sen Ländern benannte, so erging es den Japanern hinsichtlich des Mais und Chinas auch. Das Getreide kam aus diesem Lande, wurde auch theilweise gleich dem Tabak direkt durch Portugiesen eingeführt und zwar in der Periode Tensho (1573--1592 n. Chr.), also zur Zeit des Hideyoshi.
11) Buchweizen (Fagopyrum esculentum Moench, Polygonum Fagopyrum L.), japanisch Soba. Die Heimath dieser weit über die gemässigte Zone der nördlichen Hemisphäre verbreiteten Culturpflanze scheint die Mandschurei und das benachbarte Centralasien zu sein, wo sie nach Maximovicz wild wächst *). Von hier wurde sie frühzeitig über das nordöstliche Monsungebiet, und im Mittelalter durch Mongolen und türkisch-tatarische Völker über Westasien nach Europa gebracht. Bezüglich seiner Cultur und Verwendung schliesst sich der Buchweizen am meisten den Hirsearten an, ist vorwiegend Sommergewächs, wie diese, nimmt gleich ihnen mit leichtem sandi- gem Boden vorlieb und liefert in seinen Samen ein Mehl, das in ähnlicher Weise zu Suppe und Brei, aber auch zu kleinen Kuchen benutzt wird; doch sind diese in Form der beliebten Blinies der Russen und der Buckwheat cakes der Nordamerikaner der japanischen Küche fremd, in welcher eine andere Zubereitungsweise an die Stelle tritt **). Wie bei uns, so fällt auch in Japan die Blüthezeit des Buchweizens in den Nachsommer und Herbst, die Ernte in den Octo- ber. Als Winterfrucht wird er auch, doch nur ausnahmsweise gebaut.
b. Hülsenfrüchte oder Leguminosen.
Die Erzeugnisse des Ackerbaues, welche man unter diesem Collec- tivnamen zusammenfasst, nehmen hinsichtlich ihrer Verbreitung und Bedeutung nächst dem Getreide unstreitig die erste Stelle ein. In ihrem hohen Proteingehalte und Nährwerthe übertreffen sie bei weitem alle andern vegetabilen Nahrungsmittel, nähern sich den Eiern und ersetzen allein oder mit diesen und Fischen vielen Millionen der Erde das Fleisch, vor allem in Ostasien. Der Japaner bezeichnet sie mit dem Namen Mame, der insbesondere verschiedenen Bohnenarten, den wichtigsten und verbreitetsten Vertretern der Familie in Japan, bei- gelegt wird. Ihre Verwendung ist eine verschiedenartigere, als in den meisten andern Ländern. Gekocht bilden viele eine beliebte Zu-
**) E farina hujus placentae rotundae, saepe coloratae, coctae in usum pere- grinantium, in omnibus tabernis venales extant. Thunb., flora japonica pag. 169.
I. Land- und Forstwirthschaft.
sen Ländern benannte, so erging es den Japanern hinsichtlich des Mais und Chinas auch. Das Getreide kam aus diesem Lande, wurde auch theilweise gleich dem Tabak direkt durch Portugiesen eingeführt und zwar in der Periode Tenshô (1573—1592 n. Chr.), also zur Zeit des Hideyôshi.
11) Buchweizen (Fagopyrum esculentum Moench, Polygonum Fagopyrum L.), japanisch Soba. Die Heimath dieser weit über die gemässigte Zone der nördlichen Hemisphäre verbreiteten Culturpflanze scheint die Mandschurei und das benachbarte Centralasien zu sein, wo sie nach Maximovicz wild wächst *). Von hier wurde sie frühzeitig über das nordöstliche Monsungebiet, und im Mittelalter durch Mongolen und türkisch-tatarische Völker über Westasien nach Europa gebracht. Bezüglich seiner Cultur und Verwendung schliesst sich der Buchweizen am meisten den Hirsearten an, ist vorwiegend Sommergewächs, wie diese, nimmt gleich ihnen mit leichtem sandi- gem Boden vorlieb und liefert in seinen Samen ein Mehl, das in ähnlicher Weise zu Suppe und Brei, aber auch zu kleinen Kuchen benutzt wird; doch sind diese in Form der beliebten Blinies der Russen und der Buckwheat cakes der Nordamerikaner der japanischen Küche fremd, in welcher eine andere Zubereitungsweise an die Stelle tritt **). Wie bei uns, so fällt auch in Japan die Blüthezeit des Buchweizens in den Nachsommer und Herbst, die Ernte in den Octo- ber. Als Winterfrucht wird er auch, doch nur ausnahmsweise gebaut.
b. Hülsenfrüchte oder Leguminosen.
