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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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9. Emailindustrie.
schmilzt. Nach dem Erkalten sitzen die Zellwände fest auf und sind
nun zur Aufnahme der breiigen Emailfarben vorbereitet. *)

Das Loth (Ro), welches man zu Awata in Kioto benutzt, besteht
aus 6 Teilen Messing (Sinshiu), 3 Teilen Zink (Totan) und 10 Teilen
Borax (Hosha). Nach dem Zusammenschmelzen der Metalle wird die
noch heisse Legierung in einen Steinmörser eingetragen, pulverisiert,
mit Borax vermengt und dann mit Wasser zu einem Brei zerrieben,
den man mit einem Pinsel aufträgt.

Der zur Emailierung bestimmte und mit einem Netz fest auf-
sitzender Zellen versehene Gegenstand wandert nunmehr in die Hände
der Maler. Es sind meist Frauen, die im Kreise um ihre verschie-
denen Farbentöpfe herumsitzen. In der Regel ist eine vollkommene
Arbeitsteilung durchgeführt, derart, dass jede Person nur eine Farbe
vertritt. Sie taucht ein kleines Stäbchen in den zubereiteten Farben-
brei und füllt damit eine Zelle, dann eine zweite, welche dieselbe
Farbe erhalten soll, und so fort. Hierauf gelangt der Gegenstand in
die Hände eines zweiten Malers, der ganz analog mit seiner Farbe
verfährt, und so fort, bis alle Farben eingetragen und die Zellen ge-
füllt sind. Ist der Schmelz hinreichend lufttrocken, so folgt sein Auf-
brennen. Die Emailfarbe schwindet dabei ansehnlich, auch bilden
sich Löcher darin, so dass ein Nach- und Aus-
füllen folgen muss. Nun kommt das zweite
Brennen und nach demselben das erste Ab-
schleifen und Polieren. Wiederum wird aus-
gebessert und nachgefüllt, dann zum drittenmal
gebrannt, ja oft zum vierten Mal, darauf abge-
schliffen und poliert. Sprünge und Löcher, welche
sich nun noch zeigen, werden vielfach mit Ro
(Pflanzentalg) ausgefüllt und übermalt, eine Täu-
schung, die indess nicht empfehlenswerth ist. Die
älteren chinesischen und japanischen Emailen
zeigen diese Unvollkommenheiten, zumal die Löcher,
in Menge. Hier erscheinen sie fast als nothwen-
diges Zubehör zum ganzen Charakter der Arbeit.

Das Einbrennen der Schmelzfarben erfolgt
ähnlich wie das der Malerfarben auf Thonwaaren
in einfachen unzweckmässigen Vorrichtungen, die

[Abbildung] Fig. 20.

Muffel zum
Einbrennen von Schmelz-
farben.

man als Muffeln ohne Oefen bezeichnen kann. Figur 20 gibt das

*) Emailarbeiter in Nagoya versicherten mir, dass sie gar kein Ro anwen-
deten, sondern die Schmelzfarben eintrügen, sobald die Cloisons mit Biyaku-gu
befestigt seien.

9. Emailindustrie.
schmilzt. Nach dem Erkalten sitzen die Zellwände fest auf und sind
nun zur Aufnahme der breiigen Emailfarben vorbereitet. *)

Das Loth (Rô), welches man zu Awata in Kiôto benutzt, besteht
aus 6 Teilen Messing (Sinshiu), 3 Teilen Zink (Totan) und 10 Teilen
Borax (Hôsha). Nach dem Zusammenschmelzen der Metalle wird die
noch heisse Legierung in einen Steinmörser eingetragen, pulverisiert,
mit Borax vermengt und dann mit Wasser zu einem Brei zerrieben,
den man mit einem Pinsel aufträgt.

