lung auf als bei uns. "Die Bildner und Bewohner des japanischen Gebirgs-Laubwaldes alle aufzuzählen, hiesse mindestens die Hälfte der ganzen Flora nennen. Im höheren Gebirge und mehr im Norden fin- den wir nur wenige immergrüne Sträucher, keine Bäume (Nadelhölzer natürlich ausgenommen). Die hervorragendsten Bestandtheile eines solchen blattwechselnden Waldes sind Eichen, Buchen, Hainbuchen, Ahorne, Birken, Rosskastanien, Magnolien, Aralien, Wallnüsse, Ulmen, Planeren, verschiedene Rosaceen und an feuchteren Stellen auch Eschen und Erlen" (I. Bd. pg. 167). Da die wichtigsten derselben bei Besprechung ihrer Hölzer im nächsten Kapitel noch näher angeführt werden, kann ich hier von der Aufzählung ihrer botanischen Namen absehen.
Als grössere und besonders wichtige Laubhölzer der Insel Yezo werden hervorgehoben: Stattliche Magnolien (Magnolia hypoleuca und Cercidiphyllum japonicum), Kastanien, Rosskastanien, Wallnüsse, Ahorne, Erlen, Birken, Eschen, Ulmen, Linde, blattwechselnde Eichen u. A. m.
Der japanische buntgemischte Asa-ki ist keineswegs Urwald, ja er mag hier und da sogar aus einer Pflanzung an Stelle eines ehe- maligen Feldes hervorgegangen sein,*) aber er hat ein durchaus natur- wüchsiges Gepräge, ist sich selbst überlassen und erneuert sich selbst. Wohl dringt der Mensch mit seiner Axt auch in ihn ein, doch nur um die geschätztesten und zerstreut wachsenden Hölzer, wie Ho-no-ki Saru-suberi, Tsuta-no-ki (Magnolia hypoleuca, Stuartia monadelpha, Actinidia volubilis) und einige andere zu suchen, wodurch der Grund- charakter in keiner Weise wesentlich verändert wird. Dies geschieht erst in Folge einer durchgreifenden Vernichtung durch Waldbrand. Wie die Capoeira auf der verlassenen Roca (Pflanzung) Brasiliens aus ganz andern Pflanzenformen besteht, als der frühere Urwald, so ist es auch hier. Ein Buschwald, in welchem auch das schmalblätterige Weidenröschen (Epilobium angustifolium L.) hier und da, wie auf unsern Waldbrandstätten, nicht fehlt, ferner das steife Bambusgras (Phyllostachys bambusoides S. & Z.), und an noch höheren, feuchteren Stellen wohl auch das Itadzuri (Polygonum cuspidatum) gegen 3 Meter hoch sich entwickelt, tritt an die Stelle. Der Wald nimmt wohl erst allmählich und nach langer Zeit, wenn überhaupt, den früheren Cha- rakter wieder an.
*) Nach einer getälligen brieflichen Mittheilung botanisierte der bekannte Akademiker Maximowicz im Jahre 1863 einmal bei Nagasaki in einem so dicht verwachsenen Hochwalde, dass er ihn für einen Urwald hielt, bis er in der Ter- rassierung des Bodens erkannte, wie er sich auf einem ehemaligen Felde befand.
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5. Forstwirthschaft.
lung auf als bei uns. »Die Bildner und Bewohner des japanischen Gebirgs-Laubwaldes alle aufzuzählen, hiesse mindestens die Hälfte der ganzen Flora nennen. Im höheren Gebirge und mehr im Norden fin- den wir nur wenige immergrüne Sträucher, keine Bäume (Nadelhölzer natürlich ausgenommen). Die hervorragendsten Bestandtheile eines solchen blattwechselnden Waldes sind Eichen, Buchen, Hainbuchen, Ahorne, Birken, Rosskastanien, Magnolien, Aralien, Wallnüsse, Ulmen, Planeren, verschiedene Rosaceen und an feuchteren Stellen auch Eschen und Erlen« (I. Bd. pg. 167). Da die wichtigsten derselben bei Besprechung ihrer Hölzer im nächsten Kapitel noch näher angeführt werden, kann ich hier von der Aufzählung ihrer botanischen Namen absehen.
Als grössere und besonders wichtige Laubhölzer der Insel Yezo werden hervorgehoben: Stattliche Magnolien (Magnolia hypoleuca und Cercidiphyllum japonicum), Kastanien, Rosskastanien, Wallnüsse, Ahorne, Erlen, Birken, Eschen, Ulmen, Linde, blattwechselnde Eichen u. A. m.
