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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
sind kürzer, die Körner kleiner, die Erträge geringer als bei letzte-
rem; daher finden wir ihn in den Hauptreisländern der Erde nur in
sehr untergeordnetem Maasse angebaut.

Die Körner des Reis sind mit den Blüthenspelzen innig verwach-
sen und dadurch kantig, so dass sie hierin, sowie in ihrer sonstigen
Gestalt und Grösse wie auch der Färbung, am meisten der Gerste
gleichen, ohne jedoch gegen die Mitte so stark angeschwollen zu sein,
wie diese. Solcher ungeschälte Reis führt in Indien und im Handel
den Namen Paddy; er kommt jetzt oft in diesem Zustande nach
Europa, wird hier geschält und gelangt dadurch in völligerer, schöne-
rer Form in den Binnenhandel, als der importierte, welcher fertig für
die Küche war. Zu diesem Vortheil gesellt sich eine grössere Halt-
barkeit.

Der Reis gehört in den nicht tropischen Ländern zu den Som-
mergewächsen und bedarf zu seiner meist sechsmonatlichen Entwicke-
lung (Mai bis October) einer Durchschnittstemperatur von mindestens
20°C. und eines mit Wasser getränkten Bodens, wenigstens in der
ersten Hälfte seiner Vegetationszeit. Seine Ansprüche an ein warmes
Klima sind grösser, als bei den meisten andern Getreidearten, und be-
züglich der Feuchtigkeit grösser, als bei fast allen andern wichtigen
Culturpflanzen, selbst die Dattelpalme nicht ausgenommen. Diesen
Bedürfnissen entsprechend, finden wir den Reisbau nur in der tropi-
schen und den wärmeren Theilen der gemässigten Zone, zumeist in
Niederungen, wo Bewässerung des ebenen Feldes möglich ist, oder
häufige reiche Niederschläge dieselbe ersetzen. In ganz Ost- und
Südostasien einschliesslich Indiens ist, wie Grisebach in seiner
"Vegetation der Erde" mit Recht hervorhebt, die Benutzung der Re-
genperiode, welche im Frühling dem Monsunwechsel folgt, für die
ersten Vegetationsphasen des Reis die natürliche Grundlage seiner
Cultur.

Aber der Eintritt dieser Monsunregen erfolgt keineswegs überall
und immer mit der gewohnten Regelmässigkeit und Stärke. Wo, wie
in den meisten Gebieten Vorder- und Hinterindiens, die künstliche
Bewässerung des Reislandes nicht durchgeführt ist, bewirkt eine Ver-
spätung dieser Monsunregen die Verschiebung der ganzen Cultur, ein
schwaches Maass derselben aber Misswachs und Hungersnoth. Japan
ist dank seiner schnee- und wasserreichen Gebirge und Bewässe-
rungsanlagen, welche gleich denjenigen China's zum Theil schon
mehrere Tausend Jahre alt sind, bis zu einem gewissen Grade un-
abhängig von diesen Monsunregen und hat desshalb eine feststehende
Zeit für Aussaat und Ernte, die wir der langen Winter und ihrer

I. Land- und Forstwirthschaft.
sind kürzer, die Körner kleiner, die Erträge geringer als bei letzte-
rem; daher finden wir ihn in den Hauptreisländern der Erde nur in
sehr untergeordnetem Maasse angebaut.

Die Körner des Reis sind mit den Blüthenspelzen innig verwach-
sen und dadurch kantig, so dass sie hierin, sowie in ihrer sonstigen
Gestalt und Grösse wie auch der Färbung, am meisten der Gerste
gleichen, ohne jedoch gegen die Mitte so stark angeschwollen zu sein,
wie diese. Solcher ungeschälte Reis führt in Indien und im Handel
den Namen Paddy; er kommt jetzt oft in diesem Zustande nach
Europa, wird hier geschält und gelangt dadurch in völligerer, schöne-
rer Form in den Binnenhandel, als der importierte, welcher fertig für
die Küche war. Zu diesem Vortheil gesellt sich eine grössere Halt-
barkeit.

