von Guerin-Meneville studiert worden waren, hatte man die Versuche aufgegeben. Günstigere Resultate, welche Camille Personnat in Laval erzielt hatte, und seine Bemühungen, während der Ausstellung selbst für seine Zucht Interesse zu erwecken, vermochten das sinkende Ver- trauen zur Sache ebensowenig neuzubeleben, als die Erfolge Einzelner in Deutschland und Oesterreich.
Während meines Aufenthaltes in Japan war ich bestrebt, mich auch über die Verwendung der Yama-mai-Seide und der Art ihrer Gewinnung genau zu unterrichten; doch kam ich nur allmählich zu meinem Ziele, zu den entlegenen Orten der Gebirgsabhänge, wo die Zucht betrieben, und in die Webereien und Färbereien mehrerer Städte des Innern von Hondo, wo diese Seide verarbeitet wird und wo ich in Folge eigener Anschauung zu einem sicheren Urteil über die Be- deutung des Gegenstandes gelangen konnte. Auf diese Weise kam ich zur Ueberzeugung, dass die Wichtigkeit der Yama-mai-Seide in hohem Grade übertrieben worden ist, sowohl in japanischen Schriften, deren Uebersetzungen theilweise zu uns gelangt sind, als auch in den Berichten der Consulate, welche sich stets auf mündliche Mittheilung von geringer Zuverlässigkeit bezogen haben. Auch v. Scherzer*) war falsch belehrt worden, als er schrieb: "In Japan selbst findet das Produkt theils mit Baumwolle, theils mit gewöhnlicher Seide vermischt zur Erzeugung von Kleidungsstoffen ausgebreitete Verwendung."
Die japanische Benennung Yama-mai, richtiger Yama-mayu be- deutet Berg-(Yama) oder wildes Cocon (mayu); ihr entsprechend heisst die Raupe Yama-ko. Nach alten Angaben war zur Zeit der Besitz- ergreifung von Hachijo-shima (sprich Hatschidschoschima)**) im Jahre 1487 durch die Japaner diese Art über die ganze Insel verbreitet und die aus ihr gewonnene Seide sehr geschätzt. Die Ueberführung der Zucht nach der Hauptinsel, wo die Raupe vielleicht zu keiner Zeit einheimisch war, sicher gegenwärtig nirgends wild vorkommt, fand erst viel später statt.***)
Die Orte, welche sich mit der Zucht des Eichenspinners in Ja- pan befassen, liegen in der Regel in den gewöhnlichen Seiden- distrikten und zwar meist an Gebirgsabhängen. Dies gilt insbeson-
*) K. v. Scherzer, Die Oesterreichisch-Ungarische Expedition nach Ostasien. Stuttgart 1872.
**) Hachijo-shima (d. h. Achtfrauen-Insel) liegt südlich von den Shichi-to (Sieben-Inseln) unter 33° 8' N. und 139° 50' O. Auf Karten findet sich oft noch die alte verkehrte Schreibweise Fatsicio und Fatsi-syo.
***) Im British Museum sah ich Antherea Hazina Butl. und Anth. Morosa Butl. aus Japan, die ich für blosse Spielarten unserer vorliegenden Species halte.
4. Viehzucht und Seidenzucht.
von Guérin-Méneville studiert worden waren, hatte man die Versuche aufgegeben. Günstigere Resultate, welche Camille Personnat in Laval erzielt hatte, und seine Bemühungen, während der Ausstellung selbst für seine Zucht Interesse zu erwecken, vermochten das sinkende Ver- trauen zur Sache ebensowenig neuzubeleben, als die Erfolge Einzelner in Deutschland und Oesterreich.
Während meines Aufenthaltes in Japan war ich bestrebt, mich auch über die Verwendung der Yama-maï-Seide und der Art ihrer Gewinnung genau zu unterrichten; doch kam ich nur allmählich zu meinem Ziele, zu den entlegenen Orten der Gebirgsabhänge, wo die Zucht betrieben, und in die Webereien und Färbereien mehrerer Städte des Innern von Hondo, wo diese Seide verarbeitet wird und wo ich in Folge eigener Anschauung zu einem sicheren Urteil über die Be- deutung des Gegenstandes gelangen konnte. Auf diese Weise kam ich zur Ueberzeugung, dass die Wichtigkeit der Yama-maï-Seide in hohem Grade übertrieben worden ist, sowohl in japanischen Schriften, deren Uebersetzungen theilweise zu uns gelangt sind, als auch in den Berichten der Consulate, welche sich stets auf mündliche Mittheilung von geringer Zuverlässigkeit bezogen haben. Auch v. Scherzer*) war falsch belehrt worden, als er schrieb: »In Japan selbst findet das Produkt theils mit Baumwolle, theils mit gewöhnlicher Seide vermischt zur Erzeugung von Kleidungsstoffen ausgebreitete Verwendung.«
Die japanische Benennung Yama-maï, richtiger Yama-mayu be- deutet Berg-(Yama) oder wildes Cocon (mayu); ihr entsprechend heisst die Raupe Yama-ko. Nach alten Angaben war zur Zeit der Besitz- ergreifung von Hachijo-shima (sprich Hatschidschoschima)**) im Jahre 1487 durch die Japaner diese Art über die ganze Insel verbreitet und die aus ihr gewonnene Seide sehr geschätzt. Die Ueberführung der Zucht nach der Hauptinsel, wo die Raupe vielleicht zu keiner Zeit einheimisch war, sicher gegenwärtig nirgends wild vorkommt, fand erst viel später statt.***)
Die Orte, welche sich mit der Zucht des Eichenspinners in Ja- pan befassen, liegen in der Regel in den gewöhnlichen Seiden- distrikten und zwar meist an Gebirgsabhängen. Dies gilt insbeson-
*) K. v. Scherzer, Die Oesterreichisch-Ungarische Expedition nach Ostasien. Stuttgart 1872.
