baum, welcher von den eingewanderten Japanern seines Holzes wegen angebaut wird.
Gegenüber den zahlreichen und über alle Provinzen verbreiteten Wäldern und Hainen der Sugi und der Kiefern (Pinus densiflora oder Aka-matsu und P. Massoniana oder Kuro-matsu) treten die ge- schlossenen Bestände der andern Culturnadelhölzer sehr zurück. Die- jenigen der Cypressengruppe, nämlich Hinoki, Sawara und Hiba (Chamaecyparis obtusa, Ch. pisifera und Thujopsis dolabrata) findet man in grösster Ausdehnung und schönster Entwickelung im mittleren Theil von Hondo auf der Halbinsel Yamato und im Gebiet des oberen Kiso-gawa. Sie gehörten vor der Restauration der Mikadoherrschaft grösstentheils den beiden mächtigen Daimio von Kishiu (Kii) und Bishiu (Owari). Jyeyasu hatte den Besitzern dieser Herrschaften durch ein besonderes Gesetz die Pflicht auferlegt, für das nöthige Hino-ki- Holz zum Bau des Nationalheiligthums in Ise (Tempel der Sonnen- göttin Amaterasu) und seiner Erneuerung nach je 21 Jahren zu sorgen und den Wäldern des Baumes ihre beständige Aufmerksamkeit zuzu- wenden, sie dagegen von allen sonstigen allgemeinen Lasten entbun- den. Zum besseren Verständniss sei noch erwähnt, dass Hi-no-ki und Sakaki (Cleyera japonica) die der Sonnengöttin und überhaupt im Shinto oder Ahnencultus geheiligte Pflanzen waren und noch sind, und alle Tempel desselben, wie auch die ehemalige Residenz des Mikado in Kioto aus dem Holze des Feuerbaumes (Hi-no-ki) erbaut waren.*)
Am wenigsten verbreitet unter den waldbildenden und der Cultur unterworfenen Nadelhölzern Japans ist unstreitig die schöne Schirm- tanne (Sciadopitys verticillata S. & Z.), von der nur die Bergabhänge um Koya-san in Kishiu (daher Koya-maki genannt) grössere Pflan- zungen aufweisen. Dr. Yaroku Nakamuro führt auch Podocarpus Nageia und P. macrophylla als Bestandtheile des Culturnadelwaldes an,**) während ich sie stets nur gleich dem Ginko als Zierpflanzen traf. Den Culturwäldern reihen sich die Bambushaine (Yabu, Take-yabu) an, welche den mannigfaltigsten Bedürfnissen des Lebens dienen, im Landschaftsbilde eine gar liebliche Erscheinung sind und vornehmlich häufig im Weichbild grösserer Städte getroffen werden, wo der Ver- brauch an Rohr besonders gross ist.
Wie die blumen- und formenreiche Waldwiese absticht gegen den wohlgepflegten, aber einförmigen Rasen unserer Gärten und Park-
*) Siehe auch Rein, Japan I, pg. 515.
**) Ueber den anatomischen Bau des Holzes der wichtigsten japanischen Coni- feren; Untersuchungen aus dem forstbotanischen Institut zu München. III. 1883.
Rein, Japan. II. 17
5. Forstwirthschaft.
baum, welcher von den eingewanderten Japanern seines Holzes wegen angebaut wird.
Gegenüber den zahlreichen und über alle Provinzen verbreiteten Wäldern und Hainen der Sugi und der Kiefern (Pinus densiflora oder Aka-matsu und P. Massoniana oder Kuro-matsu) treten die ge- schlossenen Bestände der andern Culturnadelhölzer sehr zurück. Die- jenigen der Cypressengruppe, nämlich Hinoki, Sawara und Hiba (Chamaecyparis obtusa, Ch. pisifera und Thujopsis dolabrata) findet man in grösster Ausdehnung und schönster Entwickelung im mittleren Theil von Hondo auf der Halbinsel Yamato und im Gebiet des oberen Kiso-gawa. Sie gehörten vor der Restauration der Mikadoherrschaft grösstentheils den beiden mächtigen Daimiô von Kishiu (Kii) und Bishiu (Owari). Jyeyasu hatte den Besitzern dieser Herrschaften durch ein besonderes Gesetz die Pflicht auferlegt, für das nöthige Hino-ki- Holz zum Bau des Nationalheiligthums in Ise (Tempel der Sonnen- göttin Amaterasu) und seiner Erneuerung nach je 21 Jahren zu sorgen und den Wäldern des Baumes ihre beständige Aufmerksamkeit zuzu- wenden, sie dagegen von allen sonstigen allgemeinen Lasten entbun- den. Zum besseren Verständniss sei noch erwähnt, dass Hi-no-ki und Sakaki (Cleyera japonica) die der Sonnengöttin und überhaupt im Shintô oder Ahnencultus geheiligte Pflanzen waren und noch sind, und alle Tempel desselben, wie auch die ehemalige Residenz des Mikado in Kiôto aus dem Holze des Feuerbaumes (Hi-no-ki) erbaut waren.*)
Am wenigsten verbreitet unter den waldbildenden und der Cultur unterworfenen Nadelhölzern Japans ist unstreitig die schöne Schirm- tanne (Sciadopitys verticillata S. & Z.), von der nur die Bergabhänge um Koya-san in Kishiu (daher Koya-maki genannt) grössere Pflan- zungen aufweisen. Dr. Yaroku Nakamuro führt auch Podocarpus Nageia und P. macrophylla als Bestandtheile des Culturnadelwaldes an,**) während ich sie stets nur gleich dem Ginko als Zierpflanzen traf. Den Culturwäldern reihen sich die Bambushaine (Yabu, Take-yabu) an, welche den mannigfaltigsten Bedürfnissen des Lebens dienen, im Landschaftsbilde eine gar liebliche Erscheinung sind und vornehmlich häufig im Weichbild grösserer Städte getroffen werden, wo der Ver- brauch an Rohr besonders gross ist.