Der zur Emailierung bestimmte und mit einem Netz fest auf-
sitzender Zellen versehene Gegenstand wandert nunmehr in die Hände
der Maler. Es sind meist Frauen, die im Kreise um ihre verschie-
denen Farbentöpfe herumsitzen. In der Regel ist eine vollkommene
Arbeitsteilung durchgeführt, derart, dass jede Person nur eine Farbe
vertritt. Sie taucht ein kleines Stäbchen in den zubereiteten Farben-
brei und füllt damit eine Zelle, dann eine zweite, welche dieselbe
Farbe erhalten soll, und so fort. Hierauf gelangt der Gegenstand in
die Hände eines zweiten Malers, der ganz analog mit seiner Farbe
verfährt, und so fort, bis alle Farben eingetragen und die Zellen ge-
füllt sind. Ist der Schmelz hinreichend lufttrocken, so folgt sein Auf-
brennen. Die Emailfarbe schwindet dabei ansehnlich, auch bilden
sich Löcher darin, so dass ein Nach- und Aus-
füllen folgen muss. Nun kommt das zweite
Brennen und nach demselben das erste Ab-
schleifen und Polieren. Wiederum wird aus-
gebessert und nachgefüllt, dann zum drittenmal
gebrannt, ja oft zum vierten Mal, darauf abge-
schliffen und poliert. Sprünge und Löcher, welche
sich nun noch zeigen, werden vielfach mit Rô
(Pflanzentalg) ausgefüllt und übermalt, eine Täu-
schung, die indess nicht empfehlenswerth ist. Die
älteren chinesischen und japanischen Emailen
zeigen diese Unvollkommenheiten, zumal die Löcher,
in Menge. Hier erscheinen sie fast als nothwen-
diges Zubehör zum ganzen Charakter der Arbeit.

Das Einbrennen der Schmelzfarben erfolgt
ähnlich wie das der Malerfarben auf Thonwaaren
in einfachen unzweckmässigen Vorrichtungen, die

[Abbildung] Fig. 20.

Muffel zum
Einbrennen von Schmelz-
farben.

man als Muffeln ohne Oefen bezeichnen kann. Figur 20 gibt das

*) Emailarbeiter in Nagoya versicherten mir, dass sie gar kein Rô anwen-
deten, sondern die Schmelzfarben eintrügen, sobald die Cloisons mit Biyaku-gu
befestigt seien.
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[589/0647] 9. Emailindustrie. schmilzt. Nach dem Erkalten sitzen die Zellwände fest auf und sind nun zur Aufnahme der breiigen Emailfarben vorbereitet. *) Das Loth (Rô), welches man zu Awata in Kiôto benutzt, besteht aus 6 Teilen Messing (Sinshiu), 3 Teilen Zink (Totan) und 10 Teilen Borax (Hôsha). Nach dem Zusammenschmelzen der Metalle wird die noch heisse Legierung in einen Steinmörser eingetragen, pulverisiert, mit Borax vermengt und dann mit Wasser zu einem Brei zerrieben, den man mit einem Pinsel aufträgt. Der zur Emailierung bestimmte und mit einem Netz fest auf- sitzender Zellen versehene Gegenstand wandert nunmehr in die Hände der Maler. Es sind meist Frauen, die im Kreise um ihre verschie- denen Farbentöpfe herumsitzen. In der Regel ist eine vollkommene Arbeitsteilung durchgeführt, derart, dass jede Person nur eine Farbe vertritt. Sie taucht ein kleines Stäbchen in den zubereiteten Farben- brei und füllt damit eine Zelle, dann eine zweite, welche dieselbe Farbe erhalten soll, und so fort. Hierauf gelangt der Gegenstand in die Hände eines zweiten Malers, der ganz analog mit seiner Farbe verfährt, und so fort, bis alle Farben eingetragen und die Zellen ge- füllt sind. Ist der Schmelz hinreichend lufttrocken, so folgt sein Auf- brennen. Die Emailfarbe schwindet dabei ansehnlich, auch bilden sich Löcher darin, so dass ein Nach- und Aus- füllen folgen muss. Nun kommt das zweite Brennen und nach demselben das erste Ab- schleifen und Polieren. Wiederum wird aus- gebessert und nachgefüllt, dann zum drittenmal gebrannt, ja oft zum vierten Mal, darauf abge- schliffen und poliert. Sprünge und Löcher, welche sich nun noch zeigen, werden vielfach mit Rô (Pflanzentalg) ausgefüllt und übermalt, eine Täu- schung, die indess nicht empfehlenswerth ist. Die älteren chinesischen und japanischen Emailen zeigen diese Unvollkommenheiten, zumal die Löcher, in Menge. Hier erscheinen sie fast als nothwen- diges Zubehör zum ganzen Charakter der Arbeit. Das Einbrennen der Schmelzfarben erfolgt ähnlich wie das der Malerfarben auf Thonwaaren in einfachen unzweckmässigen Vorrichtungen, die [Abbildung Fig. 20. Muffel zum Einbrennen von Schmelz- farben.] man als Muffeln ohne Oefen bezeichnen kann. Figur 20 gibt das *) Emailarbeiter in Nagoya versicherten mir, dass sie gar kein Rô anwen- deten, sondern die Schmelzfarben eintrügen, sobald die Cloisons mit Biyaku-gu befestigt seien.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/647>, abgerufen am 24.11.2024.