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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem weltlichen Stande.
weiß als der ander. (2) Bey dem einen gucket er wenig vnd kaum mit(2) Sine
vitiis ne-
mo nasci-
tur: opti-
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est, qui
minimis
urgetur.
Plin.
Nemo ad-
huc exti-
rit, cuius
virtutes
nullo vi-
tiorum
confinio
laederen-
tur. Idem
Plin. in
Panegyr.
Et vitia
erunt, do-
nechomi-
nes, inquit
Tacit.
-- Se-
mel insa-
nivimus
omnes.

den Augen/ bey einem andern etwas weiter/ vnd so forthan/ biß er mit
Nasen vnd Ohren/ auch wol mit den Achseln vnd Leibe hervor kompt/
vnd sich wol gar in vollständiger postur sehen lässet. (3) Vnd dahero
Hiob recht saget: Siehe vnder den Heiligen Gottes ist keiner ohne Ta-
del. Cap 15. v. 15. Ja vnder seinen Botten findet er Thorheit. Hiob. Cap.
4. v. 18. Grosse Leuthe fehlen auch/ sie wägen weniger dann nichts so viel
jhrer ist/ Psalm. 62. v. 10. Bey vnser ersten Mutter der Eva gucket der
Geck ziemblich starck hervor/ wie sie den Cain gebahre/ daß sie sich einbil-
dete/ es wäre der Mann der Herr oder der Messias. Genes. Cap. 4. Noah
hatte das praedicat daß er ein Prediger der Gerechtigkeit war/ dannoch
hatte er auch seinen Gecken/ in dem er sich voll Weins tranck vnd in der
Hütten auffgedecket lag. Gen. Cap. 9. v. 21. Loth machete es noch ärger/
als er nach überflüssigem Trunck seine eygene Töchter schwängerte. Gen.
Cap. 19. Abraham der Vatter aller Gläubigen begieng auch einen ziemb-
lichen Fehler/ wie er auß Furcht sein Weib Sara fur seine Schwester
außgabe/ dardurch sie bald in Gefahr jhrer Zucht vnd Keuschheit/ wann
es Gott sonderlich nicht verhütet/ gerathen können. Genes. Cap. 12. v. 11.
& seqq. vid. Luth. ad h. cap. Deßgleichenthat Jsaac auch mit seiner Lieb-
sten der Rebecca. Gen. Cap. 26. Der Hohepriester Aaron hatte auch nicht
wenig vom Narren gefressen/ wie er sich sambt seinem Weibe wider Mo-
sen empörete/ welches er hernacher wol erkandt vnd bekandte/ wie er sei-
nem Bruder Mosi die Abbitt thate vnd sprach: Wir haben närrisch ge-
than 4. B. Mos. 12. v. 11. David der Mann nach dem Willen Gottes/
ließ den Gecken gar zu weit herauß gucken/ wie er in seinem Königlichen(3) Quis-
que suum
gremio
stultum
gerit, opti-
mus ille
est,
Quine
promineat
dissimula-
re potest.

Kein wei-
ser Mann
ward je
genande
Bey dem
sich nicht
ein Thorheit fandt. Froschmäußl. part. 4. cap. 4.

Pallast auff der Altan oder Gallerie spatzirte/ die schöne Bathsebam sich
wäschen sahe/ sie zu sich ließ hohlen vnd beschlieff/ daneben jhren frommen
Eheman Vriam durch das Schwerdt der Kinder Ammon hinrichtete.
2. Samuel. Cap. 11. & Cap. 12. v. 9. welches er hernacher wol erkandt vnd
gesprochen/ meine Wunden stincken vnd eitern vor Thorheit/ Psalm. 38.
Salomon der Weise/ konte endlich seinen Gecken auch nicht verbergen/
da er sich in seinem hohen Alter gar zu sehr in der abgöttischen Heydni-
schen Weiber Liebe vertieffte. 1. Reg. Cap. 11. Die Mutter der Kinder Ze-
bedei/ war auch mit diesem Gast beladen/ wie sie von Christo begehrte/
daß jhre beyde Söhne hoch möchten ans Breth kommen/ der eine zur
Rechten vnd der ander zur Lincken sitzen. Matth. Cap. 20. v. 20. Petrus
vnd andere Apostel wie sie vnder einander von dem Primat vnd Vorsitz

sich
Ccc

Von dem weltlichen Stande.
weiß als der ander. (2) Bey dem einen gucket er wenig vnd kaum mit(2) Sine
vitiis ne-
mo naſci-
tur: opti-
musille
eſt, qui
minimis
urgetur.
Plin.
Nemo ad-
huc exti-
rit, cuius
virtutes
nullo vi-
tiorum
confinio
læderen-
tur. Idem
Plin. in
Panegyr.
Et vitia
erunt, do-
nechomi-
nes, inquit
Tacit.
— Se-
mel inſa-
nivimus
omnes.