Der japanische buntgemischte Asa-ki ist keineswegs Urwald, ja er mag hier und da sogar aus einer Pflanzung an Stelle eines ehe- maligen Feldes hervorgegangen sein,*) aber er hat ein durchaus natur- wüchsiges Gepräge, ist sich selbst überlassen und erneuert sich selbst. Wohl dringt der Mensch mit seiner Axt auch in ihn ein, doch nur um die geschätztesten und zerstreut wachsenden Hölzer, wie Ho-no-ki Saru-suberi, Tsuta-no-ki (Magnolia hypoleuca, Stuartia monadelpha, Actinidia volubilis) und einige andere zu suchen, wodurch der Grund- charakter in keiner Weise wesentlich verändert wird. Dies geschieht erst in Folge einer durchgreifenden Vernichtung durch Waldbrand. Wie die Capoeira auf der verlassenen Roça (Pflanzung) Brasiliens aus ganz andern Pflanzenformen besteht, als der frühere Urwald, so ist es auch hier. Ein Buschwald, in welchem auch das schmalblätterige Weidenröschen (Epilobium angustifolium L.) hier und da, wie auf unsern Waldbrandstätten, nicht fehlt, ferner das steife Bambusgras (Phyllostachys bambusoides S. & Z.), und an noch höheren, feuchteren Stellen wohl auch das Itadzuri (Polygonum cuspidatum) gegen 3 Meter hoch sich entwickelt, tritt an die Stelle. Der Wald nimmt wohl erst allmählich und nach langer Zeit, wenn überhaupt, den früheren Cha- rakter wieder an.
*) Nach einer getälligen brieflichen Mittheilung botanisierte der bekannte Akademiker Maximowicz im Jahre 1863 einmal bei Nagasáki in einem so dicht verwachsenen Hochwalde, dass er ihn für einen Urwald hielt, bis er in der Ter- rassierung des Bodens erkannte, wie er sich auf einem ehemaligen Felde befand.
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lung auf als bei uns. »Die Bildner und Bewohner des japanischen
Gebirgs-Laubwaldes alle aufzuzählen, hiesse mindestens die Hälfte der
ganzen Flora nennen. Im höheren Gebirge und mehr im Norden fin-
den wir nur wenige immergrüne Sträucher, keine Bäume (Nadelhölzer
natürlich ausgenommen). Die hervorragendsten Bestandtheile eines
solchen blattwechselnden Waldes sind Eichen, Buchen, Hainbuchen,
Ahorne, Birken, Rosskastanien, Magnolien, Aralien, Wallnüsse, Ulmen,
Planeren, verschiedene Rosaceen und an feuchteren Stellen auch
Eschen und Erlen« (I. Bd. pg. 167). Da die wichtigsten derselben bei
Besprechung ihrer Hölzer im nächsten Kapitel noch näher angeführt
werden, kann ich hier von der Aufzählung ihrer botanischen Namen
absehen.
Als grössere und besonders wichtige Laubhölzer der Insel Yezo
werden hervorgehoben: Stattliche Magnolien (Magnolia hypoleuca und
Cercidiphyllum japonicum), Kastanien, Rosskastanien, Wallnüsse, Ahorne,
Erlen, Birken, Eschen, Ulmen, Linde, blattwechselnde Eichen u. A. m.
Der japanische buntgemischte Asa-ki ist keineswegs Urwald, ja
er mag hier und da sogar aus einer Pflanzung an Stelle eines ehe-
maligen Feldes hervorgegangen sein, *) aber er hat ein durchaus natur-
wüchsiges Gepräge, ist sich selbst überlassen und erneuert sich selbst.
Wohl dringt der Mensch mit seiner Axt auch in ihn ein, doch nur um
die geschätztesten und zerstreut wachsenden Hölzer, wie Ho-no-ki
Saru-suberi, Tsuta-no-ki (Magnolia hypoleuca, Stuartia monadelpha,
Actinidia volubilis) und einige andere zu suchen, wodurch der Grund-
charakter in keiner Weise wesentlich verändert wird. Dies geschieht
erst in Folge einer durchgreifenden Vernichtung durch Waldbrand.
Wie die Capoeira auf der verlassenen Roça (Pflanzung) Brasiliens aus
ganz andern Pflanzenformen besteht, als der frühere Urwald, so ist es
auch hier. Ein Buschwald, in welchem auch das schmalblätterige
Weidenröschen (Epilobium angustifolium L.) hier und da, wie auf
unsern Waldbrandstätten, nicht fehlt, ferner das steife Bambusgras
(Phyllostachys bambusoides S. & Z.), und an noch höheren, feuchteren
Stellen wohl auch das Itadzuri (Polygonum cuspidatum) gegen 3 Meter
hoch sich entwickelt, tritt an die Stelle. Der Wald nimmt wohl erst
allmählich und nach langer Zeit, wenn überhaupt, den früheren Cha-
rakter wieder an.
*) Nach einer getälligen brieflichen Mittheilung botanisierte der bekannte
Akademiker Maximowicz im Jahre 1863 einmal bei Nagasáki in einem so dicht
verwachsenen Hochwalde, dass er ihn für einen Urwald hielt, bis er in der Ter-
rassierung des Bodens erkannte, wie er sich auf einem ehemaligen Felde befand.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/283>, abgerufen am 26.06.2024.
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