dere von der Provinz Shinano, welche am meisten Yama-mai-Seide liefert. Es sind mir vier Gebiete dieser Provinz näher bekannt, in welchen der Eichenspinner in etwas grösserem Umfange gezogen wird, nämlich die Nachbarschaft von Uyeda am Chikuma-gawa, von Iida am Tenriu-gawa, von Ikeda und von Matsumoto im Flussgebiet des Sai-gawa.
An den östlichen Vorbergen des Shinano-Hida-Schneegebirges breitet sich der Distrikt von Matsumoto aus, etwa 2--5 Meilen west- lich dieser Stadt und gegen 30 Meilen in gleicher Richtung von Yoko- hama. Die Matsumoto-Gumi ist ein Verband (Gumi), welcher sich über 15 Ortschaften dieses Distriktes erstreckt und sich die Erzielung und Verwerthung der Yama-mai-Seide zur Aufgabe gestellt hat. Doch findet man kleinere Zuchten auch in und bei Matsumoto selbst.
Man zieht die Raupen vorwiegend im Freien. Als Futterpflanze dient Quercus serrata Thunb. (jap. Kunu-gi oder Kunugi-nara.).*) Diese Eiche bildet oft ansehnliche hohe Bäume, auch in eigenen, ge- schlossenen Beständen, und ist namentlich im Norden von Hondo sehr verbreitet. Ihre Blätter erinnern an die der essbaren Kastanie und erscheinen gleich diesen spät. Aus den jungen Sämlingen, die nach einem Jahre an einen geschützten Ort in Reihen verpflanzt werden, erzieht man in 3--4 Jahren durch mehrmaliges Zurückschneiden kräf- tige Büsche von etwa 2 Meter Höhe und genügend grossen Abstän- den, um Luft und Leute frei circulieren zu lassen. Ist die Pflanzung so vorbereitet, so überträgt man Anfang Mai, wenn die jungen Blätter erscheinen, die Eier auf die Zweige. Auf schmale Papierstreifen wer- den je 20--30 Stück festgeklebt, worauf man die Papiere so an die Zweige bindet, dass die jungen Raupen bei ihrem Auskriechen bald Futter und Schutz gegen die Sonne finden können. Gegen den Regen schützen sie sich selbst, indem sie sich bei ihrer grossen Beweglich- keit leicht auf die Unterseite der Blätter flüchten; dagegen leiden die schweren und schwerfälligen alten Raupen leicht durch heftige Nieder- schläge. Zu den vielen Feinden solcher Zuchten im Freien zählen ausser Insekten (insbesondere Ameisen) vornehmlich Laubfrösche, Ratten und Vögel, namentlich Raben. Man sucht sie theils durch Be- streichen der unteren Stammtheile mit einer klebrigen Substanz, wie dem Wurzelschleim von Hibiscus Manihot, theils durch Vogelscheuchen und Klappern fern zu halten, welche an einem, die ganze Pflanzung umspannenden Seil aufgehängt sind und von einer Person in Bewegung
*) Doch sollen auch die Blätter von Quercus dentata, Qu. acuta und Qu. glauca zuweilen verwandt werden.
I. Land- und Forstwirthschaft.
dere von der Provinz Shinano, welche am meisten Yama-maï-Seide liefert. Es sind mir vier Gebiete dieser Provinz näher bekannt, in welchen der Eichenspinner in etwas grösserem Umfange gezogen wird, nämlich die Nachbarschaft von Uyeda am Chikuma-gawa, von Iida am Tenriu-gawa, von Ikeda und von Matsumoto im Flussgebiet des Sai-gawa.
An den östlichen Vorbergen des Shinano-Hida-Schneegebirges breitet sich der Distrikt von Matsumoto aus, etwa 2—5 Meilen west- lich dieser Stadt und gegen 30 Meilen in gleicher Richtung von Yoko- hama. Die Matsumoto-Gumi ist ein Verband (Gumi), welcher sich über 15 Ortschaften dieses Distriktes erstreckt und sich die Erzielung und Verwerthung der Yama-maï-Seide zur Aufgabe gestellt hat. Doch findet man kleinere Zuchten auch in und bei Matsumoto selbst.
