Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.Von dem Geistlichen Stande. gemeldet/ vnd wie er zur Audientz gestattet/ erstlich den Titul vnd hernachdie contenta auff eine sonderliche Melodey zu singen angefangen/ vnnd wie er vber solche vngewönliche Manier zu suppliciren gefraget/ er ge- antwortet/ daß er solches zu einem Beyspiel thäte/ dann eben wie jhnen dieses seltzam vnnd Närrisch vorkäme/ also käme es Gott auch vor/ wann man demselben vnsere Noth vorsingen vnnd mit musiciren suypliciren wolten. Jch lasse einem jeden seine Meynunge/ gleich einem jeden Narren Derwegen ein bestendiger Schluß zumachen/ daß alles was im Es haben die Alten Kirchen Vätter die Music vnd Lobgesänge in AXIO-
Von dem Geiſtlichen Stande. gemeldet/ vnd wie er zur Audientz geſtattet/ erſtlich den Titul vnd hernachdie contenta auff eine ſonderliche Melodey zu ſingen angefangen/ vnnd wie er vber ſolche vngewoͤnliche Manier zu ſuppliciren gefraget/ er ge- antwortet/ daß er ſolches zu einem Beyſpiel thaͤte/ dann eben wie jhnen dieſes ſeltzam vnnd Naͤrriſch vorkaͤme/ alſo kaͤme es Gott auch vor/ wañ man demſelben vnſere Noth vorſingen vnnd mit muſiciren ſuypliciren wolten. Jch laſſe einem jeden ſeine Meynunge/ gleich einem jeden Narren Derwegen ein beſtendiger Schluß zumachen/ daß alles was im Es haben die Alten Kirchen Vaͤtter die Muſic vnd Lobgeſaͤnge in AXIO-
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Von dem Geiſtlichen Stande.
gemeldet/ vnd wie er zur Audientz geſtattet/ erſtlich den Titul vnd hernach
die contenta auff eine ſonderliche Melodey zu ſingen angefangen/ vnnd
wie er vber ſolche vngewoͤnliche Manier zu ſuppliciren gefraget/ er ge-
antwortet/ daß er ſolches zu einem Beyſpiel thaͤte/ dann eben wie jhnen
dieſes ſeltzam vnnd Naͤrriſch vorkaͤme/ alſo kaͤme es Gott auch vor/ wañ
man demſelben vnſere Noth vorſingen vnnd mit muſiciren ſuypliciren
wolten.
Jch laſſe einem jeden ſeine Meynunge/ gleich einem jeden Narren
ſeine Kolbe die beſte ſeyn/ ſehe aber nicht/ daß die Muſica vocalis vnnd In-
ſtrumentalis vnter die Juͤdiſche Schatten Geſetze eygentlich referiret vnd
bey den Chriſten vnrecht ſeyn ſolte/ in den Kirchen vnd Chriſtlichen Ver-
ſamblungẽ darmit Gott zu loben vñ zu dienen/ zumahlen der Apoſtel S.
Paulus in ſeinem Sendebrieffe an die Epheſer dieſelbe darzu ermahnet/
daß ſie vnter einander reden ſollen von Pſalmen vnnd Lobgeſaͤngen vñ
Geiſtlichen Liedern/ daß ſie ſingen vnd ſpielen ſolten dem Herren in jhrem
Hertzen an die Epheſ. am 5. cap. Solte nun ſolches Spielen vnd Lobſin-
gen zu dem Juͤdiſchen Schatten Geſetz gehoͤren/ wuͤrde es den Verſtand
haben/ als ob der Apoſtel Paulus ſeinen Epheſern befohlen die Juͤdi-
ſche Ceremonien wider hervor zu ſuchen/ vnd GOtt in den abgeſtelten
Schatten Geſetz zu loben vnnd zu dienen/ welches doch die Meynunge
nicht haben kan.
Derwegen ein beſtendiger Schluß zumachen/ daß alles was im
newen Teſtament wiederholet/ nicht zum Schatten Geſetz gehoͤrig/ vnd
dem Chriſtenthumb nicht zuwieder. Der Geiſt Gottes iſt ein frewdi-
ger Geiſt/ will ein frewdig Gott vertrawendes Hertz haben/ vnnd iſt die
Muſica von Gott ſonderlich darzu geordnet/ daß ſie deß Menſchen Hertz
erfrewen ſoll.
Es haben die Alten Kirchen Vaͤtter die Muſic vnd Lobgeſaͤnge in
der Gemein nicht improbiret, ſondern darzu ſchoͤne Hymnos vnnd Ge-
faͤnge/ ſonderlich auff die hohe Feſte ſelber componiret vnd gemachet/ vn-
ter welchen deß Ambroſij vnd Auguſtini/ Te Deum laudamus ein herꝛlich
geiſtreich Stuͤck iſt. Hiervon handelt vnd ſchreibet auch weitleuff-
tig Johann Arnds vom wahren Chriſtenthumb im 2.
Buch c. 41.
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