den Augen/ bey einem andern etwas weiter/ vnd ſo forthan/ biß er mit
Naſen vnd Ohren/ auch wol mit den Achſeln vnd Leibe hervor kompt/
vnd ſich wol gar in vollſtaͤndiger poſtur ſehen laͤſſet. (3) Vnd dahero
Hiob recht ſaget: Siehe vnder den Heiligen Gottes iſt keiner ohne Ta-
del. Cap 15. v. 15. Ja vnder ſeinen Botten findet er Thorheit. Hiob. Cap.
4. v. 18. Groſſe Leuthe fehlen auch/ ſie waͤgen weniger dann nichts ſo viel
jhrer iſt/ Pſalm. 62. v. 10. Bey vnſer erſten Mutter der Eva gucket der
Geck ziemblich ſtarck hervor/ wie ſie den Cain gebahre/ daß ſie ſich einbil-
dete/ es waͤre der Mann der Herꝛ oder der Meſſias. Geneſ. Cap. 4. Noah
hatte das prædicat daß er ein Prediger der Gerechtigkeit war/ dannoch
hatte er auch ſeinen Gecken/ in dem er ſich voll Weins tranck vnd in der
Huͤtten auffgedecket lag. Gen. Cap. 9. v. 21. Loth machete es noch aͤrger/
als er nach uͤberfluͤſſigem Trunck ſeine eygene Toͤchter ſchwaͤngerte. Gen.
Cap. 19. Abraham der Vatter aller Glaͤubigẽ begieng auch einen ziemb-
lichen Fehler/ wie er auß Furcht ſein Weib Sara fůr ſeine Schweſter
außgabe/ dardurch ſie bald in Gefahr jhrer Zucht vnd Keuſchheit/ wann
es Gott ſonderlich nicht verhuͤtet/ gerathen koͤnnen. Geneſ. Cap. 12. v. 11.
& ſeqq. vid. Luth. ad h. cap. Deßgleichenthat Jſaac auch mit ſeiner Lieb-
ſten der Rebecca. Gen. Cap. 26. Der Hoheprieſter Aaron hatte auch nicht
wenig vom Narren gefreſſen/ wie er ſich ſambt ſeinem Weibe wider Mo-
ſen empoͤrete/ welches er hernacher wol erkandt vnd bekandte/ wie er ſei-
nem Bruder Moſi die Abbitt thate vnd ſprach: Wir haben naͤrriſch ge-
than 4. B. Moſ. 12. v. 11. David der Mann nach dem Willen Gottes/
ließ den Gecken gar zu weit herauß gucken/ wie er in ſeinem Koͤniglichen(3) Quiſ-
que ſuum
gremio
ſtultum
gerit, opti-
mus ille
eſt,
Quine
promineat
diſſimula-
re poteſt.

Kein wei-
ſer Mann
ward je
genande
Bey dem
ſich nicht
ein Thorheit fandt. Froſchmaͤußl. part. 4. cap. 4.

Pallaſt auff der Altan oder Gallerie ſpatzirte/ die ſchoͤne Bathſebam ſich
waͤſchen ſahe/ ſie zu ſich ließ hohlen vnd beſchlieff/ daneben jhren frommen
Eheman Vriam durch das Schwerdt der Kinder Ammon hinrichtete.
2. Samuel. Cap. 11. & Cap. 12. v. 9. welches er hernacher wol erkandt vnd
geſprochen/ meine Wunden ſtincken vnd eitern vor Thorheit/ Pſalm. 38.
Salomon der Weiſe/ konte endlich ſeinen Gecken auch nicht verbergen/
da er ſich in ſeinem hohen Alter gar zu ſehr in der abgoͤttiſchen Heydni-
ſchen Weiber Liebe vertieffte. 1. Reg. Cap. 11. Die Mutter der Kinder Ze-
bedei/ war auch mit dieſem Gaſt beladen/ wie ſie von Chriſto begehrte/
daß jhre beyde Soͤhne hoch moͤchten ans Breth kommen/ der eine zur
Rechten vnd der ander zur Lincken ſitzen. Matth. Cap. 20. v. 20. Petrus
vnd andere Apoſtel wie ſie vnder einander von dem Primat vnd Vorſitz

