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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
a. Oedland 10730890 cho oder 37 % des Flächenraums
b. Bergwälder 6626050 - - 23 - - - -
c. Culturwälder 5240570 - - 18 - - - -
d. Ackerland (Ta und Hata) 4280000 - - 15 - - - -
e. Sonstige Culturen, einschliess-
lich der benutzten Hara ungefähr 1364900 - - 5 - - - -
f. Baugrund und Wege, ungefähr 600000 - - 2 - - - -
Zusammen 28842410 - - 100 % - - -

wobei nur die unter e und f erwähnten Zahlen auf Schätzung beruhen
und unsicher sind. Dieselben kommen indess für vorliegende Zwecke
nicht weiter in Betracht, ebenso nicht die unter d für Ackerland an-
gegebene Zahl.

Das Oedland besteht zum grossen Theil aus der wirthschaftlich
kaum benutzten Hara, Grasflächen, welche sich vornehmlich am Fuss
höherer Vulkane weit ausbreiten und den höheren Gebirgswald in
der Regel begrenzen. Bezüglich des sonstigen Charakters dieser Vege-
tationsformation verweise ich auf Band I pg. 163 dieses Werkes. Es
unterliegt kaum einem Zweifel, dass die Hara zum grossen Theil all-
mählich in Wald übergehen würde, wenn nicht die verheerenden Feuer
im Herbste mit der abgestorbenen Gras- und Krautvegetation auch die
jungen Schösslinge der Holzgewächse, welche sich ansiedelten, immer
wieder vernichteten. Nur in den Schluchten und andern geschützten
Stellen vermögen sich solche Ansiedelungen von Gehölzen zu erhalten
und zu entwickeln.

Ein weiterer Theil Oedland besteht aus nackten Hügelrücken und
Bergabhängen, die nicht selten mit bewaldeten abwechseln und zur
Annahme berechtigen, dass auch sie ehedem mit Wald bestanden
waren. Nachdem man ihnen aber ihren Schmuck genommen hatte,
sei es, um die Bedürfnisse des Bergbaues in der Nachbarschaft zu be-
friedigen, um Adlerfarren auf einer geschaffenen Brandstätte besser
emporspriessen zu lassen (siehe pg. 80 Anmerk.) oder aus irgend einem
andern Grunde, hatten die heftigen Regen ein freies Spiel, beraubten
den Boden seiner lockeren Humusschicht und riefen damit für natür-
liche wie künstliche Wiederbewaldung grosse Hindernisse hervor.

Eine dritte Categorie wald- und culturfreier Flächen finden wir
an und auf den Gipfeln höherer Berge jenseits der oberen Waldgrenze,
wo entweder die Heftigkeit der Winde und Rauhheit des Klimas
überhaupt, oder auch Mangel an geeignetem Boden die Baumlosigkeit
bedingen. Dass vulkanische Eruptionen, auch wenn sie nur als Nach-
wehen heftiger Ausbrüche in Form von Solfataren sich äussern, die
Waldvegetation oft in weitem Umkreise vernichten, ist allbekannt.
Die Solfataren wirken dabei in gleicher Weise wie die schweflige

I. Land- und Forstwirthschaft.
a. Oedland 10730890 chô oder 37 % des Flächenraums
b. Bergwälder 6626050 ‒ ‒ 23 ‒ ‒ ‒ ‒
c. Culturwälder 5240570 ‒ ‒ 18 ‒ ‒ ‒ ‒
d. Ackerland (Ta und Hata) 4280000 ‒ ‒ 15 ‒ ‒ ‒ ‒
e. Sonstige Culturen, einschliess-
lich der benutzten Hara ungefähr 1364900 ‒ ‒ 5 ‒ ‒ ‒ ‒
f. Baugrund und Wege, ungefähr 600000 ‒ ‒ 2 ‒ ‒ ‒ ‒
Zusammen 28842410 ‒ ‒ 100 % ‒ ‒ ‒

wobei nur die unter e und f erwähnten Zahlen auf Schätzung beruhen
und unsicher sind. Dieselben kommen indess für vorliegende Zwecke
nicht weiter in Betracht, ebenso nicht die unter d für Ackerland an-
gegebene Zahl.

Das Oedland besteht zum grossen Theil aus der wirthschaftlich
kaum benutzten Hara, Grasflächen, welche sich vornehmlich am Fuss
höherer Vulkane weit ausbreiten und den höheren Gebirgswald in
der Regel begrenzen. Bezüglich des sonstigen Charakters dieser Vege-
tationsformation verweise ich auf Band I pg. 163 dieses Werkes. Es
unterliegt kaum einem Zweifel, dass die Hara zum grossen Theil all-
mählich in Wald übergehen würde, wenn nicht die verheerenden Feuer
im Herbste mit der abgestorbenen Gras- und Krautvegetation auch die
jungen Schösslinge der Holzgewächse, welche sich ansiedelten, immer
wieder vernichteten. Nur in den Schluchten und andern geschützten
Stellen vermögen sich solche Ansiedelungen von Gehölzen zu erhalten
und zu entwickeln.

