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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.

2) Kin-ji, "Goldgrund". -- Die grundierte Fläche, welche mit
diesem Schmuck versehen werden soll, erhält ebenfalls zuerst einen
Anstrich von verdünntem Shita-makiye-urushi und wird dann rasch mit
einem feinen Goldpulver (Nr. 7 oder einem andern der Liste) mittelst
eines Siebes gleichmässig, aber vollständig bedeckt. Nach dem Trock-
nen und Abkehren des Ueberflüssigen folgt ein Anstrich mit Nashi-ji-
urushi, dann abermaliges Trocknen, Abschleifen mit Magnolienholz-
kohle und gründliche Politur, bei der Yoshino-urushi oder Se-shime,
Hirschhorn und andere Mittel in Anwendung kommen, bis ein völlig
gleichförmiger Goldspiegel erzielt ist. Gleich dem Nashi-ji wird auch
Kin-ji mit zunehmendem Alter heller und glänzender, während seine
Nachahmungen mit Zinnstaub oder Bronze nach einiger Zeit anlaufen,
den metallischen Glanz verlieren und matt gelbbraun erscheinen.
Tafel VI a ist eine solche Nachbildung.

Wir finden das Kin-ji, diese kostbare Decke, welche aussieht,
wie ein glatter Ueberzug von Goldblatt, bei alten Lackwaaren von
höherem Werthe ebenfalls häufig, z. B. bei Dosen, Arzneibüchsen,
Tuschkasten und andern Dingen. Der viel seltener auf grössere Flächen
angewandte Gin-ji oder Silbergrund wird durch ganz analoge Be-
handlung mit Silberstaub erzeugt. Auf Tafel VII sind der Mond und
eine Chrysanthemumblüthe Nachahmungen des Gin-ji.

3) Mokume, Masertextur (moku, Holzmaser, kime, Textur) oder
Masernachbildung (Tafel VI c). Die Ader- und Maserbildung des Holzes
wird mit Bleiweiss oder Eisenroth entworfen, die Ausführung aber
stufenmässig vorgenommen, etwa von der Mitte der zu decorierenden
Fläche oder einem Maserkern aus. Der Makiye-shi presst die braunrothe
Farbe, welche er aus einer Mischung von Eisenroth und Se-shime-urushi
darstellt und, wenn nöthig, durch einen Zusatz von Kampfer verdünnt,
mehrmals durch Yoshino-Papier, schiebt dann seine kleine Hornpalette
(Tsune-ban, siehe Taf. III, Fig. 8) über den Daumen der linken Hand,
bringt etwas von der Anlegefarbe darauf und beginnt nun die aus-
führende Arbeit bei einem der Maser-Mittelpunkte, indem er die
schwache Umgrenzungslinie mit der rothen Farbe an der Spitze eines
feinen Rattenhaarpinsels überfährt und dann auch die so umgrenzte
Fläche mit der nämlichen Farbe schwach bedeckt. Nunmehr ergreift
er sein Siebchen (Taf. IV, Fig. 1 oder ein ähnliches), bringt etwas
Goldstaub hinein und bestreut die kleine mit Shita-makiye behandelte
Fläche, wenn sie einen gleichmässigen Goldspiegel erhalten soll, wie
in diesem Falle, oder die dem Rand zunächst liegende trockne Aussen-
seite, wenn der Spiegel nach innen abgeschwächt verlaufen soll, in
welchem Falle das Pulver auf die nasse Figur gekehrt wird, wie dies

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.

2) Kin-ji, »Goldgrund«. — Die grundierte Fläche, welche mit
diesem Schmuck versehen werden soll, erhält ebenfalls zuerst einen
Anstrich von verdünntem Shita-makiye-urushi und wird dann rasch mit
einem feinen Goldpulver (Nr. 7 oder einem andern der Liste) mittelst
eines Siebes gleichmässig, aber vollständig bedeckt. Nach dem Trock-
nen und Abkehren des Ueberflüssigen folgt ein Anstrich mit Nashi-ji-
urushi, dann abermaliges Trocknen, Abschleifen mit Magnolienholz-
kohle und gründliche Politur, bei der Yoshino-urushi oder Se-shime,
Hirschhorn und andere Mittel in Anwendung kommen, bis ein völlig
gleichförmiger Goldspiegel erzielt ist. Gleich dem Nashi-ji wird auch
Kin-ji mit zunehmendem Alter heller und glänzender, während seine
Nachahmungen mit Zinnstaub oder Bronze nach einiger Zeit anlaufen,
den metallischen Glanz verlieren und matt gelbbraun erscheinen.
Tafel VI a ist eine solche Nachbildung.

Wir finden das Kin-ji, diese kostbare Decke, welche aussieht,
wie ein glatter Ueberzug von Goldblatt, bei alten Lackwaaren von
höherem Werthe ebenfalls häufig, z. B. bei Dosen, Arzneibüchsen,
Tuschkasten und andern Dingen. Der viel seltener auf grössere Flächen
angewandte Gin-ji oder Silbergrund wird durch ganz analoge Be-
handlung mit Silberstaub erzeugt. Auf Tafel VII sind der Mond und
eine Chrysanthemumblüthe Nachahmungen des Gin-ji.

