 Tage nach dem Einspinnen der Raupen werden die Cocons
von ihren Trägern genommen und von der sie umgebenden Flock-
seide getrennt. Man wählt die besten zur Zucht aus und tödtet die
Puppen der andern, indem man sie der Sonne aussetzt, aber auch
durch Wasserdampf oder geheitzte Luft, trocknet sie hierauf und be-
wahrt sie zum Abhaspeln auf oder verkauft sie an fabrikmässig ein-
gerichtete grössere Haspelanstalten oder Filanda’s. Ein Cocon ist
normal oder gut gebildet, wenn er bei scharf ausgeprägter Form volle
Wände, ein feines dichtes Gewebe und Festigkeit, namentlich an den
beiden Enden zeigt. Die Form ist in der Regel ellipsoidisch, doch
haben die männlichen Cocons in der Mitte fast immer eine sattel-
förmige Einschnürung und sind kleiner, aber fester als die weiblichen.
Die sogenannten Doppelcocons, jap. Tama-ito, franz. Douppions,
sind weder zum Abhaspeln, noch zur Zucht geeignet. Sie entstehen
dadurch, dass zwei oder wohl gar drei Raupen denselben Winkel
aufsuchen und ihre Fäden beim Einspinnen kreuzen und verstricken.
Dieselben sind viel grösser und in der Regel auch etwas anders ge-
staltet, als die einfachen, normalen; doch ist ihre Seidenmenge ge-
ringer, als wie dieselbe sein würde, wenn die Raupen sich einzeln
versponnen hätten. In der Regel entwickelt sich keine der ein-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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