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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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5. Papierindustrie.
beere oder dem Theestrauch, in Reihen angebaut. In Iyo, auf der
Insel Shikoku, wo die Papiermaulbeere, ebenso wie in der Nachbar-
provinz Tosa, ganz besonders häufig an den Abhängen gezogen wird,
erscheint sie zuweilen als Zwischencultur zwischen den Reihen der
Talgbäume. Nur ausnahmsweise findet man ein mit der Hacke und
dem Grabscheit leicht bearbeitbares Stück ebenen Landes ausschliess-
lich mit Reihen von Broussonetiabüschen bedeckt. Ich rede hier von
Büschen und will noch besonders betonen, dass ich die Pflanze nur
äusserst selten in Japan als Baum traf, wie z. B. im botanischen
Garten. Die Behandlung derselben für Zwecke der Papierindustrie
erinnert an die unserer Korbweiden. Die Vermehrung erfolgt durch
kurze Stecklinge. Jeden Spätherbst nach der Entlaubung schneidet
man die jungen Schösslinge nahe der Erde ab und erzielt auf diese
Weise nach 3--4 Jahren Büsche mit 4--7 einjährigen Trieben. Vom
vierten Jahre an nach der Anpflanzung erreichen dieselben jährlich
eine Länge von 1--3 m und bis zu vier Centimeter Umfang, und sind
nun zu Papier verwendbar. Die Rinde ist erst nach dem Blatt-
abfall völlig ausgereift; daher findet denn auch die Ernte in der Regel
erst im November statt, nachdem diejenige des Reis und der übrigen
Feldfrüchte vorüber ist.

Die geernteten Schösslinge der Papiermaulbeere werden in Stücke
von 1 m Länge geschnitten und in kleine Wellen zusammengebunden.
Hierauf bringt man dieselben in einen bedeckten eisernen Kessel und
lässt hier kochendes Wasser, dem etwas Asche beigefügt wird, so lange
darauf einwirken, bis die Rinde sich leicht löst. Vom Holze getrennt,
wird sie in fliessendem Wasser ausgesüsst, darauf an der Luft ge-
trocknet und dann in den Handel gebracht. In vielen Fällen geht
man indess noch einen Schritt weiter und entfernt auch gleich die
Epidermis mit den noch grünen Theilen der Rinde, welche zusammen
mit der nicht ausgereiften Rinde von den Endstücken der Triebe zu
einem geringeren Papier, dem Chiri-gami (Abfallpapier) verbraucht
wird. Oberhaut und grüne Rindenteile lösen sich aber erst und lassen
sich dann mit einem stumpfen Messer leicht von den weissen Fasern
darunter abschaben, wenn die Rinde vorher eine längere Maceration
in fliessendem Wasser durchgemacht hat. Dieser Arbeit schliesst man
vielfach auch noch ein längeres oder kürzeres Bleichen des Bastes in
der Sonne an; doch ist dies keineswegs allgemein üblich.

Die Provinzen Iyo und Tosa auf der Insel Shikoku erzeugen am
meisten Kozo-Rinde, und die Stadt Ozaka ist für dieselbe der Haupt-
markt. 100 Kilogramm rohe Broussonetiarinde liefern 45 kg weissen
Bast.

5. Papierindustrie.
beere oder dem Theestrauch, in Reihen angebaut. In Iyo, auf der
Insel Shikoku, wo die Papiermaulbeere, ebenso wie in der Nachbar-
provinz Tosa, ganz besonders häufig an den Abhängen gezogen wird,
erscheint sie zuweilen als Zwischencultur zwischen den Reihen der
Talgbäume. Nur ausnahmsweise findet man ein mit der Hacke und
dem Grabscheit leicht bearbeitbares Stück ebenen Landes ausschliess-
lich mit Reihen von Broussonetiabüschen bedeckt. Ich rede hier von
Büschen und will noch besonders betonen, dass ich die Pflanze nur
äusserst selten in Japan als Baum traf, wie z. B. im botanischen
Garten. Die Behandlung derselben für Zwecke der Papierindustrie
erinnert an die unserer Korbweiden. Die Vermehrung erfolgt durch
kurze Stecklinge. Jeden Spätherbst nach der Entlaubung schneidet
man die jungen Schösslinge nahe der Erde ab und erzielt auf diese
Weise nach 3—4 Jahren Büsche mit 4—7 einjährigen Trieben. Vom
vierten Jahre an nach der Anpflanzung erreichen dieselben jährlich
eine Länge von 1—3 m und bis zu vier Centimeter Umfang, und sind
nun zu Papier verwendbar. Die Rinde ist erst nach dem Blatt-
abfall völlig ausgereift; daher findet denn auch die Ernte in der Regel
erst im November statt, nachdem diejenige des Reis und der übrigen
Feldfrüchte vorüber ist.

