Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.2. Sonstige Verkehrsmittel. gepflasterte höchst selten und nur da, wo die Steilheit eines besonderswichtigen Bergübergangs sie nothwendig machte, wie z. B. am Hakone- Pass. Schon aus diesem Grunde sind die meisten japanischen Land- strassen zur Regenzeit für schwere Fuhrwerke nicht benutzbar. Sie sind aber auch gar nicht darauf berechnet. Da Lastwagen ausser Gebrauch, ja völlig unbekannt waren, sogar der chinesische Schub- karren nur ausnahmsweise vorkam, der Mensch zu Fuss ging, ritt oder in einer Sänfte sich tragen liess, Gepäck und Waaren bis in die neueste Zeit fast ausschliesslich durch Träger oder Lastthiere (Pferde oder Ochsen *) befördert wurden, waren auch die Anforderungen an einen soliden Untergrund und grössere Breite nicht vorhanden. Noch jetzt gibt es ausser den zahlreichen Jin-riki-sha's **), einigen Kutschen, welche die besseren Strecken von Tokio aus bis Odawara, Takasaki und Utsunomiya befahren, und wenigen schwerfälligen Karren kein anderes Fuhrwerk auf der japanischen Landstrasse. Dieselbe Strasse hat eine wechselnde Breite, ist auf einer Strecke *) Als Pferdelast auf gutem, ebenen Wege rechnet man 40 Kam-me = 150,26 kg, auf schlechten Gebirgspfaden aber nur 18 Kam-me = 67,62 kg. Als Traglast für einen Mann gilt ein Gewicht von 7 Kam-me = 25,3 kg. **) Jin-riki-sha, d. h. "eines Mannes Kraftwagen", ist ein modernes, sehr
beliebtes Vehikel, das erst vor etwa 20 Jahren in Japan aufkam und jetzt all- gemein die Droschken unserer Städte vertritt. Die Jin-riki-sha oder der Kuruma (Wagen) ist ein zweiräderiger, leichter Karren mit Lehnsitz über der Achse und einer Schere, in welche der Ninsoku oder Arbeiter tritt, deren zwei Flügel er mit beiden Händen erfasst und dann meist in raschem Tempo mit seiner Fracht von 1--2 Personen davoneilt. 2. Sonstige Verkehrsmittel. gepflasterte höchst selten und nur da, wo die Steilheit eines besonderswichtigen Bergübergangs sie nothwendig machte, wie z. B. am Hakone- Pass. Schon aus diesem Grunde sind die meisten japanischen Land- strassen zur Regenzeit für schwere Fuhrwerke nicht benutzbar. Sie sind aber auch gar nicht darauf berechnet. Da Lastwagen ausser Gebrauch, ja völlig unbekannt waren, sogar der chinesische Schub- karren nur ausnahmsweise vorkam, der Mensch zu Fuss ging, ritt oder in einer Sänfte sich tragen liess, Gepäck und Waaren bis in die neueste Zeit fast ausschliesslich durch Träger oder Lastthiere (Pferde oder Ochsen *) befördert wurden, waren auch die Anforderungen an einen soliden Untergrund und grössere Breite nicht vorhanden. Noch jetzt gibt es ausser den zahlreichen Jin-riki-sha’s **), einigen Kutschen, welche die besseren Strecken von Tôkio aus bis Odawara, Takasaki und Utsunomiya befahren, und wenigen schwerfälligen Karren kein anderes Fuhrwerk auf der japanischen Landstrasse. Dieselbe Strasse hat eine wechselnde Breite, ist auf einer Strecke *) Als Pferdelast auf gutem, ebenen Wege rechnet man 40 Kam-me = 150,26 kg, auf schlechten Gebirgspfaden aber nur 18 Kam-me = 67,62 kg. Als Traglast für einen Mann gilt ein Gewicht von 7 Kam-me = 25,3 kg. **) Jin-riki-sha, d. h. »eines Mannes Kraftwagen«, ist ein modernes, sehr
