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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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4. Textilindustrie.
und Mustern mit Gold und Siber verziert, wobei aber alle Goldfäden
falsch und aus Papier sind, ferner Damast, Satins, Taffetas etc."

Noch interessanter erscheint uns eine Notiz bei Linschoten,*)
welche ausdrücklich hervorhebt, dass die Portugiesen in Japan Silber
holten im Austausch gegen Seidenwaaren, welche sie aus Macao brach-
ten, während doch schon zur Zeit der Eroberung von Malakka (1511
n. Chr.) durch Albuquerque nach einem Commentar, den der Sohn
dieses portugiesischen Generals schrieb, die Gores (Japaner?) neben
andern Dingen Seide und Brocat nach Malakka brachten. **)

Der scheinbare Widerspruch zwischen diesen beiden Angaben dürfte
nicht schwer zu lösen sein. Wie aus früheren Bemerkungen über die
Seidenzucht Japans hervorging (Bemerkungen, welche auch für die
Seidenindustrie Geltung haben), ist dieselbe auf die Hauptinsel Hondo
beschränkt. So war es ohne Zweifel immer. Es ist also leicht denk-
bar, dass diese Insel im 12. Jahrhundert Seidenwaaren ausführte,
während die Insel Kiushiu, mit der die Portugiesen fast ausschliesslich
verkehrten, solche gegen Ende des 16. Jahrhunderts von China über
Macao empfing, wobei wir ganz absehen wollen von inneren Kriegen
und Unruhen in der Hauptstadt Kioto, welche deren Seidenausfuhr
nach den südlichen Inseln wohl zuweilen hemmen konnten, so dass
Nagasaki leichter mit Waaren aus China erreicht werden mochte, wie
mit solchen von den Industrie- und Handelshauptstädten auf Hondo.
Wie dem aber auch sei, die Thatsache steht fest, dass die besonders
interessierten Kreise Europas im Jahre 1859, in welchem die Ausfuhr
japanischer Rohseide ihren Anfang nahm, noch keine Ahnung hatten
von dem, was die einheimische Seidenindustrie zu leisten vermochte.
Dessenungeachtet gehörten Seidengewebe seit vielen Jahrhunderten,
wie in China, so auch in Japan, zu den herrlichsten Erzeugnissen des
Kunstfleisses; sie bekunden noch heutigen Tages, welch' hohe Ent-
wickelung eine Industrie selbst bei unvollkommenen Werkzeugen in
den Händen eines kunstsinnigen, geschickten und ausdauernden Volkes
erlangen kann. Vor dem Jahre 1859 diente die Seidenzucht und
Seidenweberei Japans nur dem inländischen Bedarf. Dass die Gewebe
nicht auf den europäischen Markt gelangten, lag nach Thunberg ledig-
lich an ihrer geringen Breite.***)

*) The Voyage of J. H. van Linschoten to the East Indies etc. from the old
English translation of 1598 by A. Burnell. London, Hakluyt Society 1875.
pg. 147 ff.
**) Crawford: Descriptive Dictionary of the Malay. Archipelago pg. 164.
***) "Silkens handelen blomstrar väl innom Riket, men för den smalhet, som
29*

4. Textilindustrie.
und Mustern mit Gold und Siber verziert, wobei aber alle Goldfäden
falsch und aus Papier sind, ferner Damast, Satins, Taffetas etc.«

Noch interessanter erscheint uns eine Notiz bei Linschoten,*)
welche ausdrücklich hervorhebt, dass die Portugiesen in Japan Silber
holten im Austausch gegen Seidenwaaren, welche sie aus Macao brach-
ten, während doch schon zur Zeit der Eroberung von Malakka (1511
n. Chr.) durch Albuquerque nach einem Commentar, den der Sohn
dieses portugiesischen Generals schrieb, die Gorés (Japaner?) neben
andern Dingen Seide und Brocat nach Malakka brachten. **)

