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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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5. Forstwirthschaft.
Säure beim Röstprocess geschwefelter Erze. Endlich muss auch der
vegetationsarme Dünensand der Küste dem Oedland zugerechnet wer-
den. Eine Vermessung des letzteren, das theilweise der Aufforstung
fähig ist, und wie die Sanddüne auch unterworfen wird, hat noch nicht
stattgefunden.

Oedland und Wälder nehmen im eigentlichen Japan zusammen
nahezu 4/5 der gesammten Bodenfläche ein, wie aus obigen Zahlen
leicht ersichtlich ist. Davon kommt auf die Wälder wieder mehr als
die Hälfte. Sie bilden sonach im Landschaftscharakter die ausge-
dehnteste und ausgeprägteste Vegetationsformation. Ihr Procentantheil
(41) vom ganzen Areal ist grösser als in den meisten waldreichen
Ländern Europas; auch sind sie im Haushalte der Natur und Bewohner
Japans ein hochwichtiger Factor, wenngleich bisher nur der kleinere
Theil eine grössere wirthschaftliche Verwerthung gefunden hat.

Der aufmerksame Reisende erkennt leicht die grosse Verschieden-
heit der japanischen Wälder, je nachdem dieselben dem schwerzu-
gänglichen Gebirge oder seinen Gehängen, dem Hügellande und der
Ebene angehören. In der That lassen sich dieselben nach ihrem Cha-
rakter und der Art ihrer Verwerthung, welche beide wieder vornehm-
lich durch die Lage bedingt wurden, in Cultur- und Natur- oder
Bergwälder unterscheiden. Mangel an Wegen und sonstigen ge-
eigneten Verkehrsmitteln bewirkte, dass letztere mehr oder weniger
ihren natürlichen Charakter bewahrten, weil sie von der Hand des
Menschen schwer erreichbar waren. Das grosse Bedürfniss an Holz,
namentlich an leichtem und bequem zu verarbeitendem Bauholz, wie
es vornehmlich die Coniferen liefern, rief den Culturwald hervor.
Dem entsprechend hat letzterer in der Regel den Charakter des ge-
schlossenen, mehr oder weniger einförmigen Nadelwaldes, während
jener, wie schon im ersten Bande dieses Werkes*) hervorgehoben
wurde, durch die Mannigfaltigkeit und bunteste Mischung seiner Holz-
gewächse sich auszeichnet. Der grösste Theil der Culturwälder ist in
Privatbesitz, während der Gebirgswald hauptsächlich dem Staate an-
gehört.

Der japanische Culturwald dient, wie bereits angedeutet wurde,
vornehmlich dazu, das nöthige Bauholz zu liefern.**) Von Alters her
sind die Wohnungen aus Holz construiert, leichte luftige Bauten, die
der Solidität ermangeln, da die japanischen Zimmerleute keine Idee

*) pg. 166 ff.
**) Die japanische Holzzucht beschränkt sich jedoch keineswegs auf den Wald,
wie im nächsten Kapitel, namentlich bei Paulownia und Zelkowa zu sehen ist.

5. Forstwirthschaft.
Säure beim Röstprocess geschwefelter Erze. Endlich muss auch der
vegetationsarme Dünensand der Küste dem Oedland zugerechnet wer-
den. Eine Vermessung des letzteren, das theilweise der Aufforstung
fähig ist, und wie die Sanddüne auch unterworfen wird, hat noch nicht
stattgefunden.

Oedland und Wälder nehmen im eigentlichen Japan zusammen
nahezu ⅘ der gesammten Bodenfläche ein, wie aus obigen Zahlen
leicht ersichtlich ist. Davon kommt auf die Wälder wieder mehr als
die Hälfte. Sie bilden sonach im Landschaftscharakter die ausge-
dehnteste und ausgeprägteste Vegetationsformation. Ihr Procentantheil
(41) vom ganzen Areal ist grösser als in den meisten waldreichen
Ländern Europas; auch sind sie im Haushalte der Natur und Bewohner
Japans ein hochwichtiger Factor, wenngleich bisher nur der kleinere
Theil eine grössere wirthschaftliche Verwerthung gefunden hat.