beliebtes Vehikel, das erst vor etwa 20 Jahren in Japan aufkam und jetzt all- gemein die Droschken unserer Städte vertritt. Die Jin-riki-sha oder der Kuruma (Wagen) ist ein zweiräderiger, leichter Karren mit Lehnsitz über der Achse und einer Schere, in welche der Ninsoku oder Arbeiter tritt, deren zwei Flügel er mit beiden Händen erfasst und dann meist in raschem Tempo mit seiner Fracht von 1—2 Personen davoneilt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0663" n="603"/><fw place="top" type="header">2. Sonstige Verkehrsmittel.</fw><lb/> gepflasterte höchst selten und nur da, wo die Steilheit eines besonders<lb/> wichtigen Bergübergangs sie nothwendig machte, wie z. B. am Hakone-<lb/> Pass. Schon aus diesem Grunde sind die meisten japanischen Land-<lb/> strassen zur Regenzeit für schwere Fuhrwerke nicht benutzbar. Sie<lb/> sind aber auch gar nicht darauf berechnet. Da Lastwagen ausser<lb/> Gebrauch, ja völlig unbekannt waren, sogar der chinesische Schub-<lb/> karren nur ausnahmsweise vorkam, der Mensch zu Fuss ging, ritt<lb/> oder in einer Sänfte sich tragen liess, Gepäck und Waaren bis in die<lb/> neueste Zeit fast ausschliesslich durch Träger oder Lastthiere (Pferde<lb/> oder Ochsen <note place="foot" n="*)">Als Pferdelast auf gutem, ebenen Wege rechnet man 40 Kam-me =<lb/> 150,26 kg, auf schlechten Gebirgspfaden aber nur 18 Kam-me = 67,62 kg. Als<lb/> Traglast für einen Mann gilt ein Gewicht von 7 Kam-me = 25,3 kg.</note> befördert wurden, waren auch die Anforderungen an<lb/> einen soliden Untergrund und grössere Breite nicht vorhanden. Noch<lb/> jetzt gibt es ausser den zahlreichen <hi rendition="#g">Jin-riki-sha’s</hi> <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#g">Jin-riki-sha</hi>, d. h. »eines Mannes Kraftwagen«, ist ein modernes, sehr<lb/> beliebtes Vehikel, das erst vor etwa 20 Jahren in Japan aufkam und jetzt all-<lb/> gemein die Droschken unserer Städte vertritt. Die Jin-riki-sha oder der <hi rendition="#g">Kuruma</hi><lb/> (Wagen) ist ein zweiräderiger, leichter Karren mit Lehnsitz über der Achse und<lb/> einer Schere, in welche der <hi rendition="#g">Ninsoku</hi> oder Arbeiter tritt, deren zwei Flügel er<lb/> mit beiden Händen erfasst und dann meist in raschem Tempo mit seiner Fracht<lb/> von 1—2 Personen davoneilt.</note>, einigen<lb/> Kutschen, welche die besseren Strecken von Tôkio aus bis Odawara,<lb/> Takasaki und Utsunomiya befahren, und wenigen schwerfälligen<lb/> Karren kein anderes Fuhrwerk auf der japanischen Landstrasse.</p><lb/> <p>Dieselbe Strasse hat eine wechselnde Breite, ist auf einer Strecke<lb/> eingeengt zum blosen Pfad, auf einer andern bis 10 und mehr Meter<lb/> breit. Der Uebergang der Flüsse wird durch Stege, Brücken und<lb/> Fähren vermittelt, ist aber zur Zeit heftiger und anhaltender Regen<lb/> oft Tage lang unterbrochen. Die ältesten und bekanntesten Land-<lb/> strassen Japans sind diejenigen, welche Kiôto mit Tôkio verbinden,<lb/> der <hi rendition="#g">Tô-kai-dô</hi>, d. h. Ostseestrasse, welche in der Nähe des Meeres<lb/> hinführt, und der <hi rendition="#g">Naka-sen-dô</hi>, die »Strasse zwischen den Bergen«<lb/> durch’s Innere von Hondo. Jene ist 125 Ri lang, diese 132 Ri. Auch<lb/> der <hi rendition="#g">Ôshiu-kai-dô</hi>, welcher von Tôkio gen Norden nach dem 191½ Ri<lb/> entfernten <hi rendition="#g">Awomori</hi> führt, sowie der <hi rendition="#g">San-yo-dô</hi> von Kiôto nach<lb/> Shimonoseki, welcher dem Binnenmeer entlang zieht, und mehrere<lb/> andere gehören zu diesen älteren Landstrassen der Hauptinsel, auf<lb/> welchen sich ehedem die grossen Daimiôzüge bewegten und auch sonst<lb/> ein reges Verkehrsleben abspielte, wie es uns bereits von E. Kaempfer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [603/0663]