Die Erzeugnisse des Ackerbaues, welche man unter diesem Collec- tivnamen zusammenfasst, nehmen hinsichtlich ihrer Verbreitung und Bedeutung nächst dem Getreide unstreitig die erste Stelle ein. In ihrem hohen Proteïngehalte und Nährwerthe übertreffen sie bei weitem alle andern vegetabilen Nahrungsmittel, nähern sich den Eiern und ersetzen allein oder mit diesen und Fischen vielen Millionen der Erde das Fleisch, vor allem in Ostasien. Der Japaner bezeichnet sie mit dem Namen Mame, der insbesondere verschiedenen Bohnenarten, den wichtigsten und verbreitetsten Vertretern der Familie in Japan, bei- gelegt wird. Ihre Verwendung ist eine verschiedenartigere, als in den meisten andern Ländern. Gekocht bilden viele eine beliebte Zu-
**) E farina hujus placentae rotundae, saepe coloratae, coctae in usum pere- grinantium, in omnibus tabernis venales extant. Thunb., flora japonica pag. 169.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
sen Ländern benannte, so erging es den Japanern hinsichtlich des
Mais und Chinas auch. Das Getreide kam aus diesem Lande, wurde
auch theilweise gleich dem Tabak direkt durch Portugiesen eingeführt
und zwar in der Periode Tenshô (1573—1592 n. Chr.), also zur Zeit
des Hideyôshi.
11) Buchweizen (Fagopyrum esculentum Moench, Polygonum
Fagopyrum L.), japanisch Soba. Die Heimath dieser weit über die
gemässigte Zone der nördlichen Hemisphäre verbreiteten Culturpflanze
scheint die Mandschurei und das benachbarte Centralasien zu sein,
wo sie nach Maximovicz wild wächst *). Von hier wurde sie
frühzeitig über das nordöstliche Monsungebiet, und im Mittelalter
durch Mongolen und türkisch-tatarische Völker über Westasien nach
Europa gebracht. Bezüglich seiner Cultur und Verwendung schliesst
sich der Buchweizen am meisten den Hirsearten an, ist vorwiegend
Sommergewächs, wie diese, nimmt gleich ihnen mit leichtem sandi-
gem Boden vorlieb und liefert in seinen Samen ein Mehl, das in
ähnlicher Weise zu Suppe und Brei, aber auch zu kleinen Kuchen
benutzt wird; doch sind diese in Form der beliebten Blinies der
Russen und der Buckwheat cakes der Nordamerikaner der japanischen
Küche fremd, in welcher eine andere Zubereitungsweise an die Stelle
tritt **). Wie bei uns, so fällt auch in Japan die Blüthezeit des
Buchweizens in den Nachsommer und Herbst, die Ernte in den Octo-
ber. Als Winterfrucht wird er auch, doch nur ausnahmsweise gebaut.
b. Hülsenfrüchte oder Leguminosen.
Die Erzeugnisse des Ackerbaues, welche man unter diesem Collec-
tivnamen zusammenfasst, nehmen hinsichtlich ihrer Verbreitung und
Bedeutung nächst dem Getreide unstreitig die erste Stelle ein. In
ihrem hohen Proteïngehalte und Nährwerthe übertreffen sie bei weitem
alle andern vegetabilen Nahrungsmittel, nähern sich den Eiern und
ersetzen allein oder mit diesen und Fischen vielen Millionen der Erde
das Fleisch, vor allem in Ostasien. Der Japaner bezeichnet sie mit
dem Namen Mame, der insbesondere verschiedenen Bohnenarten, den
wichtigsten und verbreitetsten Vertretern der Familie in Japan, bei-
gelegt wird. Ihre Verwendung ist eine verschiedenartigere, als in
den meisten andern Ländern. Gekocht bilden viele eine beliebte Zu-
*) Maximowicz: Primitiae florae Amurensis. Petersburg 1859.
**) E farina hujus placentae rotundae, saepe coloratae, coctae in usum pere-
grinantium, in omnibus tabernis venales extant. Thunb., flora japonica pag. 169.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/84>, abgerufen am 24.11.2024.
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