3) Mokume, Masertextur (moku, Holzmaser, kime, Textur) oder
Masernachbildung (Tafel VI c). Die Ader- und Maserbildung des Holzes
wird mit Bleiweiss oder Eisenroth entworfen, die Ausführung aber
stufenmässig vorgenommen, etwa von der Mitte der zu decorierenden
Fläche oder einem Maserkern aus. Der Makiye-shi presst die braunrothe
Farbe, welche er aus einer Mischung von Eisenroth und Se-shime-urushi
darstellt und, wenn nöthig, durch einen Zusatz von Kampfer verdünnt,
mehrmals durch Yoshino-Papier, schiebt dann seine kleine Hornpalette
(Tsune-ban, siehe Taf. III, Fig. 8) über den Daumen der linken Hand,
bringt etwas von der Anlegefarbe darauf und beginnt nun die aus-
führende Arbeit bei einem der Maser-Mittelpunkte, indem er die
schwache Umgrenzungslinie mit der rothen Farbe an der Spitze eines
feinen Rattenhaarpinsels überfährt und dann auch die so umgrenzte
Fläche mit der nämlichen Farbe schwach bedeckt. Nunmehr ergreift
er sein Siebchen (Taf. IV, Fig. 1 oder ein ähnliches), bringt etwas
Goldstaub hinein und bestreut die kleine mit Shita-makiye behandelte
Fläche, wenn sie einen gleichmässigen Goldspiegel erhalten soll, wie
in diesem Falle, oder die dem Rand zunächst liegende trockne Aussen-
seite, wenn der Spiegel nach innen abgeschwächt verlaufen soll, in
welchem Falle das Pulver auf die nasse Figur gekehrt wird, wie dies

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[438/0466] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. 2) Kin-ji, »Goldgrund«. — Die grundierte Fläche, welche mit diesem Schmuck versehen werden soll, erhält ebenfalls zuerst einen Anstrich von verdünntem Shita-makiye-urushi und wird dann rasch mit einem feinen Goldpulver (Nr. 7 oder einem andern der Liste) mittelst eines Siebes gleichmässig, aber vollständig bedeckt. Nach dem Trock- nen und Abkehren des Ueberflüssigen folgt ein Anstrich mit Nashi-ji- urushi, dann abermaliges Trocknen, Abschleifen mit Magnolienholz- kohle und gründliche Politur, bei der Yoshino-urushi oder Se-shime, Hirschhorn und andere Mittel in Anwendung kommen, bis ein völlig gleichförmiger Goldspiegel erzielt ist. Gleich dem Nashi-ji wird auch Kin-ji mit zunehmendem Alter heller und glänzender, während seine Nachahmungen mit Zinnstaub oder Bronze nach einiger Zeit anlaufen, den metallischen Glanz verlieren und matt gelbbraun erscheinen. Tafel VI a ist eine solche Nachbildung. Wir finden das Kin-ji, diese kostbare Decke, welche aussieht, wie ein glatter Ueberzug von Goldblatt, bei alten Lackwaaren von höherem Werthe ebenfalls häufig, z. B. bei Dosen, Arzneibüchsen, Tuschkasten und andern Dingen. Der viel seltener auf grössere Flächen angewandte Gin-ji oder Silbergrund wird durch ganz analoge Be- handlung mit Silberstaub erzeugt. Auf Tafel VII sind der Mond und eine Chrysanthemumblüthe Nachahmungen des Gin-ji. 3) Mokume, Masertextur (moku, Holzmaser, kime, Textur) oder Masernachbildung (Tafel VI c). Die Ader- und Maserbildung des Holzes wird mit Bleiweiss oder Eisenroth entworfen, die Ausführung aber stufenmässig vorgenommen, etwa von der Mitte der zu decorierenden Fläche oder einem Maserkern aus. Der Makiye-shi presst die braunrothe Farbe, welche er aus einer Mischung von Eisenroth und Se-shime-urushi darstellt und, wenn nöthig, durch einen Zusatz von Kampfer verdünnt, mehrmals durch Yoshino-Papier, schiebt dann seine kleine Hornpalette (Tsune-ban, siehe Taf. III, Fig. 8) über den Daumen der linken Hand, bringt etwas von der Anlegefarbe darauf und beginnt nun die aus- führende Arbeit bei einem der Maser-Mittelpunkte, indem er die schwache Umgrenzungslinie mit der rothen Farbe an der Spitze eines feinen Rattenhaarpinsels überfährt und dann auch die so umgrenzte Fläche mit der nämlichen Farbe schwach bedeckt. Nunmehr ergreift er sein Siebchen (Taf. IV, Fig. 1 oder ein ähnliches), bringt etwas Goldstaub hinein und bestreut die kleine mit Shita-makiye behandelte Fläche, wenn sie einen gleichmässigen Goldspiegel erhalten soll, wie in diesem Falle, oder die dem Rand zunächst liegende trockne Aussen- seite, wenn der Spiegel nach innen abgeschwächt verlaufen soll, in welchem Falle das Pulver auf die nasse Figur gekehrt wird, wie dies

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/466>, abgerufen am 22.11.2024.