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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem weltlichen Stande.
von es den Geschmack an sich nimbt/ denselben behält es wol eine gute Zeit vnd ist
schwer darauß zubringen.

(Qua semel est imbuta recens servabit odorem,
Testa din.
)

Der löbliche Fürst Weyland Hertzog Johann Albrecht zu Mecklenburg/ ist in
Vffrichtung seines Testaments sehr sorgfältig gewesen wegen seiner beyden jun-
gen Herrn guter Aufferziehung/ setzet darbey/ daß gute education in der jungen
Fürsten gantzes Leben vnd künfftige Regierung sich erstrecke/ auch nicht weniger
daran/ als einem schweren Bawe/ an der Grundfeste/ gelegen.

Was bey den wildeu Thieren/ Löwen/ Bähren/ Elephanten vnd andern die
education vnd Anweisung thut/ solches bezeuget ja die tägliche Erfahrung/ wel-
ches der kluge Lycurgus seinen Bürgern mit einem solch n Exempel vorgestellet/
daß er zwey junge Hunde von einer Art vnd Zucht erzogen/ den einen zum Jagen
abgerichtet den andern aber nurent zum Fraas bey den Fleischtöpffen gewehnet/
hat sie beyde hernach im Theatro zum Vorschein vnd Probe gebracht/ zwey
Fleischtöpffe vffgesetzet/ vnd daneben einen lebendigen Hasen lauffen lassen/ da
dann der Kuchenhund gleich zum Fleischtopff/ der abgerichtete aber dem Hasen
nachgelauffen. Philippus Cominaeus schreibet von König Ludwig in Franck-
reich dem Eylfften/ daß die gute education, am Burgundischen Hoff/ da ersechs
Jahr in seiner Jugend sich vffhalten müssen/ viel zu seiner guten qualification ge-
than lib. 1. Comment. (Verba Cominaei allegato lib. 1. ita habent. Mea quidem haec
est sententia, ut arbitrer, eam solicitudinem & molestiam, in qua juvenilibus annis
fuit Ludovicus Rexquo tempore deserto patre vixit apud Philippum Burgundiae
Ducem, per annos sex plurimum ei profuit. Nam in eo rerum statu cogebatur ac-
commodare se & servire plurimorum affectibus & providere, ne, quorum opera
carere non poterat, eos offenderet, & hoc quidem boni attulit ei fortunae incle-
mentia. Quod si fuisset educatus ita ut hodie plerique Nobiles per Galliam, arbi-
tror eum ex illis tempestatum fluctibus non fuisse emersurum: Sic enim hodie
complures instituuntur, quasi ad ludum essentfacti & jocum: in vestitu & sermo-
ne nihilfaciunt moderate aut prudenter: literarum nullam cognitionem habent:
viris bonis atque peritis non patet ullus ad eos aditus, &c. Tandem concludit, in-
dubitatum esse, eos, qui in ulla re unquam excelluerunt, mature puerilibus an-
nis ad eam remaccessisse. Totum hoc consistere primum in benefi-
cio Dei, proxime in educatione.

AXIO-
Cc 3

Von dem weltlichen Stande.
von es den Geſchmack an ſich nimbt/ denſelben behaͤlt es wol eine gute Zeit vnd iſt
ſchwer darauß zubringen.

(Qua ſemel eſt imbuta recens ſervabit odorem,
Teſta din.
)

Der loͤbliche Fuͤrſt Weyland Hertzog Johann Albrecht zu Mecklenburg/ iſt in
Vffrichtung ſeines Teſtaments ſehr ſorgfaͤltig geweſen wegen ſeiner beyden jun-
gen Herꝛn guter Aufferziehung/ ſetzet darbey/ daß gute education in der jungen
Fuͤrſten gantzes Leben vnd kuͤnfftige Regierung ſich erſtrecke/ auch nicht weniger
daran/ als einem ſchweren Bawe/ an der Grundfeſte/ gelegen.