Man zieht die Raupen vorwiegend im Freien. Als Futterpflanze dient Quercus serrata Thunb. (jap. Kunu-gi oder Kunugi-nara.).*) Diese Eiche bildet oft ansehnliche hohe Bäume, auch in eigenen, ge- schlossenen Beständen, und ist namentlich im Norden von Hondo sehr verbreitet. Ihre Blätter erinnern an die der essbaren Kastanie und erscheinen gleich diesen spät. Aus den jungen Sämlingen, die nach einem Jahre an einen geschützten Ort in Reihen verpflanzt werden, erzieht man in 3—4 Jahren durch mehrmaliges Zurückschneiden kräf- tige Büsche von etwa 2 Meter Höhe und genügend grossen Abstän- den, um Luft und Leute frei circulieren zu lassen. Ist die Pflanzung so vorbereitet, so überträgt man Anfang Mai, wenn die jungen Blätter erscheinen, die Eier auf die Zweige. Auf schmale Papierstreifen wer- den je 20—30 Stück festgeklebt, worauf man die Papiere so an die Zweige bindet, dass die jungen Raupen bei ihrem Auskriechen bald Futter und Schutz gegen die Sonne finden können. Gegen den Regen schützen sie sich selbst, indem sie sich bei ihrer grossen Beweglich- keit leicht auf die Unterseite der Blätter flüchten; dagegen leiden die schweren und schwerfälligen alten Raupen leicht durch heftige Nieder- schläge. Zu den vielen Feinden solcher Zuchten im Freien zählen ausser Insekten (insbesondere Ameisen) vornehmlich Laubfrösche, Ratten und Vögel, namentlich Raben. Man sucht sie theils durch Be- streichen der unteren Stammtheile mit einer klebrigen Substanz, wie dem Wurzelschleim von Hibiscus Manihot, theils durch Vogelscheuchen und Klappern fern zu halten, welche an einem, die ganze Pflanzung umspannenden Seil aufgehängt sind und von einer Person in Bewegung
*) Doch sollen auch die Blätter von Quercus dentata, Qu. acuta und Qu. glauca zuweilen verwandt werden.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
dere von der Provinz Shinano, welche am meisten Yama-maï-Seide
liefert. Es sind mir vier Gebiete dieser Provinz näher bekannt, in
welchen der Eichenspinner in etwas grösserem Umfange gezogen wird,
nämlich die Nachbarschaft von Uyeda am Chikuma-gawa, von Iida
am Tenriu-gawa, von Ikeda und von Matsumoto im Flussgebiet des
Sai-gawa.
An den östlichen Vorbergen des Shinano-Hida-Schneegebirges
breitet sich der Distrikt von Matsumoto aus, etwa 2—5 Meilen west-
lich dieser Stadt und gegen 30 Meilen in gleicher Richtung von Yoko-
hama. Die Matsumoto-Gumi ist ein Verband (Gumi), welcher sich
über 15 Ortschaften dieses Distriktes erstreckt und sich die Erzielung
und Verwerthung der Yama-maï-Seide zur Aufgabe gestellt hat. Doch
findet man kleinere Zuchten auch in und bei Matsumoto selbst.
Man zieht die Raupen vorwiegend im Freien. Als Futterpflanze
dient Quercus serrata Thunb. (jap. Kunu-gi oder Kunugi-nara.). *)
Diese Eiche bildet oft ansehnliche hohe Bäume, auch in eigenen, ge-
schlossenen Beständen, und ist namentlich im Norden von Hondo sehr
verbreitet. Ihre Blätter erinnern an die der essbaren Kastanie und
erscheinen gleich diesen spät. Aus den jungen Sämlingen, die nach
einem Jahre an einen geschützten Ort in Reihen verpflanzt werden,
erzieht man in 3—4 Jahren durch mehrmaliges Zurückschneiden kräf-
tige Büsche von etwa 2 Meter Höhe und genügend grossen Abstän-
den, um Luft und Leute frei circulieren zu lassen. Ist die Pflanzung
so vorbereitet, so überträgt man Anfang Mai, wenn die jungen Blätter
erscheinen, die Eier auf die Zweige. Auf schmale Papierstreifen wer-
den je 20—30 Stück festgeklebt, worauf man die Papiere so an die
Zweige bindet, dass die jungen Raupen bei ihrem Auskriechen bald
Futter und Schutz gegen die Sonne finden können. Gegen den Regen
schützen sie sich selbst, indem sie sich bei ihrer grossen Beweglich-
keit leicht auf die Unterseite der Blätter flüchten; dagegen leiden die
schweren und schwerfälligen alten Raupen leicht durch heftige Nieder-
schläge. Zu den vielen Feinden solcher Zuchten im Freien zählen
ausser Insekten (insbesondere Ameisen) vornehmlich Laubfrösche,
Ratten und Vögel, namentlich Raben. Man sucht sie theils durch Be-
streichen der unteren Stammtheile mit einer klebrigen Substanz, wie
dem Wurzelschleim von Hibiscus Manihot, theils durch Vogelscheuchen
und Klappern fern zu halten, welche an einem, die ganze Pflanzung
umspannenden Seil aufgehängt sind und von einer Person in Bewegung
*) Doch sollen auch die Blätter von Quercus dentata, Qu. acuta und Qu.
glauca zuweilen verwandt werden.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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