Der aufmerksame Reisende erkennt leicht die grosse Verschieden-
heit der japanischen Wälder, je nachdem dieselben dem schwerzu-
gänglichen Gebirge oder seinen Gehängen, dem Hügellande und der
Ebene angehören. In der That lassen sich dieselben nach ihrem Cha-
rakter und der Art ihrer Verwerthung, welche beide wieder vornehm-
lich durch die Lage bedingt wurden, in Cultur- und Natur- oder
Bergwälder unterscheiden. Mangel an Wegen und sonstigen ge-
eigneten Verkehrsmitteln bewirkte, dass letztere mehr oder weniger
ihren natürlichen Charakter bewahrten, weil sie von der Hand des
Menschen schwer erreichbar waren. Das grosse Bedürfniss an Holz,
namentlich an leichtem und bequem zu verarbeitendem Bauholz, wie
es vornehmlich die Coniferen liefern, rief den Culturwald hervor.
Dem entsprechend hat letzterer in der Regel den Charakter des ge-
schlossenen, mehr oder weniger einförmigen Nadelwaldes, während
jener, wie schon im ersten Bande dieses Werkes*) hervorgehoben
wurde, durch die Mannigfaltigkeit und bunteste Mischung seiner Holz-
gewächse sich auszeichnet. Der grösste Theil der Culturwälder ist in
Privatbesitz, während der Gebirgswald hauptsächlich dem Staate an-
gehört.

Der japanische Culturwald dient, wie bereits angedeutet wurde,
vornehmlich dazu, das nöthige Bauholz zu liefern.**) Von Alters her
sind die Wohnungen aus Holz construiert, leichte luftige Bauten, die
der Solidität ermangeln, da die japanischen Zimmerleute keine Idee

*) pg. 166 ff.
**) Die japanische Holzzucht beschränkt sich jedoch keineswegs auf den Wald,
wie im nächsten Kapitel, namentlich bei Paulownia und Zelkowa zu sehen ist.
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[253/0277] 5. Forstwirthschaft. Säure beim Röstprocess geschwefelter Erze. Endlich muss auch der vegetationsarme Dünensand der Küste dem Oedland zugerechnet wer- den. Eine Vermessung des letzteren, das theilweise der Aufforstung fähig ist, und wie die Sanddüne auch unterworfen wird, hat noch nicht stattgefunden. Oedland und Wälder nehmen im eigentlichen Japan zusammen nahezu ⅘ der gesammten Bodenfläche ein, wie aus obigen Zahlen leicht ersichtlich ist. Davon kommt auf die Wälder wieder mehr als die Hälfte. Sie bilden sonach im Landschaftscharakter die ausge- dehnteste und ausgeprägteste Vegetationsformation. Ihr Procentantheil (41) vom ganzen Areal ist grösser als in den meisten waldreichen Ländern Europas; auch sind sie im Haushalte der Natur und Bewohner Japans ein hochwichtiger Factor, wenngleich bisher nur der kleinere Theil eine grössere wirthschaftliche Verwerthung gefunden hat. Der aufmerksame Reisende erkennt leicht die grosse Verschieden- heit der japanischen Wälder, je nachdem dieselben dem schwerzu- gänglichen Gebirge oder seinen Gehängen, dem Hügellande und der Ebene angehören. In der That lassen sich dieselben nach ihrem Cha- rakter und der Art ihrer Verwerthung, welche beide wieder vornehm- lich durch die Lage bedingt wurden, in Cultur- und Natur- oder Bergwälder unterscheiden. Mangel an Wegen und sonstigen ge- eigneten Verkehrsmitteln bewirkte, dass letztere mehr oder weniger ihren natürlichen Charakter bewahrten, weil sie von der Hand des Menschen schwer erreichbar waren. Das grosse Bedürfniss an Holz, namentlich an leichtem und bequem zu verarbeitendem Bauholz, wie es vornehmlich die Coniferen liefern, rief den Culturwald hervor. Dem entsprechend hat letzterer in der Regel den Charakter des ge- schlossenen, mehr oder weniger einförmigen Nadelwaldes, während jener, wie schon im ersten Bande dieses Werkes *) hervorgehoben wurde, durch die Mannigfaltigkeit und bunteste Mischung seiner Holz- gewächse sich auszeichnet. Der grösste Theil der Culturwälder ist in Privatbesitz, während der Gebirgswald hauptsächlich dem Staate an- gehört. Der japanische Culturwald dient, wie bereits angedeutet wurde, vornehmlich dazu, das nöthige Bauholz zu liefern. **) Von Alters her sind die Wohnungen aus Holz construiert, leichte luftige Bauten, die der Solidität ermangeln, da die japanischen Zimmerleute keine Idee *) pg. 166 ff. **) Die japanische Holzzucht beschränkt sich jedoch keineswegs auf den Wald, wie im nächsten Kapitel, namentlich bei Paulownia und Zelkowa zu sehen ist.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/277>, abgerufen am 22.11.2024.