Was bey den wildeu Thieren/ Loͤwen/ Baͤhren/ Elephanten vnd andern die
education vnd Anweiſung thut/ ſolches bezeuget ja die taͤgliche Erfahrung/ wel-
ches der kluge Lycurgus ſeinen Buͤrgern mit einem ſolch n Exempel vorgeſtellet/
daß er zwey junge Hunde von einer Art vnd Zucht erzogen/ den einen zum Jagen
abgerichtet den andern aber nurent zum Fraas bey den Fleiſchtoͤpffen gewehnet/
hat ſie beyde hernach im Theatro zum Vorſchein vnd Probe gebracht/ zwey
Fleiſchtoͤpffe vffgeſetzet/ vnd daneben einen lebendigen Haſen lauffen laſſen/ da
dann der Kuchenhund gleich zum Fleiſchtopff/ der abgerichtete aber dem Haſen
nachgelauffen. Philippus Cominæus ſchreibet von Koͤnig Ludwig in Franck-
reich dem Eylfften/ daß die gute education, am Burgundiſchen Hoff/ da erſechs
Jahr in ſeiner Jugend ſich vffhalten muͤſſen/ viel zu ſeiner guten qualification ge-
than lib. 1. Comment. (Verba Cominæi allegato lib. 1. ita habent. Mea quidem hæc
eſt ſententia, ut arbitrer, eam ſolicitudinem & moleſtiam, in qua juvenilibus annis
fuit Ludovicus Rexquo tempore deſerto patre vixit apud Philippum Burgundiæ
Ducem, per annos ſex plurimum ei profuit. Nam in eo rerum ſtatu cogebatur ac-
commodare ſe & ſervire plurimorum affectibus & providere, ne, quorum opera
carere non poterat, eos offenderet, & hoc quidem boni attulit ei fortunæ incle-
mentia. Quod ſi fuiſſet educatus ita ut hodiè pleriq́ue Nobiles per Galliam, arbi-
tror eum ex illis tempeſtatum fluctibus non fuiſſe emerſurum: Sic enim hodiè
complures inſtituuntur, quaſi ad ludum eſſentfacti & jocum: in veſtitu & ſermo-
ne nihilfaciunt moderatè aut prudenter: literarum nullam cognitionem habent:
viris bonis atque peritis non patet ullus ad eos aditus, &c. Tandem concludit, in-
dubitatum eſſe, eos, qui in ulla re unquam excelluerunt, maturè puerilibus an-
nis ad eam remacceſſiſſe. Totum hoc conſiſtere primum in benefi-
cio Dei, proximè in educatione.

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Cc 3
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[21/0207] Von dem weltlichen Stande. von es den Geſchmack an ſich nimbt/ denſelben behaͤlt es wol eine gute Zeit vnd iſt ſchwer darauß zubringen. (Qua ſemel eſt imbuta recens ſervabit odorem, Teſta din.) Der loͤbliche Fuͤrſt Weyland Hertzog Johann Albrecht zu Mecklenburg/ iſt in Vffrichtung ſeines Teſtaments ſehr ſorgfaͤltig geweſen wegen ſeiner beyden jun- gen Herꝛn guter Aufferziehung/ ſetzet darbey/ daß gute education in der jungen Fuͤrſten gantzes Leben vnd kuͤnfftige Regierung ſich erſtrecke/ auch nicht weniger daran/ als einem ſchweren Bawe/ an der Grundfeſte/ gelegen. Was bey den wildeu Thieren/ Loͤwen/ Baͤhren/ Elephanten vnd andern die education vnd Anweiſung thut/ ſolches bezeuget ja die taͤgliche Erfahrung/ wel- ches der kluge Lycurgus ſeinen Buͤrgern mit einem ſolch n Exempel vorgeſtellet/ daß er zwey junge Hunde von einer Art vnd Zucht erzogen/ den einen zum Jagen abgerichtet den andern aber nurent zum Fraas bey den Fleiſchtoͤpffen gewehnet/ hat ſie beyde hernach im Theatro zum Vorſchein vnd Probe gebracht/ zwey Fleiſchtoͤpffe vffgeſetzet/ vnd daneben einen lebendigen Haſen lauffen laſſen/ da dann der Kuchenhund gleich zum Fleiſchtopff/ der abgerichtete aber dem Haſen nachgelauffen. Philippus Cominæus ſchreibet von Koͤnig Ludwig in Franck- reich dem Eylfften/ daß die gute education, am Burgundiſchen Hoff/ da erſechs Jahr in ſeiner Jugend ſich vffhalten muͤſſen/ viel zu ſeiner guten qualification ge- than lib. 1. Comment. (Verba Cominæi allegato lib. 1. ita habent. Mea quidem hæc eſt ſententia, ut arbitrer, eam ſolicitudinem & moleſtiam, in qua juvenilibus annis fuit Ludovicus Rexquo tempore deſerto patre vixit apud Philippum Burgundiæ Ducem, per annos ſex plurimum ei profuit. Nam in eo rerum ſtatu cogebatur ac- commodare ſe & ſervire plurimorum affectibus & providere, ne, quorum opera carere non poterat, eos offenderet, & hoc quidem boni attulit ei fortunæ incle- mentia. Quod ſi fuiſſet educatus ita ut hodiè pleriq́ue Nobiles per Galliam, arbi- tror eum ex illis tempeſtatum fluctibus non fuiſſe emerſurum: Sic enim hodiè complures inſtituuntur, quaſi ad ludum eſſentfacti & jocum: in veſtitu & ſermo- ne nihilfaciunt moderatè aut prudenter: literarum nullam cognitionem habent: viris bonis atque peritis non patet ullus ad eos aditus, &c. Tandem concludit, in- dubitatum eſſe, eos, qui in ulla re unquam excelluerunt, maturè puerilibus an- nis ad eam remacceſſiſſe. Totum hoc conſiſtere primum in benefi- cio Dei, proximè in educatione. AXIO- Cc 3

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/207>, abgerufen am 21.11.2024.