bei Siebold, noch bei Kinch, noch kenne ich eine japanische Ab- bildung desselben.
Die Aussaat der verschiedenen Hirsearten in Rillen (seltener auf Beeten zum späteren Verpflanzen) erfolgt April--Juni, die Ernte im September und October. Es kommen hier in Betracht:
4) Die gewöhnliche oder Rispenhirse, japanisch Kibi (Pa- nicum miliaceum L.), welche in viel beschränkterem Maasse gebaut wird, als die beiden folgenden.
5) Die Kolben- oder italienische Hirse, japanisch Awa (Pa- nicum italicum L., P. verticillatum Th., Setaria italica Kunth), ein auf trockenem, leichtem Lande, zumal in den Gebirgsgegenden, gleich der folgenden Art überaus häufig angebautes Getreide, das durch seine dichten cylindrischen, hängenden Rispen leicht in die Augen fällt. Es gibt ziemlich viele Varietäten, worunter diejenigen, welche durch vorstehende, unfruchtbare, borstenförmige Blüthenstielchen wie kurz- begrannt erscheinen, vorwiegen. Das gelbe, süsse Mehl der kleinen Samen hat als Nahrungsmittel eine hohe Bedeutung, auch in China.
6) Hahnenfusshirse, Hiye, bei Thunberg Ko-kibi d. h. kleine Hirse (Panicum Crus-galli L., P. corvi Thunb., Oplismenus Crus- galli Kunth). Unter demselben Namen Hiye wird auch noch Pa- nicum frumentaceum Roxb. (Oplismenus Kunth) gebaut, doch sel- tener als die vorige Art.
7) Fingerhirse japanisch Kamomata-kibi oder Shishi-hiye und Nora-hiye (Eleusine coracana Gaertn., Cynosurus coracanus L.). In einigen Theilen Indiens, z. B. in Mysore und dem Punjab, wird dieses genügsame, kleinsamige Getreide unter dem Namen Raggi viel gebaut und liefert dem armen Mann ein werthvolles Nahrungs- mittel. In Japan tritt es hinter die beiden vorerwähnten (Awa und Hiye) ganz zurück, so dass man tagelang das Land durchstreifen kann, ohne ihm zu begegnen. Ich traf es in Echigo nach der Ernte, wo man die niedrigen Halme stehen gelassen und nur die Spitzen mit den fingerförmig zusammenstehenden 3--5 Aehren abgeschnitten hatte, sodann in Kaga, wo es die Bauern Kamoashi und Kamo-mata- kibi nannten und das Mehl dem Ko-mugi-no-ko (Weizenmehl) für kleine Teigkuchen vorzogen. An andern Orten hörte ich den Namen Sankaku-hiye, d. h. dreieckige (dreikantige) hiye, welcher sich jedenfalls auf den dreikantigen Halm bezieht. Bei Thunberg und Kaempfer finden sich die japanischen Benennungen Kokusa und Nanban-kibi d. h. Barbarenhirse.
8) Mohrenhirse oder Durrah, japanisch Morokoshi (Sorghum vulgare Pers., Holcus Sorghum L.), auch Taka-kibi (hohe Hirse) ge-
2. Nährpflanzen.
bei Siebold, noch bei Kinch, noch kenne ich eine japanische Ab- bildung desselben.
Die Aussaat der verschiedenen Hirsearten in Rillen (seltener auf Beeten zum späteren Verpflanzen) erfolgt April—Juni, die Ernte im September und October. Es kommen hier in Betracht:
4) Die gewöhnliche oder Rispenhirse, japanisch Kibi (Pa- nicum miliaceum L.), welche in viel beschränkterem Maasse gebaut wird, als die beiden folgenden.
5) Die Kolben- oder italienische Hirse, japanisch Awa (Pa- nicum italicum L., P. verticillatum Th., Setaria italica Kunth), ein auf trockenem, leichtem Lande, zumal in den Gebirgsgegenden, gleich der folgenden Art überaus häufig angebautes Getreide, das durch seine dichten cylindrischen, hängenden Rispen leicht in die Augen fällt. Es gibt ziemlich viele Varietäten, worunter diejenigen, welche durch vorstehende, unfruchtbare, borstenförmige Blüthenstielchen wie kurz- begrannt erscheinen, vorwiegen. Das gelbe, süsse Mehl der kleinen Samen hat als Nahrungsmittel eine hohe Bedeutung, auch in China.
6) Hahnenfusshirse, Hiye, bei Thunberg Ko-kibi d. h. kleine Hirse (Panicum Crus-galli L., P. corvi Thunb., Oplismenus Crus- galli Kunth). Unter demselben Namen Hiye wird auch noch Pa- nicum frumentaceum Roxb. (Oplismenus Kunth) gebaut, doch sel- tener als die vorige Art.
