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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem Weltlichen Stande.
halten oder gar auß dem Wege raumen solte/ aber Alexander wolte dieser
trewloser Leuthe Rath nit hören/ sondern hielt fest vber sein Königliches
Wort vnd that Jonathan grosse Ehre an. 1. Macchab. c. 10. v. 59.



AXIOMA CLXIII.
Man muß in wichtigen Händeln/ sonderlich im
Kriege weder Feinden/ Freunden oder Bundes-
genossen leichtlich oder zuviel trawen.
(1.)(1.) Vigila
& diffidere
memento,
hi sunt
nervi Pru-
dentiae, re-
cte dixit
Epichar-
mes.
Omnia tu-
ta, si suspe-
cta ha-
beas, tu-
tiora erut,
& tota hu-
jus mundi
securitas a
diffidentia
dependet,
Notat.
Marselar.
in Tractat
de Legat.
p. 181.
In rebus
ad statum
& Rem-
publicam
pertinen-
tibus, con-
silio non
nisi suo u-
tendum.
esse, prudentes existimant.

ES ist gewiß/ daß die Welt im argen lieget vnd ist voller List vnnd
Betrugs. Der Prophet Obadia schreibet hiervon also: Alle dei-
ne eygene Bundesgenossen werden dich zum Lande hinauß stos-
sen/ die Leuthe auff die du deinen Trost setzest werden dich betrie-
gen vnd vberwältigen/ die dein Brod essen werden dich verrathen ehe du
es mercken wirst. Obad. c. 1. v. 7.

Als David den Saul in seinem Lager vnd Wagenburg schlaffent
vbereylete/ vnnd seinen Spieß vnd Wasser-Becher zu seinen Haupten
hinweg nahme/ gleichwol seiner schonete/ muste der vntrewe Saul deß
Davids Trewe vnd Redligkeit selber erkennen/ vnd wiewol er zu David
sagte/ kom wieder mein Sohn David/ ich will dir kein Leyd fürder thun/
hat doch David diesen deß Sauls Rotemotaden, süssen vnd betriegli-
chen Worten so wenig getrawet/ daß er sich noch viel mehr darumb als
vorhin für jhm gefürchtet/ vnnd in seinem Hertzen gedacht er würde der
Tage eine in Sauls Hände gerathen/ (2.) Derowegen für das sicherste
gehalten/ daß er in der Philister Lande sich falvirte vnnd sich zum König
Achis begeben. 1. Sam. c. 26. & c. 27. dann Salomon recht saget: Wann
dein Feind seine Stimme holdselig machet/ so glaube jhm nicht/ denn es
sind sieben Grewel in seinem Hertzen/ in den Sprichwörtern c. 26. v. 25.

Vnrecht thate Abner daß er dem Joab so viel trawete vnd sich zum
heimlichen vertrawten Gespräche vnterm Thor einstellete vnnd darüber
tückischer Weise erstochen ward. 2. Samuel. c. 3. v. 27.

Amasa trawete dem Joab auch wol wie er zu jhm sagte: Friede sey
mit dir mein Bruder/ vnd jhm einen Kuß praefentirte, Jmmittest jhme
den Degen in den Leib stossete. Sam. c. 20. v. 9. 10.

Nicht
(2.) Vivendum est caute nam fallit Frontis imago
Os nectar promit, mens aconita vomit.

Von dem Weltlichen Stande.
halten oder gar auß dem Wege raumen ſolte/ aber Alexander wolte dieſer
trewloſer Leuthe Rath nit hoͤren/ ſondern hielt feſt vber ſein Koͤnigliches
Wort vnd that Jonathan groſſe Ehre an. 1. Macchab. c. 10. v. 59.



AXIOMA CLXIII.
Man muß in wichtigen Haͤndeln/ ſonderlich im
Kriege weder Feinden/ Freunden oder Bundes-
genoſſen leichtlich oder zuviel trawen.
(1.)(1.) Vigila
& diffidere
memento,
hi ſunt
nervi Pru-
dentiæ, re-
ctè dixit
Epichar-
mes.
Omnia tu-
ta, ſi ſuſpe-
cta ha-
beas, tu-
tiora erũt,
& tota hu-
jus mundi
ſecuritas à
diffidentia
dependet,
Notat.
Marſelar.
in Tractat
de Legat.
p. 181.
In rebus
ad ſtatum
& Rem-
publicam
pertinen-
tibus, con-
ſilio non
niſi ſuo u-
tendum.
eſſe, prudentes exiſtimant.

ES iſt gewiß/ daß die Welt im argen lieget vnd iſt voller Liſt vnnd
Betrugs. Der Prophet Obadia ſchreibet hiervon alſo: Alle dei-
ne eygene Bundesgenoſſen werden dich zum Lande hinauß ſtoſ-
ſen/ die Leuthe auff die du deinen Troſt ſetzeſt werden dich betrie-
gen vnd vberwaͤltigen/ die dein Brod eſſen werden dich verrathen ehe du
es mercken wirſt. Obad. c. 1. v. 7.

