1865 168 Fahrz. von 74088 Tonnen mit 17467728 Yen u. 5443594 Yen.
1875 330 " " 435613 " " 12466730 " " 21953909 "
1885 364 " " 495772 " " 23850398 " " 18630379 "
Aus Tabelle I. ergibt sich, dass während der letzten 5 Jahre (1881--1885) der auswärtige Handel in den vier Vertragshäfen, welche dabei in Betracht kommen, nach Procenten sich folgendermaassen ver- theilte:
Yokohama Kobe-Ozaka Nagasaki Hakodate
Ausfuhr: 69 % 20 % 9,3 % 1,7 %
Einfuhr: 67,5 % 28,8 % 3,4 % 0,3 %
Yokohama führt fast sämmtliche Seide aus, den grössten Theil des Thees, nächst Kobe das meiste Kupfer, einen ansehnlichen Theil der Producte des Fischfangs und das meiste der kunstgewerblichen Erzeugnisse.
Kobe-Ozaka. Kioto war über 1050 Jahre das Herz Japans, von dem die Pulsschläge des nationalen Lebens ausgingen. Ozaka bildete aber die grosse Vorkammer, wenigstens für die materielle Seite des- selben. An diesem Verhältniss änderte auch die Gründung eines zweiten Verkehrscentrums in Yedo durch die Tokugawa wenig. Durch seine cen- trale Lage, durch die Nähe von Kioto und durch seine leichte Zugängig- keit zu Land und Wasser war Ozaka zum Emporium des japanischen Binnenhandels besonders geeignet, ja es spielt diese Rolle zum Teil noch, zumal im Reishandel, obgleich es seit der Eröffnung des Landes, der Beseitigung des Feudalsystems und Verlegung der kaiserlichen Residenz nach Tokio (Yedo) viel eingebüsst hat. In Ozaka befanden sich die meisten Toiya's oder Grosshändler mit zum Theil sehr aus- gedehnten Geschäfts- und Lagerräumen. Hier hatte jeder Daimio sein Kura-yashiki oder officielles Handelshaus, das ihn vertrat und seine Geschäfte besorgte. Dasselbe galt von den Industriellen in Kioto. Daraus entwickelte sich neben dem Waarenverkehr auch ein lebhaftes Geldgeschäft. Ozaka besass nicht blos die grössten und reichsten Reis-, Thee- und Seidenhändler, sondern auch die meisten Bankge- schäfte. Zum direkten Aussenhandel eignet es sich wegen der Seich- tigkeit seines Hafens fast eben so wenig wie Tokio. Wie für dieses das mit einer Stunde Eisenbahnfahrt zu erreichende Yokohama mit seinem vortrefflichen Hafen eintritt, so hat für Kioto und Ozaka das
*) Die hohe Ausfuhrsumme des Jahres 1865 bei geringem Tonnengehalt des Schiffsverkehrs erklärt sich durch die damals enorm gestiegenen Preise der Seide.
4. Japan im Weltverkehr.
Ausfuhr: *) Einfuhr:
1865 168 Fahrz. von 74088 Tonnen mit 17467728 Yen u. 5443594 Yen.
1875 330 » » 435613 » » 12466730 » » 21953909 »
1885 364 » » 495772 » » 23850398 » » 18630379 »
Aus Tabelle I. ergibt sich, dass während der letzten 5 Jahre (1881—1885) der auswärtige Handel in den vier Vertragshäfen, welche dabei in Betracht kommen, nach Procenten sich folgendermaassen ver- theilte:
Yokohama Kobe-Ôzaka Nagasaki Hakodate
Ausfuhr: 69 % 20 % 9,3 % 1,7 %
Einfuhr: 67,5 % 28,8 % 3,4 % 0,3 %
Yokohama führt fast sämmtliche Seide aus, den grössten Theil des Thees, nächst Kobe das meiste Kupfer, einen ansehnlichen Theil der Producte des Fischfangs und das meiste der kunstgewerblichen Erzeugnisse.
