nax ricinifolia häufig seine Gefährten, wie schon früher hervorgehoben wurde. *)
Die glatte Rinde des geraden Stammes, der im geschlossenen Hoch- walde langschaftig und astrein wird, erinnert mit ihrer grauweissen Farbe an die der Buche. Starke, ausgebreitete, aber wenig zahlreiche und schwach verzweigte Aeste bilden die Krone, deren Blätter und Blüthen dem Baume einen eigenartigen Schmuck verleihen. Jene haben viel Aehnlichkeit mit den Blättern der amerikanischen Magnolia tripetala Mich., auch bezüglich ihres Auftretens, werden aber viel grösser, näm- lich 15--20 cm lang und 5--8 cm breit. Sie sind elliptisch, ganzran- dig, oben prächtig grün, auf der Unterseite grauweiss, wie es auch der Name "hypoleuca" andeutet. Jeder Zweig entwickelt etwa 10 der- selben, welche fast quirlförmig nach der Spitze zusammengedrängt sind. Inmitten dieses prächtigen Blätterkranzes entfaltet sich dann Mitte Mai oder Anfang Juni eine herrliche grosse, weisse und nach Ananas lieblich riechende Blüthe. Aber auch später im Hochsommer ist der Anblick der Ho-Bäume ein überraschend schöner. Wenn der Wind die Kronen einer bewaldeten Bergwand bewegt und die grau- weisse Unterseite der Blätter dieser Pflanze nach oben kehrt, gewinnt man aus einiger Entfernung den Eindruck, als ob die Bäume sich zum zweiten mal mit Blüthen bedeckt hätten.
Im October werden sie kahl; bald darauf folgen auch die meisten der langen ellipsoidischen, rothbraunen Fruchtkolben mit ihren vielen rosafarbenen Samen, die wie alle Samen dieser Familie bald ihre Keimkraft verlieren, welches die Hauptursache sein mag, wesshalb der Ho-no-ki unsern europäischen Gärten noch fremd ist. **)
In Japan überrascht und erfreut der Anblick des Ho-no-ki jeden Pflanzenfreund, und man muss Dupont beistimmen, wenn er den Baum mehr ornamental nennt als Magnolia grandiflora.
*)Dupont irrt, wenn er pg. 58 seiner schon mehrmals erwähnten Schrift von ihm sagt: "On le trouve toujours associe au chataignier (Kuri)". Ich fand den Ho im Gegentheil nur selten in Gesellschaft der Kastanie, welche viel bescheidenere Ansprüche an den Boden, aber höhere an Licht und Wärme macht, sonnige Berg- abhänge liebt und nicht so hoch emporsteigt, als die Magnolie.
**) Wiederholt von mir gemachte Versuche, diese Pflanze durch Samen in Europa einzuführen, misslangen. Die Samen aller Magnoliaceen keimen auf ihrem Wege durch die Tropen und kommen dann mit eingetrockneten Keimfäden bei uns an. Von schlecht verpackten und darum halb verdorrten Bäumchen, die ich vor 5 Jahren erhielt, konnte im botanischen Garten zu Marburg ein halbes Dutzend noch gerettet werden. Hiervon ging später ein Exemplar in die Hände des Garten- inspectors Lauche, ein zweites in diejenigen des Fürsten Troubetzkoi zu Intra und ein weiteres an den botanischen Garten in Frankfurt über.
I. Land- und Forstwirthschaft.
nax ricinifolia häufig seine Gefährten, wie schon früher hervorgehoben wurde. *)
Die glatte Rinde des geraden Stammes, der im geschlossenen Hoch- walde langschaftig und astrein wird, erinnert mit ihrer grauweissen Farbe an die der Buche. Starke, ausgebreitete, aber wenig zahlreiche und schwach verzweigte Aeste bilden die Krone, deren Blätter und Blüthen dem Baume einen eigenartigen Schmuck verleihen. Jene haben viel Aehnlichkeit mit den Blättern der amerikanischen Magnolia tripetala Mich., auch bezüglich ihres Auftretens, werden aber viel grösser, näm- lich 15—20 cm lang und 5—8 cm breit. Sie sind elliptisch, ganzran- dig, oben prächtig grün, auf der Unterseite grauweiss, wie es auch der Name »hypoleuca« andeutet. Jeder Zweig entwickelt etwa 10 der- selben, welche fast quirlförmig nach der Spitze zusammengedrängt sind. Inmitten dieses prächtigen Blätterkranzes entfaltet sich dann Mitte Mai oder Anfang Juni eine herrliche grosse, weisse und nach Ananas lieblich riechende Blüthe. Aber auch später im Hochsommer ist der Anblick der Ho-Bäume ein überraschend schöner. Wenn der Wind die Kronen einer bewaldeten Bergwand bewegt und die grau- weisse Unterseite der Blätter dieser Pflanze nach oben kehrt, gewinnt man aus einiger Entfernung den Eindruck, als ob die Bäume sich zum zweiten mal mit Blüthen bedeckt hätten.