2. Sonstige Verkehrsmittel.
gepflasterte höchst selten und nur da, wo die Steilheit eines besonders
wichtigen Bergübergangs sie nothwendig machte, wie z. B. am Hakone-
Pass. Schon aus diesem Grunde sind die meisten japanischen Land-
strassen zur Regenzeit für schwere Fuhrwerke nicht benutzbar. Sie
sind aber auch gar nicht darauf berechnet. Da Lastwagen ausser
Gebrauch, ja völlig unbekannt waren, sogar der chinesische Schub-
karren nur ausnahmsweise vorkam, der Mensch zu Fuss ging, ritt
oder in einer Sänfte sich tragen liess, Gepäck und Waaren bis in die
neueste Zeit fast ausschliesslich durch Träger oder Lastthiere (Pferde
oder Ochsen *) befördert wurden, waren auch die Anforderungen an
einen soliden Untergrund und grössere Breite nicht vorhanden. Noch
jetzt gibt es ausser den zahlreichen Jin-riki-sha’s **), einigen
Kutschen, welche die besseren Strecken von Tôkio aus bis Odawara,
Takasaki und Utsunomiya befahren, und wenigen schwerfälligen
Karren kein anderes Fuhrwerk auf der japanischen Landstrasse.
Dieselbe Strasse hat eine wechselnde Breite, ist auf einer Strecke
eingeengt zum blosen Pfad, auf einer andern bis 10 und mehr Meter
breit. Der Uebergang der Flüsse wird durch Stege, Brücken und
Fähren vermittelt, ist aber zur Zeit heftiger und anhaltender Regen
oft Tage lang unterbrochen. Die ältesten und bekanntesten Land-
strassen Japans sind diejenigen, welche Kiôto mit Tôkio verbinden,
der Tô-kai-dô, d. h. Ostseestrasse, welche in der Nähe des Meeres
hinführt, und der Naka-sen-dô, die »Strasse zwischen den Bergen«
durch’s Innere von Hondo. Jene ist 125 Ri lang, diese 132 Ri. Auch
der Ôshiu-kai-dô, welcher von Tôkio gen Norden nach dem 191½ Ri
entfernten Awomori führt, sowie der San-yo-dô von Kiôto nach
Shimonoseki, welcher dem Binnenmeer entlang zieht, und mehrere
andere gehören zu diesen älteren Landstrassen der Hauptinsel, auf
welchen sich ehedem die grossen Daimiôzüge bewegten und auch sonst
ein reges Verkehrsleben abspielte, wie es uns bereits von E. Kaempfer
*) Als Pferdelast auf gutem, ebenen Wege rechnet man 40 Kam-me =
150,26 kg, auf schlechten Gebirgspfaden aber nur 18 Kam-me = 67,62 kg. Als
Traglast für einen Mann gilt ein Gewicht von 7 Kam-me = 25,3 kg.
**) Jin-riki-sha, d. h. »eines Mannes Kraftwagen«, ist ein modernes, sehr
beliebtes Vehikel, das erst vor etwa 20 Jahren in Japan aufkam und jetzt all-
gemein die Droschken unserer Städte vertritt. Die Jin-riki-sha oder der Kuruma
(Wagen) ist ein zweiräderiger, leichter Karren mit Lehnsitz über der Achse und
einer Schere, in welche der Ninsoku oder Arbeiter tritt, deren zwei Flügel er
mit beiden Händen erfasst und dann meist in raschem Tempo mit seiner Fracht
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