7) Fingerhirse japanisch Kamomata-kibi oder Shishi-hiye und Nora-hiye (Eleusine coracana Gaertn., Cynosurus coracanus L.). In einigen Theilen Indiens, z. B. in Mysore und dem Punjab, wird dieses genügsame, kleinsamige Getreide unter dem Namen Raggi viel gebaut und liefert dem armen Mann ein werthvolles Nahrungs- mittel. In Japan tritt es hinter die beiden vorerwähnten (Awa und Hiye) ganz zurück, so dass man tagelang das Land durchstreifen kann, ohne ihm zu begegnen. Ich traf es in Echigo nach der Ernte, wo man die niedrigen Halme stehen gelassen und nur die Spitzen mit den fingerförmig zusammenstehenden 3—5 Aehren abgeschnitten hatte, sodann in Kaga, wo es die Bauern Kamoashi und Kamo-mata- kibi nannten und das Mehl dem Ko-mugi-no-ko (Weizenmehl) für kleine Teigkuchen vorzogen. An andern Orten hörte ich den Namen Sankaku-hiye, d. h. dreieckige (dreikantige) hiye, welcher sich jedenfalls auf den dreikantigen Halm bezieht. Bei Thunberg und Kaempfer finden sich die japanischen Benennungen Kokusa und Nanban-kibi d. h. Barbarenhirse.
8) Mohrenhirse oder Durrah, japanisch Morokoshi (Sorghum vulgare Pers., Holcus Sorghum L.), auch Taka-kibi (hohe Hirse) ge-
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2. Nährpflanzen.
bei Siebold, noch bei Kinch, noch kenne ich eine japanische Ab-
bildung desselben.
Die Aussaat der verschiedenen Hirsearten in Rillen (seltener auf
Beeten zum späteren Verpflanzen) erfolgt April—Juni, die Ernte im
September und October. Es kommen hier in Betracht:
4) Die gewöhnliche oder Rispenhirse, japanisch Kibi (Pa-
nicum miliaceum L.), welche in viel beschränkterem Maasse gebaut
wird, als die beiden folgenden.
5) Die Kolben- oder italienische Hirse, japanisch Awa (Pa-
nicum italicum L., P. verticillatum Th., Setaria italica Kunth), ein auf
trockenem, leichtem Lande, zumal in den Gebirgsgegenden, gleich der
folgenden Art überaus häufig angebautes Getreide, das durch seine
dichten cylindrischen, hängenden Rispen leicht in die Augen fällt.
Es gibt ziemlich viele Varietäten, worunter diejenigen, welche durch
vorstehende, unfruchtbare, borstenförmige Blüthenstielchen wie kurz-
begrannt erscheinen, vorwiegen. Das gelbe, süsse Mehl der kleinen
Samen hat als Nahrungsmittel eine hohe Bedeutung, auch in China.
6) Hahnenfusshirse, Hiye, bei Thunberg Ko-kibi d. h.
kleine Hirse (Panicum Crus-galli L., P. corvi Thunb., Oplismenus Crus-
galli Kunth). Unter demselben Namen Hiye wird auch noch Pa-
nicum frumentaceum Roxb. (Oplismenus Kunth) gebaut, doch sel-
tener als die vorige Art.
7) Fingerhirse japanisch Kamomata-kibi oder Shishi-hiye
und Nora-hiye (Eleusine coracana Gaertn., Cynosurus coracanus L.).
In einigen Theilen Indiens, z. B. in Mysore und dem Punjab, wird
dieses genügsame, kleinsamige Getreide unter dem Namen Raggi
viel gebaut und liefert dem armen Mann ein werthvolles Nahrungs-
mittel. In Japan tritt es hinter die beiden vorerwähnten (Awa und
Hiye) ganz zurück, so dass man tagelang das Land durchstreifen kann,
ohne ihm zu begegnen. Ich traf es in Echigo nach der Ernte, wo
man die niedrigen Halme stehen gelassen und nur die Spitzen mit
den fingerförmig zusammenstehenden 3—5 Aehren abgeschnitten hatte,
sodann in Kaga, wo es die Bauern Kamoashi und Kamo-mata-
kibi nannten und das Mehl dem Ko-mugi-no-ko (Weizenmehl) für
kleine Teigkuchen vorzogen. An andern Orten hörte ich den Namen
Sankaku-hiye, d. h. dreieckige (dreikantige) hiye, welcher sich
jedenfalls auf den dreikantigen Halm bezieht. Bei Thunberg
und Kaempfer finden sich die japanischen Benennungen Kokusa
und Nanban-kibi d. h. Barbarenhirse.
8) Mohrenhirse oder Durrah, japanisch Morokoshi (Sorghum
vulgare Pers., Holcus Sorghum L.), auch Taka-kibi (hohe Hirse) ge-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/79>, abgerufen am 24.11.2024.
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