6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
Das leichte grauweisse Holz dunkelt nach. Es ist weich, leicht biegsam und elastisch, dabei von gleichmässigem, feinem Korn. Das- selbe dient mancherlei Zwecken. Der Xylograph benutzt es für Muster zum Zeugdruck, der Lackierer verziert vielerlei Gegenstände aus ihm. So werden die dünnen Seitenwände der gefälligen, leichten und doch dauerhaften länglichen Brodkörbchen vorwiegend aus Ho-no-ki dar- gestellt, indem man um den elliptischen Boden aus Nadelholz zwei dünne Platten aus ihm mit ihren zugeschärften Breitseiten überein- ander biegt und festleimt, an dem Boden aber mit Holzstiften be- festigt. Auch verfertigte man früher gern die Schwertscheiden (Katana- no-Saya) aus Ho-no-ki. Man kann annehmen, dass dasselbe in Niigata und Yonezawa etwa der Hälfte aller Lackwaaren zur Grundlage dient. Endlich bereitet man aus ihm jene weiche, feinkörnige Holzkohle, deren man sich in ganz Japan zum Abschleifen der Lackanstriche und zum Abpolieren des Email cloisonne bedient.
143. Magnolia Kobus D. C., jap. Kobushi. Diese Art ist nächst Ho-no-ki am häufigsten. Man findet sie im mittleren und nördlichen Hondo, sowie auf Yezo mehr in der Ebene, an den Bachufern und Waldrändern, sowie im unteren Gebirgswald selbst. Sie erreicht nicht die Höhe der vorigen, breitet ihre Krone mehr aus und bildet so oft einen hübschen Baum, der seine violetten Blüthen gleichzeitig mit den Blättern entwickelt.
Sechs weitere Magnolienarten: M. conspicua Salisb. (M. Yulan Desf.?), M. parviflora S. & Z., M. obovata Thunb., M. salicifolia Maxim., M. stellata Maxim. und M. compressa Maxim. kommen in Japan vor, doch nirgends in grösserer Zahl, um als Holzlieferanten Bedeutung zu haben.
144. Katsura japonica L. (Uvaria japonica Thunb.), jap. Sane- katsura, Binan-katsura und Kuro-gane-modoshi, d. h. eiser- ner Schlinger, ist eine bemerkenswerthe Schlingpflanze der Laub- wälder, welche im Herbst vor dem Blattfall sich prächtig braunroth färbt. Die langen finger- bis armdicken Stämme zeichnen sich durch eine korkige Rinde und grosse Elasticität und Biegsamkeit ihres Holzes aus, so dass man sie statt der Taue vielfach zur Befestigung von Stegen und sonst als starkes Bindemittel benutzt.
145. Cercidiphyllum japonicum S. & Z., jap. Katsura. In diesem stattlichen Baum der Bergwälder Nordjapans, welcher durch seine herzförmigen Blätter an den Judasbaum erinnert, wie der Gattungs- name andeutet, finden die Magnoliaceen ihren grössten Vertreter. Derselbe erreicht in den wärmeren Theilen der Insel Yezo 4--5 m Umfang und 30 m Höhe. Gleich starken kann man auch in nördlichen
6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
Das leichte grauweisse Holz dunkelt nach. Es ist weich, leicht biegsam und elastisch, dabei von gleichmässigem, feinem Korn. Das- selbe dient mancherlei Zwecken. Der Xylograph benutzt es für Muster zum Zeugdruck, der Lackierer verziert vielerlei Gegenstände aus ihm. So werden die dünnen Seitenwände der gefälligen, leichten und doch dauerhaften länglichen Brodkörbchen vorwiegend aus Ho-no-ki dar- gestellt, indem man um den elliptischen Boden aus Nadelholz zwei dünne Platten aus ihm mit ihren zugeschärften Breitseiten überein- ander biegt und festleimt, an dem Boden aber mit Holzstiften be- festigt. Auch verfertigte man früher gern die Schwertscheiden (Katana- no-Saya) aus Ho-no-ki. Man kann annehmen, dass dasselbe in Niigata und Yonezawa etwa der Hälfte aller Lackwaaren zur Grundlage dient. Endlich bereitet man aus ihm jene weiche, feinkörnige Holzkohle, deren man sich in ganz Japan zum Abschleifen der Lackanstriche und zum Abpolieren des Email cloisonné bedient.
143. Magnolia Kobus D. C., jap. Kobushi. Diese Art ist nächst Ho-no-ki am häufigsten. Man findet sie im mittleren und nördlichen Hondo, sowie auf Yezo mehr in der Ebene, an den Bachufern und Waldrändern, sowie im unteren Gebirgswald selbst. Sie erreicht nicht die Höhe der vorigen, breitet ihre Krone mehr aus und bildet so oft einen hübschen Baum, der seine violetten Blüthen gleichzeitig mit den Blättern entwickelt.