Ein weiterer Theil Oedland besteht aus nackten Hügelrücken und
Bergabhängen, die nicht selten mit bewaldeten abwechseln und zur
Annahme berechtigen, dass auch sie ehedem mit Wald bestanden
waren. Nachdem man ihnen aber ihren Schmuck genommen hatte,
sei es, um die Bedürfnisse des Bergbaues in der Nachbarschaft zu be-
friedigen, um Adlerfarren auf einer geschaffenen Brandstätte besser
emporspriessen zu lassen (siehe pg. 80 Anmerk.) oder aus irgend einem
andern Grunde, hatten die heftigen Regen ein freies Spiel, beraubten
den Boden seiner lockeren Humusschicht und riefen damit für natür-
liche wie künstliche Wiederbewaldung grosse Hindernisse hervor.

Eine dritte Categorie wald- und culturfreier Flächen finden wir
an und auf den Gipfeln höherer Berge jenseits der oberen Waldgrenze,
wo entweder die Heftigkeit der Winde und Rauhheit des Klimas
überhaupt, oder auch Mangel an geeignetem Boden die Baumlosigkeit
bedingen. Dass vulkanische Eruptionen, auch wenn sie nur als Nach-
wehen heftiger Ausbrüche in Form von Solfataren sich äussern, die
Waldvegetation oft in weitem Umkreise vernichten, ist allbekannt.
Die Solfataren wirken dabei in gleicher Weise wie die schweflige

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[252/0276] I. Land- und Forstwirthschaft. a. Oedland 10730890 chô oder 37 % des Flächenraums b. Bergwälder 6626050 ‒ ‒ 23 ‒ ‒ ‒ ‒ c. Culturwälder 5240570 ‒ ‒ 18 ‒ ‒ ‒ ‒ d. Ackerland (Ta und Hata) 4280000 ‒ ‒ 15 ‒ ‒ ‒ ‒ e. Sonstige Culturen, einschliess- lich der benutzten Hara ungefähr 1364900 ‒ ‒ 5 ‒ ‒ ‒ ‒ f. Baugrund und Wege, ungefähr 600000 ‒ ‒ 2 ‒ ‒ ‒ ‒ Zusammen 28842410 ‒ ‒ 100 % ‒ ‒ ‒ wobei nur die unter e und f erwähnten Zahlen auf Schätzung beruhen und unsicher sind. Dieselben kommen indess für vorliegende Zwecke nicht weiter in Betracht, ebenso nicht die unter d für Ackerland an- gegebene Zahl. Das Oedland besteht zum grossen Theil aus der wirthschaftlich kaum benutzten Hara, Grasflächen, welche sich vornehmlich am Fuss höherer Vulkane weit ausbreiten und den höheren Gebirgswald in der Regel begrenzen. Bezüglich des sonstigen Charakters dieser Vege- tationsformation verweise ich auf Band I pg. 163 dieses Werkes. Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass die Hara zum grossen Theil all- mählich in Wald übergehen würde, wenn nicht die verheerenden Feuer im Herbste mit der abgestorbenen Gras- und Krautvegetation auch die jungen Schösslinge der Holzgewächse, welche sich ansiedelten, immer wieder vernichteten. Nur in den Schluchten und andern geschützten Stellen vermögen sich solche Ansiedelungen von Gehölzen zu erhalten und zu entwickeln. Ein weiterer Theil Oedland besteht aus nackten Hügelrücken und Bergabhängen, die nicht selten mit bewaldeten abwechseln und zur Annahme berechtigen, dass auch sie ehedem mit Wald bestanden waren. Nachdem man ihnen aber ihren Schmuck genommen hatte, sei es, um die Bedürfnisse des Bergbaues in der Nachbarschaft zu be- friedigen, um Adlerfarren auf einer geschaffenen Brandstätte besser emporspriessen zu lassen (siehe pg. 80 Anmerk.) oder aus irgend einem andern Grunde, hatten die heftigen Regen ein freies Spiel, beraubten den Boden seiner lockeren Humusschicht und riefen damit für natür- liche wie künstliche Wiederbewaldung grosse Hindernisse hervor. Eine dritte Categorie wald- und culturfreier Flächen finden wir an und auf den Gipfeln höherer Berge jenseits der oberen Waldgrenze, wo entweder die Heftigkeit der Winde und Rauhheit des Klimas überhaupt, oder auch Mangel an geeignetem Boden die Baumlosigkeit bedingen. Dass vulkanische Eruptionen, auch wenn sie nur als Nach- wehen heftiger Ausbrüche in Form von Solfataren sich äussern, die Waldvegetation oft in weitem Umkreise vernichten, ist allbekannt. Die Solfataren wirken dabei in gleicher Weise wie die schweflige

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/276>, abgerufen am 26.06.2024.