Kobe-Ôzaka. Kiôto war über 1050 Jahre das Herz Japans, von dem die Pulsschläge des nationalen Lebens ausgingen. Ôzaka bildete aber die grosse Vorkammer, wenigstens für die materielle Seite des- selben. An diesem Verhältniss änderte auch die Gründung eines zweiten Verkehrscentrums in Yedo durch die Tokugawa wenig. Durch seine cen- trale Lage, durch die Nähe von Kiôto und durch seine leichte Zugängig- keit zu Land und Wasser war Ôzaka zum Emporium des japanischen Binnenhandels besonders geeignet, ja es spielt diese Rolle zum Teil noch, zumal im Reishandel, obgleich es seit der Eröffnung des Landes, der Beseitigung des Feudalsystems und Verlegung der kaiserlichen Residenz nach Tôkio (Yedo) viel eingebüsst hat. In Ôzaka befanden sich die meisten Toiya’s oder Grosshändler mit zum Theil sehr aus- gedehnten Geschäfts- und Lagerräumen. Hier hatte jeder Daimiô sein Kura-yashiki oder officielles Handelshaus, das ihn vertrat und seine Geschäfte besorgte. Dasselbe galt von den Industriellen in Kiôto. Daraus entwickelte sich neben dem Waarenverkehr auch ein lebhaftes Geldgeschäft. Ôzaka besass nicht blos die grössten und reichsten Reis-, Thee- und Seidenhändler, sondern auch die meisten Bankge- schäfte. Zum direkten Aussenhandel eignet es sich wegen der Seich- tigkeit seines Hafens fast eben so wenig wie Tôkio. Wie für dieses das mit einer Stunde Eisenbahnfahrt zu erreichende Yokohama mit seinem vortrefflichen Hafen eintritt, so hat für Kiôto und Ôzaka das
*) Die hohe Ausfuhrsumme des Jahres 1865 bei geringem Tonnengehalt des Schiffsverkehrs erklärt sich durch die damals enorm gestiegenen Preise der Seide.
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4. Japan im Weltverkehr.
Ausfuhr: *) Einfuhr:
1865 168 Fahrz. von 74088 Tonnen mit 17467728 Yen u. 5443594 Yen.
1875 330 » » 435613 » » 12466730 » » 21953909 »
1885 364 » » 495772 » » 23850398 » » 18630379 »
Aus Tabelle I. ergibt sich, dass während der letzten 5 Jahre
(1881—1885) der auswärtige Handel in den vier Vertragshäfen, welche
dabei in Betracht kommen, nach Procenten sich folgendermaassen ver-
theilte:
Yokohama Kobe-Ôzaka Nagasaki Hakodate
Ausfuhr: 69 % 20 % 9,3 % 1,7 %
Einfuhr: 67,5 % 28,8 % 3,4 % 0,3 %
Yokohama führt fast sämmtliche Seide aus, den grössten Theil
des Thees, nächst Kobe das meiste Kupfer, einen ansehnlichen Theil
der Producte des Fischfangs und das meiste der kunstgewerblichen
Erzeugnisse.
Kobe-Ôzaka. Kiôto war über 1050 Jahre das Herz Japans, von
dem die Pulsschläge des nationalen Lebens ausgingen. Ôzaka bildete
aber die grosse Vorkammer, wenigstens für die materielle Seite des-
selben. An diesem Verhältniss änderte auch die Gründung eines zweiten
Verkehrscentrums in Yedo durch die Tokugawa wenig. Durch seine cen-
trale Lage, durch die Nähe von Kiôto und durch seine leichte Zugängig-
keit zu Land und Wasser war Ôzaka zum Emporium des japanischen
Binnenhandels besonders geeignet, ja es spielt diese Rolle zum Teil
noch, zumal im Reishandel, obgleich es seit der Eröffnung des Landes,
der Beseitigung des Feudalsystems und Verlegung der kaiserlichen
Residenz nach Tôkio (Yedo) viel eingebüsst hat. In Ôzaka befanden
sich die meisten Toiya’s oder Grosshändler mit zum Theil sehr aus-
gedehnten Geschäfts- und Lagerräumen. Hier hatte jeder Daimiô sein
Kura-yashiki oder officielles Handelshaus, das ihn vertrat und seine
Geschäfte besorgte. Dasselbe galt von den Industriellen in Kiôto.
Daraus entwickelte sich neben dem Waarenverkehr auch ein lebhaftes
Geldgeschäft. Ôzaka besass nicht blos die grössten und reichsten
Reis-, Thee- und Seidenhändler, sondern auch die meisten Bankge-
schäfte. Zum direkten Aussenhandel eignet es sich wegen der Seich-
tigkeit seines Hafens fast eben so wenig wie Tôkio. Wie für dieses
das mit einer Stunde Eisenbahnfahrt zu erreichende Yokohama mit
seinem vortrefflichen Hafen eintritt, so hat für Kiôto und Ôzaka das
*) Die hohe Ausfuhrsumme des Jahres 1865 bei geringem Tonnengehalt des
Schiffsverkehrs erklärt sich durch die damals enorm gestiegenen Preise der Seide.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/689>, abgerufen am 24.11.2024.
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