Sechs weitere Magnolienarten: M. conspicua Salisb. (M. Yulan Desf.?), M. parviflora S. & Z., M. obovata Thunb., M. salicifolia Maxim., M. stellata Maxim. und M. compressa Maxim. kommen in Japan vor, doch nirgends in grösserer Zahl, um als Holzlieferanten Bedeutung zu haben.
144. Katsura japonica L. (Uvaria japonica Thunb.), jap. Sane- katsura, Binan-katsura und Kuro-gane-modoshi, d. h. eiser- ner Schlinger, ist eine bemerkenswerthe Schlingpflanze der Laub- wälder, welche im Herbst vor dem Blattfall sich prächtig braunroth färbt. Die langen finger- bis armdicken Stämme zeichnen sich durch eine korkige Rinde und grosse Elasticität und Biegsamkeit ihres Holzes aus, so dass man sie statt der Taue vielfach zur Befestigung von Stegen und sonst als starkes Bindemittel benutzt.
145. Cercidiphyllum japonicum S. & Z., jap. Katsura. In diesem stattlichen Baum der Bergwälder Nordjapans, welcher durch seine herzförmigen Blätter an den Judasbaum erinnert, wie der Gattungs- name andeutet, finden die Magnoliaceen ihren grössten Vertreter. Derselbe erreicht in den wärmeren Theilen der Insel Yezo 4—5 m Umfang und 30 m Höhe. Gleich starken kann man auch in nördlichen
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6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
Das leichte grauweisse Holz dunkelt nach. Es ist weich, leicht
biegsam und elastisch, dabei von gleichmässigem, feinem Korn. Das-
selbe dient mancherlei Zwecken. Der Xylograph benutzt es für Muster
zum Zeugdruck, der Lackierer verziert vielerlei Gegenstände aus ihm.
So werden die dünnen Seitenwände der gefälligen, leichten und doch
dauerhaften länglichen Brodkörbchen vorwiegend aus Ho-no-ki dar-
gestellt, indem man um den elliptischen Boden aus Nadelholz zwei
dünne Platten aus ihm mit ihren zugeschärften Breitseiten überein-
ander biegt und festleimt, an dem Boden aber mit Holzstiften be-
festigt. Auch verfertigte man früher gern die Schwertscheiden (Katana-
no-Saya) aus Ho-no-ki. Man kann annehmen, dass dasselbe in Niigata
und Yonezawa etwa der Hälfte aller Lackwaaren zur Grundlage dient.
Endlich bereitet man aus ihm jene weiche, feinkörnige Holzkohle,
deren man sich in ganz Japan zum Abschleifen der Lackanstriche und
zum Abpolieren des Email cloisonné bedient.
143. Magnolia Kobus D. C., jap. Kobushi. Diese Art ist nächst
Ho-no-ki am häufigsten. Man findet sie im mittleren und nördlichen
Hondo, sowie auf Yezo mehr in der Ebene, an den Bachufern und
Waldrändern, sowie im unteren Gebirgswald selbst. Sie erreicht nicht
die Höhe der vorigen, breitet ihre Krone mehr aus und bildet so oft
einen hübschen Baum, der seine violetten Blüthen gleichzeitig mit den
Blättern entwickelt.
Sechs weitere Magnolienarten: M. conspicua Salisb. (M. Yulan
Desf.?), M. parviflora S. & Z., M. obovata Thunb., M. salicifolia Maxim.,
M. stellata Maxim. und M. compressa Maxim. kommen in Japan vor,
doch nirgends in grösserer Zahl, um als Holzlieferanten Bedeutung
zu haben.
144. Katsura japonica L. (Uvaria japonica Thunb.), jap. Sane-
katsura, Binan-katsura und Kuro-gane-modoshi, d. h. eiser-
ner Schlinger, ist eine bemerkenswerthe Schlingpflanze der Laub-
wälder, welche im Herbst vor dem Blattfall sich prächtig braunroth
färbt. Die langen finger- bis armdicken Stämme zeichnen sich durch
eine korkige Rinde und grosse Elasticität und Biegsamkeit ihres Holzes
aus, so dass man sie statt der Taue vielfach zur Befestigung von Stegen
und sonst als starkes Bindemittel benutzt.
145. Cercidiphyllum japonicum S. & Z., jap. Katsura. In diesem
stattlichen Baum der Bergwälder Nordjapans, welcher durch seine
herzförmigen Blätter an den Judasbaum erinnert, wie der Gattungs-
name andeutet, finden die Magnoliaceen ihren grössten Vertreter.
Derselbe erreicht in den wärmeren Theilen der Insel Yezo 4—5 m
Umfang und 30 m Höhe. Gleich starken kann man auch in nördlichen
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/333>, abgerufen am 22.11.2024.
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