nannt, hat für Japan nur geringe Bedeutung. Man findet dieses Ge- treide selten anders als an den Feldrändern, die es in einer Reihe umgürtet, doch nur ausnahmsweise. Es wird im April auf einem Saatbeete gezogen, später, wenn es etwa 15 cm Höhe erreicht hat, in Abständen von 25--30 cm verpflanzt und im September geerntet. Gleiches gilt von der in Norditalien so häufig angebauten, langrispi- gen Form, aus deren Rispen man auch in Ostasien Besen verfertigt.
9) Hiobsthränen, japanisch Dzudzu-dama und Yokui-nin (Coix Lacryma Jobi L.). Man findet dieses diöcische, dem Mais ver- wandte Getreide beinahe immer in der Nähe der Häuser auf kleinen, etwas feuchten Beeten. Die knochenharten ellipsoidischen Samen dienen wenig zur Nahrung, sondern zur Anfertigung buddhistischer Rosenkränze, die jedoch nur ausnahmsweise daraus gemacht werden. Ob das Thränengras in Japan auch zur Darstellung von Matten, wie bei Canton (siehe Scherzer), Verwendung findet, ist mir nicht bekannt.
10) Der Mais (Zea Mais L.) wird von den Japanern To-moro- koshi, To-kibi und Nanban-kibi genannt. Von den drei her- vorragendsten Geschenken, welche die neue Welt der alten im 16. Jahrhundert darbot, wurde der Tabak am freudigsten begrüsst und fand am raschesten Eingang und Verbreitung unter den verschieden- sten Völkern der Erde. Ihm folgte der Mais, dann erst die Kartoffel. Diese trat ihre östliche Wanderung erst spät an, schritt langsam vor und erwarb sich ausser Europa nur unter den Maori Neuseelands warme Freunde. Der Mais bot in seinen halbreifen Fruchtkolben eine reinliche, rasch (durch Rösten oder Kochen) und ohne besondere Mühe benutzbare Nahrung von süsslichem Geschmack, welcher den Völkern Afrikas und Asiens mehr zusagt, als der strengere unserer gewöhn- lichen Kartoffel, und so erklärt sich seine raschere Verbreitung über die ihm günstigen Klimate leicht.
Hierzu kommt, dass er sich mit seinen verschiedenen Abarten, wie wenig andere Gewächse, innerhalb einer weiten Zone mannig- faltig gestalteten Klima- und Bodenverhältnissen accommodiert, vom Aequator bis etwa zum 50. Breitengrade in Nordamerika wie in Eu- ropa, und bis zum 40. Parallel auf der südlichen Hemisphäre, von den feuchtheissen Gestaden der mexikanischen Ostküste bis zum Plateau des Anahuac und der Steppe von Utah, wo nur künstliche Bewässe- rung seine Cultur ermöglicht.
Gleich dem Reis ist auch der Mais ein Sommergewächs, beschei- dener zwar als dieser in seinen Ansprüchen an Wärme und Feuch- tigkeit, doch immerhin in höherem Grade davon abhängig, als unsere europäischen Getreidearten. Zum Reifen seiner Körner bedarf er
I. Land- und Forstwirthschaft.
nannt, hat für Japan nur geringe Bedeutung. Man findet dieses Ge- treide selten anders als an den Feldrändern, die es in einer Reihe umgürtet, doch nur ausnahmsweise. Es wird im April auf einem Saatbeete gezogen, später, wenn es etwa 15 cm Höhe erreicht hat, in Abständen von 25—30 cm verpflanzt und im September geerntet. Gleiches gilt von der in Norditalien so häufig angebauten, langrispi- gen Form, aus deren Rispen man auch in Ostasien Besen verfertigt.
9) Hiobsthränen, japanisch Dzudzu-dama und Yokui-nin (Coix Lacryma Jobi L.). Man findet dieses diöcische, dem Mais ver- wandte Getreide beinahe immer in der Nähe der Häuser auf kleinen, etwas feuchten Beeten. Die knochenharten ellipsoidischen Samen dienen wenig zur Nahrung, sondern zur Anfertigung buddhistischer Rosenkränze, die jedoch nur ausnahmsweise daraus gemacht werden. Ob das Thränengras in Japan auch zur Darstellung von Matten, wie bei Canton (siehe Scherzer), Verwendung findet, ist mir nicht bekannt.