Die geernteten Schösslinge der Papiermaulbeere werden in Stücke
von 1 m Länge geschnitten und in kleine Wellen zusammengebunden.
Hierauf bringt man dieselben in einen bedeckten eisernen Kessel und
lässt hier kochendes Wasser, dem etwas Asche beigefügt wird, so lange
darauf einwirken, bis die Rinde sich leicht löst. Vom Holze getrennt,
wird sie in fliessendem Wasser ausgesüsst, darauf an der Luft ge-
trocknet und dann in den Handel gebracht. In vielen Fällen geht
man indess noch einen Schritt weiter und entfernt auch gleich die
Epidermis mit den noch grünen Theilen der Rinde, welche zusammen
mit der nicht ausgereiften Rinde von den Endstücken der Triebe zu
einem geringeren Papier, dem Chiri-gami (Abfallpapier) verbraucht
wird. Oberhaut und grüne Rindenteile lösen sich aber erst und lassen
sich dann mit einem stumpfen Messer leicht von den weissen Fasern
darunter abschaben, wenn die Rinde vorher eine längere Maceration
in fliessendem Wasser durchgemacht hat. Dieser Arbeit schliesst man
vielfach auch noch ein längeres oder kürzeres Bleichen des Bastes in
der Sonne an; doch ist dies keineswegs allgemein üblich.

Die Provinzen Iyo und Tosa auf der Insel Shikoku erzeugen am
meisten Kôzo-Rinde, und die Stadt Ôzaka ist für dieselbe der Haupt-
markt. 100 Kilogramm rohe Broussonetiarinde liefern 45 kg weissen
Bast.

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[469/0503] 5. Papierindustrie. beere oder dem Theestrauch, in Reihen angebaut. In Iyo, auf der Insel Shikoku, wo die Papiermaulbeere, ebenso wie in der Nachbar- provinz Tosa, ganz besonders häufig an den Abhängen gezogen wird, erscheint sie zuweilen als Zwischencultur zwischen den Reihen der Talgbäume. Nur ausnahmsweise findet man ein mit der Hacke und dem Grabscheit leicht bearbeitbares Stück ebenen Landes ausschliess- lich mit Reihen von Broussonetiabüschen bedeckt. Ich rede hier von Büschen und will noch besonders betonen, dass ich die Pflanze nur äusserst selten in Japan als Baum traf, wie z. B. im botanischen Garten. Die Behandlung derselben für Zwecke der Papierindustrie erinnert an die unserer Korbweiden. Die Vermehrung erfolgt durch kurze Stecklinge. Jeden Spätherbst nach der Entlaubung schneidet man die jungen Schösslinge nahe der Erde ab und erzielt auf diese Weise nach 3—4 Jahren Büsche mit 4—7 einjährigen Trieben. Vom vierten Jahre an nach der Anpflanzung erreichen dieselben jährlich eine Länge von 1—3 m und bis zu vier Centimeter Umfang, und sind nun zu Papier verwendbar. Die Rinde ist erst nach dem Blatt- abfall völlig ausgereift; daher findet denn auch die Ernte in der Regel erst im November statt, nachdem diejenige des Reis und der übrigen Feldfrüchte vorüber ist. Die geernteten Schösslinge der Papiermaulbeere werden in Stücke von 1 m Länge geschnitten und in kleine Wellen zusammengebunden. Hierauf bringt man dieselben in einen bedeckten eisernen Kessel und lässt hier kochendes Wasser, dem etwas Asche beigefügt wird, so lange darauf einwirken, bis die Rinde sich leicht löst. Vom Holze getrennt, wird sie in fliessendem Wasser ausgesüsst, darauf an der Luft ge- trocknet und dann in den Handel gebracht. In vielen Fällen geht man indess noch einen Schritt weiter und entfernt auch gleich die Epidermis mit den noch grünen Theilen der Rinde, welche zusammen mit der nicht ausgereiften Rinde von den Endstücken der Triebe zu einem geringeren Papier, dem Chiri-gami (Abfallpapier) verbraucht wird. Oberhaut und grüne Rindenteile lösen sich aber erst und lassen sich dann mit einem stumpfen Messer leicht von den weissen Fasern darunter abschaben, wenn die Rinde vorher eine längere Maceration in fliessendem Wasser durchgemacht hat. Dieser Arbeit schliesst man vielfach auch noch ein längeres oder kürzeres Bleichen des Bastes in der Sonne an; doch ist dies keineswegs allgemein üblich. Die Provinzen Iyo und Tosa auf der Insel Shikoku erzeugen am meisten Kôzo-Rinde, und die Stadt Ôzaka ist für dieselbe der Haupt- markt. 100 Kilogramm rohe Broussonetiarinde liefern 45 kg weissen Bast.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/503>, abgerufen am 22.11.2024.