Der scheinbare Widerspruch zwischen diesen beiden Angaben dürfte
nicht schwer zu lösen sein. Wie aus früheren Bemerkungen über die
Seidenzucht Japans hervorging (Bemerkungen, welche auch für die
Seidenindustrie Geltung haben), ist dieselbe auf die Hauptinsel Hondo
beschränkt. So war es ohne Zweifel immer. Es ist also leicht denk-
bar, dass diese Insel im 12. Jahrhundert Seidenwaaren ausführte,
während die Insel Kiushiu, mit der die Portugiesen fast ausschliesslich
verkehrten, solche gegen Ende des 16. Jahrhunderts von China über
Macao empfing, wobei wir ganz absehen wollen von inneren Kriegen
und Unruhen in der Hauptstadt Kiôto, welche deren Seidenausfuhr
nach den südlichen Inseln wohl zuweilen hemmen konnten, so dass
Nagasaki leichter mit Waaren aus China erreicht werden mochte, wie
mit solchen von den Industrie- und Handelshauptstädten auf Hondo.
Wie dem aber auch sei, die Thatsache steht fest, dass die besonders
interessierten Kreise Europas im Jahre 1859, in welchem die Ausfuhr
japanischer Rohseide ihren Anfang nahm, noch keine Ahnung hatten
von dem, was die einheimische Seidenindustrie zu leisten vermochte.
Dessenungeachtet gehörten Seidengewebe seit vielen Jahrhunderten,
wie in China, so auch in Japan, zu den herrlichsten Erzeugnissen des
Kunstfleisses; sie bekunden noch heutigen Tages, welch’ hohe Ent-
wickelung eine Industrie selbst bei unvollkommenen Werkzeugen in
den Händen eines kunstsinnigen, geschickten und ausdauernden Volkes
erlangen kann. Vor dem Jahre 1859 diente die Seidenzucht und
Seidenweberei Japans nur dem inländischen Bedarf. Dass die Gewebe
nicht auf den europäischen Markt gelangten, lag nach Thunberg ledig-
lich an ihrer geringen Breite.***)

*) The Voyage of J. H. van Linschoten to the East Indies etc. from the old
English translation of 1598 by A. Burnell. London, Hakluyt Society 1875.
pg. 147 ff.
**) Crawford: Descriptive Dictionary of the Malay. Archipelago pg. 164.
***) »Silkens handelen blomstrar väl innom Riket, men för den smalhet, som
29*
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[451/0481] 4. Textilindustrie. und Mustern mit Gold und Siber verziert, wobei aber alle Goldfäden falsch und aus Papier sind, ferner Damast, Satins, Taffetas etc.« Noch interessanter erscheint uns eine Notiz bei Linschoten, *) welche ausdrücklich hervorhebt, dass die Portugiesen in Japan Silber holten im Austausch gegen Seidenwaaren, welche sie aus Macao brach- ten, während doch schon zur Zeit der Eroberung von Malakka (1511 n. Chr.) durch Albuquerque nach einem Commentar, den der Sohn dieses portugiesischen Generals schrieb, die Gorés (Japaner?) neben andern Dingen Seide und Brocat nach Malakka brachten. **) Der scheinbare Widerspruch zwischen diesen beiden Angaben dürfte nicht schwer zu lösen sein. Wie aus früheren Bemerkungen über die Seidenzucht Japans hervorging (Bemerkungen, welche auch für die Seidenindustrie Geltung haben), ist dieselbe auf die Hauptinsel Hondo beschränkt. So war es ohne Zweifel immer. Es ist also leicht denk- bar, dass diese Insel im 12. Jahrhundert Seidenwaaren ausführte, während die Insel Kiushiu, mit der die Portugiesen fast ausschliesslich verkehrten, solche gegen Ende des 16. Jahrhunderts von China über Macao empfing, wobei wir ganz absehen wollen von inneren Kriegen und Unruhen in der Hauptstadt Kiôto, welche deren Seidenausfuhr nach den südlichen Inseln wohl zuweilen hemmen konnten, so dass Nagasaki leichter mit Waaren aus China erreicht werden mochte, wie mit solchen von den Industrie- und Handelshauptstädten auf Hondo. Wie dem aber auch sei, die Thatsache steht fest, dass die besonders interessierten Kreise Europas im Jahre 1859, in welchem die Ausfuhr japanischer Rohseide ihren Anfang nahm, noch keine Ahnung hatten von dem, was die einheimische Seidenindustrie zu leisten vermochte. Dessenungeachtet gehörten Seidengewebe seit vielen Jahrhunderten, wie in China, so auch in Japan, zu den herrlichsten Erzeugnissen des Kunstfleisses; sie bekunden noch heutigen Tages, welch’ hohe Ent- wickelung eine Industrie selbst bei unvollkommenen Werkzeugen in den Händen eines kunstsinnigen, geschickten und ausdauernden Volkes erlangen kann. Vor dem Jahre 1859 diente die Seidenzucht und Seidenweberei Japans nur dem inländischen Bedarf. Dass die Gewebe nicht auf den europäischen Markt gelangten, lag nach Thunberg ledig- lich an ihrer geringen Breite. ***) *) The Voyage of J. H. van Linschoten to the East Indies etc. from the old English translation of 1598 by A. Burnell. London, Hakluyt Society 1875. pg. 147 ff. **) Crawford: Descriptive Dictionary of the Malay. Archipelago pg. 164. ***) »Silkens handelen blomstrar väl innom Riket, men för den smalhet, som 29*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/481>, abgerufen am 22.11.2024.