Der Reis gehört in den nicht tropischen Ländern zu den Som-
mergewächsen und bedarf zu seiner meist sechsmonatlichen Entwicke-
lung (Mai bis October) einer Durchschnittstemperatur von mindestens
20°C. und eines mit Wasser getränkten Bodens, wenigstens in der
ersten Hälfte seiner Vegetationszeit. Seine Ansprüche an ein warmes
Klima sind grösser, als bei den meisten andern Getreidearten, und be-
züglich der Feuchtigkeit grösser, als bei fast allen andern wichtigen
Culturpflanzen, selbst die Dattelpalme nicht ausgenommen. Diesen
Bedürfnissen entsprechend, finden wir den Reisbau nur in der tropi-
schen und den wärmeren Theilen der gemässigten Zone, zumeist in
Niederungen, wo Bewässerung des ebenen Feldes möglich ist, oder
häufige reiche Niederschläge dieselbe ersetzen. In ganz Ost- und
Südostasien einschliesslich Indiens ist, wie Grisebach in seiner
»Vegetation der Erde« mit Recht hervorhebt, die Benutzung der Re-
genperiode, welche im Frühling dem Monsunwechsel folgt, für die
ersten Vegetationsphasen des Reis die natürliche Grundlage seiner
Cultur.

Aber der Eintritt dieser Monsunregen erfolgt keineswegs überall
und immer mit der gewohnten Regelmässigkeit und Stärke. Wo, wie
in den meisten Gebieten Vorder- und Hinterindiens, die künstliche
Bewässerung des Reislandes nicht durchgeführt ist, bewirkt eine Ver-
spätung dieser Monsunregen die Verschiebung der ganzen Cultur, ein
schwaches Maass derselben aber Misswachs und Hungersnoth. Japan
ist dank seiner schnee- und wasserreichen Gebirge und Bewässe-
rungsanlagen, welche gleich denjenigen China’s zum Theil schon
mehrere Tausend Jahre alt sind, bis zu einem gewissen Grade un-
abhängig von diesen Monsunregen und hat desshalb eine feststehende
Zeit für Aussaat und Ernte, die wir der langen Winter und ihrer

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[44/0064] I. Land- und Forstwirthschaft. sind kürzer, die Körner kleiner, die Erträge geringer als bei letzte- rem; daher finden wir ihn in den Hauptreisländern der Erde nur in sehr untergeordnetem Maasse angebaut. Die Körner des Reis sind mit den Blüthenspelzen innig verwach- sen und dadurch kantig, so dass sie hierin, sowie in ihrer sonstigen Gestalt und Grösse wie auch der Färbung, am meisten der Gerste gleichen, ohne jedoch gegen die Mitte so stark angeschwollen zu sein, wie diese. Solcher ungeschälte Reis führt in Indien und im Handel den Namen Paddy; er kommt jetzt oft in diesem Zustande nach Europa, wird hier geschält und gelangt dadurch in völligerer, schöne- rer Form in den Binnenhandel, als der importierte, welcher fertig für die Küche war. Zu diesem Vortheil gesellt sich eine grössere Halt- barkeit. Der Reis gehört in den nicht tropischen Ländern zu den Som- mergewächsen und bedarf zu seiner meist sechsmonatlichen Entwicke- lung (Mai bis October) einer Durchschnittstemperatur von mindestens 20°C. und eines mit Wasser getränkten Bodens, wenigstens in der ersten Hälfte seiner Vegetationszeit. Seine Ansprüche an ein warmes Klima sind grösser, als bei den meisten andern Getreidearten, und be- züglich der Feuchtigkeit grösser, als bei fast allen andern wichtigen Culturpflanzen, selbst die Dattelpalme nicht ausgenommen. Diesen Bedürfnissen entsprechend, finden wir den Reisbau nur in der tropi- schen und den wärmeren Theilen der gemässigten Zone, zumeist in Niederungen, wo Bewässerung des ebenen Feldes möglich ist, oder häufige reiche Niederschläge dieselbe ersetzen. In ganz Ost- und Südostasien einschliesslich Indiens ist, wie Grisebach in seiner »Vegetation der Erde« mit Recht hervorhebt, die Benutzung der Re- genperiode, welche im Frühling dem Monsunwechsel folgt, für die ersten Vegetationsphasen des Reis die natürliche Grundlage seiner Cultur. Aber der Eintritt dieser Monsunregen erfolgt keineswegs überall und immer mit der gewohnten Regelmässigkeit und Stärke. Wo, wie in den meisten Gebieten Vorder- und Hinterindiens, die künstliche Bewässerung des Reislandes nicht durchgeführt ist, bewirkt eine Ver- spätung dieser Monsunregen die Verschiebung der ganzen Cultur, ein schwaches Maass derselben aber Misswachs und Hungersnoth. Japan ist dank seiner schnee- und wasserreichen Gebirge und Bewässe- rungsanlagen, welche gleich denjenigen China’s zum Theil schon mehrere Tausend Jahre alt sind, bis zu einem gewissen Grade un- abhängig von diesen Monsunregen und hat desshalb eine feststehende Zeit für Aussaat und Ernte, die wir der langen Winter und ihrer

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/64>, abgerufen am 24.11.2024.