10) Der Mais (Zea Mais L.) wird von den Japanern Tô-moro- koshi, Tô-kibi und Nanban-kibi genannt. Von den drei her- vorragendsten Geschenken, welche die neue Welt der alten im 16. Jahrhundert darbot, wurde der Tabak am freudigsten begrüsst und fand am raschesten Eingang und Verbreitung unter den verschieden- sten Völkern der Erde. Ihm folgte der Mais, dann erst die Kartoffel. Diese trat ihre östliche Wanderung erst spät an, schritt langsam vor und erwarb sich ausser Europa nur unter den Maori Neuseelands warme Freunde. Der Mais bot in seinen halbreifen Fruchtkolben eine reinliche, rasch (durch Rösten oder Kochen) und ohne besondere Mühe benutzbare Nahrung von süsslichem Geschmack, welcher den Völkern Afrikas und Asiens mehr zusagt, als der strengere unserer gewöhn- lichen Kartoffel, und so erklärt sich seine raschere Verbreitung über die ihm günstigen Klimate leicht.
Hierzu kommt, dass er sich mit seinen verschiedenen Abarten, wie wenig andere Gewächse, innerhalb einer weiten Zone mannig- faltig gestalteten Klima- und Bodenverhältnissen accommodiert, vom Aequator bis etwa zum 50. Breitengrade in Nordamerika wie in Eu- ropa, und bis zum 40. Parallel auf der südlichen Hemisphäre, von den feuchtheissen Gestaden der mexikanischen Ostküste bis zum Plateau des Anahuac und der Steppe von Utah, wo nur künstliche Bewässe- rung seine Cultur ermöglicht.
Gleich dem Reis ist auch der Mais ein Sommergewächs, beschei- dener zwar als dieser in seinen Ansprüchen an Wärme und Feuch- tigkeit, doch immerhin in höherem Grade davon abhängig, als unsere europäischen Getreidearten. Zum Reifen seiner Körner bedarf er
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nannt, hat für Japan nur geringe Bedeutung. Man findet dieses Ge-
treide selten anders als an den Feldrändern, die es in einer Reihe
umgürtet, doch nur ausnahmsweise. Es wird im April auf einem
Saatbeete gezogen, später, wenn es etwa 15 cm Höhe erreicht hat,
in Abständen von 25—30 cm verpflanzt und im September geerntet.
Gleiches gilt von der in Norditalien so häufig angebauten, langrispi-
gen Form, aus deren Rispen man auch in Ostasien Besen verfertigt.
9) Hiobsthränen, japanisch Dzudzu-dama und Yokui-nin
(Coix Lacryma Jobi L.). Man findet dieses diöcische, dem Mais ver-
wandte Getreide beinahe immer in der Nähe der Häuser auf kleinen,
etwas feuchten Beeten. Die knochenharten ellipsoidischen Samen
dienen wenig zur Nahrung, sondern zur Anfertigung buddhistischer
Rosenkränze, die jedoch nur ausnahmsweise daraus gemacht werden.
Ob das Thränengras in Japan auch zur Darstellung von Matten, wie bei
Canton (siehe Scherzer), Verwendung findet, ist mir nicht bekannt.
10) Der Mais (Zea Mais L.) wird von den Japanern Tô-moro-
koshi, Tô-kibi und Nanban-kibi genannt. Von den drei her-
vorragendsten Geschenken, welche die neue Welt der alten im 16.
Jahrhundert darbot, wurde der Tabak am freudigsten begrüsst und
fand am raschesten Eingang und Verbreitung unter den verschieden-
sten Völkern der Erde. Ihm folgte der Mais, dann erst die Kartoffel.
Diese trat ihre östliche Wanderung erst spät an, schritt langsam vor
und erwarb sich ausser Europa nur unter den Maori Neuseelands
warme Freunde. Der Mais bot in seinen halbreifen Fruchtkolben eine
reinliche, rasch (durch Rösten oder Kochen) und ohne besondere Mühe
benutzbare Nahrung von süsslichem Geschmack, welcher den Völkern
Afrikas und Asiens mehr zusagt, als der strengere unserer gewöhn-
lichen Kartoffel, und so erklärt sich seine raschere Verbreitung über
die ihm günstigen Klimate leicht.
Hierzu kommt, dass er sich mit seinen verschiedenen Abarten,
wie wenig andere Gewächse, innerhalb einer weiten Zone mannig-
faltig gestalteten Klima- und Bodenverhältnissen accommodiert, vom
Aequator bis etwa zum 50. Breitengrade in Nordamerika wie in Eu-
ropa, und bis zum 40. Parallel auf der südlichen Hemisphäre, von den
feuchtheissen Gestaden der mexikanischen Ostküste bis zum Plateau
des Anahuac und der Steppe von Utah, wo nur künstliche Bewässe-
rung seine Cultur ermöglicht.
Gleich dem Reis ist auch der Mais ein Sommergewächs, beschei-
dener zwar als dieser in seinen Ansprüchen an Wärme und Feuch-
tigkeit, doch immerhin in höherem Grade davon abhängig, als unsere
europäischen Getreidearten. Zum Reifen seiner Körner bedarf er
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/80>, abgerufen am 21.11.2024.
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