Als David den Saul in ſeinem Lager vnd Wagenburg ſchlaffent
vbereylete/ vnnd ſeinen Spieß vnd Waſſer-Becher zu ſeinen Haupten
hinweg nahme/ gleichwol ſeiner ſchonete/ muſte der vntrewe Saul deß
Davids Trewe vnd Redligkeit ſelber erkennen/ vnd wiewol er zu David
ſagte/ kom wieder mein Sohn David/ ich will dir kein Leyd fuͤrder thun/
hat doch David dieſen deß Sauls Rotemõtaden, ſuͤſſen vnd betriegli-
chen Worten ſo wenig getrawet/ daß er ſich noch viel mehr darumb als
vorhin fuͤr jhm gefuͤrchtet/ vnnd in ſeinem Hertzen gedacht er wuͤrde der
Tage eine in Sauls Haͤnde gerathen/ (2.) Derowegen fuͤr das ſicherſte
gehalten/ daß er in der Philiſter Lande ſich falvirte vnnd ſich zum Koͤnig
Achis begeben. 1. Sam. c. 26. & c. 27. dann Salomon recht ſaget: Wann
dein Feind ſeine Stimme holdſelig machet/ ſo glaube jhm nicht/ denn es
ſind ſieben Grewel in ſeinem Hertzen/ in den Sprichwoͤrtern c. 26. v. 25.

Vnrecht thate Abner daß er dem Joab ſo viel trawete vnd ſich zum
heimlichen vertrawten Geſpraͤche vnterm Thor einſtellete vnnd daruͤber
tuͤckiſcher Weiſe erſtochen ward. 2. Samuel. c. 3. v. 27.

Amaſa trawete dem Joab auch wol wie er zu jhm ſagte: Friede ſey
mit dir mein Bruder/ vnd jhm einen Kuß præfentirte, Jmmitteſt jhme
den Degen in den Leib ſtoſſete. Sam. c. 20. v. 9. 10.

Nicht
(2.) Vivendum eſt cautè nam fallit Frontis imago
Os nectar promit, mens aconita vomit.
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[343/0521] Von dem Weltlichen Stande. halten oder gar auß dem Wege raumen ſolte/ aber Alexander wolte dieſer trewloſer Leuthe Rath nit hoͤren/ ſondern hielt feſt vber ſein Koͤnigliches Wort vnd that Jonathan groſſe Ehre an. 1. Macchab. c. 10. v. 59. AXIOMA CLXIII. Man muß in wichtigen Haͤndeln/ ſonderlich im Kriege weder Feinden/ Freunden oder Bundes- genoſſen leichtlich oder zuviel trawen. (1.) ES iſt gewiß/ daß die Welt im argen lieget vnd iſt voller Liſt vnnd Betrugs. Der Prophet Obadia ſchreibet hiervon alſo: Alle dei- ne eygene Bundesgenoſſen werden dich zum Lande hinauß ſtoſ- ſen/ die Leuthe auff die du deinen Troſt ſetzeſt werden dich betrie- gen vnd vberwaͤltigen/ die dein Brod eſſen werden dich verrathen ehe du es mercken wirſt. Obad. c. 1. v. 7. Als David den Saul in ſeinem Lager vnd Wagenburg ſchlaffent vbereylete/ vnnd ſeinen Spieß vnd Waſſer-Becher zu ſeinen Haupten hinweg nahme/ gleichwol ſeiner ſchonete/ muſte der vntrewe Saul deß Davids Trewe vnd Redligkeit ſelber erkennen/ vnd wiewol er zu David ſagte/ kom wieder mein Sohn David/ ich will dir kein Leyd fuͤrder thun/ hat doch David dieſen deß Sauls Rotemõtaden, ſuͤſſen vnd betriegli- chen Worten ſo wenig getrawet/ daß er ſich noch viel mehr darumb als vorhin fuͤr jhm gefuͤrchtet/ vnnd in ſeinem Hertzen gedacht er wuͤrde der Tage eine in Sauls Haͤnde gerathen/ (2.) Derowegen fuͤr das ſicherſte gehalten/ daß er in der Philiſter Lande ſich falvirte vnnd ſich zum Koͤnig Achis begeben. 1. Sam. c. 26. & c. 27. dann Salomon recht ſaget: Wann dein Feind ſeine Stimme holdſelig machet/ ſo glaube jhm nicht/ denn es ſind ſieben Grewel in ſeinem Hertzen/ in den Sprichwoͤrtern c. 26. v. 25. Vnrecht thate Abner daß er dem Joab ſo viel trawete vnd ſich zum heimlichen vertrawten Geſpraͤche vnterm Thor einſtellete vnnd daruͤber tuͤckiſcher Weiſe erſtochen ward. 2. Samuel. c. 3. v. 27. Amaſa trawete dem Joab auch wol wie er zu jhm ſagte: Friede ſey mit dir mein Bruder/ vnd jhm einen Kuß præfentirte, Jmmitteſt jhme den Degen in den Leib ſtoſſete. Sam. c. 20. v. 9. 10. Nicht (2.) Vivendum eſt cautè nam fallit Frontis imago Os nectar promit, mens aconita vomit.

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/521>, abgerufen am 22.11.2024.