Wie die blumen- und formenreiche Waldwiese absticht gegen den wohlgepflegten, aber einförmigen Rasen unserer Gärten und Park-
*) Siehe auch Rein, Japan I, pg. 515.
**) Ueber den anatomischen Bau des Holzes der wichtigsten japanischen Coni- feren; Untersuchungen aus dem forstbotanischen Institut zu München. III. 1883.
Rein, Japan. II. 17
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5. Forstwirthschaft.
baum, welcher von den eingewanderten Japanern seines Holzes wegen
angebaut wird.
Gegenüber den zahlreichen und über alle Provinzen verbreiteten
Wäldern und Hainen der Sugi und der Kiefern (Pinus densiflora oder
Aka-matsu und P. Massoniana oder Kuro-matsu) treten die ge-
schlossenen Bestände der andern Culturnadelhölzer sehr zurück. Die-
jenigen der Cypressengruppe, nämlich Hinoki, Sawara und Hiba
(Chamaecyparis obtusa, Ch. pisifera und Thujopsis dolabrata) findet
man in grösster Ausdehnung und schönster Entwickelung im mittleren
Theil von Hondo auf der Halbinsel Yamato und im Gebiet des oberen
Kiso-gawa. Sie gehörten vor der Restauration der Mikadoherrschaft
grösstentheils den beiden mächtigen Daimiô von Kishiu (Kii) und
Bishiu (Owari). Jyeyasu hatte den Besitzern dieser Herrschaften durch
ein besonderes Gesetz die Pflicht auferlegt, für das nöthige Hino-ki-
Holz zum Bau des Nationalheiligthums in Ise (Tempel der Sonnen-
göttin Amaterasu) und seiner Erneuerung nach je 21 Jahren zu sorgen
und den Wäldern des Baumes ihre beständige Aufmerksamkeit zuzu-
wenden, sie dagegen von allen sonstigen allgemeinen Lasten entbun-
den. Zum besseren Verständniss sei noch erwähnt, dass Hi-no-ki
und Sakaki (Cleyera japonica) die der Sonnengöttin und überhaupt im
Shintô oder Ahnencultus geheiligte Pflanzen waren und noch sind, und
alle Tempel desselben, wie auch die ehemalige Residenz des Mikado
in Kiôto aus dem Holze des Feuerbaumes (Hi-no-ki) erbaut waren. *)
Am wenigsten verbreitet unter den waldbildenden und der Cultur
unterworfenen Nadelhölzern Japans ist unstreitig die schöne Schirm-
tanne (Sciadopitys verticillata S. & Z.), von der nur die Bergabhänge
um Koya-san in Kishiu (daher Koya-maki genannt) grössere Pflan-
zungen aufweisen. Dr. Yaroku Nakamuro führt auch Podocarpus
Nageia und P. macrophylla als Bestandtheile des Culturnadelwaldes
an, **) während ich sie stets nur gleich dem Ginko als Zierpflanzen traf.
Den Culturwäldern reihen sich die Bambushaine (Yabu, Take-yabu)
an, welche den mannigfaltigsten Bedürfnissen des Lebens dienen, im
Landschaftsbilde eine gar liebliche Erscheinung sind und vornehmlich
häufig im Weichbild grösserer Städte getroffen werden, wo der Ver-
brauch an Rohr besonders gross ist.
Wie die blumen- und formenreiche Waldwiese absticht gegen den
wohlgepflegten, aber einförmigen Rasen unserer Gärten und Park-
*) Siehe auch Rein, Japan I, pg. 515.
**) Ueber den anatomischen Bau des Holzes der wichtigsten japanischen Coni-
feren; Untersuchungen aus dem forstbotanischen Institut zu München. III. 1883.
Rein, Japan. II. 17
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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