**) Hachijo-shima (d. h. Achtfrauen-Insel) liegt südlich von den Shichi-tô (Sieben-Inseln) unter 33° 8' N. und 139° 50' O. Auf Karten findet sich oft noch die alte verkehrte Schreibweise Fatsicio und Fatsi-syo.
***) Im British Museum sah ich Antherea Hazina Butl. und Anth. Morosa Butl. aus Japan, die ich für blosse Spielarten unserer vorliegenden Species halte.
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4. Viehzucht und Seidenzucht.
von Guérin-Méneville studiert worden waren, hatte man die Versuche
aufgegeben. Günstigere Resultate, welche Camille Personnat in Laval
erzielt hatte, und seine Bemühungen, während der Ausstellung selbst
für seine Zucht Interesse zu erwecken, vermochten das sinkende Ver-
trauen zur Sache ebensowenig neuzubeleben, als die Erfolge Einzelner
in Deutschland und Oesterreich.
Während meines Aufenthaltes in Japan war ich bestrebt, mich
auch über die Verwendung der Yama-maï-Seide und der Art ihrer
Gewinnung genau zu unterrichten; doch kam ich nur allmählich zu
meinem Ziele, zu den entlegenen Orten der Gebirgsabhänge, wo die
Zucht betrieben, und in die Webereien und Färbereien mehrerer Städte
des Innern von Hondo, wo diese Seide verarbeitet wird und wo ich
in Folge eigener Anschauung zu einem sicheren Urteil über die Be-
deutung des Gegenstandes gelangen konnte. Auf diese Weise kam
ich zur Ueberzeugung, dass die Wichtigkeit der Yama-maï-Seide in
hohem Grade übertrieben worden ist, sowohl in japanischen Schriften,
deren Uebersetzungen theilweise zu uns gelangt sind, als auch in den
Berichten der Consulate, welche sich stets auf mündliche Mittheilung
von geringer Zuverlässigkeit bezogen haben. Auch v. Scherzer *)
war falsch belehrt worden, als er schrieb: »In Japan selbst findet das
Produkt theils mit Baumwolle, theils mit gewöhnlicher Seide vermischt
zur Erzeugung von Kleidungsstoffen ausgebreitete Verwendung.«
Die japanische Benennung Yama-maï, richtiger Yama-mayu be-
deutet Berg-(Yama) oder wildes Cocon (mayu); ihr entsprechend heisst
die Raupe Yama-ko. Nach alten Angaben war zur Zeit der Besitz-
ergreifung von Hachijo-shima (sprich Hatschidschoschima) **) im Jahre
1487 durch die Japaner diese Art über die ganze Insel verbreitet und
die aus ihr gewonnene Seide sehr geschätzt. Die Ueberführung
der Zucht nach der Hauptinsel, wo die Raupe vielleicht zu keiner
Zeit einheimisch war, sicher gegenwärtig nirgends wild vorkommt,
fand erst viel später statt. ***)
Die Orte, welche sich mit der Zucht des Eichenspinners in Ja-
pan befassen, liegen in der Regel in den gewöhnlichen Seiden-
distrikten und zwar meist an Gebirgsabhängen. Dies gilt insbeson-
*) K. v. Scherzer, Die Oesterreichisch-Ungarische Expedition nach Ostasien.
Stuttgart 1872.
**) Hachijo-shima (d. h. Achtfrauen-Insel) liegt südlich von den Shichi-tô
(Sieben-Inseln) unter 33° 8' N. und 139° 50' O. Auf Karten findet sich oft noch
die alte verkehrte Schreibweise Fatsicio und Fatsi-syo.
***) Im British Museum sah ich Antherea Hazina Butl. und Anth. Morosa
Butl. aus Japan, die ich für blosse Spielarten unserer vorliegenden Species halte.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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