Im October werden sie kahl; bald darauf folgen auch die meisten der langen ellipsoidischen, rothbraunen Fruchtkolben mit ihren vielen rosafarbenen Samen, die wie alle Samen dieser Familie bald ihre Keimkraft verlieren, welches die Hauptursache sein mag, wesshalb der Ho-no-ki unsern europäischen Gärten noch fremd ist. **)
In Japan überrascht und erfreut der Anblick des Ho-no-ki jeden Pflanzenfreund, und man muss Dupont beistimmen, wenn er den Baum mehr ornamental nennt als Magnolia grandiflora.
*)Dupont irrt, wenn er pg. 58 seiner schon mehrmals erwähnten Schrift von ihm sagt: »On le trouve toujours associé au châtaignier (Kuri)«. Ich fand den Ho im Gegentheil nur selten in Gesellschaft der Kastanie, welche viel bescheidenere Ansprüche an den Boden, aber höhere an Licht und Wärme macht, sonnige Berg- abhänge liebt und nicht so hoch emporsteigt, als die Magnolie.
**) Wiederholt von mir gemachte Versuche, diese Pflanze durch Samen in Europa einzuführen, misslangen. Die Samen aller Magnoliaceen keimen auf ihrem Wege durch die Tropen und kommen dann mit eingetrockneten Keimfäden bei uns an. Von schlecht verpackten und darum halb verdorrten Bäumchen, die ich vor 5 Jahren erhielt, konnte im botanischen Garten zu Marburg ein halbes Dutzend noch gerettet werden. Hiervon ging später ein Exemplar in die Hände des Garten- inspectors Lauche, ein zweites in diejenigen des Fürsten Troubetzkoi zu Intra und ein weiteres an den botanischen Garten in Frankfurt über.
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[308/0332]
I. Land- und Forstwirthschaft.
nax ricinifolia häufig seine Gefährten, wie schon früher hervorgehoben
wurde. *)
Die glatte Rinde des geraden Stammes, der im geschlossenen Hoch-
walde langschaftig und astrein wird, erinnert mit ihrer grauweissen
Farbe an die der Buche. Starke, ausgebreitete, aber wenig zahlreiche und
schwach verzweigte Aeste bilden die Krone, deren Blätter und Blüthen
dem Baume einen eigenartigen Schmuck verleihen. Jene haben viel
Aehnlichkeit mit den Blättern der amerikanischen Magnolia tripetala
Mich., auch bezüglich ihres Auftretens, werden aber viel grösser, näm-
lich 15—20 cm lang und 5—8 cm breit. Sie sind elliptisch, ganzran-
dig, oben prächtig grün, auf der Unterseite grauweiss, wie es auch der
Name »hypoleuca« andeutet. Jeder Zweig entwickelt etwa 10 der-
selben, welche fast quirlförmig nach der Spitze zusammengedrängt
sind. Inmitten dieses prächtigen Blätterkranzes entfaltet sich dann
Mitte Mai oder Anfang Juni eine herrliche grosse, weisse und nach
Ananas lieblich riechende Blüthe. Aber auch später im Hochsommer
ist der Anblick der Ho-Bäume ein überraschend schöner. Wenn der
Wind die Kronen einer bewaldeten Bergwand bewegt und die grau-
weisse Unterseite der Blätter dieser Pflanze nach oben kehrt, gewinnt
man aus einiger Entfernung den Eindruck, als ob die Bäume sich zum
zweiten mal mit Blüthen bedeckt hätten.
Im October werden sie kahl; bald darauf folgen auch die meisten
der langen ellipsoidischen, rothbraunen Fruchtkolben mit ihren vielen
rosafarbenen Samen, die wie alle Samen dieser Familie bald ihre
Keimkraft verlieren, welches die Hauptursache sein mag, wesshalb
der Ho-no-ki unsern europäischen Gärten noch fremd ist. **)
In Japan überrascht und erfreut der Anblick des Ho-no-ki jeden
Pflanzenfreund, und man muss Dupont beistimmen, wenn er den Baum
mehr ornamental nennt als Magnolia grandiflora.
*) Dupont irrt, wenn er pg. 58 seiner schon mehrmals erwähnten Schrift
von ihm sagt: »On le trouve toujours associé au châtaignier (Kuri)«. Ich fand den
Ho im Gegentheil nur selten in Gesellschaft der Kastanie, welche viel bescheidenere
Ansprüche an den Boden, aber höhere an Licht und Wärme macht, sonnige Berg-
abhänge liebt und nicht so hoch emporsteigt, als die Magnolie.
**) Wiederholt von mir gemachte Versuche, diese Pflanze durch Samen in
Europa einzuführen, misslangen. Die Samen aller Magnoliaceen keimen auf ihrem
Wege durch die Tropen und kommen dann mit eingetrockneten Keimfäden bei
uns an. Von schlecht verpackten und darum halb verdorrten Bäumchen, die ich
vor 5 Jahren erhielt, konnte im botanischen Garten zu Marburg ein halbes Dutzend
noch gerettet werden. Hiervon ging später ein Exemplar in die Hände des Garten-
inspectors Lauche, ein zweites in diejenigen des Fürsten Troubetzkoi zu Intra und
ein weiteres an den botanischen Garten in Frankfurt über.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/332>, abgerufen am 29.06.2024.
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