ſich
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[201/0387] Von dem weltlichen Stande. weiß als der ander. (2) Bey dem einen gucket er wenig vnd kaum mit den Augen/ bey einem andern etwas weiter/ vnd ſo forthan/ biß er mit Naſen vnd Ohren/ auch wol mit den Achſeln vnd Leibe hervor kompt/ vnd ſich wol gar in vollſtaͤndiger poſtur ſehen laͤſſet. (3) Vnd dahero Hiob recht ſaget: Siehe vnder den Heiligen Gottes iſt keiner ohne Ta- del. Cap 15. v. 15. Ja vnder ſeinen Botten findet er Thorheit. Hiob. Cap. 4. v. 18. Groſſe Leuthe fehlen auch/ ſie waͤgen weniger dann nichts ſo viel jhrer iſt/ Pſalm. 62. v. 10. Bey vnſer erſten Mutter der Eva gucket der Geck ziemblich ſtarck hervor/ wie ſie den Cain gebahre/ daß ſie ſich einbil- dete/ es waͤre der Mann der Herꝛ oder der Meſſias. Geneſ. Cap. 4. Noah hatte das prædicat daß er ein Prediger der Gerechtigkeit war/ dannoch hatte er auch ſeinen Gecken/ in dem er ſich voll Weins tranck vnd in der Huͤtten auffgedecket lag. Gen. Cap. 9. v. 21. Loth machete es noch aͤrger/ als er nach uͤberfluͤſſigem Trunck ſeine eygene Toͤchter ſchwaͤngerte. Gen. Cap. 19. Abraham der Vatter aller Glaͤubigẽ begieng auch einen ziemb- lichen Fehler/ wie er auß Furcht ſein Weib Sara fůr ſeine Schweſter außgabe/ dardurch ſie bald in Gefahr jhrer Zucht vnd Keuſchheit/ wann es Gott ſonderlich nicht verhuͤtet/ gerathen koͤnnen. Geneſ. Cap. 12. v. 11. & ſeqq. vid. Luth. ad h. cap. Deßgleichenthat Jſaac auch mit ſeiner Lieb- ſten der Rebecca. Gen. Cap. 26. Der Hoheprieſter Aaron hatte auch nicht wenig vom Narren gefreſſen/ wie er ſich ſambt ſeinem Weibe wider Mo- ſen empoͤrete/ welches er hernacher wol erkandt vnd bekandte/ wie er ſei- nem Bruder Moſi die Abbitt thate vnd ſprach: Wir haben naͤrriſch ge- than 4. B. Moſ. 12. v. 11. David der Mann nach dem Willen Gottes/ ließ den Gecken gar zu weit herauß gucken/ wie er in ſeinem Koͤniglichen Pallaſt auff der Altan oder Gallerie ſpatzirte/ die ſchoͤne Bathſebam ſich waͤſchen ſahe/ ſie zu ſich ließ hohlen vnd beſchlieff/ daneben jhren frommen Eheman Vriam durch das Schwerdt der Kinder Ammon hinrichtete. 2. Samuel. Cap. 11. & Cap. 12. v. 9. welches er hernacher wol erkandt vnd geſprochen/ meine Wunden ſtincken vnd eitern vor Thorheit/ Pſalm. 38. Salomon der Weiſe/ konte endlich ſeinen Gecken auch nicht verbergen/ da er ſich in ſeinem hohen Alter gar zu ſehr in der abgoͤttiſchen Heydni- ſchen Weiber Liebe vertieffte. 1. Reg. Cap. 11. Die Mutter der Kinder Ze- bedei/ war auch mit dieſem Gaſt beladen/ wie ſie von Chriſto begehrte/ daß jhre beyde Soͤhne hoch moͤchten ans Breth kommen/ der eine zur Rechten vnd der ander zur Lincken ſitzen. Matth. Cap. 20. v. 20. Petrus vnd andere Apoſtel wie ſie vnder einander von dem Primat vnd Vorſitz ſich (2) Sine vitiis ne- mo naſci- tur: opti- musille eſt, qui minimis urgetur. Plin. Nemo ad- huc exti- rit, cuius virtutes nullo vi- tiorum confinio læderen- tur. Idem Plin. in Panegyr. Et vitia erunt, do- nechomi- nes, inquit Tacit. — Se- mel inſa- nivimus omnes. (3) Quiſ- que ſuum gremio ſtultum gerit, opti- mus ille eſt, Quine promineat diſſimula- re poteſt. Kein wei- ſer Mann ward je genande Bey dem ſich nicht ein Thorheit fandt. Froſchmaͤußl. part. 4. cap. 4. Ccc

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/387>, abgerufen am 22.11.2024.